BWL (Subject) / Betriebswirtschaftslehre als Wissenschaft (Lesson)

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Betriebswirtschaftslehre als Wissenschaft

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  • Wissenschaftsbegriff Aspekte der Wissenschaft 1.       Wissen durch Forschung gewinnen Die Gewinnung und Ordnung von Wissen muss systematisch erfolgen (nicht nur sammeln und archivieren der Informationen) 2.       Vermehrung von Wissen a.       Kenntnisnahme (Qualitative Erweiterung von Wissen) Die Systematik b.       Erkenntnisgewinn (Qualitative Vertiefung von Wissen) Die Reflexion, d.h. Nachdenken über den Sinn und die Ordnung des erlangten Wissens. (Fehler und Fehlentscheidungen vermeiden) 3.       Ordnung nach bestimmten Gesichtspunkten (Zielsetzung) Nach Funktionsbereichen (Beschaffung, Produktion, Absatz)                 Chronologisch (historische Ereignisse / Wirtschaftsgeschichte)                 Verwandte Wissensgebiete (Wirtschaftsgeographie)                 Anwendungsmöglichkeiten (Wirtschaftsmathematik) 4.       Verbreitung des Wissens (Wissensvermittlung durch die Lehre)
  • Die drei Wissenschaftsziele Kognition (Erkenntnis) (Grundlagenforschung): Bedeutet Erkenntnis und steht hier für die Tatsache, dass derartige Wissensermittlung keinem unmittelbaren Zweck oder eben Auftrag folgt und keine unmittelbare Anwendung der Erkenntnisse geplant ist Deskription (Beschreibung)( Erfassung von Situationen und Phänomenen) Ist die Beschreibung von beobachtbaren Phänomenen in der Realität von Betrieben und dient dem Verstehen von Sachverhalten. Pragmatik (Beratung) (Praxisbezug) Normative BWL ist anwendungsbezogene Forschung und Lehrt Handlungsempfehlungen für Betriebe.
  • Betriebswirtschaftslehre als Sozialwissenschaft Die BWL beschäftigt sich mit realem Denken und Tun von Menschen in Betrieben. Wirtschaften ist steht’s das Ergebnis von menschlichem Handeln und nicht natürlicher Abläufe. BWL ist eine (empirische Forschung d.h. durch Beobachtung) Kulturwissenschaft. Die BWL beschäftigt sich mit dem Prozess und dem Ergebnis menschlichem und insbesondere wirtschaftlichen Verhaltens. Wir können daher auch von Sozial- oder Verhaltenswissenschaft sprechen. Die Betriebswirtschaftslehre versucht wirtschaftliches Verhalten zu erläutern. Neben der formalen Einordnung der BWL in die Sozialwissenschaften ist die Tatsache zu nennen, dass am Ende jedes Unternehmensprozesses ein Mensch als Abnehmer oder Verbraucher der erstellten Leistungen steht. Auch wird in der Produktproduktion ein Umwandlungsprozess bzw. Verarbeitungsprozess ausgelöst, bei denen maschinelle und menschliche Arbeit eingesetzt wird. Die oben genannte Beteiligung des Menschen rechtfertigt die Einordnung der BWL in die Sozialwissenschaften.
  • Unterscheidung Wirtschaftswissenschaften VWL: Vogelperspektive bzw. makroökonomisch eine ganze Volkswirtschaft betrachtet. BWL: Froschperspektive als mikroökonomischer einzelne Betriebe als Erfahrungsobjekt untersucht. BWL beschreibt betriebliche Zusammenhänge, gibt Empfehlungen zur Gestaltung künftiger Abläufe und versucht Theorien über ein optimales Wirtschaften zu erforschen. Sie ist nicht nur als Wissenschaft anzusehen, sondern muss auch im Kanon der Wissenschaften eingeordnet werden. Als Teil der Sozialwissenschaft forscht und lehrt sie im Gegensatz zu den Formal- und Naturwissenschaften reale Phänomene.
  • Werner Sombart 1909 provozierende Fragestellung: Nationalökonomie ist nur dann eine Wissenschaft wenn keine wirtschaftspolitischen Empfehlungen erfolgen.
  • Max Weber entscheidender Verfechter wertfreien wirtschaftswissenschaftlichen Forschung und Lehre Wissenschaftliche Thesen werden auf werden angesichts praktischer Argumentation verfälscht Erkenntnisfortschritt durch Besinnung und Beschränkung auf reale Sachverhalte Reale Tatsachen sollen sich logischen und theoretischen Kenntnissen unterordnen Auch bei nüchterner, denkend ordnend, unbefangen ist praktische Realisierung dieses (wertenden) Wissenschaftsanspruchs problematisch Ausschnitt aus der Realität (repräsentatives Abbild) der Gesamtwirklichkeit --> Modell Diese Analyse wird als Modellanalyse bezeichnet
  • Gustav Schmoller Wirtschaftswissenschaftliche Beratungstätigkeit
  • Adolf Wagner Wirtschaftswissenschaftliche Beratungstätigkeit
  • Georg-Friedrich Knapp Wirtschaftswissenschaftliche Beratungstätigkeit
  • Karl Propper bedeutendster zeitgenössischer Wissenschaftstheoretiker und Philosoph Bezweifelt die Möglichkeiten eines Model -(versuches) --> da verkürzte Ehrlichkeit Verzicht auf die Parteilichkeit (wertende Aussage) in der Wissenschaft= verzicht auf die Menschlichkeit eines Wissenschaftlers 1971 ein objektiver und wertfreier Wissenschaftler ist nicht der ideale Wissenschaftler Systematiken und Ordnungsraster als „Scheinwerferfunktion“ als das Wesentliche einer Wissenschaft.
  • Theoretische BWL Reiner Erkenntnisgewinn des „Seienden“ Dient keinem Zweck Identifiziert lediglich die logischen Zusammengehörigkeit von Problemen Anwenden insbesondere mathematischer Regeln Nicht immer realisierbar Streng logische Aussagen aber keine weltfremde Spekulation Zur kritischen Auseinandersetzung über Sachverhalte sind Werturteile notwendig. Wissenschaft muss auch polarisieren können und nicht auf theoretisch-axiomatische und damit auf gemeingültige Sachverhalte beschränkt zu bleiben. Persönliche Wertung in der BWL sollte in der Wissenschaft möglich sein, wenngleich dem Nutzer dieses Wissens die Freiheit der Auseinandersetzung mit den Thesen und Bekenntnissen bleiben muss.  
  • Pragmatische / angewandte BWL (normative (wertende) BWL) Verfechter der pragmatischen/ angewandten BWL: Hans Albert, Horst Raffeé und Werner Giersch: Bekennen sich zur pragmatischen –normative Richtung und zu klaren Vorschlägen für betriebliche Problemlösungen Fordern, dass dem Adressaten die (Nominative) wertende Aussage so deutlich vor Augen zu führen sei, dass nicht der Eindruck entstehen kann, es handele sich um objektiv gültige Themen. Gefahr für versteckte Werturteile Entscheidungsfreiheiten des Adressaten nicht einschränken jedoch Hilfestellung durch Handlungsanleitung, Verfahrensnormen, Verhaltensregeln formulieren Empfehlungen sollten auf erklärende Hypothesen und fundierten Entscheidungen fundieren Wissenschaft darf nicht auf Theoriebildung eingeengt werden.
  • Methoden Unter einer Methode versteht man die Art und Weise, wie bei einer Problemlösung vorangegangen wird. Systematisch d.h. definierte Vorgehensregeln sind hier unabdingbar (denn dann ist es wissenschaftlich) Es muss durch dritte mit den gleichen Rahmendaten ebenfalls vorgenommen werden könne Die Methodenanwendung muss überprüfbar (sein nachvollziehbar und überprüfbar) Wissenschaftstheorie stellt drei wesentliche Anforderungen an Methoden: Validität  Reliabilität   Objektivität
  • Validität prüft die Perspektive, die Erhebungsmethode und Auswertungsmethode
  • Reliabilität bezeichnet die Zuverlässigkeit/ Verlässlichkeit einer Forschung, wichtiges Wissenschaftskriterium da Theorien immer häufiger aus Vermutungen, Meinungen und Behauptungen abgeleitet werden.
  • Objektivität Forschungsergebnisse sollten intersubjektiv überprüfbar sein Ausrichtung an der Realität Forscher müssen auf demselben Forschungsweg (induktiv oder deduktiv) zur selben Schlussfolgerung gelangen. Die Studie ist damit objektiv.
  • empirische Methoden Sprachanalyse Beschäftigt sich als Forschungsmethode mit der Abbildung der objektiven Wirklichkeit mittels Aussagen und Begriffen. Begriffe sind Zeichenfolgen bzw. Wörter, welche möglichst zweckmäßig die objektive Wirklichkeit abbilden sollen. Krankheitsdefinition vs. Gesundheitsdefinition. Wichtig ist die sinnvolle Definition im Rahmen einer Wissenschaftsdisziplin! Da auch die BWL mit Begriffen operiert, ist die Frage der Begriffsbildung und der Einteilung von Aussagen. Aussageklassen Rein formale Wirtschaftszusammenhänge werden mit einer logischen Sprache dargestellt. Logische bzw. formalanalytische Aussagen lassen sich in der Wissenschaft verknüpfen. Mit Verknüpfungen wird versucht die Wahrheitsgehalte komplexer Aussagen wissenschaftlich zu prüfen. Wir unterscheiden: Negation (Verneinung)( ¬ ) Konjunktion (UND-Verknüpfung)( ^ ) Disjunktion (ODER –Verknüpfung)( v ) Subjunktion (WENN-DANN- Verknüpfung) ( --> ) Bisubjunktion (WENN-DANN-UND-UMGEKEHRT-Verknüpfung)( <--> ) Faktisch Aussagen (Ist Beschreibung) Besitzen empirischen Gehalt, d.h. sie beschreiben bzw. erklären reale Sachverhalte. Während logische Aussageverknüpfungen auch im Ideal-bzw. Falschaussagen operieren können, müssen die Fakten bei den deskriptiven bzw. explikativen Aussagen an der Realität überprüfbar sein. Normativen Aussagen (wertende Aussagen) Hier werden Empfehlungen, welche durchaus moralische Feststellungen sein können, getroffen. Normative Aussagen lassen sich in präskriptive und technologische Typen unterscheiden. Die Sprachanalyse versucht mit logischen Verknüpfungen Aussagen auf ihren Wahrheitsgehalt hin zu überprüfen.
  • empirische Methoden Empirie / empirischen Studie Eine zentrale Forschungsmethode in der BWL Empirismus (philosophischen Grundrichtungen) ist der Erkenntnisgewinn durch ausreichend lange und tiefe Beobachtung die angeborene Wahrheit im Inneren (von allem) zu finden Der Entdeckungszusammenhang soll Anlass und Begründung der Forschung beschreiben Der Begründungszusammenhang beschreibt die Methode bzw. die Durchführung der empirischen Untersuchung: Diskussion, Beobachtung (menschliche Produktivitätssteigerung bei ergonomischen Arbeitsplätzen), Das Experiment (in der BWL nicht möglich, Marktforschung nicht ausschließen),  Die Dokumentenanalyse (Inhaltsanalysen von Geschäftsberichten oder betrieblichen Dokumenten), Befragung (weltweit am häufigsten angewandt, mündlich oder schriftlich Es ist auf eine sachliche Frageformulierung zu achten (ohne Suggestion von Ergebnissen) Gute Rücklaufquote mit guter Antwortqualität ist zu erzielen durch: Einstiegsfragen Fragebegründungen Möglichst geschlossene Antwortmöglichkeiten Vor der Durchführung einer empirischen Studie sind folgende Punkte zu klären: Kennzeichnung und Abgrenzung des Untersuchungsgegenstandes (Problemstellung, Begriffsbildung) Theorieprüfung und Materialsuche (Verifikation bzw. Falsifikation) Entscheidung für eine Quer- oder Längsschnittanalyse bzw. eine Primär- oder Sekundärerhebung (Querschnitt zu einem Zeitpunkt, Längsschnitt zu mehreren Zeitpunkten) Repräsentativ- oder Exklusivbefragung (repräsentative Stichprobe oder fachkundige Experten) Pre-Test (Erstbefragung an einem Teil der Sichtprobe) Durchführung der Feldforschung Die Empirie beschreibt aufgrund von Beobachtungen und Befragung die Realität zu bestimmten Zeitpunkten.
  • empirischer Methoden Phänomenologie (griechisch Erscheinung) Bei der Phänomenologie handel es sich um ein Forschen durch ganzheitliches Verstehen vor dem Hintergrund erfahrener Lebenssituationen. (Beschreibung auf eigener Erfahrung, Biographien) Das im Bewusstsein Vorhandene unter Ausklammerung alles Zufälligen im Wesen und in allen wesentlichen Zusammenhängen zu betrachten. Die Phänomenologie will das Wesen von Betrieben durch verstärkte Bewusstseinsbildung ergründen.
  • empirische Methoden Hermeneutik (griechisch Auslegung) Erkenntnismodel aus den Geisteswissenschaften (Auslegung philosophischer und theoretischer Texte) Strittig ob diese Methode zur Erfassung von Wirkungszusammenhänge für die BWL geeignet ist. (wird selten angewandt) Sie soll durch verstehendes Erfassen von geschichtlichen Hintergründen Erklärungen für aktuelle Ereignisse liefern. Diese Art von Hermaneutikinterpretation wird als Zyklentheorie bezeichnet und ist z.B. für viele Aktien- und Börsenspekulanten von Bedeutung. Die Hermeneutik will Betriebe ganzheitlich verstehen.  
  • methodische Empire Dialektik (griechisch Kunst der Unterredung) These und Antithese sollen zu einer Aussagensynthese führen. Nach Ansicht der Dialektiker ist dies die beste, da aus der Kontroverse geborene Erkenntnis. Bei der Dialektik werden Thesen und Antithesen zu möglichst inhaltsschweren Synthesen zusammengefasst.
  • Induktives versus deduktives Schließen Induktion Induktion bedeutet die Schlussfolgerung vom Einzelnen zum Allgemeinen. Induktive Schlussfolgerungen sind also sehr einfache und schnelle Mittel um eine These aufzustellen (Cola immer in Dosen) birgt dafür aber ein großes Risiko, falsch zu liegen.
  • Induktives versus deduktives Schließen Deduktion Deduktion: hier wird aus allgemeinen gesicherten Grundannahmen auf einzelne Tatbestände geschlossen. Muss aber auf den einzelnen Fall immer ex post (also nachträglich) geprüft werden. (Fachpresse Infomiert über teures Weißblech, also keine Dosenproduktion durch das Unternehmen)
  • Induktives versus deduktives Schließen Axiomatisch-deduktive Methode: Ein Axiom ist ein empirisch nicht überprüfbares Aussagesystem, welches lediglich durch logische Denkschritte und Schlussfolgerungen gebildet wurde (z.b. Mathematik (in sich geschlossenes Modell, Modelplatonismus)
  • Induktives versus deduktives Schließen Normologische Erklärungsmethode Hier soll eine erklärende Aussage (Explanans) eine erklärungsbedürftige Annahme (Explanadum) logisch abgeleitet und erklärt werden. Das Explanans enthält zwei verschiedene Aussagen, eine Hypothese und eine Wenn-Dann-Aussage, d.h. also eine Anfangsbedingung, die feststellt, ob die in der Hypothese aufgestellten Bedingungen auch in dem konkreten Fallbeispiel vorliegen. (Wenn Schwäne weiß sind, dann sind auch Tübinger Schwäne weiß)