Deutsch (Subject) / Erzählen im zeitgenössichen Adoleszenzroman (Lesson)
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Examensvorbereitung Brunken
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- Anmerkungen zum Adoleszenzroman Subgattung des Jugendromans. Typenbildung auf Grundlage von inhalts- bzw. stoffbezogenen Merkmalen (im Unterschied zu formalen Merkmalen wie z.B. beim Figurenroman) Hervorgegangen ist der A. vor Allem aus dem Bildungsroman, dem Erziehungsroman und dem Entwicklungsroman.
- Kennzeichen und Begriff des Adoleszemzromans Im Zentrum der Darstellung stehen ein oder mehrere jugendliche Helden, wobei sich die Darstellung anders als im Entwicklungsroman auf die Jugendphase konzentriert. Im klassischen A.: Held meist männlich, im postmodernen A.: auch weibl. Zeitspanne: Vorpubertät bis Postadoleszenz Ganzheitliche Darstellung: Figuren sind Individuen Hauptfigur: „existentielle Erschütterung“ und „tiefgreifende Identitätskrise“, die auch als lustvoll erlebt werden können. Adoleszenzromane lassen sich an der Gestaltung ausgewählter Problembereiche bzw. Handlungsmuster erkennen Zumeist ein offenes Ende
- Klassischer Adoleszenzroman Beginn des 20. Jh. Ausschließlich männliche Adoleszente Schule als Zwangsanstalt Schüler und Lehrer als Feinde Sozialdarwinismus in der Schule Von den Schülern belachte und schikanierte Lehrergestalten rächen sich ihrerseitig an den mitfühlend-sensiblen Schülern Erzählt wird zumeist aus dem Blickwinkel der gequälten Schüler Hesse: „Unterm Rad“, Rilke: „Die Turnstunde“
- Moderner Adoleszenroman Im Rahmen der Modernisiserungsphänomene Blüte in den 1970ern Zuerst in Amerika, dann in Deutschland Muster der Inititationsromans (siehe Huckleberry Finn) „So unfassende und grundlegende existentielle Änderung, dass er [der Sozialisationsprozeß] als ein Tod des alten und eine Wiedergeburt eines neuen Menschen symbolisiert“ werden kann (Frese 1971, zit. nach Gansel 2000) Dichotomie von Jugend- und Erwachsenenwelt Jugendliche Protagonisten opponieren gegen Normen, Werte der fest gefügten fantasielosen Erwachsenenwelt. Am Ende behält die Welt der Erwachsenen die Oberhand, Ausstieg und Scheitern der Protagonisten sind kennzeichnend Suche nach einem festen Wesenskern Salinger: „Der Fänger im Roggen“
- Postmoderner Adoleszenzroman Veränderung der Jugendkulturen in den 1980er Jahren Jugend als Ideal Trennung der Jugend von einem bestimmten Alter, Jugend als Persönlichkeitseigenschaft Jugendliche leben gleichzeitig in Partialwelten, Subsystemen und Öffentlichkeiten Vielfalt einander widersprechender Merkmale macht es schwierig, einen Text als postmodern festzulegen: „Das Spielerische“ „das – häufig als Kritik am Kanon gemeinte – Parodistische“ „das intellektuell Collage- und Zitathafte“ „die Gattungsmetarmorphose“ ...Das Thema der Suche nach der eigenen Identität oder nach dem Sinn des Daseins findet hier im modernen Verständnis nicht mehr statt, vielmehr geht es um die immer wieder neue Suche nach Erlebnissen. Keine Anklage, neutral-ironische Erzählhaltung gegenüber den dargestellten Vrehältnissen Bret Easton Ellis
- Parallelen zwischen Goethes „Wilhelm Meisers theatralische Sendung“ und Seethalers „Jetzt wird’s ernst“ Goethe Seethaler Themen THEATER Entwicklung Reise THEATER Entwicklung --- Inhalt Erster Kontakt mit dem Theater über das Puppentheater Erster Kontakt mit dem Theater über das Puppentheater Freundschaft zu Werner Freundschaft zu Max Leidenschaft: Dramenlektüre, insbes. Shakespeare Leidenschaft: Dramenlektüre, insbes. Shakespeare Wilhelm arbeitet nur kurz im elterlichen Betrieb, scheitert grandios, als ihm Verantwortung übertragen wird – nachdem er erst relativ optimistisch beginnt, gibt er schließlich doch das ganze Geld aus und lässt nicht mehr von sich hören Der Ich-Erzähler arbeitet kurz im Frisörladen des Vaters, scheitert ebenfalls grandios, als er seinen ersten Haarschnitt an der schlafenden Stammkundin vornehmen soll. Nachdem er erst relativ optimistisch in dem Betrieb angefangen hat, verletzt er sie sogar! Figuren Protagonist Jugendlich Realitätsfern Beharrlich Elternhaus „schwierig“ (Ehe der Eltern problematisch) Wird immer wieder von den Frauen ins Theater „gezogen“ Allgemeine „Sehnsucht“ „Innerlichkeit“ Jugendlich Realitätsfern Beharrlich Elternhaus „schwierig“ (Mutter stirbt, Vater merkwürdig) Wird immer wieder von den Frauen ins Theater „gezogen“ Allgemeine „Sehnsucht“ „Innerlichkeit“ „Theater“ Wandertheater Gaukler Truppen Puppentheater Schultheater Theater im Kellerloch Stilistisch Humor Ich-Erzähler (aber: nicht der Protagonist) schweift gerne ab Humor Ich-Erzähler (Protagonist) schweift gerne ab
- Anmerkungen zu Seethaler: Bei jetzt wird’s ernst kann man nicht von einem Adoleszenroman sprechen, da die Erzählung mit der Geburt einsetzt. Es handelt sich in der Romangestalt eigentlich um einen Entwicklungsroman, innerhalb dessen sich aber doch Erzählen von Adoleszenz wiederfindet.
- Anmerkungen zu Berges: „Ein langer Brief an September Nowak“ lässt sich relativ gut dem postmodernen Adoleszenzroman zuordnen: Protagonistin Unzuverlässige Erzählweise Thema: „Ausprobieren“ Trotz des vielen Ausprobierens der Protagonistin geht es hier nicht (wie im modernen Adoleszenzroman) darum, dass Betti „ihre Identität findet“. Das tut sie nicht. Die tiefe Erschütterung, die sie erlebt, bietet ihr die Gelegenheit zu ihrem Abenteuer, das sie durchaus zu genießen weiß. Der spielerische Umgang mit dem Thema, aber auch die Durchmischung mit Hoffmanns Kunstmärchen, und damit dem romantischen Erzählen lassen den Roman ebenfalls postmodernen Erzählweisen zuordnen. Anders als bei Seethaler ist der intertextuelle Bezug hier von Anfang an explizit.
- Romantisches Schreiben: 1795-1848 Abwendung von der Antike und von klassischen Vorbildern Abwendung von klassischen Formen Vorliebe für fragmentarische Schreibweise Themen: Gefühl, Leidenschaft, Individualität Aufgabe: Heilung (nicht Erziehung) Das Unbewußte wird ausgelebt und kommt zum Vorschein Weder Form noch Inhalt sind festgelegt Motiv: „Verbundenheit mit der Natur“
- Abenteuer- und Reiseroman in der Jugendliteratur: Aufbruch eines jugendlichen Helden aus dem bürgerlichen Leben seine Reifung im Prozess der Initiationen eine die Initiationen bewirkende „Kette“ von Abenteuern und/oder die Aufdeckung eines Geheimnisses um die rätselhafte Herkunft Rückkehr des Helden in das bürgerliche Leben Erwachsene begleiten sie, ohne die sie das Abenteuer nicht bestehen würden der edle Wilde: (anziehendes Äußeres und kennt sich in der Natur gut aus, kann Spuren lesen und Tierstimmen erkennen, ist mit Wind und Wetter vertraut und geht kenntnisreich mit einheimischen Tieren wie Löwen, Bären und Schlangen um) Der jugendliche Held sehnt sich nach Lob und Anerkennung er wächst und reift durch den Zuspruch seiner Begleiter Kämpfe gegen Naturkatastrophen Die Reise dient in erster Linie der Reifung des Helden zum Erwachsenen Das glückliche Ende ist obligatorisch: Das Böse wird besiegt, Intrigen werden aufgelöst, der Held wird mit der Aussicht auf eine glückliche Zukunft belohnt.
- Karl May: Karl May selbst “beginnt [er], die Phantasiewelt seiner Romane als wirkliches Leben zu inszenieren.” (Brunken 1995, S. 300) „Old Shatterhand und Winnetou – beides sind Ich-Symbole Karl Mays, eines Menschen, der sein eigenes Ich nie akzeptieren konnte“ (Brunken 1995, S. 310) Old Shatterhand und Winnetou: Eine Seele mit zwei Körpern. Mauser und Grünhorn: Ein Körper mit zwei Seelen
- Elemente aus Winnetou im "Indianerland" Grünhorn Der Henry-Stutzen Old Shatterhand „entflieht der Gesellschaft in die Wildnis einer Traumwelt, in der ihm die Probleme der Realität in anderer Weise als Realitätsprüfung wiederbegegnen.“ Der Zweikampf Old Shatterhands mit den Kiowa, die sich hinterher ihr Wort nicht halten, und die Gruppe doch martert – Die Sombrero-Träger, die ebenfalls nach einem (doppelten) Zweikampf ihr Wort nicht halten. Dabei wird das Element noch ironisch übersteigert. Doppelte Inititation Old Shatterhands (Westmann und Häuptling), auch Mauser findet sich einerseits innerlich immer mehr zurecht, übernimmt aber auch nach außen hin immer mehr die Funktion eines Häuptlings.