Institutionenökonomik (Subject) / Lektion 5 (Property-Rights-Theorie) (Lesson)
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IÖ
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- Property Rights und Eigentum - Die Property-Rights-Theorie befasst sich mit der Ausgestaltung von Eigentumsrechten (individuelle Rechte zur Nutzung von Ressourcen) und deren Konsequenzen auf die Allokation von Produktionsfaktoren in Abhängigkeit vom sozialen Umfeld - in jedem Wirtschaftssystem stellt sich die Frage, wie die Allokation der Ressourcen geregelt wird -> wie werden Arbeit, Boden und Kapital genutzt um Waren/Dienstleistungen herzustellen? - 1. Was Soll produziert werden? - 2. Wie soll es produziert werden? - 3. Wer soll es produzieren? - 4. Wie wird das Produktionsergebnis verteilt? -- zentrale Instanz Herrschaft über alle Ressourcen -> umfangreiche Planung und zwangsläufig zu einer Zentralwirtschaft, nicht selten Diktatur -- Kompetenz für Entscheidungen verteilt -> marktwirtschaftliche Ordnung mit vielen Akteuren mit individuellen Präferenzen - Zuordnung des Eigentums ist mitentscheidend für das Verhalten des Individuums -> individuelle Rechte zur Nutzung der Ressourcen (Eigentumsrechte, Property Rights) - PR-Theorie spaltet das Eigentumsrecht in Teilrechte auf, dabei wird das Eigentum nicht als physischer Besitz wie z.B. ein Auto, sondern als die Verfügungsgewalt über ein Bündel von Verfügungsrechten definiert z.B. Verleihen, Auseinanderbauen, Verkaufen usw., die getrennt voneinander genutzt und an Dritte weiter gegeben werden können -> Eigentum als Rechtebündel (Bundle of Rights)
- Bundle of Rights - Recht auf Nutzung (ius usus, Leihe: einen Leihwagen fahren) -- zulässige Nutzung des Gutes, z.B. fahren/waschen/dreckig lassen -- auch geteiltes Nutzungsrecht möglich z.B. an einem See: es benötigt dann jedoch konkrete Rechte für Schwimmer, Bootfahrer usw. und somit einer Spezifizierung der Nutzungsrechte - Recht auf Veränderung (ius abusus, Miete: eine Mietswohnung streichen) -- z.B. umlackieren, tunen - Recht, sich die Erträge aus dem Gut anzueignen (ius fructus, Pacht: in einem Schrebergarten Obst ernten) -- z.B. verleihen des Autos und den Ertrag behalten - Recht auf Veräußerung (ius abutendi, Kauf: das eigene Auto verkaufen) --- bei geleastem Auto nur ein Teil der Eigentumsrechte = ius usus und bedingt ius fructus, jegliche Veränderung und auch der Verkaufserlös stehen uns nicht zu, sondern der Leasing-Gesellschaft
- Private und staatliche Property Rights - Unterscheidung zwischen -- private Property Rights d.h. Eigentumsrechte, die Individuen zugeordnet sind -- staatliche/öffentliche Property Rights d.h. Eigentumsrechte, die Gruppen (Einwohner einer Stadt) zugeordnet sind -> Übernutzung, da alle die Eigentumsrechte ausüben dürfen - Property Rights beschreibt, nicht wie im juristischen Eigentumsbegriff, dass jemandem etwas gehört, sondern den Bezug und die Dominanz eines Menschen zu einer Sache
- Absolute und relative Property Rights - Unterscheidung zwischen -- absolute Verfügungsrechte sind jedem ggü. wirksam und durchsetzbar z.B. Eigentum eines Laptops ist für jeden bindend – ansonsten wäre es Diebstahl/Missbrauch -- relative Verfügungsrechte sind nur ggü. Einzelnen oder bestimmten Gruppen wirksam z.B. kann der BAföG Anspruch nur ggü. dem Staat geltend gemacht werden
- Property Rights und Allokationseffizienz - Property Rights werden auch als Handlungs- und Verfügungsrechte bezeichnet und sind von hoher Wichtigkeit, da sie das menschliche Verhalten beeinflussen können - Individuen handeln anreizgesteuert d.h. sie handeln nur dann, wenn die erwarteten Erträge größer sind als die Kosten - Property Rights ordnen die mit der Handlung verbundenen Kosten und Erlöse Individuen zu -> effiziente Zuordnung der PR, wenn demjenigen, der eine Handlung vornimmt, duldet oder unterlässt alle mit dieser Handlung verbundenen Kosten und Erträge zufallen -> Internalisierung - z.B. Schweinzucht: muss er alle Kosten tragen -> will er auch alle Erträge erhalten/ muss er nicht alle Kosten tragen -> wird er mehr Schweine, als gesamtwirtschaftlich effizient sind, produzieren / muss er zusätzliche Kosten tragen (Schweinesteuer) -> wird er weniger Schweine produzieren als effizient ist oder die Produktion sogar ganz einstellen (sobald durch die Steuer die Kosten den Erlös übersteigen) - um eine effiziente Faktorallokation (=Rechtzuordnung) sicherzustellen, müssen diese Eigentumsrechte hinsichtlich 3 Kriterien untersucht werden: - Universalität, Exklusivität, Transferierbarkeit
- Universalität - jedes knappe Gut ist zugeordnet ansonsten Verschwendung/Fehlallokation von Ressourcen - z.B. Waldstück, bei Eigentumsrechten Bewirtschaftung und Wertmaximierung, da er sicher sein kann, dass er langfristig auch die Früchte seiner Bemühungen ernten kann (Bäume, etc.), ansonsten kommt es zur Verwahrlosung/Abholzung, da jeder Bäume schlagen wird unabhängig von der Baumreife - fehlende Universalität führt zu externen Effekten und Marktversagen - Grundregel: An allen Ressourcen muss das Eigentum vollständig spezifiziert sein. Jeder Vermögensgegenstand muss mindestens einer Person gehören - Ausnahme: Zuordnung der PR unmöglich oder unverhältnismäßig teuer (z.B. Atmosphäre)
- Exklusivität (Rechteinhaber können andere von der Nutzung ausschließen) - sichert die individuelle Zuordnung aller Kosten und Erträge, er hat die exklusive Kontrolle über das Gut - d.h. er muss alle Kosten tragen, muss aber die Erträge nicht teilen, es entsteht der Anreiz das Gut bestmöglich zu pflegen und alles zu unterlassen was den Ertrag mindert z.B. der Waldbesitzer wartet bis die Bäume groß genug sind, betreibt Schädlingsbekämpfung usw. - Bei Allmende–Eigentum d.h. keiner Exklusivität kommt es zur Übernutzung -> alle Ernten keiner sät (Gruppeneigentum, fehlende Anreize aufgrund fehlender Exklusivität) - Möglichkeit kollektiver Selbstschädigung bei Allmende Gütern wahrscheinlich (Nutzung der Weltmeere), daher sollten Eigentumsrechte exklusiv vergeben werden oder Ersatz zusätzlicher Regeln (Kontingente, Fangquoten) - effizienteste Nutzung bei einer Person - exklusive Zuordnung kann an hohen Transaktionskosten scheitern (Kosten zur Durchsetzung des Eigentumsrechts, Kontrollkosten) -> Zuordnung der Nutzungsrechte zu einem Kollektiv von Vorteil, da Mitglieder sich gegenseitig kontrollieren können und Abweichungen melden (weil sie selbst durch Verstöße geschädigt werden würden), Kontrollkosten sinken
- Transferierbarkeit (Übertragung von Eigentumsrechten) - sichert die Übertragungsrechte am Eigentum - große Bedeutung, da verschiedene Eigentümer die zu handelnden Güter unterschiedlich effizient nutzen - Handel, der aus Transferierbarkeit resultiert, sorgt dafür, dass die Güter zu dem Eigentümer kommen, der ihnen den höchsten Wert beimisst - Grundlage für Arbeitsteilung & Unternehmensgründung, da auf Tauschbeziehungen basiert - Eigentumstransfers unterbleiben bei zu hohen Transaktionskosten - Eigentumsrechte können auch nur teilweise übertragen werden z.B. Nutzungsrecht, Verpachtung, Vermietung (aber weniger effizient als Verkauf, da Kontrolle nötig = Transaktionskosten, Regeln für den Pächter zur Substanzerhaltung mögl., ggf. gerichtlich -> TA-kosten -> Ertrag aus dem Gut wird für ihn reduziert) (Pachtauflagen, regelmäßiges Aufforsten beim Waldbeispiel), jedoch Kontrollkosten für den Verpächter, letztendlich Reduktion des Ertrages aus der Waldbewirtschaftung - Kontrolle am effizientesten, wenn Kontrolleur die Eigentumsrechte am Nettogewinn der Teamarbeit erhält -> Residualeinkommen – dies führt zu höchster Motivation weil eigenes Einkommen an Leistung gekoppelt ist (handeln alle rational, wird Allokationseffizienz erreicht)
- Externe Effekte - sind Eigentumsrechte nichtvollständig zugewiesen, kommt es zu externen Effekten - Externe Effekte sind fremdbestimmte Argumente in der Nutzenfunktion von Individuen - liegen vor, wenn der Nutzen eines Individuums sich durch Aktivitäten Dritter verbessern oder verschlechtern kann, ohne dass es dafür zur Kompensationszahlung kommt -- positiven externe Effekte: Nutzen ohne Bezahlung (Produzent des Nutzens hat nicht den gesamten Effekt) (z.B. Impfung, schützt sich und die Umwelt vor einer Krankheit, ohne dass er dafür entlohnt wird) -- negative externe Effekte: Schädigung ohne Kompensationszahlung (Bsp. Atommüll aus der Produktion von Strom, Bewirtschaftung Endlager für viele Generationen, Kosten die den dann lebenden aber nicht erstattet werden, negative Externalität) -- technologische Externalitäten: physische Wirkungsbeziehungen, wichtigste Betrachtungsweise -- pekuniäre Externalitäten: Verschiebung von Preisrelationen am Markt z.B. hohe Zimmerpreise zur Wiesn als positive Externalität für Hoteliers, nicht effizienzrelevant, nur Indikator für veränderte Knappheitsrelationen -- psychologische Externalitäten: Handlungen Dritter beeinflussen Gemütslage von Individuen z.B. Neid hervorgerufen durch neues Auto des Nachbarn als negative psychologische Externalität (oder Schadenfreude als positive Externalität) - externe Effekte verhindern eine gesamtwirtschaftlich sinnvolle Produktion (negative -> Überproduktion, da die sozialen Kosten der Produktion nicht mit einfließen), positive -> Unterproduktion) - soziale und private Kosten sollten in Übereinstimmung gebracht werden -> Internalisierung externer Effekte
- Absicherung von Property Rights - Eigentumsrechte müssen universal, exklusiv und übertragbar zugeordnet sein - es muss Mechanismen geben die den Schutz der Eigentumsrechte sicherstellen - hierbei entstehen jedoch immer Transaktionskosten -> dadurch keine vollständige Spezifikation und Durchsetzung der Verfügungsrechte in der Realität - Gegenüberstellung von Kosten und Nutzen bzgl. Entscheidung für Spezifikation - optimale Tiefe der Spezifikation, wenn der resultierende Nutzen die Transaktionskosten übersteigt - Ziel ist eine Effizienzerhöhung im System durch Absicherung der Property Rights d.h. Vermeidung externer Effekte & Vermeidung des Anreizes zum rent-seeking (dauerhaftes leistungsloses Einkommen im Marktbereich)
- Coase Theorem - es ist wichtig die sozialen und privaten Kosten in Übereinstimmung zu bringen im Rahmen der Internalisierung externer Effekte, dabei ist es unter gewissen Bedingungen egal wie die Property Rights zugeordnet werden, Hauptsache sie sind zugeordnet - bei vollkommener Spezifikation wird es immer zu einer Marktlösung kommen, durch welche die Externalitäten internalisiert werden - Beispiel: - Farmer und Rancher ohne Zaun nebeneinander, Rinder von R fressen Mais von F weg. Negativer Externer Effekt für F. kann in einer Welt ohne Transaktionskosten auf zwei Arten beseitigt werden: - 1. R erhält das Recht zugesprochen, seine Herde ohne Zaun weiden zu lassen (Recht auf Schädigung) -> F bietet R eine Prämie an, Herde klein zu halten/Zaunbau -> Höhe der Prämie = Verlust der für R durch Zaunbau entsteht - 2. F erhält ein Recht auf Schadenersatz zugesprochen -> R muss an F zahlen, wenn Rinder auf das Feld von F gehen - beide Lösungen gleichermaßen geeignet, die Situation zu lösen - das Entstehen externer Effekte hängt von der Zuteilung der Eigentumsrechte ab -> Reziprozitätsthese - Verhandlungslösung führt bei geringsten Kosten immer zur Internalisierung -> Effizienzthese - unabhängig von der Definition der Eigentumsrechte wird immer dasselbe Verhandlungsergebnis herauskommen -> Invarianzthese - in einer Umgebung ohne Transaktionskosten kann durch Verhandlungslösungen unabhängig von den zugeteilten Eigentumsrechten eine effiziente Faktorallokation erreicht werden -> Nutzungsrechte werden durch Verhandlungen so verteilt, wo sie den größten Nutzen stiften - Theorie funktioniert nur dann, wenn keine Transaktionskosten vorliegen -> in der Realität nicht möglich (zudem asymmetrische Informationsverteilung) -> Sicherstellung der Allokationseffizienz erforderlich -> Eingreifen des Staates
- Pigou-Steuer - zweite marktwirtschaftliche Instrument zur Internalisierung externer Effekte stammt von Arthur Cecil Pigou - bei der Besteuerung von Aktivitäten wird der externe Effekt quantitativ abgeschätzt und eine Steuer (Pigou-Steuer) in genau der Höhe festgesetzt, die notwendig ist, um die Produktion auf das gesamtwirtschaftlich effiziente Maß zu reduzieren (pareto-effizientes Niveau) - Ziel -> Erhöhung der Kosten der Unternehmen, die externe Effekte produzieren -> Produktionsrückgang auf das gesamtwirtschaftlich optimale Maß - in der Praxis jedoch aufwendig, die richtige Steuerhöhe zu ermitteln, Effizienz dieser Lösung wird beeinträchtigt, da hohe Transaktionskosten anfallen
- Marktinkonforme Staatseingriffe - wenn Marktlösungen nicht zum gewünschten Ziel führen, sind Eingriffe zur Lösung von Externalitätsproblemen denkbar
- Verbotslösung - schärfste Schwert der Beseitigung externer Effekte -> Bedarf Rechtfertigung - soll nur angewandt werden, wenn der externe Effekt irreversibel ist ( z. B. Verbot von FCKW, Ozonlochbelastung) -> Entschädigungslösung funktioniert nicht, da zu viele Geschädigte
- staatliche Bereitstellung von Gütern - wird angewandt, wenn die Erträge einer Investition nicht vollständig vereinnahmt werden können, sodass ein privates Angebot faktisch ausscheidet, d.h. eine als pareto-optimal bezeichnete Menge bleibt aus - mit folgenden Kriterien kann geprüft werden, ob die Situation zutrifft: -- Nicht-Ausschließbarkeit von Konsum -> Konsumenten können nicht (zu sinnvollen Kosten) vom Konsum eines Gutes ausgeschlossen werden -- Nicht-Rivalität im Konsum -> Konsum eines Gutes durch Person A behindert Konsum des selben Gutes von Person B nicht - liegen beide Kriterien vor -> öffentliches Gut (Landesverteidigung/Leuchttürme) - nur Nicht-Rivalität -> meritorisches Gut (Bildung, Kultur)
- Regulierung - um Ressource vor Übernutzung zu schützen -> Einschränkung der Property Rights - selten erfolgreich, da der Staat nicht über die notwendigen Informationen verfügt - Staat neigt zu Überregulierung -> Ersetzung einer ineffizienten Situation durch eine andere
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