organisationssoziologie (Subject) / Hirschman und Folgestudien (Lesson)
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Leistungsdefizite und Mitgliederverhalten
This lesson was created by Cathrice.
- Wie lautet die Ausgangssituation von Hirschmans Theorien? Ausgangssituation: Es gibt in jeder Organisation den Punkt, in der sie nicht so Leistungsfähig ist -> Leistungsdefizite Nun gibt es verschiedene Möglichkeiten, um hierauf zu reagieren.
- Welche zwei Möglichkeiten verfasst Hirschman als Reaktion auf Leistungsdefizite? Exit - Abwanderung Ziel: bessere Waren, Dienst- oder Sozialleistungen von einer anderen Organisation zu beziehen - ist dichotom, unpersönlich und indirekt -> unsichtbare Hand des Marktes -> Standard in den Wirtschaftswissenschaften: "wenn etwas nicht gefällt, wechselt man eben den Anbieter" Voice - Widerspruch Ziel: Kritik oder Protest, mit der Absicht, eine Verbesserung der Qualität bei Waren, Dienst- oder Sozialleistungen zu erreichen - ist graduell, persönlich, direkt
- Wann und weswegen versagt "exit" als Korrekturmechanismus? - bei vollkommen elastischer oder vollkommen unelastischer Nachfrage versagt exit als Korrekturmechanismus - versagt, wenn das Leistungsdefizit nur schwer zu erkennen ist: endlose Zirkulation von Konsumenten und Mitgliedern auf der Suche nach besseren Gütern und Dienstleistungen
- Abwanderung dominiert Widerspruch, denn... ... Widerspruch ist:- mühevoll und zeitaufwendig- erfordert meist koordiniertes kollektives Handeln (Formieren von Gemeinschaten, kollektive Vertretung von Arbeitnehmern)
- Wann ist der Widerspruch eine Residualkategorie von Abwanderung? --> Widerspruch meist nur, wenn es keine andere Möglichkeit gibt (keine neue Stelle in Aussicht o. ä.)- Residualkategorie (erzwungen) bei:... fehlender Abwanderungsmöglichkeit aufgrund von Angebotsmonopol... einem Nachfragemonopol bwz. Nachfrageoligopol - Abwanderungsmöglichkeit aktiviert Widerspruch (Möglichkeit Abzuwandern weckt das Widerspruchspotenzial)Beispiel: Schulgutscheine (USA, Schweden, Niederlande) -> Eltern üben Druck aus /Drohen mit exit
- Wie sieht das Loyalitätsmodell aus? - es gibt eine Zufriedenheitsachse (x) und eine Widerspruchsachse (y) - bei geringer/keiner Loyalität steigen Individuen an gewissem Punkt (XAL) aus- sind Druckmittel/Drohungen (TX) vorhanden, z.B. Schuldgutscheine und geschieht nichts, werden Individuen aussteigen, Zufriedenheit muss hierfür allerdings noch etwas zurückgehen
- Wie lautet, in diesem Kontext, das Beispiel der deutschen Bundesbank? Beispiel: zwei hochrangige Organisationsmitglieder der deutschen Bundesbank (Dr. Stark & Dr. Weidmann) sind unzufrieden mit der Politik der Bank -> es wurden sehr viele Staatsanleihen gekauft (legal fraglich) -> was zu einem Loyalitätsproblem führteDr. Stark: wollte aussteigen (2010), hatte es sich anders überlegt und wollte beobachten, in welche Richtung sich dieses Vorgehen entwickelt -> somit drohte er mit seinem Ausstieg (2011), als sich das Programm ausweitete und Drohungen nichts brachten, trat er zurück und wurde ersetzt (durch einen anderen Volkswirt, der keine Kritik mehr übte)Dr. Weidmann: entschied sich zu bleiben um aktiv Widersprüche auszuüben -> Paradebeispiel für viele Konflikte in Organisationen, in denen die Frage aufkommt, ob man exit oder voice ausüben soll -> Loyalität ist mehr auf die Ziele der Organisation bezogen
- Erweiterung des Loyalitätsmodells anhand dem Beispiel: DDR Ausgangssituation: staatstreue DDR-Bürger auf der einen, und fluchtbereite DDR-Bürger auf der anderen SeiteFluchtbereite DDR-Bürger verließen das Land -> Bau der Mauer, um Menschen "drinnen zu halten" -> weniger Fluchtmöglichkeiten, Freikäufe steigen (stablisieren geldtechnisch das System)-> Ungarn öffnet Grenzen zu Österreich: Fluchtbereite DDR-Bürger strömen in Botschaften in Prag, Warschau und Budapest:Reaktion der DDR-Führung: "denen weinen wir keine Träne nach" -> Überführung der Botschaftsflüchtlinge über DDR-Staatsgebiet in den Westen -> Hohn und Spott über Abwanderer seitens der Staatsführung führt zu Erschütterung der Loyalität von staatstreuen DDR-Bürgern -> werden mobilisiert, erste Demonstrationen Quintessenz: Abwanderung dritter, aktiviert den Widerspruch bei bislang loyalen Organisationsmitgliedern -> wenn Abwanderung über Jahre hinweg möglich ist, schwächt das den Widerspruchsgeist
- Folgestudien Withey/Cooper: welche Kategorien fügten sie denen von Hirschman noch hinzu? Neglect - Vernachlässigung - Hirschman hat nicht bedacht, was geschieht wenn beide Kosten (exit und voice) hoch sind- Erweiterung neglect: "sich ins Schicksal fügen" - "Dienst nach Vorschrift"- so etwas wie ein "inneres exit" -> keine Möglichkeit zu gehen, Widerspruch bringt nichts Cynicism - Zynismus - geht noch über neglect hinaus - auch so etwas wie "inneres exit" -> etw. radikaler -> häufiges "Dampf ablassen" und mit Mitarbeitern über Inkompetenz des Managements sprechen (andere involvieren)
- Nennen Sie jeweils ein Item zu exit, voice, loyalty, neglect und cynicism. Exit: einen neuen Job suchen Voice: mit dem Supervisor sprechen, um Dinge zu verbessern Loyalty: Geduldig warten und hoffen, dass die Probleme sich selbst beheben werdenNeglect: "Kank" machen, zu spät kommen um Probleme zu vermeiden Cynicism: Zynismus nutzen um "Dampf abzulassen"
- Wie konnten die Folgestudien die Theorie Hirschmans erweitern? Welche Ergebnisse stellten sie fest? - beide Studien konnten Hirschman um eine weitere Kategorie erweitern - die neuen Kategorien neglect und cynicism sind im Gegensatz zu Hirschman nicht auf Korrektur des Leistungsdefizit ausgerichtet - beide Kategorien weisen empirisch ähnliche Ausprägungen auf wie exit -> können daher als Ausprägung einer inneren Emigration verstanden werden -> solches Verhalten findet sich immer wieder: Zynismus ist eine Art mit Anpassungsproblemen umzugehen -> Reaktion auf die Unmöglichkeit Dinge zu ändern