Institutionenökonomik (Subject) / Lektion 6 (Prinzipal-Agent-Theorie) (Lesson)

There are 17 cards in this lesson

This lesson was created by Dennis1602.

Learn lesson

This lesson is not released for learning.

  • Grundannahmen der Prinzipal-Agent-Theorie - für Prinzipale und Agenten gelten folgende Verhaltensannahmen: -- versuchen ihren individuellen Nutzen zu maximieren -- unterliegen begrenzter Rationalität -- verhalten sich opportunistisch -- es entstehen Normen, deren Bruch dem Normbrecher individuelle Vorteile verspricht, woraus sich für die normsetzende Instanz ein Koordinations- und Motivationsproblem ergibt - PA-Theorie betrachtet Austauschbeziehung zwischen Auftraggeber (Prinzipal) und Auftragnehmer (Agent) - entsteht, wenn ein Individuum von den Handlungen eines anderen abhängt - asymmetrische Informationsverteilung (Prinzipal ist informationsunterlegen) - Prinzipal beauftragt Agent mit Wahrnehmung seiner Interessen -> Übertragung von Aufgaben/Entscheidungskompetenzen -> Nutzung der kapazitativen Ressourcen (Zeit) / Spezialisierungsressourcen (Kompetenz) des Agenten - Agent erhält Vergütung für die erbrachte vereinbarte Leistung - Bsp.: Aktionäre / Vorstände, Kunden / Lieferanten, Wähler / Politiker - Unvollständigkeit der Auftragsbeschreibung -> Handlungsspielraum -> Möglichkeit, Informationsunterschied auszunutzen -> Opportunistisches Verhalten, da nutzenmaximiert - durch asymmetrische Informationsverteilung strategischer Vorteil für Agenten (über Vertragsgegenstand und Motivstruktur) - Prinzipale sind angehalten Kontroll- und Motivationsstruktur in Verträge einzubauen die zwar die Infoverteilung nicht ausgleichen aber die Agenten den opportunistischen Handlungsspielraum nimmt - die Theorie sucht nach optimalen Verträgen und beschäftigt sich mit den folgenden Fragen: -- Welche Probleme werfen die unterschiedlichen Formen einer asymmetrischen Informationsverteilung auf? -- Wie müssen Verträge zwischen den Vertragspartnern aussehen, damit sie für beide Parteien annehmbar sind?
  • Positive und Normative Theorie - Normative Theorie (Lösungssuche): -- Sucht nach optimalen pareto-effizienten Verträgen (zu Frage 2) -- Risikoneigung, Struktur der Informationsverteilung zur mathematischen Ableitung optimaler (pareto-effizienter = keine Partei kann ihr Position weiter verbessern ohne die andere schlechter zu stellen) Entlohnungsverträge - Positive Theorie (beschreibt Realität): -- verbale Formulierung -- Analyse der institutionellen Grundlagen der Beziehung -- Abweichungen vom Optimalzustand werden als Agency-Kosten bezeichnet -- Unvollständigkeit der Verträge wird angenommen und versucht mit geeignetem Maßnahmen damit umzugehen - in beiden Fällen werden Einflüsse Dritter ausgeblendet -> nur Innenverhältnis PA - Grundprämissen der NIÖ, die auch die Prinzipal-Agent-Theorie (organisationsökonomische Ableitung aus der IÖ), unterstellt: -- zweckrationales Verhalten -- stabile und konsistente Präferenzstruktur -- Orientierung am Eigennutzprinzip einschließlich Tendenz zu opportunistischem Verhalten -- Marktgegenseite handelt mit den gleichen Prämissen wie der Handelnde selbst -> Verhalten des anderen kann antizipiert werden - Annahme PA-Theorie: Prinzipale sind immer risikoneutral, Agenten risikoscheu
  • Asymmetrische Informationsverteilung und Prinzipal-Agent-Beziehung - Ursache für erforderliche Vertragsabsicherung: asym. Informationsverteilung - je nachdem, ob Qualitätsunsicherheit, Hold-Up oder Moral Hazard, bieten sich dem Prinzipal unterschiedliche Lösungsansätze
  • Hidden Characteristics (Qualitätsunsicherheit) - Prinzipal ist schlechter über bereits vor Vertragsabschluss feststehende und nicht beeinflussbare Sachverhalte informiert als der Agent - Bsp. Versicherte kennt Gesundheitszustand besser als die KK (Krankenversicherung), AN kennt seine Fähigkeiten besser als AG (Arbeitsvertrag), Gebrauchtwagenmarkt - Bsp. Gebrauchtwagenmarkt: -- Käufer weiß nicht ob gutes oder schlechtes Fahrzeug, weiß aber, dass es auf dem Markt beide gibt -> bietet durchschnittlichen Preis -> wenn gutes Auto, wird nicht verkauft, wenn schlechtes Auto ja -> es werden nur schlechte Fahrzeuge verkauft -> Käufer merken dass nur schlechte Autos, senken das Gebot -> gute Fahrzeuge werden vom Markt genommen -> Adverse Selection -> Marktzusammenbruch -- da weder P noch A daran Interesse haben, werden sie nach anderen Wegen suchen
  • Hidden Action (Moral Hazard) - entsteht durch Handlungen des Agenten nach Vertragsabschluss (ex post) - Problem Prinzipal: kennt nur Handlungsergebnis, nicht Anstrengung, die dahinter steckt -> keine Kausalbeziehung zwischen Aktivität & Handlungsergebnis bekannt - exogene Determinanten (Konjunktur, Firmenentwicklung) können das Handlungsergebnis positiv und negativ beeinflussen, ohne dass der Agent etwas tun muss -> Agent reduziert Aktivität -> Shirking - beim Shirking (Drückebergerei) versucht der AN sein Ergebnis mit möglichst wenig Mühe zu erreichen - Bsp. Arbeitsvertrag: -- AG = Prinzipal und AN = Agent, ist der Vertrag geschlossen kann der AN seine Arbeitsleistung variieren und somit das Vertragsergebnis im Nachhinein beeinflussen (fleißig oder faul), Prinzipal kann das Ausmaß der Anstrengung nicht einschätzen (keine permanente Kontrolle, zu aufwändig), Leistungsergebnis des AN hängt nicht nur von ihm ab, sondern auch von vertragsexternen Determinanten (Konjunktur) ab, die der AN nicht beeinflussen kann, Konsequenz = Moral Hazard (Trittbrettfahrerverhalten), Agent wird Anstrengungen soweit wie möglich reduzieren
  • Hidden Information (Moral Hazard) - Agent verfügt über Informationen, die Prinzipal nicht zur Verfügung stehen (Qualität/Produktivität der Ressourcen) - Informationsasymmetrie Grund für Vertragsabschluss - Agent kann seinen eigenen Beitrag zum Ergebnis verbergen oder sich Leistungen zuschreiben, die er nicht erbracht hat - Prinzipal kann kein profundes Urteil abgeben, selbst dann nicht wenn er das Verhalten des Agenten beobachten kann (Arztbehandlung) - Agent reduziert Aktivität -> Shirking
  • Hidden Intention (Hold-Up) - Problem tritt nach Vertragsabschluss auftreten (ex post) - Prinzipal durchschaut Handlungsabsichten nicht vollständig - Agent setzt seine Absichten nach Vertragsabschluss um und verschafft Prinzipal einen Nachteil - Prinzipal wird Vertragsbruch erkennen aber nicht verhindern können - z.B.: Kündigung nach finanziertem Studium
  • Lösung des Prinzipal-Agenten-Dilemmas - alle Lösungen die Informationsasymmetrie beseitigen oder Interessensausgleich herbeiführen (auf Basis gegebener Präferenzen) -> für jeden Fall eigenes Lösungsmuster, Initiative kann sowohl vom P als auch vom A kommen - Informationsasymmetrie bekämpfen (Screening, Siganling, Monitoring, Reporting) - Ziele harmonisieren (Verträge zur Auswahl vorlegen, Self-Selection-Reputation, Anreizverträge gestalten, Commitment/Bonding Reputation) - Vertrauen bilden (Screening, Reputationen signalisieren, Vertrauensvorschuss Extrapolation guter Erfahrungen, Sozialkapital aufbauen)
  • Lösungsansätze bei Hidden Characteristics (Signaling) - Problem der Aversen Selektion muss beseitigt werden (Trennung guter von schlechten Angeboten) - Agenten können Signale in den Markt senden (Signaling) -> Demonstration hohe Glaubwürdigkeit -- nur glaubhafte Signale erfüllen Funktion (Glaubhaftes Signal wenn eine Fälschung zu teuer wäre) -- Prinzipal hat dadurch erhöhte Preisbereitschaft -- Beispiele: Garantie (bei mangelhaften Fahrzeugen Risiko zu groß), Gütesiegel, Bio-Siegel, Stiftung Warentest, Restaurantsterne (Übernahme der Folgen der Qualitätsunsicherheit)
  • Lösungsansätze bei Hidden Characteristics (Screening) - Prinzipale können durch Screening (alle Aktivitäten zur Senkung des Informationsdefizites ex ante) Defizite senken -- Einholen von Informationen über mögliche Agenten & Auswertung -- Reputation als Zeichen; je höher die Reputation, umso geringer das Risiko, dass die Qualitätsunsicherheit ex post ausgenutzt wird -- Reputierliche Agenten reduzieren Unsicherheit des Prinzipals und werden nicht reputierten vorgezogen -- Problem: Auswahl geeigneter Indikatoren und Bewertung der Informationen
  • Lösungsansätze bei Hidden Characteristics (Self-Selection) - Prinzipal kann dem Agenten auch mehrere Verträge vorlegen und ihn so veranlassen, die Informationen zu offenbaren -> Self-Selection - Voraussetzung: -- Prinzipal kennt verschiedene Typen von Agenten -- Agent wählt die für sich optimale Alternative -- Alternativen müssen auf das Auswahlproblem hin gestaltet sein - Problembehaftet, da manche Faktoren bei der Selbstselektion hinreichend durch modellexogene Faktoren beeinflusst werden bei Gehaltsforderung (Dauer der Arbeitslosigkeit) - Bsp.: Arbeitgeber ist unsicher über Qualität des potenziellen AN -> Vorlage 2 Verträge -> eienr Fixgehalt und einer niedrigeres Fixgehalt mit hohem erfolgsabhängigem Gehalt -> aus der Entscheidung des Agenten kann der AG Schlussfolgerungen auf Lesitungsbereitschaft des AN schließen
  • Lösungsansätze bei Hidden Characteristics (Monitoring) - Überwachung des Agenten: Monitoring -> Durchführung durch den Prinzipal zu nicht  vertretbaren Kosten -> Beauftragung -> Verlagerung des Problems in ein anderes Vertragsverhältnis
  • Lösungsansätze bei Hidden Characteristics (Reporting) - Angebot zur Kontrolle durch den Agenten: Reporting -> aktive Bereitstellung umfangreicher Informationen durch den Agenten -> Dokumentation des Leistungsergebnisses -> jedoch kan der Einfluss exogener Faktoren nicht abgeschätzt werden
  • Lösungsansätze bei Hidden Action/Hidden Information - Motivationsstrategien: den Agenten motivieren, dass die Interessen des Agenten und die Interessen des Prinzipals in die gleiche Richtung gehen = Vertragsgestaltung wird zu Kompensationsgestaltung - Verträge müssen zwei Bedingungen gerecht werden: -- Partizipationsbedingungen: Vertrag muss so attraktiv sein, dass er dem Versicherungsbedürfnis des Agenten gerecht wird und dieser annimmt -- Anreizkompatibilitätsbedingung: Vertrag muss Agenten motivieren gewünschtes Aktivitätsniveau zu erreichen -- Prämisse: Ein Restgewinn muss beim Prinzipal bleiben -> Residualgewinn -- weitere Prämisse: Agenturkosten minimieren --- Steuerung- und Kontrollkosten: Kosten, die beim Prinzipal anfallen um ordnungsgemäße Leistungserbringung beim Agenten sicherzustellen (Vertragsabschluss, Überwachungs- und Motivationskosten) --- Garantiekosten: Kosten, die dem Agenten anfallen um dem Prinzipal zu signalisieren, dass der Auftrag wunschgemäß erfüllt wurde --- Residualkosten: - Alternative: Prinzipal kann direkt verhaltenssteuernd mit Sanktionen/Entschädigungen auf die Vertragsausführung einwirken (Konventionalstrafen) -> Agent wird nur unterschreiben, wenn er sicher ist, dass das Ergebnis von seinen Leistungen abhängt 
  • Lösungsansätze bei Hidden Intention - Problem: Prinzipal hat irreversible Kosten getätigt und somit sunkcosts produziert - dadurch schlechtere Verhandlungsposition gegenüber Agenten - Lösung des Problems nur über die Errichtung von Hierarchien - Interessenausgleich durch langfristige Verträge/ Rahmenvertrag: Rücksicht auf Flexibilitätserfordernis und gleichzeitige langfristige Weisungsbefugnis - Bonding wichtiges Mittel: Kaution, Finanzierung Studium, Pfand, Vorfinanzierung Spezialwerkzeug durch Kunden - Eigentumserwerb bzw. vertikale Integration = Eigentumserwerb von Anteilen der Agenten um eigenes Risiko zu senken - Bsp. Finanzierung Studium durch AG, Darlehensvertrag mit AN, Tilgung später, jedoch mit jedem Monat den der AN beim AG bleibt verringert sich der der Betrag, Anreizschaffung zum langfristigen Verbleib in der Firma - oder Stellung eines Pfandes, das bei vertragswidrigem Verhalten einbehalten wird ist eine Lösungsalternative der Hold-Up-Problematik (Kaution Mieter für Vermieter)
  • Zur Rolle der Reputation - Reputation kann bei nahezu allen Formen asymmetrischer Information als Lösungsinstrument genutzt werden: -- Hidden Characteristics -> Agent muss Glaubwürdigkeit hinsichtlich Beschreibung eigener Fähigkeiten aufweisen -- Hidden Action/Hidden Information -> Agent baut Reputation hinsichtlich der Qualität seiner eigenen Leistung auf -- Hidden Intention -> Agent muss Reputation im Hinblick auf eigene Fairness entwickeln - Reputation ist immer ausgehend von Agenten - stellt eine aufwendige langfristige Strategie dar - starkes und kaum zu fälschendes Signal -> auch in potenziellen zukünftigen Kooperationen - eignet sich besonders in Märkten mit hohem Wettbewerbsdruck auf der Seite der Agenten
  • Beurteilung - Spremann: -- mehr als eine fallweise Darstellung von Konsequenzen bei PA-Situationen nicht möglich -> jede neu zu analysierende Situation enthält mehr als einen Typus asymmetrischer Informationen -> Lösungen müssen individuell erarbeitet werden