Osteochondrom
Pilzförmiger Knochentumor mit aufliegender Knorpelkappe, der metaphysennah wächst. - häufigster gutartiger Knochentumor- Meist tritt er in der 2. Lebensdekade auf. Klinik: - meist in der distalen Femurmetaphyse sowie proximalen Metaphyse von Tibia und Humerus. Diagnostik:- pilzförmige Vorwölbung
Achsenfehler
Genu valgum: Abweichung der frontalen Beinachse in die X-StellungGenu varum: Abweichung der frontalen Beinachse in die O-Stellung - Neugeborene kommen mit einem Genu varum zur Welt. - In den ersten 2-3 Jahren bildet sich eine überschiessende Genu valgum der Beinachse aus. - Aus dieser entwickelt sich anschliessend die physiologische Valgusstellung des Kniegelenks. Therapie: Hemiepiphysiodese
Coxa antetorta
- vermehrte femorale Antetorsion Klinik: - vermehrte Innenrotation in der Hüfte- Einwärtsgang- retropatelläre Schmerzen- vermehrte Belastung Knie lateral- keine Präarthrose
Coxa retrotorta
- vermehrte femorale Retrotorsion Klinik:- verminderte Innenrotation der Hüfte- Auswärtsgang- Leisten-/Knieschmerzen möglich- Bei Innenrotation schlägt Schenkelhals am Pfannenrand an --> Schädigung der Pfanne --> Präarthrose--> Risikofaktor für Epiphysiolysis captitis femoris
Wachstumsschmerzen
Benigne nächtliche Beinschmerzen Definition nach Peterson: - treten ausschliesslich abends oder nachts auf- Auftreten clusterartig mit beschwerdefreien Intervallen- Schmerzen an den Beinen, die Lokalisation wechselt- körperliche Untersuchung unauffällig - Beginn im Vorschulkinder Was passt nicht zur Diagnose?- Alter <2 Jahre- Konstante Lokalisation- Reduzierter AZ- Tägliches Auftreten
Akutes Hinken - Differenzialdiagnose nach Alter
Kleinkinder (1-3 Jahre)- Septische Arthritis/Coxitis- Hüftdysplasie- unbemerkte Frakturen- JIA Kinder (4-10 Jahre)- Morbus Perthes, M. Köhler- Coxitis fugax (keine Auffälligkeiten im Rx im Gegensatz zu Morbus Perthes)- JIA- Ermüdungsfrakturen Adoleszente (11-16 Jahre)- Epiphysiolyse- Morbus Osgood-Schlatter- Anterior knee pain Syndrom- Tarsale Koalitionen- Ermüdungsfrakturen
Osteomyelitis
Infektion des Knochenmarkraums. Akut (<2 Wochen), subakut (3-4 Wochen), chronisch (1-6 Monate). Erreger: - Staphylococcus aureus: Häufigster Erreger - B-Streptokokken (Neugeborene), Haemophilus (Kleinkinder), Pseudomonas (Fuss), Enterobacteriaceae, Pilze (Immundefekt) Klinik:- Allgemeinzustandsverschlechterung, Fieber, Schüttelfrost - Lokale Schmerzen, Druckschmerzen und teigige Weichteilschwellung- Überwärmung und Rötung - Schonhaltung Lokalisation:- Bei Säuglingen: Metaphyse langer Röhrenknochen, Übertritt ins Gelenk - Bei Kindern: Metaphyse langer Röhrenknochen, in der Regel kein Übertritt ins Gelenk - Bei Erwachsenen: Wirbelsäule
Coxitis fugax
Flüchtige Entzündung der Hüfte unklarer Genese - Häufigkeitsgipfel 3.-9. Lebensjahr Klinik:- Beginn: Häufig 1-2 Wochen nach einem viralen Infekt der oberen Atemwege- Ähnliche Symptome wie beim Morbus Perthes- Leisten- und Knieschmerzen- Schmerzbedingt eingeschränkte Beweglichkeit im Hüftgelenk: Insb. Innenrotation Diagnostik:- Eingeschränkte Innenrotation im Hüftgelenk- Blutuntersuchung: BSG, CRP überwiegend im Normbereich- Konventionelles Röntgen (ggf. Lauenstein-Aufnahme): I.d.R. keine Auffälligkeiten (Abgrenzung zum Morbus Perthes)- Sonographie: Intraartikulärer Erguss, der nach einigen Tagen wieder verschwindet - Wichtige Differentialdiagnose: Bakterielle Koxitis - Bei konsequenter Entlastung ist eine Beschwerdefreiheit innerhalb von 7 Tagen die Regel
Epiphyseolysis captitis femoris
Jugendliche Hüftkopflösung i.d.R. dorsokaudal - ♂ > ♀- Hauptmanifestationsalter 12.-16. Lebensjahr Risikofaktoren: Übergewicht, Genetik, Gonadeninsuffizienz Klinik:Epiphyseolysis capitis femoris lenta (90%):- Diffuser Verlauf über mehrere MonateEpiphyseolysis capitis femoris acuta (10%)- Plötzliche Epiphysenlösung- Geht häufig aus der Lenta-Form hervor- Orthopädischer Notfall - Stärkste Schmerzen, ausgeprägtes Hinken evtl. völlige Gehunfähigkeit- Fixiertes scheinbar verkürztes Bein in Aussenrotation und Abduktion - In etwa 50% der Fälle sind beide Hüftgelenke betroffen! Therapie: Immer operativ
Osteosarkom
Häufigster primär maligner Knochentumor - Häufigkeitsgipfel 16.-25. Lebensjahr- ♂>♀- Erhöhte Inzidenz bei Vorliegen eines Retinoblastoms Lokalisation: 60% kniegelenksnahe Metaphysen Metastasierung: Hämatogen! Erst Lunge, dann Skelett Therapie: Neoadjuvante Chemotherapie und Operation (radikale Resektion)- das Osteosarkom ist strahlenresistent
Ewing-Sarkom
Hochmaligner Knochentumor, der von undifferenzierten Mesenchymzellen des Knochenmarks ausgeht - Häufigkeitsgipfel 5.-15. Lebensjahr- ♂>♀ Klinik: Schmerzen, Überwärmung, Schwellung, Fieber Lokalisation: Diaphysen langer Röhrenknochen (v.a. Femur und Tibia)Metastasierung: Lunge, Knochen Diagnostik:- zwiebelschalenartige Abhebung des Periosts- BSG↑, CRP↑, Leukozytose- Biopsie: Kleine, runde Tumorzellen mit PAS-positiven Glykogenablagerungen, meist CD99 positiv Therapie:Neoadjuvante Chemotherapie → Lokaltherapie (operativ und/oder radiotherapeutisch) → adjuvante Chemotherapie
Morbus Perthes
Idiopathische, aseptische Hüftkopfnekrose des Kindes - ♂>♀ (4:1)- Häufigkeitsgipfel 4.-8. Lebensjahr Klinik:- Leitsymptom: (Belastungsabhängiges) Schonhinken- Hüft- oder Oberschenkelschmerzen mit Ausstrahlung ins Knie (Knieschmerzen)- Eingeschränkte Abduktion und Rotation (vor allem Innenrotation) im Hüftgelenk- Lauffaulheit Diagnostik:- MRT: Eignet sich besonders im Frühstadium- Röntgen: Höhenminderung des lateralen Drittels des Femurkopfes- Sonographie: Eignet sich zur Abgrenzung zu Coxitis fugaxBei Erguss- und Beschwerdepersistenz → M. Perthes wahrscheinlicher
Tibiatorsion
Verdrehung der Fussachse gegenüber der FemurachseVerdrehung der Malleolarachse gegenüber der Kondylenachse Grosse Varianz: 0-45° normal Therapie:- Alter >8 Jahre- signifikante funktionelle oder kosmetische Beeinträchtigung- thigh-food angle >3 SD
Posttraumatische Folgen von Frakturen
Isolierte Tibiafraktur:- Laterale Schienung durch Fibula- Medial verkürzend wirkende Muskulatur--> Varisierung in 50% in ersten 2-3 Wochen--> Spontanheilung bis 10 LJ Komplette Unterschenkelfraktur:- vermehrter lateraler Zug durch Muskulatur- partielle Fugenstimulation nach metaphysärer Fraktur ("Cozen fracture")--> Valgisierung und Verkürzung--> Spontanheilung nur zögerlich und inkomplett
Beinlängendifferenz
Führt zu einer lumbalen Fehlhaltung Ausgleich:- ab 1,5 cm zu diskutieren- ab 2 cm zu empfehlen- Einlage/Sohlenaufbau/Wachstumssteuerung/Verkürzung/Verlängerung
Skoliose
Seitliche Verkrümmung der Wirbelsäule von >10°- ♀ > ♂ (6:1) Ätiologie:- idiopathisch (85%), multifaktoriell genetisch- kongenital, lumbosakrale Pathologie, neuromuskulär, posttraumatisch- gibt es nur beim Mensch - meist thorakal und rechtskonvex- meist relative Lordose- immer Rotation der Wirbelsäule zur Konkavseite hin Klinik:- Rippenbuckel- Asymmetrie des Schulterstands- einseitig prominente Scapula- Flachrücken: die idiopathische Skoliose ist immer mit einer flachen thorakalen Wirbelsäule verbundenGeht eine thorakale Skoliose mit einer Kyphose einher, muss an an eine andere Ursache als das idiopathische gedacht werden! zB Morbus Scheuermann- Schmerz (33%): Spondylose, Diskushernien, Tethered cord Radiologie:- Kurven (Cobb-Winkel)- Rotation (Nash and Moe)- Balancierung der Wirbelsäule (Lot)- Beckenstand- Skelettreife (Risser-Zeichen) Therapie: - Beobachtung: Cobb-Winkel <20°- Physiotherapie: <20° nur bei Bedarf; immer begleitend bei Bracing- Bracing: Cobb-Winkel >20°- Operation: >10 LJ, >40-50°
Morbus Scheuermann (Adoleszentenkyphose)
Wachstumsbedingte Erkrankung der Wirbelsäule mit vermehrter Kyphose. Rückenschmerzen treten am ehesten durch Komplikationen im Erwachsenenalter auf. - ♂ > ♀- Häufigkeitsgipfel 10.–13. Lebensjahr Klinik:- Insbesondere thorakal- Kyphose oft ohne Schmerzen- Rückenschmerzen bei lumbaler Manifestation/Folgeerscheinungen im Erwachsenenalter (z.B. Bandscheibendegeneration) Diagnostik: Röntgen Therapie:- Physiotherapie - Korsettbehandlung bei Kyphosen >50°
Grundregel Frakturen
Ein Kind kann sich vor Gehbeginn (ca. 1-jährig) ohne Fremdeinwirkung keinen Knochenbruch zuziehen.