Allgemeine Psychologie II (Subject) / Sprache 2 (Lesson)

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Vorlesung 2

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  • Verschiedene Beziehungen zwischen Denken und Sprache mit den jeweils prominentesten Vertretern Watson: Denken = Sprache -> Denken ist innere Sprache Piaget: Kognition > Sprache ->Die kognitive Entwicklung determiniert die sprachliche Entwicklung Chomsky: Kognition Sprache ->  Kognition und Sprache sind unabhängig voneinander Wygotski: Kognition <> Sprache -> Kognition und Sprache entwickeln sich unabhängig voneinander, verschränken sich aber später in einer komplexen Beziehung Sapir & Whorf: Kognition < Sprache -> Sprache beeinflusst bzw. determiniert Kognition
  • Sapir-Whorf-Hypothese Varianten des Prinzips starke Variante: Sprache determiniert das Denken moderate Variante: Sprache beeinflusst die Wahrnehmung schwache Variante: Sprachunterschiede beeinflussen die Informationsverarbeitung, wenn die linguistische Kodierung relevant ist
  • Grammatisches versus natürliches Geschlecht Versuchspersonen sollen  auf einer Skala von 1-7 angeben, wie angenehm/gut/zart... sie ein vorgegebenes Wort empfinden -> Je nach Artikel werden Wörter unterschiedlich wahrgenommen Weibliche Versuchspersonen bewerteten Wörter mit weiblichem Artikel positiver Im Sprachunterschied von spanisch und deutsch kann das gleiche Wort eine unterschiedliche Empfindung auslösen (Artikel sind teilweise verschieden)
  • Formen der Informationsübermittlung Signale: informativ, ohne Intention Kommunikation: Setzt Intetion voraus, anderen etwas mitzuteilen Sprache: symbolisches System, das mit abstrakten Zeichen operiert; beinhaltet zudem Regeln (Regeln), nach denen diese Symbole kombiniert werden und damit eine neue Bedeutung erlangen können
  • Können Tiere sprechen? Vielzahl verfolgt echte Kommunikationsabsichten, verwendet die entsprechenden Symbole also intentional In begrenztem Umfang werden solche Symbole auch nach bestimmten Regeln kombiniert Keine Erzeugung neuer Bedeutungen -> keine offenen Systeme von Ausdrucksmöglichkeiten Experimente: Kanzi: Affe, der einen Begriff vorgegeben bekommt und das passende Bild auf einer lexikalischen Tafel findet -> Eventuell nicht die Designerkriterien von Sprache erfüllt, sondern Konditionierung Border-Collie Rico: Lexikon für Spielzeuge und fast mapping -> Kann nicht nur Konditionierung sein. Forderte man ihn auf, einen Gegenstand mit einem neuen Namen zu bringen und ließ ihn dazu aus einer Reihe bekannter und einem unbekannten Objekt auswählen, so wählte der Hund im Ausschlussverfahren das unbekannte. Auf diese Weise lernte das Tier nicht nur den Namen des neuen Objekts, sondern merkte ihn sich sogar über mehrere Wochen. Rico war also in der Lage, menschliche Laute mit spezifischen Objekten zu verknüpfen und ein neues, unbekanntes Wort per Ausschlussverfahren einem unbekannten Objekt zuzuordnen.
  • Einige Tiere sind in der Lage: Objekte anhand ihrer Bezeichung zu identifizieren (Hunde), sich selbst und anderen Namen zuzuweisen (große Tümmler) sprachliche Kategorisierungen vorzunehmen (Graupapagei) eigene Wünsche zu formulieren (Bonobo) einfache syntaktische Regeln zu benutzen, um diese Symbole zu kombinieren
  • Was ist Sprache - Ursprung der menschlichen Sprache Genauer Ursprung unbekannt Unklar, ob eine Ursprache oder bereits von Anfang an verschiedene Sprachen Entwicklung der menschlichen Sprache wahrscheinlich nicht aus lautmalerischen (onomatopoetischen) Begriffen wie "Kuckuck", sondern aus Gesten Möglicherweise anfangs nur eine Proto-Sprache (Vorform von Sprache) die über Vokabular, aber noch nicht über Syntax verfügte
  • FOXP2-Mutation Katalysator der Sprachentwicklung: FOXP2-Mutation Vergrößerung der Broca-Areals komplexe Rekonfigurierung verschiedener Systeme, die die Symbolverarbeitung, linguistische Fähigkeiten und die Artikulation steuern Indizien dafür, dass auch der Neandertaler sprachbegabt war stützten eher die Annahme verschiedener Ursachen (Polygenese) Mutation erfolgte schon bevor sich Neandertaler und Mensch im Entwicklungsverlauf getrennt haben -> Neandertaler konnte auch sprechen Familie in London: Es verlief eine Mutation in der Mutation -> Familienmitglieder haben keine Aktivierung im Broca-Areal (Sprachverständnis erheblich eingeschränkt) + Intelligenzminderung
  • Eigenschaften menschlicher Sprache Zwei Merkmale echten Sprachgebrauchs: Referenzialität -> Mit Bezug auf einen Referenten in der Welt Intentionalität -> absichtsvoller Einsatz Referentieller und intentionaler Sprachgebrauch bei Tieren nicht eindeutig geklärt => Unterschied zwischen menschlicher und tierischer Sprachbegabung eher gradueller als prinzipieller Natur (bedeutet nicht, dass er gering ist)
  • Syntax und Morphologie Die Bedeutung der Grammatik -> Was ein Satz bedeutet, ergibt sich nicht allein aus der Bedeutung der Wörter, sondern auch daraus, welche Position sie im Satz einnehmen 1. Tom jagt Jerry / 2. Jerry jagt Tom Zwei Möglichkeiten der Bestimmung der Position: 1. Wortstellung Viele Sprachen haben dafür ausgeprägte Präferenzen -> Subjekt-Verb-Objekt Steht Jerry am Satzanfang, ist er deshalb das Subjekt und das heißt, der Jagende Allerdings sind Subjekt und Objekt nicht in allen Sprachen anhand ihrer Position im Satz zu bestimmen 2. Flexionen Veränderungen der äußeren Gestalt eines Wortes In "Den Kater jagt die Maus" markiert die Veränderung des bestimmten Artikels vor Kater den Kater als das Objekt des Satzes Syntax und Morphologie ergänzen einander -> Je freier die Wortstellung, desto wichtiger sind Flexionen, je weniger Flexionen, desto rigider ist die Wortstellung Phrasen als Bausteine der Sätze: Sätze sind im Deutschen und Englischen hierarchisch aufgebaut Sie bestehen nicht aus einer losen Ansammlung von Wörtern (die den Maus Kater jagte) sondern aus Satzteilern, den Phrasen, die ihrerseits hierarchisch organisierte Einheiten bilden -> Nominalphrase: benennt Satzsubjekt; Verbalphrase: beschreibt, was passiert Nominalphrasen bestehen aus deklinierbaren Wortarten (Nomen): Substantive, Artikel, Numerale, Adjektive und Pronomen Zentrales Element oder „Kopf“ der Verbalphrase ist stets ein Verb -> kann weitere, vom Verb abhängende Nominalphrase enthalten, die das Objekt spezifiziert Weitere mögliche Bausteine: von einer Präposition eingeleitetePräpositionalphrase (PP), die Adjektivphrase (AP) und die Adverbphrase (AdvP).
  • Anatomie der Phrasenstrukturgrammatik - Experiment von Fitch & Hauser (2004) Phrasenstrukturregeln: Wie Wörter zu Phrasen und Phrasen zu Sätzen kombiniert werden, ist durch die Phrasenstrukturregeln definiert Experiment von Fitch & Hauser (2004): testet hierarchische Abhängigkeiten (PSG-Regel, aufgebaut wie Relativsatz) und benachbarte Abhängigkeiten (FSG-Regel) bei Affen die Affen schauten immer zu dem Lautsprecher aus dem ein grammatikalisch falscher Satz ertönte bzw. wenn die künstliche Grammatik verändert wurde Affen können aber im Gegensatz zu einer studentischen Population keine Unterscheidung bei hierarchisch verschachtelten Sätzen treffen Lassen sich FSG-Strukturen und geschaltete PSG-Strukturen in der Verarbeitung unterscheiden? FSG-Sequenzen aktivieren phylogenetisch älteres Kortexareal (frontales Operculum) PSG-Sequenzen zusätzlich das phylogenetisch jüngere Broca-Areal Die komplexen grammatischen Strukturen sind im Gehirn weit vorne angesiedelt -> Affen können das nicht da ihnen der Teil  des Gehirns evolutionsbedingt fehlt Broca-Areal wird auch bei Umstellungen von einer kanonischen auf eine komplexe Satzstellung aktiviert (je komplexer, desto mehr Aktivierung)
  • Broca-Aphasie Beispiel: Patient war unfähig zu sprechen (außer tan...tan....tan); andere kognitive Fähigkeiten waren weitgehend intakt Autopsie zeigte Schädigung im linken posterioren Frontalhirn (Broca-Areal) Einer der ersten Belege für die anatomische Lokalisation höherer kognitiver (sprachlicher) Funktionen Symptome der Broca-Aphasie: Langsame, nicht flüssige Sprache stark beeinträchtigte Fähigkeit , syntaktisch korrekte Sätze zu produzieren -> Mitunter nur Äußerung einzelner Silben oder Worte; Mitunter einfache Sätze, wobei Funktionsworte oder grammatische Markierungen ausgelassen werden Sprechen erfordert große Anstrengung, erfolgt oft stoßweise Wortfindungsstörungen und beeinträchtigte Artikulation
  • Wernicke-Aphasie Wernicke untersuchte 1870 Schlaganfallpatienten Patienten sprachen flüssig, aber produzieren sinnlose Wörter und Sätze Patienten zeigen stark beeinträchtigtes Sprachverständnis Autopsie ergab Läsionen im linken posterioren superioren Temporalkortex (benachbart zu auditorischen Kontextregionen) Wernicke vermutete dort Sitz eines auditorischen Wortspeichers Flüssige Sprache und grammatisch korrekte Sprache z.B für Personen, die kein Holländisch sprechen, klingt die Äußerung normal Aber: Sprache ist oft ohne Bedeutung, Probleme beim Verstehen von Sprache, Semantische Fehler, Mitunter Worte die nicht in der jeweiligen Sprache existieren
  • Blutversorgung des Gehirns 3 Hauptarterien, die Blut in die Gehirnhemisphären pumpen -> Anterior, middle, posterior cerebral artery Circle of Willis -> ist ein arterieller Gefäßring bei Säugetieren und zählt zu den extrazerebralen Anastomosen des Gehirns. Beim Menschen wird er durch drei Gefäße mit Blut versorgt und liegt dem Mittelhirn an der Gehirnbasis um den Hypophysenstiel und der Sehnervenkreuzung von anterokaudal (vorn und unten) an.
  • Wernicke-Lichtheim-Modell Sprachverständnis und Sprachproduktion beruhen auf separaten Gehirnregionen Wernicke-Areal: Auditorischer Wortspeicher Broca-Areal: Planung/Programmierung der Sprachproduktion Speicher für konzeptuelles Wissen Probleme des klassichen Modells Große Variabilität in Läsionsorten aphasischer Patienten Viele Patienten, die Kriterien einer Broca-Aphasie erfüllen, haben Läsionen im Temporallappen und nicht im Broca-Areal Patienten mit Läsionen im Broca-Areal zeigen mitunter keine Broca-Aphasie Neben lateralen kortikalen Regionen sind tiefer liegende Kortexregionen (z.B Insula) sowie subkortikale Regionen (z.B. Basalganglien) an der Sprachverarbeitung beteiligt
  • Kortikales Mapping von Sprachfunktionen Elektrische Reizung verschiedener Kortexareale bei epileptischen Patienten Lokalisation von Sprachregionen während neurochirurgischer Operationen Elektrische Stimulation als Untersuchungsmethode, um zu schauen an welchen Stellen sie zu Sprachstörungen führt
  • Agrammatisus Beeinträchtigung des Sprachverstehens, wenn Bedeutung nur unter Berücksichtigung grammatikalischer Strukturen erschlossen werden kann Definition: Als Agrammatismus bezeichnet man eine Störung der Sprachproduktion, die durch ein Fehlen grammatischer Strukturen charakterisiert ist. Der Patient bildet Sätze mit vereinfachter Syntax, die oft nur aus ein bis drei Worten bestehen ("Telegramm-Stil") Patienten mit Broca-Aphasie konnten Semantically constrained, reversible sentence und semantically improbable in abfallender Reihenfolge immer schlechter korrekt verarbeiten
  • Verlust von gespeichertem sprachlichem Wissen oder beeinträchtigte Verarbeitungsprozesse? Broca-Aphasie: Patienten können syntaktisch korrekte von inkorrekten Sätzen unterscheiden Wernicke-Aphasie: Patienten zeigten normale semantische Primimg-Effekte in lexikalischen Entscheidungsaufgaben Syntaktisches bzw.semantisches Wissen scheint erhalten zu sein => Beeinträchtigungen könnten darauf beruhen, dass die Echtzeitverarbeitung linguistischer Informationen gestört ist ->verzögerte N400 bei Aphasikern mit stark beeinträchtigtem Sprachverständnis (Hinweis auf verlangsamte semantische Integration)
  • Aktuelle Sicht Broca-Areal ist multi-funktional und kann in mindestens 2 funktionelle Untereinheiten gegliedert werden: posteriorer Teil (BA 44 + BA 6) + anteriorer Teil (BA 45 + BA 47) BA 44 involviert in: die generelle Verarbeitung hierarchischer Strukturen und Sequenzierungen - wovon eine Struktur die Syntax ist Höherstufige Handlungsplanung Spiegelneuronen-System für Sprache und andere Gesten Hierarchische Abhängigkeiten - welche sich nur in ihren relevanten Einheiten (z.B. grammatikalische Kategorien im Fall von Syntax) unterscheiden - die alle auf ähnlichen computationalen Mechanismen beruhen