Unternehmensführung (Subject) / Verantwortungsbewusste UFÜ III (Lesson)

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  • KE III Kapitel 2 P.14 Begriff Moral Jene Regeln und Normen, die in einer Gruppe (z.B. Familie, Team) oder (Werte-)Gemeinschaft (z.B. Unternehmen, Nation)allgemein als „richtig“ gelten, de facto verhaltenssteuernd wirken und im Übrigenhäufig unreflektiert übernommen werden. „das, was als richtig gilt“. Bedingte Gültigkeit Moralvorstellungen verändern sich im Laufe der Zeit Moralvorstellungen unterscheiden sich häufig je nach Kulturkreis. Innerhalb von regionen, von Religionen, zwischen religionen
  • KE III Kapitel 2 P.15 Begriff Ethik Wissenschaft vom moralischen Handeln“ universelle Gültigkeit. Immer undüberall richtig
  • KE III Kapitel 2 P.15 Vergleiche Moral und Ethik Moral• „Das, was als richtig gilt“• Praxis• faktische Normen (Sein)• bedingte Gültigkeit= f (Kulturkreise)= f (Kulturentwicklung)• Moralen i.S. sozialer Normen Ethik• „Wissenschaft vom richtigen Handeln“• Theorie• ideale Normen (Sollen)• unbedingte Gültigkeit(Universalität = immer und überall gültig)• Ethiken i.S. wissenschaftlicher Ansätze
  • KE III Kapitel 2 P.15 Relevante Ansätze der Ethik Tugendethik, Gewissensethik Diskursethik.
  • KE III Kapitel 2 P.16 Tugendethik Ziel eines guten, starken Charakters des Menschen als „Exzellenz“ oder „Vortrefflichkeit“ des Charakters bezeichnet wird Ursprung und Voraussetzung allen guten menschlichen Handelns tugendhafte Menschen vermögen das Richtigevom Falschen zu unterscheiden und besitzen die Kraft, gemäß diesem Vermögen zuhandeln Charakter entwickelt und gewahrt werden muss, dies im Zuge einer moralischen Erziehung bzw. einer andauernden (lebenslangen) Übung (Praxis). keine genetische, sondern eine „erworbene menschliche Eigenschaft
  • KE III Kapitel 2 P.16 vier (Kardinal-)Tugenden Klugheit Tapferheit Mäßigung Gerechtigkeit drei christlichen Tugenden: Glaubens, Hoffnung Liebe (Meta-)Tugend Integrität
  • KE III Kapitel 2 P.18 Gewissensethik (Kant) Auch als deontologische oder Pflichten-Ethik bezeichnet. Quellen der Vernunft kategorischer Imperativ Prozess der Aufklärung
  • KE III Kapitel 2 P.19 Diskursethik (Habermas) Kritische Theorie „sprachpragmatische Wendung“ der deontologischen (Gewissens-)Ethik Monolog versus Dialog                    Dialog zwischen Handelnden und Handlungsbetroffenen kritischen Verständnisse von Unternehmensethik  BEDINGUNGEN DES IDEALEN DIALOGS (Ulrich) Verfahrensbedingungen Beteiligung aller Betroffenen.Authentische Einbringung aller Bedürfnisse und Werthaltungen Argumentative Einigung (Konsens). Nur allgemein akzeptierbare Argumente sind gültig Chancengleichheit (Machtausgleich). Die Verhandlungsmacht aller Betroffenen muss gleich sein Zwanglosigkeit. Verzicht auf Persuasion und Sanktion Unbeschränkte Information. Alle vorhandenen Informationen sind allen Beteiligten zugänglich Argumentative Kompetenz. Dialogteilnehmer müssen fähig sein, vernünftig zu argumentieren Verhaltensbedingungen     7. Rationale Motivation („Wille zur Vernunft“) Dialogteilnehmer müssen gewillt sein, vernünftig zu argumentieren, Gegenargumente zu prüfen und einen allgemein akzeptiertenKonsens zu erzielen.  
  • KE III Kapitel 2 P.20 Moralität zwischen Güterabwägung und Dilemma moralische Relevanz von Entscheidungen Problematik moralischer Entscheidungsfindung Moralität einen wesentlichen Teil der Conditio humana. „Gutseinwollen“ alsConditio humana Moralität diesseits von Egoismus und Altruismus (auf der Basis von Hinterhuber)        Für uns         (+)    Egoismus Moralität                               (-)  Unfähigkeit Altruismus       Für die anderen                                           (-)                                               (+) Kritik an der Moralitäts-These Homo oeconomicus Schwierigkeiten beim moralischen Handeln moralische Güterabwägung Monistischen Auffassung: höher- versus niederwertigeGüter „pluralistische Auffassung“: inkommensurable Güter. Unvergleichbarkeit Resümiert: das „Richtige“ ist ungewiss und umstritten
  • KE III Kapitel 3 P.26 Konflikte zwischen Wirtschaft und Ethik Wirtschaftsethisches Problemfeld „Umwelt“ Wirtschaftsethisches Problemfeld „Arbeit“ Wirtschaftsethisches Problemfeld „Verteilung“ Wirtschaftsethisches Problemfeld „Konsum“ Problemfeld1. Umwelt Problemzugänge • Anthropozentrismus• Biozentrismus Stichworte Klimawandel Artensterben Problemfeld 2. Arbeit Problemzugänge Inhumanität der Arbeitslosigkeit nhumanität der Arbeit Stichworte  Downsizing, Offshoring psycho-sozialerStress/Burnout Problemfeld 3. Verteilung Problemzugänge • global• national Stichworte  Hungerkrisen Managerboni, Niedriglöhne Problemfeld 4. Konsum Problemzugänge • ökologische Grenzen• soziale Grenzen• individuelle (Glücks-)Grenzen Stichwörte  Nachhaltigkeit positionale Güter sinn-/freudloser Konsum
  • KE III Kapitel 3 P.26 Wirtschaftsethisches Problemfeld UMWELT ökologische Szenarien ökologischer Kollaps Entstehung einer „Ressourcendiktatur“ mit einschneidenden sozialen Negativfolgenfür breite Bevölkerungsschichten (sog. „Brasilianisierung“) Entwicklung einer „ökologischen Marktwirtschaft Ursachen geringer Nachhaltigkeit Ansatzpunkte für nachhaltiges Wirtschaften. drei Postulaten Weg von der Abfall-Entsorgung bzw. vom Recycling, hin zu einer Produktion, bei der nur wenig oder überhaupt kein Abfall anfällt. Weg von einer auf Kohle basierenden Wirtschaft, hin zu einer Ökonomie, die sich auf Wasserstoff und Sonnenschein gründet. Weg von schwerfälligen Großunternehmen, hin zu kleinen Unternehmen mit Phantasie, Mut und Engagement für ökologische Innovationen. Konflikt zwischen Ökonomie und Ökologie „anthropozentrischen Ethik“: im Wesentlichen die Auswirkungen von wirtschaftlich induzierten Umweltnutzungen, -zerstörungen oder -katastrophen (nur) auf den Menschen thematisiert (vgl. bspw. Stern 2006), die sich je nachdem als „Unfälle in Sekunden“ (z.B. Bophal, Tschernobyl, Fukushima) oder als „Unfälle in Zeitlupe“ (z.B. Klimawandel, Wasserknappheit) auswirken können. „biozentrischen Ethik“: zuvorderst die Verantwortungdes Menschen gegenüber dem nichtmenschlichen Leben erwogen wird und dieim Konkreten bspw. die ethische Vertretbarkeit von Tierversuchen, Tiertransporten,industrieller (Massen-)Tierhaltung und/oder eines „Tiere essen“ kritischhinterfragt.
  • KE III Kapitel 3 P.28 Wirtschaftsethisches Problemfeld ARBEIT Inhumanität der Arbeitslosigkeit: der Verlust der Erwerbsarbeitfür den Einzelnen realiter mit (mehr oder minder „abgefederten“) ökonomischenFolgen verbunden ist (Verarmung, Hartz IV), in aller Regel aber auch mit erheblichensozio-psychologischen Folgewirkungen einher geht (Diskriminierung, Isolation,Resignation, Apathie, Verlust des Zeitgefühls. Arbeitsplatzabbau ohne Not: massiven Abbaus von Arbeitsplätzen ohnewirtschaftliche Not (sprich: bei steigendenden oder gar Rekord-Gewinnen) durchKonzepte wie Downsizing, Outsourcing, Offshoring, Nearshoring. Inhumanität der Arbeit: inhumanen Arbeitsbedingungen führen kann. Im Mittelpunktdieser Kritik stehen die Konzepte der unternehmerischen Arbeitsrationalisierung,die auf eine möglichst effiziente Nutzung der menschlichen Arbeit abzielen(ökonomische Effizienz), dabei häufig jedoch eine systematische und gesundheitsgefährdende „Auszehrung der Mitarbeiter“                  Taylorismus: tayloristischen Arbeitsrationalisierung. im Fokus der Kritik, da dieser– konkretisiert vor allem in Form der Fordistischen Fließbandfertigung – für die Arbeitenden regelmäßig mit körperlicher Überbelastung, geistiger Unterforderung und sozialem Beziehungsmangel einher ging.                    post-tayloristischen Rationalisierung die verschiedene Entwicklungstrendsin der modernen Arbeitswelt „zusammenhält“ (z.B. Subjektivierung, Flexibilisierung,Entgrenzung der Arbeit; „moderne“ Inhumanität der Arbeit. Arbeitswelt als „Hamsterrad“
  • KE III Kapitel 3 P.30 Wirtschaftsethisches Problemfeld VERTEILUNG globales Wohlstandsgefälle nationales Wohlstandsgefälle sinkende Löhne und steigende Managervergütungen CEO-worker-pay ratio, also das Verhältnis zwischen den Bezügen des Top-Managements und dem Durchschnitt der Beschäftigten bei den Top-100-Unternehmen zwischen 1976 und 1996noch etwa das 15- bis 20-fache betrug, während es im Jahre 2007 bereits den Faktor43:1 hatte. Begründungen für steigende Managereinkommen Die enorme Steigerung der Managereinkommenlässt sich weder mit den Zwängen eines globalisierten Marktes für Spitzenkräfte nochmit den herausragenden Leistungen der Topmanager erklären. Sie sind vielmehr ganzeinfach das Resultat einer zu ihren Gunsten veränderten Machtkonstellation. Macht,nicht Leistung lautet das Schlüsselwort.“
  • KE III Kapitel 3 P.32 Wirtschaftsethisches Problemfeld KONSUM Keynes Blick in die Zukunft: „15-Stunden-Woche“ Warum haben wir die Keynesianische „Ökonomie derLebensfülle“ verfehlt und leben stattdessen immerfort in einer Art „Ökonomie derLebensnot“ Lebensnot statt Lebensfülle Konsum und Wachstumals gesellschaftliche Ziele unsere Gesellschaft nach wie vor – und mehr denn je – eine Konsumgesellschaft ist, „in der Besitz und Gebrauch einer steigenden Anzahl und Vielfalt an Gütern und Dienstleistungen das vorrangige Streben der Kultur darstellen und als sicherster Weg zum persönlichen Glück, sozialen Status und nationalen Erfolg gelten“. die Frage nach „Lösungen“ nach Perspektiven für eine „Postwachstumsökonomie“ ethischer Konsum staatliche Sicherung von„Basisgütern“
  • KE III Kapitel 3 P.36 Ebenen der Erklärung und Ansätze zur Lösung wirtschaftsethischer Konflikte drei Ebenen der Wirtschaftsethik Systemebene:OrdnungsethikInstitutionelle Ebene:UnternehmensethikIndividuelle Ebene:Wirtschaftsbürgerethik Abb. 7 Seite 37
  • KE III Kapitel 4 P.39 Der Zusammenhang zwischen Ordnungsethik und Unternehmensethik wichtigsten Konzepte sind: der Klassische Liberalismus der sog. Ordoliberalismus derzeit wohl bekanntester Ansatz – der Neoliberalismus. sie glauben (in höchst unterschiedlichem Maße) an spezifische Gerechtigkeitsinstanzen: Politische Gerechtigkeit: stark mit dem diskursethischenAnsatz korrespondiert und im Praktischen vor allem auf das verweist, was demokratische Gesellschaften in politischen Prozessen alsvernünftig bestimmen und über staatliches/gesetzliches Handeln umsetzen; Marktgerechtigkeit: „unsichtbaren Hand“ des Marktes rekurriert und im Praktischendavon ausgeht, dass das ethisch Richtige sich „aus dem Zusammenspiel eigeninteressierter Akteure auf dem wettbewerblichen Markt (...) ergibt“
  • KE III Kapitel 4 P.40 Moderne Ordnungsethiken – eine vergleichende Betrachtung Neoliberalismus fokussierte ordnungsethische Instanz: Marktgerechtigkeit („Marktgläubigkeit“) Bewertung der anderen ordnungsethischen Instanz: Skepsis/Ablehnung/Verachtung gegenüber der Politik Credo:„Mehr Markt!“ Handlungsprogramm: Marktdurchsetzung (Wettbewerbspolitik) Marktexpansion (Entwicklung einer „Marktgesellschaft“ Empirisches Problem: Marktversagen Ordoliberalismus fokussierte ordnungsethische Instanz: Politische Gerechtigkeit („Vitalpolitik“) Bewertung der anderen ordnungsethischen Instanz: Markt als ggf. geeignetes Mittel der Vitalpolitik Credo: „Mehr Markt?“ Handlungsprogramm: Marktdurchsetzung (Wettbewerbspolitik) Marktsteuerung undMarktbegrenzung (Rahmensetzung durch „starken Staat“) Empirisches Problem: Politikversagen
  • KE III Kapitel 4 P.41 Die Idee des wirtschaftlichen Wohlstandes und der sozialen Gerechtigkeit durch marktliche Steuerung – und das Phänomen des Marktversagens (Schmith) Ethik des Marktes  unsichtbare Hand: „win-win- Situation“ bzw. mit der (mikroökonomischen) Idee eines „gegenseitigen Vorteilstausches“ Ethik ohne Moral Ethik des Gewinns: impliziert, dass ein Unternehmen, das höhere Gewinne einfährt alsim Vorjahr, oder als ein Konkurrent, damit nachweislich auch einen höheren Beitragzum gesellschaftlichen Wohlstand geleistet hat – und umgekehrt. Es gilt mithin dieMaxime: „Auf dem Markt entsprechen sich der Verdienst und das Verdienst“ (Kirsch Nachtwächterstaat Mit Blick auf den alternativen systemischen Akteur, den Staat  wird vom Paläoliberalismus aufgrund des ethisch perfekten Wirkens der „unsichtbaren Hand“ vor allem eine Forderung erhoben, nämlich die nach einer wirtschaftsbezogenen (Nicht-)Politik des „Laissez-faire“ – also einer konsequenten Nicht-Einmischung des (sog. „Nachtwächter“-) Staates in das freie Spiel der wirtschaftlichen Kräfte. vom Liberalismus zum Neoliberalismus Wettbewerbspolitik
  • KE III Kapitel 4 P.42 Neoliberalismus Kennzeichnen des Neoliberalismus ist nun allerdings nicht darin zusehen, dass er lediglich auf ein durch staatliche Wettbewerbspolitik gesichertes Funktionierender Märkte dringt – was der Ordoliberalismus notabene ebenso tut. zentrale Charakteristikum des Neoliberalismus besteht vielmehr in seinerprinzipiellen Forderung nach „Mehr Markt!“ bzw. einer grenzenlosen„Marktexpansion“ (vgl. Streeck 2013a, S. 25) mit dem Ziel der Entwicklung einer(totalen) „Marktgesellschaft“ (vgl. Ulrich 2010, S. 153ff.). Das heißt: Der Staat sollauch und gerade Sorge dafür tragen, dass das „Prinzip Markt“ in immer mehr gesellschaftlichenBereichen herrscht, dass der marktliche Wettbewerb gleichsam kontinuierlichund nachhaltig entgrenzt und entfesselt wird
  • KE III Kapitel 4 P.43 Agenda des Neoliberalismus“ mehr Eigeninteresse (Eigeninitiative, Eigenverantwortung) des Einzelnen (sog. „normativer Individualismus“) – und entsprechend weniger „Sozialstaatlichkeit“ (z.B. Hartz IV-Gesetzgebung), weniger Begrenzungen des marktlichen „Laissez-faire“ durch staatliche Normen und Normenkontrollen – sprich: konsequente Deregulierung und Entbürokratisierung der Wirtschaft (z.B. durch Lockerungen des Kündigungsschutzes, zügigere Genehmigungsverfahren), weniger Staatswirtschaft – sprich: fortschreitende Privatisierung (z.B. Post, Bahn), mehr Wettbewerb in allen (noch nicht-privatisierten) öffentlichen Bereichen(z.B. öffentlicher Dienst, gesetzliche Krankenkassen, staatliche Hochschulen) „gesunde“ Rahmenbedingungen des Wirtschaften (z.B. geringe Steuerbelastungen,geringe Staatsquote, niedrige Lohnnebenkosten, Geldwertstabilität), mehr internationaler Wettbewerb (Globalisierung, Freihandel). Wohlstand durch Wettbewerb
  • KE III Kapitel 4 P.43 Die neoliberale Maxime des „Mehr Markt!“. Bedeutsame Implikationen: Zum einen bedeutet sie, indem der „Markt grundsätzlich dem Staat als Mittel zur Lösung von Problemen und zur Erreichung zivilisatorischer Ziele vorzuziehen(ist)“ dass Staat, Politik und Regierung (zuletzt Demokratie)insgesamt mit Skepsis, Ablehnung oder gar Verachtung bedacht werden (extrem hier z.B. die Tea-Party-Bewegung in den USA; Vielfach herrscht also die Überzeugung: „Der Staat sollte am besten überhauptnichts tun, außer die Freiheit der Märkte zu garantieren“ (Crouch 2008,S. 58). Zum anderen bedeutet sie, dass das erwerbswirtschaftliche Unternehmertum nicht nur intensiviert werden soll (v.a. durch strikte Gewinnmaximierung im Sinne des Shareholder Value Approach sondern auch zu extensivieren ist, d.h. es gilt „mehr oder weniger alle Institutionen der Gesellschaft– von Universitäten über Krankenhäuser und Wohlfahrtseinrichtungen bishin zu Behörden – unter die Verpflichtung zu stellen, so zu agieren, als ob sieprofitorientierte Unternehmen wären“ Triumph des Neoliberalismus „Alles ist käuflich“
  • KE III Kapitel 4 P.44 Kritik am Neoliberalismus zwei empirische Grundproblematiken: negativen externen Effekte marktlicher Tauschgeschäfte auf Dritte. „win-win-lose-Situation“ Vermachtungsprozesse innerhalb der Wirtschaft: auf Machtgewinne vorrangig auf einer Seite verweisen, nämlich auf Seiten der Wirtschaft, sprich: der (v.a. Groß-)Unternehmen bzw. globalen Konzerne, und zwar auch und gerade im Bereich der Finanzinvestoren Die neoliberal geprägte (Welt-)Ordnungspolitik einerseits klare (relativ wenige) Gewinner derMarktexpansion hervorbringt (v.a. in den Bereichen „Kapital“ und „Wirtschaft“) und andererseits eindeutige (und überaus zahlreiche) Verlierer dieses Prozesses(v.a. in den Bereichen „Arbeit“ und „Natur“) erkennbar sind.
  • KE III Kapitel 4 P.46 Die Idee des wirtschaftlichen Wohlstandes und der sozialen Gerechtigkeit durch staatliche Rahmensetzung – und das Phänomen des Politikversagens Ordoliberalismus Der Ordolibealismus ist, salopp gesagt, jener ordnungsethische Ansatz, welcherauf einen „starken Staat“ setzt der Märkte wirksam durchzusetzen (Wettbewerbspolitik), sie in ihrer Entwicklung aber auch zu steuern und bei Notwendigkeit zu begrenzen vermag (staatliche Rahmensetzung). staatliche Marktsteuerung und -begrenzung der Ordoliberalismus vertraut dem Markt nicht blind, sondern will in politischen Bewertungsprozessen überprüfen, ob bzw. inwieweit in bestimmten Bereichen und Situationen eine Marktsteuerung sinnvoll ist – oder eben auch nicht. Priorität hat damit nicht die Marktgerechtigkeit, sondern die politische Gerechtigkeit, deren zentrales Prüfkriterium die sog. „Vitalsituation“ ist, die „alle Faktoren in Betracht zieht, von denen in Wirklichkeit Glück,Wohlbefinden und Zufriedenheit des Menschen abhängen“ (Wirtschafts-)Politik= „Vitalpolitik“ Märkte sind Mittel, nicht(Selbst-)Zweck „Mehr Markt? Die Marktwirtschaft ist nicht alles. Sie hat in einer gesundenund leistungsfähigen Gesellschaft ihren Platz, an dem sie nicht zu entbehren ist, undhier muss sie rein und ungetrübt sein, aber sie muss verrotten und mit ihren Fäulnisstoffenalle anderen Bereiche der Gesellschaft vergiften, wenn es neben diesemSektor nicht auch noch andere gibt. (...) Die Marktwirtschaft (...) auf sich allein gestellt(...) ist gefährlich, ja unhaltbar.“ „normales“ Politikversagen Primat der Wirtschaft TINA-Prinzip: „There is no alternative!“ Niemand kann gegen die Märkte Politik machen“ „von der Einbettung von Märkten in Staaten zur Einbettung von Staaten in Märkte“ Wettbewerb der Rahmenordnungen und „regime shopping“: Angesprochenist hier der allgemeine Umstand, dass global agierende Unternehmen freientscheiden können, in welchem Land sie Investitionen tätigen wollen, und dabeipotenziell jene Länder auswählen werden, die insgesamt die besten Möglichkeitenzur Maximierung ihrer Gewinne bieten. Als relevante Kriterien gelten hier hoheSubventionen, niedrige Unternehmenssteuern, geringe Sozial- und Umweltstandards,eine ausgebaute Infrastruktur u.ä.m.  Da der Erfolg einer jeden Wirtschaftspolitik seinerseits nun wesentlich davon abhängt, dass Investitionen am nationalen Standort getätigt und also Arbeitsplätze geschaffen werden, ist die Politik gehalten, globalen Wirtschaftsunternehmen attraktive (profitable) Investitionsbedingungen zu bieten. Da imWeiteren nun aber jede nationale Wirtschaftspolitik eben hierzu angehalten ist,entsteht in summa eine „unheilvolle vitalpolitische Abwärtsspirale“, sprich: ein Wettlauf im Sozialabbau, in der Steuersenkungspolitik, in derSubventionsvergabe usf. Das unternehmerische „regime shopping“  induziert damit ein wirtschaftspolitisches „race to the bottom“ Finanzmärkte als „zweites Wahlvolk“ des Schuldenstaates: Das wirtschaftspolitische“race to the bottom” im Bereich der Unternehmensbesteuerungwird heute vielfach als ein (zentraler) Grund für die evidente Transformationzahlreicher Volkswirtschaften vom „Steuerstaat“ in den „Schuldenstaat“ gewertet,also in „einen Staat, der einen großen oder womöglich steigenden Teil seinerAusgaben durch Kreditaufnahme statt durch Steuern bestreitet und als Folge einenSchuldenberg auftürmt“ 
  • KE III Kapitel 4 P.50 Schuldenstaat und seine zwei Wahlvölker Staatsvolk                                          MarktvolkNational                                             InternationalBürger                                                InvestorenBürgerrechte                                      ForderungenWähler                                                GläubigerWahlen (periodisch)                           Auktionen (kontinuierlich)Öffentliche Meinung                          ZinssätzeLoyalität                                              „Vertrauen“Daseinsvorsorge                                  Schuldenbedienung
  • KE III Kapitel 4 P.50 Postdemokratie Gemeinwesen, in dem zwar nach wie vor Wahlen abgehalten werden (...), in dem allerdingskonkurrierende Teams professioneller PR-Experten die öffentliche Debattewährend der Wahlkämpfe so stark kontrollieren, das sie zu einem reinen Spektakelverkommt (...). Im Schatten dieser politischen Inszenierung wird die reale Politik hinterverschlossenen Türen gemacht: von gewählten Regierungen und Eliten, die vorallem die Interessen der Wirtschaft vertreten“ Kapitalismus ohne Demokratie?
  • KE III Kapitel 4 P.51 Die Notwendigkeit einer Unternehmensethik als Resultante des Markt- und Politikversagens Vermachtung der Märkte und Entmachtung der Politik Markt- und Politikversagen als Ursachen unternehmerischer Macht Siehe Abb.10 Seite 52
  • KE III Kapitel 5 P.54 Ansätze der Unternehmensethik. Zentrale Fragestellungen „Was soll ein Unternehmen tun, damit es als gesellschaftlich verantwortungsbewusstgelten kann?“ Wie wirkt sich gesellschaftliches Verantwortungsbewusstseinauf den unternehmerischen Erfolg aus?“ unterschiedliche Ethik-Verständnisse
  • KE III Kapitel 5 P.54 Das klassische Verständnis von Unternehmensethik – oder: Die „Ethik des Gewinns“ hohe Gewinne nutzen allen Ethik des Gewinns“ eine unmittelbare Ableitung aus der (paläo-/neoliberalen) „Ethik desMarktes“, Gewinnmaximierung als ethisches Prinzip Gewinnmaximierung als moralische Pflicht Kritik Bedenkt man diese Unternehmensethik kritisch, dann ist zunächst festzustellen: Die„Ethik des Gewinns“ gründet wesentlich auf der Annahme vollständiger und funktionierenderMärkte. In dem Maße jedoch, in dem wir uns mit immer vielfältigerenund weitreichenderen Formen des „Marktversagens“ – verbunden mit einemgleichzeitig zunehmenden „Politikversagen“ – konfrontiert sehenverliert dieses klassische Verständnis von CSR an empirischer Evidenz
  • KE III Kapitel 5 P.58 Das Unmöglichkeitstheorem der Unternehmensethik – oder: „Die große Sachzwangerzählung“ Das ausschlaggebende Argument gegen CSR ist damit betriebswirtschaftlich-systemischer Natur in dem Sinne, dass die wirtschaftlichen Sachzwänge, auch und gerade in Zeiten eineszunehmend verschärften globalen Wettbewerbs, Unternehmen keine „Spielräume“für ethisch motivierte Handlungsweisen lassen – wobei die Implikation hier erkennbarlautet, dass Ethik Geld kostet Sachzwangargument Sachzwänge als Denkzwänge Problematik Eine besondere Problematik des Unmöglichkeitstheorems ist schließlich darin zu sehen,dass hier recht deutlich eingeräumt wird, dass Unternehmen sich – wenn auch(vorgeblich) alternativlos, so doch de facto – „unethisch“ verhalten. Umkehrung des Ethik- Verständnisses
  • KE III Kapitel 5 P.59 Vorherrschende Verständnisse von Unternehmensethik Das karitative Verständnis von Unternehmensethik – oder: „Wir stiften und fördern“ karitative Ethik= „Spendenethik“=Corporate Citizenship Kritik inwieweit die „überdurchschnittlichen Renditen“ (Altana) auf ethisch vertretbare Weise erwirtschaftet wurden „profit spending“, belässt das „profitmaking“ mithin außerhalb der Betrachtung Spendenethik ersetzt keine Geschäftsethik Weiter Kritik Wofür wird gespendet? (z.B. Fußballverein oder Waisenhaus?)Wieviel wird gespendet? (Prozente oder Promille des Gewinns?)Warum wird gespendet? (Gesellschaftliche Verantwortung oder Imageverbesserung?) Imagepflege Zur Klärung der Frage, ob Unternehmen (wirklich) aus moralischen Gründen spendenoder (nur) aus Gründen der Imagepflege bzw. der Public Relations, kann alsFaustformel gelten: Je wichtiger es für einen Spender ist, seine „guten Taten“ öffentlichzu kommunizieren (wie zum Beispiel die oben zitierte Altana AG, die in ganzseitigenAnzeigen in großen Tageszeitungen über ihre gesellschaftliche Verantwortunginformiert), desto eher dürfte der PR-Gedanke überwiegen Interessenverfolgung: interessenpolitischen Effekt Ambivalenz des Ansatzes Aufgrund dessen ist davon auszugehen, dass die Spendenpraktiken zahlreicher Unternehmendas Attribut „Ethik“ nicht wirklich verdienen. Allerdings ist in diesemZusammenhang auch zu betonen: Eine sozial sinnvolle und moralisch motivierteSpende aus legitim erwirtschaften Gewinnen ist aus ethischer Sicht durchaus wünschens-und begrüßenswert.
  • KE III Kapitel 5 P.61 Das instrumentelle Verständnis von Unternehmensethik – oder: CSR als „Business Case“ populärster Ansatz „Business Case for Corporate Social Responsibility“ ist heute das in Theorie wie Praxis mit Abstand populärste Verständnis von CSR. Ein „Business Case“ ist dabei allgemein das, was sich aller Voraussicht nach „rechnet“. Entsprechend steht der Business Case for CSR für die These: „Ethics pays!“. „Ethik ist ein strategischer Erfolgsfaktor!“ nicht nur bedeutet, dass ethische Verhaltensweisen den Unternehmensgewinndauerhaft positiv beeinflussen, sondern dass sich umgekehrt auch unethischeVerhaltensweisen über kurz oder lang negativ auf den Erfolg auswirken werden
  • KE III Kapitel 5 P.62 Je nach unternehmerischer Anspruchsgruppe (Stakeholder) können diese Reaktionen auf un-/ethisches Unternehmertum wie folgt ausfallen „Ethische“ Unternehmen werden von ihren Anspruchsgruppen für ihre gesellschaftlich verantwortungsbewussten Handlungsweisen belohnt – insbesondere dadurch, dass Konsumenten gezielt die Produkte „ethischer“ Firmen kaufen, dass potenzielle Mitarbeiter sich im „war for talent“ bewusst für die Stellenangebote „ethischer“ Arbeitgeber entscheiden, dass angestellte Mitarbeiter in „ethischen“ Betrieben schlicht motivierter leisten, dass Investoren als moralisch orientierte Anleger Beteiligungen an „ethischen“ Unternehmen klar bevorzugen, dass Medien und Non-Governmental Organizations (NGOs) eben diese Unternehmen mit ihren Mitteln aktiv unterstützen und dass schließlich auch der Staat die unternehmerische Freiheit prioritär der „ethikbewussten“ Teile der Wirtschaft wahrt und nährt. Insgesamt kann damit von einem „Belohnungseffekt“ des Business Case gesprochen werden (vgl. Kuhn/Weibler 2011, S. 98). Unethische“ Unternehmen werden dagegen von ihren Anspruchsgruppen für ihre gesellschaftlich unverantwortlichen Handlungsweisen abgestraft – insbesondere durch einen (kollektiven) Boykott oder einen (individuellen) „Buykott“ seitens der Konsumenten, durch eine innere oder gar formale Kündigung seitens der (v.a. leistungsstärksten) Mitarbeiter („brain drain“), durch ein breites Desinvestment seitens der Investoren, durch investigativen Journalismus und imageschädigende Kampagnen seitens der Medien und NGO‘s sowie durch Beschneidungen der „licence to operate“ in Form harter Sanktionierungen oder neuer Regulierungen seitens des Staates (sog. „Bestrafungseffekt“ des BusinessCase
  • KE III Kapitel 5 P. 64 Kritik Business Case Ein erster Kritikpunkt ist dabei ethischer Provenienz undweist darauf hin, dass der Business Case ein rein instrumentelles Verständnis vonEthik habe bzw. eine „Ethik ohne Moral“ beschreibe. Dies deshalb, weil diese (Unternehmens-)„Ethik“ kaum anderem als der (strategischen) Gewinnmaximierung verpflichtet ist und eine (moralische) Verantwortung des Managements diesseits der reinen Erfolgsverantwortung insofern überhaupt nicht in Betracht zieht. Mit anderen Worten: Moralisierung wird zwar im Kontext der Märkte bzw. Anspruchsgruppen als relevant erachtet, nicht jedoch im Kontext der Unternehmensführung In diesem Sinne charakterisiert und kritisiert Raith den BusinessCase als „ein radikalisiertes, offenes Bekenntnis zur ökonomischen Rationalisierungvon CSR” Ein zweiter Kritikpunkt ist empirischer Art und besagt, dass der vom Business Casesupponierte unternehmensbezogene Sanktionsmechanismus („Belohnungs-/Bestrafungseffekt“) realiter (leider) lediglich in Ausnahmen bzw. Ansätzen funktioniert. kaum „ethischer Druck“ auf Unternehmen falsche Behauptungen von Business Case:  (a) alle Macht bei den Stakeholdern (Kunden, Mitarbeitern, Staat, usf.) liege (b) alle Stakeholder ethisch sensibilisiert und engagiert seien („Moralisierung der Märkte“)
  • KE III Kapitel 5 P.66 Der Business Case ist so gesehen die Antwort der Theorie und Praxis des gewinnmaximierenden Unternehmertums auf die gesellschaftliche Kritik an eben diesem Unternehmertum, die im Kern zweierlei beinhaltet Zum einen wird der unternehmenskritischen (Zivil-)Gesellschaft bedeutet, dass Unternehmen sich sozialökologisch unverantwortliche Handlungsweisen künftig (strategisch) nicht mehr leisten können – weil Ethik ein Erfolgsfaktor ist! Die Botschaft lautet also: Allen ethischen Wünschen wird entsprochen, alle Konflikte zwischen „Wirtschaft“ und „Ethik“ werden gelöst – und alles wird gut! Mit Blick auf diese Botschaft stellt Schreyögg (2008, S. 129) fest, dass mit der Idee, dass Ethik sich bezahlt mache, „die Unternehmensethikdebatte (...) ihres konfliktären und kritischen Charakters entkleidet und in ein Harmonieszenarium überführt (wird).“ Dies bedeutet gleichsam: Shareholder Value und Stakeholder Value werden mit dem Business Case ein und dasselbe (vgl. Raith 2013, S. 106) – was eingedenk der oben dargestellten Erkenntnisse seitens der Ethik bedeutet: Das Erfordernis moralischer Güterabwägungen oder gar das Entstehen moralischer Dilemmata im Prozess der Unternehmensführung und in Anbetracht höchst divergenter Shareholder- und Stakeholder-Interessen sind dem Business Case wesensfremd. Was der Business Case stattdessen – analog der „Ethik des Marktes“  – verheißt, ist universelle Harmonie zwischen allen Interessen. Zum anderen bedeutet der Business Case aber auch, dass das unternehmerischeGewinnmaximierungsstreben (bzw. das Gewinnprinzip) weiterhin als ethischunproblematisch, sprich: legitimiert gelten kann. Denn, so die Logik: WennEthik ein Erfolgsfaktor ist, dann müssen alle erfolgsorientierten Unternehmensich ethisch verhalten – was zuletzt bedeutet: „if it pays, it must be ethical“ (vgl.kritisch: Paine 2000, S. 328). Das heißt: Jeder (Rekord-)Gewinn in jeder Höhekann in „moralisierten Märkten“ nur auf verantwortliche Weise erwirtschaftetworden sein! (vgl. kritisch dazu Weibler 2009, S. 12). „Gewinn ohne Verantwortung“(Koch 2010) ist damit zuletzt eine Sache der Unmöglichkeit. Der BusinessCase beschreibt in diesem Sinne den „Versuch, die Habgier noch einmal als universellesHandlungsmotiv zu rechtfertigen: indem sie als Vehikel von Verantwortungund Nachhaltigkeit fungieren soll“ 
  • KE III Kapitel 5 P.68 Kritische Verständnisse von Unternehmensethik Das skeptische Verständnis von Unternehmensethik – oder: „CSR als Mythos zunehmende Skepsis kritische Attribute CSR als Fiktion erwerbswirtschaftlicheDNA Kurzum: CSR widerspricht schlichtund ergreifend der DNA erwerbswirtschaftlicher Unternehmen, deren raison d’être lautet: „make money!“
  • KE III Kapitel 5 P.69 Kritik an CSR Persistenz des Profit- Paradigmas CSR ist kein Allheil- oder Wundermittel, das – richtig dosiert – die profitfokussierteDNA des Unternehmens „kurieren“ könnte, indem es Unternehmen,mehr noch, das gesamte kapitalistische System, in ein „Post-Profit Paradigma“(S. 87) führen könnte. Abgelehnt werden in diesem Zusammenhangausdrücklich auch politwissenschaftliche bzw. moralphilosophische Überlegungen(namentlich Scherer/Palazzo 2007), denen zufolge die zunehmendeMacht von Großunternehmen durch eine zunehmende Demokratisierung derSpitzenorganisation solcher Unternehmen legitimiert werden könnte, Unternehmenspolitik gleichsam interessenplural und argumentativ im Sinne der Diskursethikausgestaltet werden sollte ( Kapitel 2.2 sowie 5.3.2). Abgelehntwird dies kurz gesagt deshalb, weil hierfür nicht weniger als eine „soziale Revolution“notwendig wäre (S. 87). CSR als reines Gerede - CSR ist Propaganda, was exemplarisch mit dem Verweis auf den ehemaligenUS-amerikanischen Energiekonzern Enron hinterlegt wird – ein Unternehmen,dessen CSR-Politik gemeinhin als vorbildlich galt (mit den ethischen Maximen„respect – integrity – communication”), das 2001 dann allerdings aufgrundkrimineller Machenschaften (v.a. Bilanzfälschungen) den weltweit bislang wohlgrößten Unternehmensskandal auslöste. Dieses Beispiel verallgemeinern dieAutoren anhand eines Zitates von Roberts (2003, S. 250), das besagt: „My fearis that all this talk of ethics is just that – talk; new forms of corporate selfpresentationthat have no reference to or influence on what is practiced in thename of the corporation (...). In this form, corporate social responsibility ischeap and easy, a sort of prosthesis, readily attached to the corporate body,that repairs its appearance but in no way changes its actual conduct.” Nach Einschätzung von Fleming/Jones ist CSR zwischenzeitlich aber keineswegsmehr nur eine legitimationsbezogene Reaktion von Unternehmen auf dieöffentliche Kritik an Unternehmen, mit dem Ziel der „Vernebelung“ des eigenenunethischen Handelns. Vielmehr „pervertiert“ CSR zu einem Parasiten,gleichsam zu einem aktiven profitorientierten Raubzug von Unternehmen indie nicht-profitorientierten Bereiche der (Lebens-)Welt (S. 81). Verdeutlichtwird diese abstrakte These mit der unternehmerischen Strategie, alle Bereicheeiner alternativen und ethischen Ökonomie, deren Entstehung ja gerade durchdas unethische Verhalten mächtiger und profitorientierter Unternehmen zu erklärenist, dann aufzukaufen, wenn sie profitabel sind (vgl. S. 89ff.). Als Beispielhierfür wird auf den Lebensmittelkonzern Nestlé verwiesen (S. 91f.), derzunehmend erfolgreiche oder erfolgversprechende Unternehmen aus dem Bereichdes „Fair Trade“ aufkauft, ohne allerdings seine bisherigen profitablen,aber unfairen Lieferbeziehungen aufzugeben. Vergleichbares könnte für denKosmetikkonzern L’Oréal gelten, der in 2006 das ethische VorzeigeunternehmenThe Body Shop für 652 Millionen britische Pfund aufkaufte – wobei dieSchweizer Filialen notabene (in 2010 und via der Schweizer Coop) von Nestlé erworben wurden. Das unternehmerische Motto wäredamit sozusagen: Wir kaufen das, was uns schaden soll, so dass es uns nutzt! Ethik und Erfolg bleiben gegensätzlich lahmende Forschung Allgemein gesprochenbedeutet dies: „Im Zeitalter des Superkapitalismus können es sich globalagierende Konzerne gar nicht leisten, sozsozial verantwortlich zu handeln“ CSR, so ließe sich resümieren, verkennt damit schlicht die Logik des Superkapitalismus. politische Ethik statt Unternehmensethik Reich zuletzt dann doch wenigstens eine Verantwortungder unternehmerisch Verantwortlichen ein: „Manager, die ehrlichetwas Gutes tun wollen, können keinen besseren Beitrag leisten, als ihr Unternehmenaus der Politik herauszuhalten. Wenn es so etwas wie Unternehmensverantwortunggibt, dann besteht sie darin, die Demokratie nicht zu korrumpieren Post-Demokratie Den Kern der Problematik sieht Reich damit – wie andere auch  imzunehmenden „Politikversagen“ bzw. in folgenden („post-demokratischen“) Verhältnissen:„Das politische Geschehen in den Parlamenten, Ausschüssen, Ministerienund Behörden wird von Unternehmen bestimmt, die einen Konkurrenzvorteil suchen.Die meisten Gesetze und Verordnungen werden auf Betreiben von Unternehmenoder Wirtschaftssegmenten verabschiedet, und die meisten Konflikte undKompromisse entstehen zwischen konkurrierenden Unternehmen und Branchen.
  • KE III Kapitel 5 P.74 Das skeptische Verständnis von Unternehmensethik – ein Fazit Es ist nicht zu erwarten, dass Veränderungen im Sinne einer substanziell verantwortungsbewussteren Unternehmensführung von den Unternehmen ausgehen werden. Die Gründe hierfür lauten kurz gesprochen: - Das System, gleichsam der „Superkapitalismus“, straft dies ab. - Die „Natur“ der Unternehmen, deren DNA, ihre raison d’être bzw. ihr „nichtmenschlichesWesen“ stehen originären (nicht erfolgsrational begründbaren) gesellschaftlich verantwortlichen Verhaltensweisen entgegen. - Das Individuum, gleichsam der „verantwortliche“ Manager mag dies ggf. bedauern,ist handlungspraktisch letztlich aber machtlos. Primat der Politik Ein gemeinsamer Nenner ist schließlich auch darin zu sehen, dass, wenn es eine Lösungder wirtschaftsethischen Probleme geben sollte, diese nicht von moralischenUnternehmen, sondern nur von einer starken bzw. wiedererstarkten Demokratieund Politik erwartet werden darf. Hier gilt gewissermaßen das Motto: “Corporationscannot replace governments” 
  • KE III Kapitel 5 P.75 Das korrektive und das integrative Verständnis von Unternehmensethik – oder: Die „Entthronung des Gewinns“?! Davoser Manifest Dieses Manifest wurde auf dem – bis heute alljährlich stattfindenden Weltwirtschaftsforum im Schweizerischen Davos verabschiedet und beinhaltet folgende, auch und gerade aus heutiger Sicht überaus bemerkenswerte Festschreibungen: Unternehmensführung als Diener: Das Unternehmen selbst wird damit als eine Art „multifunktionale Wertschöpfungseinheit“ verstanden, „die sozioökonomischeFunktionen für verschiedene Anspruchsgruppen wie Arbeitnehmer, Kapitalgeber,Kunden, Staat und Öffentlichkeit erfüllt Unternehmensführung als Schlichter Gewinn ist ein Mittel, kein Ziel Kritik am Davoser Manifest zentralen Punkt kritisierten, nämlich in Bezug auf die ethische Frage, ob das oberste Management von Unternehmen tatsächlich alleine darüber bestimmen sollte, was eingerechter unternehmenspolitischer Interessenausgleich ist
  • KE III Kapitel 5 P.79 Monologischer vs. dialogischer Verantwortungsbegriff und die alternativen managementphilosophischen Konsequenzen „Sozial verantwortliche Unternehmensleitung“ „Monologische“ Verantwortungskonzeption Entscheiden für die Betroffenen Paternalistische „Interessenberücksichtigung“ Abhängigkeit und „Verantwortungslosigkeit“ der Betroffenen Technokratischer Horizont (Manager- und Expertenherrschaft) „Konsensorientierte Unternehmungspolitik Dialogische Verantwortungskonzeption Entscheiden mit den Betroffenen Dialogischer Interessenausgleich (Partizipation) Mündigkeit und Verantwortungsfähigkeit aller Beteiligten Demokratischer Horizont (gesellschaftlich rationale Unternehmungserfassung Gewinnmaximierung als Regelfall Dialog als Ausnahmefall Dialog als Normalfall Legitimierung der Gewinne An die Stelle des Strebens nach maximalen Gewinnensollte ein Streben nach legitimen Gewinnen integrative Unternehmensethik induziert damit das Erfordernis, eineUnternehmensführung zu beschreiben, deren „DNA“ nunmehr verantwortungsethischeVerständigungs- und Entscheidungsprozesse sind
  • KE III Kapitel 5 P.81 Bausteine eines integrierten Ethikprogramms im Unternehmen (Ulrich) A Sinngebende unternehmerische Wertschöpfungsaufgabe (»Mission Statement«)B Bindende Geschäftsgrundsätze (»Business Principles«)C Gewährleistete Stakeholderrechte (»Bill of Stakeholder Rights«, Unternehmensverfassung)D Diskursive Infrastruktur (»Orte« des offenen unternehmensethischen Diskurses)Ethische Kompetenzbildung (»Ethiktraining« und vorgelebte Verantwortungskultur)F Ethisch konsistente Führungssysteme (Anreiz-, Leistungsbeurteilungs-, Compliance- und Auditingsysteme)
  • KE III Kapitel 5 P.81 kritische Diskussion integrative Unternehmensethik „gefährliches Sozialgeschwätz“ idealistische Annahmen
  • KE III Kapitel 6 P.84 Umsetzung der Unternehmensethik Determinante und Ordnungselemente einer Umsetzung von Unternehmensethik                        Unternehmensphilosophie                       (Grad der CSR-Orientierung)                         bestimmt das ethische Engagement                        innerhalb der Ordnungselemente                        Unternehmenskultur                       (z.B. „moral talk“) Unternehmensstrategie                                    Unternehmensstruktur (z.B. Ethik-Institutionen)(z.B. Stakeholder-Dialoge)
  • KE III Kapitel 6 P.85 Unternehmensethik und Unternehmensphilosophie „neues Unternehmertum“ (Ulrich)das weniger durch Gewinnorientierung, als vielmehr durch Sinnorientierunggeprägt ist und für das die Umsetzung von CSR entsprechend von großer Bedeutungsein dürfte. Zur graduellen Abstufung dieses „neuen Unternehmertums“ werden dabei zwei Konzepte unterschieden: Das Konzept eines prinzipiengeleiteten Gewinnstrebens ist dadurch gekennzeichnet,dass der Unternehmensführung bestimmte ethische Prinzipien vorgegebensind, die im Zuge der „Gewinnmaximierung“ – die dann keine mehr ist –unbedingt einzuhalten sind. Das vielleicht bekannteste Beispiel hierfür ist die(selbstverpflichtende) Maxime des „cruelty free“, der gemäß The Body ShopTierversuche entsprechend den Vorgaben des Humane Cosmetics Standard innerhalbdes Unternehmens verbietet . In die gleicheRichtung weist beispielsweise auch die Vorgabe von BMW, wonach die Spitzengehälterkünftig nicht mehr stärker steigen dürfen als die Einkommen der Angestellten womit gleichsam dem (Gerechtigkeits-)Prinzipeiner maximalen CEO-worker-pay ratio gefolgt wird. Das Konzept des Sozialunternehmertums verdankt seine Prominenz zum Teilsicherlich dem bangladeschischen Wirtschaftswissenschaftler Muhammad Yunusund dessen Grameen-Experiment , welches als Archetypdieses Unternehmenskonzepts gelten kann und für das sein Gründer im Jahre2006 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde. Nach der allgemeinenDefinition von Yunus  bezeichnet ein Sozialunternehmen „ein Unternehmen,das nicht der Gewinnmaximierung, sondern einer Sache dient unddas Potenzial hat, Veränderungen in der Welt herbeizuführen“. In Ergänzungdessen bestimmen Bornstein/Davis (2010, S. 1 und 5f.) soziales Unternehmertumals „a process by which citizen build or transform institutions to advance solutionsto social problems (...) in order to make life better for many”, wobei sieanfügen, dass solche Bestrebungen häufig „in response to problems created by thesuccesses of business“ entstehen. Im Spannungsfeld zwischen unternehmerischerSinn- und Gewinnorientierung versuchen Sozialunternehmen „to maximize thesocial impact (...) while maintaining a healty profit margin“. Dass diese Zielsetzung auch für (globale) Großunternehmen geltenund unter Wettbewerbsbedingungen gehalten werden kann, verdeutlicht Koch(2007), der unter anderem die Otto Gruppe, Ritter Sport, Henkel sowie den dmdrogeriemarkt unter dem Signum des Sozialunternehmens vorstellt
  • KE III Kapitel 6 P.87 Unternehmenstypen nach gradueller Gewinnorientierung Siehe Abb.16 Seite 86
  • KE III Kapitel 6 P.87 Unternehmensethik und Unternehmenskultur Die Unternehmenskultur bezeichnet allgemein „die Denk- und Verhaltensmuster,Werte und Normen (...), die im Laufe der Zeit in einer Organisation entstanden sindund in ihr gelten“
  • KE III Kapitel 6 P. 87 Unternehmenskultur: Ursachen des „moralischen Schweigens“: Bedrohung für die soziale Harmonie – was bedeutet, dass Manager einen „moral talk“ zumeist mit einer ausgesprochenen Kritik an Verhaltensweisen oder Entscheidungen anderer (Kollegen, Vorgesetzte, Geführte) assoziieren, was sie als Bedrohung der sozialen Harmonie innerhalb der Organisation werten und weshalb sie einen offenen „moral talk“ zu vermeiden suchen (beziehungsweise diesen – wenn überhaupt – auf den vertraulichen Gedankenaustausch mit einigen wenigen Bezugspersonen beschränken). Bedrohung für die organisatorische Effizienz – was bedeutet, dass Managereinen „moral talk“ als ein subjektives und letztlich nur Verwirrung stiftendesVorgehen erachten, dass die (ohnehin schwierigen) „Dinge“ nur noch weiter undunnötig verkompliziert Bedrohung für die eigene Reputation – was bedeutet, dass Manager einen„moral talk“ nicht zuletzt auch deshalb meiden, weil sie fürchten, dass andere(Kollegen, Vorgesetze, Mitarbeiter) sie sonst als esoterisch, idealistisch oderschlicht unrealistisch bewerten. Offene Dialoge über unternehmensethischeProbleme werden von daher als mögliche Quellen eines persönlichen Ansehens-,Autoritäts- und Machtverlustes eingestuft
  • KE III Kapitel 6 P.88 Folgen des moralischen Schweigens, negative Konsequenzen: Ethische Amnesie – was bedeutet, dass die Verweigerung des „moral talk“ einerweiteren (letztlich: reinen) Konzentration auf (vermeintlich) „rationale“ Zielewie Profit und Leistung Vorschub leistet. Ökonomische Scheuklappen – was bedeutet, dass kreative Prozesse, die einenverbesserten Ausgleich zwischen konfligierenden Interessen schaffen könnten,weitgehend unterbleiben. Moralischer Stress – was bedeutet, dass Manager Rollenkonflikte zwischen Erfolgund Ethik nicht offenen kommunizieren und klären können, sie diese folglich„mit sich alleine“ ausmachen müssen, was individuellen (moralischen) Stressverursacht Ethische Verdrängungseffekte – was bedeutet, dass unternehmensethischeProblematiken tendenziell ignoriert, unternehmensethische Perspektiven weitgehendnegiert und ethische Dilemmata völlig unthematisiert bleiben – das „moralischeSchweigen“ der Einzelnen somit eine organisationale „Kultur der Verdrängung“ethischer Fragestellungen nach sich zieht. Auflösung moralischer Standards – was bedeutet, dass alle Bemühungen eines„Ethik-Managements“ – selbst wenn sie in einer inflationären Weise vollzogenwürden – solange folgenlos bleiben müssen, solange die Mitarbeiter eine direkteAnsprache von und offene Auseinandersetzung mit ethischen Fragen systematischverweigern. Förderung des moralischen Sprechens Die Umsetzung von CSR steht und fällt somit mit der „kulturellen“ Bereitschaft undFähigkeit zum „moralischen Sprechen“ innerhalb des Unternehmens
  • KE III Kapitel 6 P.89 Unternehmensethik und Unternehmensstrategie Moral Talk Moral talk nicht nur inerhalb des Unternehmens eine großekulturelle Bedeutung, um das Thema CSR überhaupt praktisch zur Sprache zubringen. Ein „moral talk“ wird in Theorie und Praxis auch im Kontext der Unternehmensstrategiebzw. Unternehmenspolitik als „Option neben Kooperation oder Konflikt“ 
  • KE III Kapitel 6 P.90 unternehmenspolitisches Konfliktpotenziale Möglichkeit zur Begegnung solcher Konflikte gelten sog. Stakeholder-Dialoge, Stakeholder Dialog als ethisches Verfahren Legitimität statt Akzeptanz Stakeholder Dialog als praktisches Verfahren Innovative Lösungen
  • KE III Kapitel 6 P.91 Unternehmensethik und Unternehmenskultur bedeutsame Ethik-Maßnahmen Codes of ethics. Ethik-Leitlinien:Hierunter versteht man schriftlich fixierte Grundsätze, die – vergleichbar den Unternehmens- oder Führungsgrundsätzen – die ethische(Selbst-)Verpflichtung des Unternehmens dokumentieren, ethische „Stoßrichtungen“(z.B. Human Resource Management, Umweltschutz, Dritte Welt) konkretisierenund insgesamt als eine Art „Leitstern“ für das unternehmensethische Handeln fungieren. Ethik-Leitlinien („codes of ethics“) können dabei einen internen Fokus haben. Ethik-Kommissionen: Überwachung ethischer Standards Ethik-Beauftragte (Ethik-Abteilung): Ethik-Hotline: Ethik-Hotline übernimmt so gesehen die Funktion eines Frühwarnsystems. Personen, die diesen (offenen oder anonymen) Weg zur Anzeige vonFehlverhalten nutzen, werden als interne Whistleblower bezeichnet und unterscheidensich von externen Whistleblowern, die sich – entweder unmittelbar,oder nachdem ihren Anzeigen intern nicht nachgegangen wurde – an relevanteStellen außerhalb der Organisation wenden (v.a. Medien, staatliche Behörden). Ethik-Trainings:ethische Personalentwicklung