Pharyngitis
- mehr als 50% aller Halsinfekte im Sinne einer banalen Pharyngitis - Erreger: i.d.R. viral (meist Influenza-, Parainfluenza-, Adenoviren), seltener bakteriell (β-hämolysierende Streptokokken) - Klinik: Schluckbeschwerden, Halsschmerzen, Allgemeinsymptome wie Glieder- und Kopfschmerzen, evtl. Fieber
Herpangina
Erreger: Coxsackie Virus Typ A - eher Kleinkinder betroffen Klinik:- schmerzhafte Bläschen und Aphthen im Bereich des Weichgaumens DD: Stomatitis aphthosa (Bläschen im vorderen Teil der Mundhöhle; Erreger ist HSV1), Hand-Fuss-Mund-Krankheit (auch durch Coxsackievirus ausgelöst, allerdings zusätzliche Bläschen) Therapie: symptomatisch
HSV I Primäraffekt
Erreger: Herpes simplex Virus Typ I Klinik: - konfluierende aphtöse Läsionen im bereich der Mundhöhle und des Pharynx- massive brennende Schmerzen- reduzierter AZ Diagnostik: Virus DNA kann mit PCR Nachweis gesichert werden Therapie: symptomatisch, Aciclovir Komplikationen: Rezidive (Lippen), selten Meningoenzephalitis
Angina tonsillaris
Erreger: β-hämolysierende Streptokokken der Gruppe A (S. pyogenes), seltener Staphylokokken, Pneumokokken, Haemophilus influenzae Klinik: - Allgemeinsymptome mit hohem Fieber- gelbliche Stippchen oder weisse Fibrinbeläge auf den Gaumentonsillen- starke Schluckschmerzen Diagnostik: Abstrich, Schnelltest- Labor: Linksverschiebung, Erhöhung von CRP und BSG Therapie: Penicillin V (über 10-14 Tage), alternativ Cephalosporine, Analgesie, Rehydratation Komplikationen: - Lokal: Peritonsillarabszess --> Parapharyngealabszess --> Mediastinitis- Septisch: Thrombose der V. jugularis interna mit Lemierre-Syndrom, Endokarditis- bei Infekt mit β-hämolysierenden Streptokokken der Gruppe A: rheumatisches Fieber, Glomerulonephritis
Scharlach
Schwere Verlaufsform der Infektion mit β-hämolysierenden Streptokokken der Gruppe A, ggf. mit vollem Verlaufsform als Scharlach Klinik:- Halsschmerzen - Angina- Himbeerzunge- Exanthem: charakteristischer Ausschlag mit roten Flecken im Bereich der Achseln und Leiste- periorale Blässe (Mundpartie bleibt ausgespart)- Schuppung der Haut an den Fingern Therapie: Penicillin V über 10 Tage oral
Diphtherie
Erreger: Corynebacterium diphtheriae Klinik: - pseudomembranöse, schlecht abwischbare, gelbliche Beläge im Bereich der Tonsillen mit Übergang auf Gaumen und Rachenhinterwand- massive Schluckbeschwerden- LK-Schwellung zervikal (Cäsarenhals)- süsslicher Mundgeruch (Aceton)- bei deszendierendem Infekt bellender Husten, Stridor, Atemnot Komplikationen: bedingt durch Toxin, Myokarditis, Polyneuritis, Ersticken Therapie: bei Verdacht Antitoxin, Penicillin
Infektiöse Mononukleose
Erreger: Epstein Barr Virus (EBV) - meist junge Erwachsene, Durchseuchungsrate >90% Klinik: (meist asymptomatisch)- starke Allgemeinsymptome mit hohem Fieber- Tonsillitis mit grauen Belägen- Schluckschmerzen- LK-Schwellungen cervikal- Hepatosplenomegalie Komplikationen: Milzruptur, Assoziation mit Tumorerkrankungen (Nasopharynxkarzinom, Morbus Hodgkin, Burkitt-Lymphom, proliferative B-Zell-Lymphome) Diagnostik: Serologie (IgM, EBNA-Ak beweisen durchgemachte Infektion), Labor mit Differentialblutbild (atypische Lymphozyten bzw Pfeiffer-Zellen, mononukleäre Zellen), Abdomen-Ultraschall Therapie: körperliche Schonung (Gabe von Aminopenicillinen kann ein pseudoallergisches Exanthem bilden)
Peritonsillarabszess
- hohes Fieber- einseitige Schluckbeschwerden- Ohrenschmerzen- klossige Sprache- Kieferklemme- LK-Schwellung Diagnostik:- Schwellung, Rötung, Vorwölbung von Tonsille, Gaumenbogen und Gaumensegel- Verdrängung der Uvula zur gesunden Seite Therapie: - antibiotische Behandlung- Punktion, Inzision und Abzessdrainage- Tonsillektomie à chaud
Peritonsillarabszess - Komplikationen
- Absenkung in den Parapharyngealraum, das Mediastinum oder den Hals - Thrombosen der Venen im hals mit Sepsis (Lemierre-Syndrom) - Arterielle Gefässarrosion - Atemnot durch larygneale oder tracheale Obstruktion
Peritonsillarabszess - Differentialdiagnose
- Tumor im parapharyngealen Raum (Adenom, Neurinom) - Rupturiertes Aneurysma der A. carotis interna - Quinke-Ödem - Neoplasie der Tonsille
Zungengrundhyperplasie - Differentialdiagnose
- Zungengrundtonsillenhyperplasie - Zungengrundstuma - Plattenepithelkarzinom des Zungengrunds - Lymphom - Adenom der Speicheldrüsen - Seltene Tumore: Myom, Neurinom, Hämangiom, etc.
Rhonchopathie (Schnarchen)
- häufigste Schlafstörung - Grund: Erschlaffung der Muskulatur in den oberen Luftwegen - Hin- und Herflattern von Gewebe mit Einengung der oberen Luftwege im Bereich des Zungengrundes und des Weichgaumens
Obstruktives Schlafapnoesyndrom
Schlafapnoe: 10 Sekunden AtemstillstandHypoapnoe: Sauerstoffsättigung fällt um 3% im peripheren Blut oder Weckreaktion tritt auf; <50% Atemstrom Ab 5 Ereignisse pro Stunde = OSAS Prädisponierende Faktoren: Übergewicht, männliches Geschlecht, Nikotinabusus, Alkoholkonsum Klinik:- Tagesmüdigkeit- Lautes, unregelmässiges Schnarchen- Atemaussetzer während der Nacht (fremdbeobachtet) Komplikationen: kardiovaskuläre Folgekrankheiten durch die chronisch-rezidiverenden Hypoxien sowie den erhöhten Sympathikotonus (arterielle Hypertonie, apoplektischer Insult) DD: zentrales Schlafapnoe-Syndrom (thorakalen Atembewegungen setzen während den Apnoe-Phasen aus)
Mediane Halszyste
Überreste des Ductus thyreoglossus aus der Embryonalentwicklung Klinik:- schluckverschiebliche, prallelastische Schwellung unter der Haut- Manifestationsalter: Von Geburt an vorhanden, symptomatisch meist vor dem 5. Lebensjahr- Lokalisation in der Mittellinie zwischen Foramen caecum und Kehlkopf gelegen Komplikation: Abszedierung der Zyste kann zur Entstehung einer Fistel führen Therapie: komplette Extirpation
Laterale Halszyste
Halszysten durch Epitheleinschlüsse in zervikalen Lymphknoten - enstehen durch unvollständige Rückbildung der embryonalen Schlundtaschen Klinik:- Schwellung am seitlichen Hals, welche während einer Infektion zunimmt Diagnostik: Sonografie und MRT Therapie: komplette Extirpation
Laterale Halsfistel
Überrest des Sinus cervicalis (2. Schlundbogen) Klinik:- von Geburt an bestehende äusserliche Hautöffnung am seitlichen Hals- Lokalisation: Vorderrand des M. sternocleidomastoideus Therapie: komplette Extirpation
Neck Dissection
Ausräumung der Lymphknoten am Hals 1. Elektive Neck Dissection: Lymphknotenmetastasen nicht nachgewiesen, aber anzunehmen 2. Therapeutische Neck Dissection- radikale Neck Dissection: Entfernung des M. sternocleidomastoideus, N. accessorius, V. jugularis interna- modifizierte Neck Dissection: nichtlymphatische Strukturen bleiben erhalten- selektive Neck Dissection: nicht alle Lymphknoten werden entfernt; nichtlymphatische Strukturen bleiben erhalten
Nasopharynxkarzinom
- Assoziation mit dem EBV, Alter, Genetik - sehr häufig in Afrika, China Klinik:- Schallleitungsschwerhörigkeit mit Paukenerguss- Nasalobstuktion- Epistaxis- metastasiert oft zu den zervikalen Lymphknoten - Radiotherapie
Stimmlippen - Neoplasien
- Stimmlippenpolyp (bilateral) - Papilloma (benigne)--> assoziiert mit HPV Typ 6 und 11--> "raspberry-like", nicht mehr als 1 cm - Karzinom
Adenoide
Hyperplasie der Tonsilla pharyngea nach chronischen Entzündungen - v.a. Kinder zwischen dem 3. und 6. Lebensjahr- familiäre Häufung Klinik:- Kinder atmen durch den offen stehenden Mund- schnarchen- "Laufnase"- klossige Sprache - Gefahr der verzögerten Sprachentwicklung (Schallleitungsschwerhörigkeit) Therapie: Adenotomie mit Beckmann-Ringmesser
Juveniles Nasenrachenfibrom
- häufigster gutartiger Tumor des Nasopharynx, gefässreich - ausschliesslich Jungen zwischen dem 10-18 Lebensjahr Klinik:- einseitig, zunehmend behinderte Nasenatmung- rezidivierende Epistaxis- Kopfschmerzen Therapie: - Tumorgefässe embolisieren (meist über A. maxillaris)- vollständig entfernen
Angina Plaut-Vincenti
Ulzeröse Tonsillitis - Ausgelöst durch Symbiose aus Fusobacterium fusiforme und Borrelia Vincentii Klinik und Diagnostik:- kein Fieber- seitenbetonte Schluckbeschwerden- Foetor ex ore- Fibrin belegtes Ulkus DD: Tonsillenkarziom, Lues, Tuberkulose
Paraganglion caroticum
Benigner Halstumor - geht vom nichtchromaffinen Paraganglienzellen an der Karotisgabel aus- imponiert als kugelige, derbe und schmerzlose Raumforderung am Hals, die pulsieren kann - Globusgefühl- Dysphagie- Hustenreiz (N. vagus-Irritation)- Horner-Syndrom (Grenzstrang-Irritation)
Pharynxkarzinom
Assoziationen:- Nasopharynxkarzinom: EBV (Schminke-Tumor = undifferenziertes, lymphoepitheliales Karzinom)- Oropharynxkarzinom: HPV Lokalisation:- Hypopharynxkarzinome meist im Recessus piriformis, Postkrikoidregion Klinik:- Nasopharynxkarzinom: Halslymphknotenschwellung, Tubenventilationsstörung, behinderte Nasenatmung, Epistaxis- Oropharynxkarzinom: Vergrösserte Zervikallymphknoten, Ohrenschmerzen, Dysphagie- Hypopharynxkarzinom: Dysphagie, Schluckschmerzen mit Ausstrahlung ins Ohr, Lymphknotenschwellung im Kieferwinkel