Deutsch (Subject) / Martinez und Scheffel (Lesson)
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Examensvorbereitung
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- Die Darstellungsebene Zeit Modus Stimme
- Die Zeitebene gehört zur "Darstellung" Ordnung Dauer Frequenz
- Ordnung gehört zu "Zeit" - "Darstellung" Begriffe: Anachronie (Prolepse/Analepse) Achronie Analytische vs. synthetische Erzählung
- Anachronie Umstellung der chronologischen Ereignisfolge in der erzählerischen Darstellung; entweder als Analepse oder als Prolepse Unterscheidung im Hinblick auf ihre Reichweite (zeitlicher Abstand zwischen den Zeitpunkten des Erzählens und des erzählten Ereignisses) und ihren Umfang (die Zeitdauer des anachronisch dargestellten Ereignisses) Komplett (reicht bis zur Gegenwart der erzählten Geschichte heran) oder partiell
- Analepse Rückwendung. Eine nachträgliche Darstellung eines Ereignisses, das zu einem früheren Zeitpunkt stattgefunden hat als dem, den die Haupthandlung gerade erreicht hat Aufbauende Analepse: am Anfang der Erzählung in eine in medias res (mitten in die Dinge) eingeführte Szene Auflösende Analepse: Am Ende der Erzählung wird ein zunächst lückenhaft dargestelltes Ereignis nachträglich so vervollständigt, dass das bislang Erzählte in einem neuen Licht erscheint
- Prolepse Vorausdeutung. Ein in der Zukunft liegendes Ereignis wird vorwegnehmend erzählt. Zukunftsweisende Prolepse: Wünsche, Träume, Prophezeiungen, Ängste, die in der Rede des Erzählers nur dann vorkommen, wenn er sich auf den begrenzten Wahrnehmungshorizont der in das erzählte Geschehen verwickelten Figuren beschränkt. Zukunftsgewisse Prolepse: Erzähler erzählt aus größerem zeitlichen Abstand heraus und macht Leser zum Mitwisser der Zukunft, indem er ihn über den gegenwärtigen Augenblick in der erzählten Geschichte erhebt. (Michel wird Bürgermesiter von Lönneberga), als einführende Vorausdeutung in proleptischen Überschriften
- Analytische vs. Synthetische Erzählung Analytische Erzählung: Beginnt mit einem rätselhaften Ereignis und rekonstruiert dann Schritt für Schritt das Geschehen vor diesem Ereignis. Synthetische Erzählung: die Erzählung beginnt in medias res und wird Szene um Szene in ihrem chronologischen Zusammenhang vergegenwärtigt.
- Achronie Fehlen einer chronologischen Relation zwischen verschiedenen Ereignissen, die in einer Erzählung erzählt werden. Aus den einzelnen erzählten Ereignissen lässt sich keine chronologisch geordnete Gesamthandlung rekonstruieren.
- Fiktionale Texte Fiktionale Texte sind ebenfalls Teil einer realen Kommunikationssituation, in der ein realer Autor Sätze produziert, die von einem realen Leser gelesen werden. Fiktionale Texte sind jedoch komplexer als faktuale, weil sie außer der realen auch noch einer zweiten, imaginären Kommunikationssituation angehören. Die fiktionale Erzählung richtet sich sowohl im imaginären als auch im realen Kontext an einen Leser und stellt eine „kommunizierte Kommunikation“ dar.
- Faktuale Texte Faktuale Texte sind Teil einer realen Kommunikation, in der das reale Schreiben eines realen Autors einen Text produziert, die von einem realen Leser gelesen und als tatsächliche Behauptungen des Autors verstanden werden.
- fiktional vs. fiktiv Fiktional: Gegensatz von „faktual“ bzw. „authentisch“ und bezeichnet den pragmatischen Status einer Rede. Damit eine Rede als fiktional aufgefasst wird, bedarf sie der Kontextmarkierung. Solche Kontextmarkierungen können z.B. das Wort „Roman“ im Untertitel aber auch als Textsignale „Es war einmal“ oder auch textinterne Fiktionssignale sein, wie etwa die Anwendung von Verben innerer Vorgänge auf dritte Personen („sie fühlte, dass er kommen würde“), aber auch eine Erweiterung des Tempussystems der Sprache („morgen war Weihnachten, und sie hatte immer noch kein Geschenk“). Weiterhin kann die fiktionale Rede durch verschiedene Formen der Selbstreflexion ihren besonderen Status in Form und Inhalt reflektieren und sowohl die Grundlagen ihrer Produktion explizit machen als auch Anweisungen für ihre Rezeption. Fiktiv: Gegensatz zu „real“, bezeichnet den ontologischen Status des in dieser Rede Ausgesagten.
- Zwei gegensätzliche Beurteilungen des Geschäftes der Dichter: Platon: Dichtung ist Täuschung und somit überflüssig, wenn nicht gar schädlich. Aristoteles: Dichtung ist nützlich und notwendig und kultiviert den Trieb zur Nachahmung – den Aristoteles als einen Urtrieb des Menschen ansieht. Dichtung sei philosophischer und ernsthafter als Geschichtsschreibung, da sie sich nicht auf das Besondere beschränke, sondern das Allgemeine mitteile.
- "Dichtung" nach Aristoteles Aristoteles: Poetik (4. Jh. vor Christus): „Nicht ihre sprachliche Form, sondern das, wovon sie spricht, zeichnet die Dichtung aus“ (Martinez und Scheffel, S. 11). So heißt es im berühmten 9. Kapitel seiner Poetik: Denn der Geschichtsschreiber und der Dichter unterscheiden sich nicht dadurch voneinander, dass sich der eine in Versen und der andere in Prosa mitteilt (…); sie unterscheiden sich vielmehr dadurch, dass der eine das wirklich Geschehene mitteilt, der andere, was geschehen könnte.
- Eine dritte These (neben Platon und Aristoteles) stammt von Sir Philip Sydney (1595): Unter allen möglichen Verfassern von Texten lügen die Dichter am allerwenigsten, weil sie – im Gegensatz zu den Geschichtenschreibern – in ihren Werken erklärtermaßen nichts behaupten, sondern von mehr oder minder frei erfundenen Gegenständen handeln.
- erzählte Zeit Die Dauer der erzählten Geschichte.
- Erzählzeit die Zeit, die ein Erzähler für das Erzählen seiner Geschichte benötigt.
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- Erzähltempo Verhältnis von erzählter Zeit zu Erzählzeit
- Dauer gehört zu "Zeit" und "Darstellung" Szene Raffung Dehnung Ellipse Pause
- Szene Relativ enge Korrelation zwischen der Dauer der Erzählung und der Dauer des erzählten Geschehens, die vor Allem in dialogischen Erzählpassagen erreicht wird. (Zeitdeckendes Erzählen (Isochronie))
- Dehnung Eine zeitlupenartige Darstellungsweise, in der die Erzählzeit im Verhältnis zum Geschehen, von dem sie erzählt, besonders umfangreich ist.
- Raffung Stark zusammenfassendes Erzählen eines umfangreichen Geschehensabschnittes.
- Ellipse Ein Zeitabschnitt des dargestellten Geschehens, der in der erzählerischen Darstellung ausgespart wird. Man unterscheidet je nach dem Grad der Rekonstruierbarkeit der Dauer des ausgesparten Geschehens durch den Leser bestimmte und unbestimmte Ellipsen. Wir die Ellipse im Erzählzusammenhang markiert, ist sie explizit („viele Jahre später“), andernfalls ist sie implizit.
- Pause Unterbrechung der fortlaufenden Darstellung des Geschehens zugunsten von Reflexionen, Beschreibungen oder Kommentaren.
- Frequenz gehört zu "Zeit" und "Darstellung" In welchen Wiederholungsebenen stehen das Erzählte und das Erzählen, d.h. in welcher Frequenz wird ein sich wiederholendes oder nichtwiederholendes Geschehen in einer Erzählung präsentiert? Singulative Erzählung Repetetive Erzählung Iterative Erzählung
- Singulative Erzählung Einmal erzählen, was sich einmal ereignet hat.
- Repetetive Erzählung mehrfach erzählen, was sich einmal ereignet hat
- Iterative Erzählung einmal erzählen, was sich mehrfach ereignet hat
- Distanz Narrativer vs. dramatischer Modus Erzählung von Ereignissen vs. Erzählung von Worten
- Erzählung von Ereignissen Bei der Erzählung von Ereignissen wird Nichtsprachliches in Sprachliches umgesetzt. Ein dramatischer Modus wird hier nur mit Einschränkungen wirksam. Dennoch lassen sich Unterschiede in der Distanz zum Erzählten beobachten. Realitätseffekt: Mittels verschiedener Techniken entsteht ein Eindruck von Gegenwart und Unmittelbarkeit: Bs.: Fehlen jeglicher Kommentare und Selbstreflexionen auf der Ebene des Erzählens Perspektivierung (s.u.) Detailreichtum Langsames Erzähltempo
- Erzählung von Worten 1) Zitierte Figurenrede: autonome direkte Figurenrede direkte Figurenrede 2) Erzählte Figurenrede mehr Distanz als bei der zitierten Figurenrede. Extremfall liegt im narrativen Modus (Raffung) 3) Transponierte Figurenrede Die transponierte Rede ist eine Mittelzone zwischen narrativem und dramatischen Modus. Indirekte Rede Erlebte Rede
- Autonome direkte Figurenrede Wörtliche Figurenrede ohne Kommentare eines Erzählers, ohne verba dicendi (also Verben wie „sagte er“, „seufzte er“, „antwortete sie“, etc.) und womöglich sogar ohne distanzierende Anführungszeichen. Extremfall liegt im dramatischen Modus
- erzählte Figurenrede mehr Distanz als bei der zitierten Figurenrede. Extremfall liegt im narrativen Modus (Raffung).
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- Transponierte Figurenrede Die transponierte Rede ist eine Mittelzone zwischen narrativem und dramatischen Modus. Indirekte Rede Erlebte Rede
- Indirekte Rede Einleitung durch ein verbum dicendi und Verschiebung der indikativen Verbformen in den Konjunktiv Verlust des individuellen Stils der Figurenrede Form der transponierten Figurenrede
- Erlebte Rede Figurenrede steht im Präteritum, Indikativ ohne einleitendes verbum dicendi: Darstellung einer Figurenrede in der dritten Person, „Doch jetzt wollte er Grete unbedingt von dem Nest erzählen!“ Vermischung der unterschiedlichen Sprech- bzw. Wahrnehmungsorte von erzählendem Subjekt und erlebender Figur. Form der transponierten Figurenrede
- Fokalisierung Aus wessen Sicht wird erzählt? Die Fokalisierung betrifft den Blickwinkel, aus dem die Geschichte erzählt wird. Drei Typen der Fokalisierung: Nullfokalisierung Interne Fokalisierung Externe Fokalisierung Eine Erzählung behält selten durchgehend den gleichen Fokalisierungstyp, dabei kann sie: dominant unfokalisiert, dominant intern fokalisiert oder dominant extern fokalisiert sein. Polymodal sein (Nebeneinander verschiedener Fokalisierungen)
- Nullfokalisierung = auktorial der Erzähler weiss, bzw. sagt mehr, als irgendeine der Figuren weiß bzw. wahrnimmt "Übersicht"
- Interne Fokalisierung = aktorial der Erzähler sagt nicht mehr, als die Figur weiss "Mitsicht"
- Externe Fokalisiserung = neutral der Erzähler sagt weniger, als die Figur weiss "Außensicht"
- Multiperspektivistisches Erzählen betrifft die Interne Fokalisierung: Variable Interne Fokalisierung Multiple Interne Fokalisierung
- Variable Interne Fokalisierung Nacheinander wird aus der Sicht verschiedener Figuren erzählt.
- Multiple Interne Fokalisierung das selbe Geschehen wird aus der Perspektive verschiedener Figuren erzählt.
- In den Gärten war alles still, und doch waren sie belauscht worden. Eine schöne, junge Frau, Frau Trud Minde, modisch gekleidet, aber mit strengen Zügen, war, während die beiden noch plauderten, über den Hof gekommen und hatte sich hinter einem Weins Nullfokalisierung
- Er stand vor dem Tor des Tegeler Gefängnisses und war frei. Gestern hatte er noch hinten auf den Äckern Kartoffeln geharkt mit den andern, in Sträflingskleidung, jetzt ging er im gelben Sonnenmantel, sie harkten hinten, er war frei. Fokalisierung? Interne Fokalisierung
- Stimme Zeitpunkt des Erzählens Ort des Erzählens Stellung des Erzählers zum Erzählten Geschehen Subjekt und Adressat des Erzählers
- Zeitpunkt des Erzählens prophezeiende Erzählung gleichzeitiges Erzählen späteres Erzählen eingeschobenes Erzählen
- prophezeiende Erzählung Vorhersage eher selten in der Regel nur in Gestalt von kürzeren Binnenerzählungen
- gleichzeitiges Erzählen zeitliche Koinzidenz von Erzählen und Erzähltem
- späteres Erzählen Regelfall episches Präteritum
- eingeschobenes Erzählen der Erzähler unterbricht wiederholt sein Schreiben und wird zur Handelnden Figur Zeitdifferenz zwischen Schreiben und Erleben Grenzen zwischen Protagonist und Erzähler verschwimmen Bs.: Briefroman
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