Gegenstand der Psychologe
Gegenstand der Psychologe sind Verhalten, Erleben, und Bewusstsein des Menschen, deren Entwicklung über die Lebensspanne und deren innere (im Individuum angesiedelte) und äußere (in der Umwelt lokalisierte) Bedingungen und Ursachen.
Ziel der Psychologie
Verhalten, Erleben und Bewusstsein sollen beschrieben, erklärt und vorhergesagt werden.
Hermann Ebbinghaus
Psychologe hat eine lange Vergangenheit, aber nur eine kurze Geschichte. Soll heißen: die alte Tradition und die neue wissenschaftlichen Psychologie haben keine direkte Verbindung.
Entstehung der Psychologie als Einzelwissenschaft
1879
Wilhelm Wundt gründet an der Universität Leipzig das erste experimentalpsychologische Laboratorium
Wilhelm Wundt
Physiologe (beschäftigt sich mit den funktionellen Leistungen in Zellen, Organen und Organsystemen) nach der Promotion als Assistent im physiologischen Institut tätig, Sommersemester 1862 erstmals Ankündigung einer Vorlesung über Psychologie "Psychologie vom naturwissenschaftlichen Standpunkt", 1874 Ordinariat für Philosophie in Zürich, ein Jahr später Lehrstuhl für Philosophie in Leipzig - Berufung einen Physiologen für einen Lehrstuhl der Philosophie war ein Zeichen für einen grundlegenden Wandel des Verständnisses der Stellung der Philosophie im Systems der Wissenschaften.
Beginn 19. Jhdt
- Beginn des 19. Jhdt gilt die Philosophie als Wissenschaft schlechthin, Forschung ist die systematische Ordnung, die systematische begriffliche Durchdringung der von Natur- und Geisteswissenschaften zusammengetragenen Begriffe, Fakten bedürfen der philosophischen Interpretation, der Eingliederung in ein umfassendes philosophisches Weltbild; Forschung, das war nichts anderes als unablässige Suche nach Wahrheit. "Wenn die von den Einzelwissenschaften zu Tage gebrachten Fakten der philosophischen Theorie widersprachen - sprach das gegen die Fakten und nicht gegen die Theorie.
30iger und 40iger Jahren des 19 Jhdt
Ab den 30iger und 40iger Jahren des 19 Jhdt. begann der Welterklärungsanspruch der Philosophie obsolet zu werden. Geschichtswissenschaften machten den Anfang. Frage nach Sinn, Zweck und Bedeutung geschichtlicher Prozesse - traditionelles Feld der Geschichtsphilosophie- konnte mit wissenschaftlichen Mitteln nicht festgestellt werden.
Mitte des 19 Jhdt
→Entzauberung der Welt durch die Wissenschaft - Reduktion von dem was ist, auf das, was für jedermann so und nicht anderes zu erfahren ist, die Reduktion von Wirklichkeit auf faktisches, das ohne immanenten Sinn und Wert für sich besteht. = Identitätskrise der Philosophie
Identitätskrise der Philosophie
-Lösungsversuchen (allgemein)
- Allen Lösungsversuchen leg ein Problem zugrunde: Neubestimmung des Verhältnisses von Philosophie und Einzelwissenschaften, Philosophie wollte den Vorwurf, ein bloß spekulatives Unternehmen zu sein, entgehen à Aufnahme des neuen Verständnisses wissenschaftlicher Forschung
Identitätskrise der Philosophie
-Lösungsversuchen
• Orientierung an historischen Wissenschaften - Philosophie beschränkte sich auf die korrekte Rekonstruierung der Entwicklung philosophischer Denksysteme ODER • Behandlung philosophischer Probleme auf erfahrungswissenschaftlicher Grundlage. Wenn als selbstständiger Forschungswissenschaft betrieben wollte, musst ein besonderer Gegenstandsbereich angegeben werden, der von den bestehen Einzelwissenschaften nicht schon mitbearbeitet wurde -> Erforschung der Möglichkeiten und Grenzen menschlicher Erkenntnisfähigkeit (Erkenntnistheorie wird der empirischen Forschung geöffnet) • Wurzel der modernen Psychologie - Versuche, die die Frage nach der Erkennbarkeit der Welt in Wahrnehmungs- und denkpsychologische Problemstellungen umdeuteten; Anfänge der Psychologie als Versuch einer erfahrungswissenschaftlicher Reformulierung traditioneller Probleme philosophischen Erkenntnistheorie • Denk-, va aber die Wahrnehmungspsychologie, stellen das eigentliche Kerngebiet der heutigen allgemeinen Psychologie dar
Zusammenfassung
rasanter Aufstieg der Naturwissenschaften -> Tiefe Identitätskrise der Philosophie, möglicher Ansatz der Lösung - Versuch, Probleme der philosophischen Erkenntnistheorie in derselben Art zu behandeln, wie dies die Naturwissenschaften mit ihren Untersuchungsobjekten tun; moderne Psychologie entstand im Kontext der philosophischen Erkenntnistheorie, indem Denk- und Forschungsweisen, wie sie in den Naturwissenschaften entwickelt worden waren, in den Zusammenhang der Philosophie transferiert wurden Dies ist durch die Gründung des Leipziger Laboratoriums angezeigt. Ort um Forschung nach dem Vorbild der Naturwissenschaften zu betreiben. Vorbild für die Psychologie waren die denk- und Forschungsweisen der Physiologie (Mitte des 19 Jhdt aus der Anatomie entwickelt, wegtreibet Johannes Müller (1801-1858), Müller ist eine historische Übergangsfigur - zwei Wissenschaftskulturen gleichzeitig - romantisch-spekulative Naturphilosophie & moderne Forschungswissenschaft, die gerade jeder Form von philosophischer Spekulation im Bereich der Wissenschaft den Gar aus machte
Johannes Müller (1801-1858)
Vitalist (Annahme einer besonderen Kraft, die sich nur an organischer, nicht an anorganischer Materie äußert), Programm gegen die Annahme der Vitalisten - radikales Programm einer organische Physik, 1842, " die Wahrheit geltend zu machen, dass im Organismus keine anderen Kräfte wirksam sind, als die gemeinen physikalischen-chemischen." Das Konzept einer allein auf mechanischen Prinzipien gründenden Biologie wurde rasch zum dominierenden Paradigma der deutschen Physiologie - Entscheidende Bedeutung für die Entstehung einer selbstständigen wissenschaftlichen Psychologie. Physiologie auf Beschreibung und Erklärung von Funktionsabläufen (nervöses Erregungsgeschehen, Muskel- und Drüsentätigkeit, Organfunktionen etc.) in physikalisch-chemischen Begriffen beschränkt Abhänge der physikalischen Biologie - überzeugt davon, dass Analyse der begleitenden physiologischen Begriffen zwar wichtige Voraussetzung für, aber nicht selbst schon hinreichende Erklärung für das Zustandekommen psychischer Zustände und Vorgänge sein kann. Sinnesphysiologie bedarf also psychologischer Ergänzung - diese hat die Psychologie zu liefern Aus sinnesphysiologischer Forschung heraus Bedürfnis nach wissenschaftlicher Psychologie entstanden - neue Psychologie. Forschungsmethoden vor allem von der Physiologie übernommen. 1. großes Lehrbuch - Grundzüge der physiologischen Psychologie von Wilhelm Wundt - das physiologische im Titel bezieht sich nicht auf den Inhalt, sondern auf die Methodik, physiologische Psychologie Synonym für experimentelle Psychologie
Die moderne Psychologie entsteht aus...
einer eigentümlichen Mischung aus Philosophie und Physiologie. Philosophische Fragen - Va der Erkenntnistheorie - werden in der neuen Wissenschaft Psychologie mit der Physiologie erprobten Denk- und Forschungsweisen zu bearbeiten versucht.
Entstehung der modernen Psychologie
- aus Sicht der Physiologie
- Psychologie entsteht dadurch, dass die Physiologie für sie erst Platz schafft, indem die physikalische Physiologie sich für Fragen des Seelenlebens als nicht mehr zuständig erklärt. Abstoßung
Physiologische Forschung
eine Forschung betrieben nach Art bzw Vorbild der übrigen Naturwissenschaften - sollte zur wissenschaftlichen Rehabilitierung der Philosophie beitragen. Solcherart Rehabilitierung bald eigene Bezeichnung →Psychologismus, hat zweierlei Bedeutung
Psychologismus, hat zweierlei Bedeutung
- Weiteren Sinn - Auffassung das die Psychologie, weil alles Philosophieren letztlich vom psychischen Sachverhalten seinen Ausgang nehmen muss, die Grunddisziplin der Philosophie führungswissenschaftlicher Psychologismus - Engerer Sinn - Ansatz, der Probleme der Logik und Erkenntnistheorie in Fragestellungen auflöst, die einer empirischen Forschung zugänglich sein sollen reduktionistischer Psychologismus
Reine Philosophen
- heftiger Wiedersehens gegen jede Psychologisierung von Logik und Erkenntnistheorie, entscheidend dabei war die "Wiederentdeckung" und Neuinterpretation des kantischen Kritizismus (zeigt, die Möglichkeit menschliche Erkenntnis rein philosophisch, und ohne Rückgriff auf Psychologie, zu problematisieren und zu analysieren) - gerade die Kritik am Psychologismus verhilft der "reinen" Philosophie zu neuer Identität und Stärke. Für die Psychologie ist nun in der neuen Philosophie kein Platz mehr → Emanzipation
Verselbstständigung der Psychologie
Verselbstständigung der Psychologie war ein viele Jahrzehnte dauernder Prozess. Institutionelle Seite - Ende erst zu Zeiten des Nationalsozialismus, 1941 Diplomprüfungsordnung für Psychologie
Abstoßung durch die Philosophie
→Neukantizismus. Wiederentdeckung der „Kritik der reinen Vernunft“ von Kant, da dies eine zeitgemäße Wissenschaftstheorie darstellt. Im 1848. Antipsychologistische Tradition, da etwas Gefährliches darin liegt, die ganze Logik in Denkpsychologie aufzulösen bzw Logik/Erkenntnistheorie als psychologisches Problem zu betrachten