Literaturwissenschaft (Subject) / Edition (Lesson)

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Aufgabe der Editionsphilologie bzw. -wissenschaft; Editionstypen und Editorische Verfahrensweisen und Prinzipien

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  • Aufgabe der Editionsphilologie bzw. -wissenschaft Herstellung der authentischen Gestalt eines literarischen Textes. Grundlage aller wissenschaftlichen Beschäftigungen mit Texten.
  • Welche Editionstypen gibt es? die historisch-kritische Ausgabe die kritisch-kommentierte Ausgabe die Studienausgabe die Leseausgabe die kritische Faksimile Edition die Regestausgabe
  • Merkmale einer historisch-kritischen Ausgabe: Es werden alle Texte des Autors zugänglich gemacht Es werden alle für einen Text editorisch relevanten Textträger (z.B. Handschriften, Notizen etc.) beschrieben In einem Apparat werden alle aus den Textträgern erfassten Varianten dokumentiert Es werden alle erreichbaren Materialen (Entwürfe, Schemata, verworfene Textteile etc.) , die der Autor im Zuge der Entstehung des Textes angefertigt hat, gedruckt Es werden alle Dokumente zur Entstehung der Extgeschichte wiedergegeben Es werden alle Dokumente zur Wirkungsgeschichte eines Textes (z.B. Rezensionen) geliefert
  • Merkmale der kritisch-kommentierten Ausgabe Eine Stufe unter der historisch-kritischen Ausgabe Restituiert meist Fassung des Erstdrucks Kommentarteil informiert über Text- und Wirkungsgeschichte und Quellen liefert Sacherläuterungen zum Text
  • Merkmale der Studienausgabe bietet meist einen historisch zuverlässigen Text ist oft direkt vom historisch-kritischen Text abgeleitet, enthält jedoch nicht den editorischen Gesamtapparat, sondern beschränkt sich auf Textwiedergabe und Kommentarteil
  • Merkmale der Leseausgabe oft problematisch da oft nicht darauf hingewiesen wird, auf welcher wissenschaftlichen Ausgabe der gedruckte Text basiert es können völlig unterschiedliche Fassungen desselben kanonischen Textes von verschiedenen Verlagen vorliegen, denen unterschiedliche ältere Editionen zugrunde liegen
  • Merkmale kritische Faksimile Edition Anspruchsvoller Sondertyp der Edition Gegenüberstellung von Faksimiles von Handschriften und einer möglichst diplomatischen Transkription Textgenese wird z.B. durch farbigen Druck erkenntlich gemacht Es ist oft notwendig, die handschriftlichen Aufzeichnungen lesen zu können Es wird i.d.R. eine textritische Lesefassung mitgeliefert
  • Merkmale Regestausgabe Wurde ursprünglich für die Geschichtswissenschaft für die Herausgabe mittelalterlicher Dokumente entwickelt (Regest = zusammenfassende Inhaltsangabe einer Urkunde) kommt zumeist bei Herausgabe von Briefwechseln der Autoren zum Einsatz der Schwerpunkt liegt auf den in den Briefen mitgeteilten Inhalten - weniger in der literarischen Qualität.
  • Editorische Prinzipien und Verfahrensweisen Siehe Lernkarten "Literaturwissenschaft/L1-Glossar zur Edition" von paperblossom (Danke!) Begriffe (unterstrichene selbst hinzugefügt): Recensio Stemma Sigle Leittext/Textgrundlage Ausgabe letzter Hand Editio princeps Werk/Fassung Emendation Konjektur Crux/Korruptele Normalisierung/Modernisierung Kontamination editorischer Bericht Kollation - Varianten Apparat Einzelstellenapparat Lemma Kommentar Sekundäre Dunkelheit primäre Dunkelheit
  • Editorische Textgrundlage/Leittext Bestimmung und Begründung, welche/r Textträger das zu editierende Werk mit der größten Authentizität überliefert.
  • Crux/Korruptele Kann eine Textstelle weder durch Emendation noch durch Konjektur plausibel nachvollziehbar korrigiert werden, liegt in der Editionswissenschaft eine Crux bzw. Korruptele vor. Diese Stellen werden in historisch-kritischen Ausgaben besonders hervorgehoben, z.B. durch Einschluss in Kreuze (lat. crux).
  • Normalisierung/Modernisierung Angleichung unterschiedlich gebrauchter Wortformen oder orthographischer Zeichen innerhalb des Leittextes bzw. orthographische Modernisierung. Diese Verfahren sind bei der historisch-kritischen Edition von Texten der neueren Literatur strikt verboten, um den historischen Charakter der Textgestalt nicht zu zerstören.
  • Kontamination Herstellung eines Mischtextes aus verschiedenen Textträgern, also Fassungen. Dieses Vorgehen ist in der historisch-kritischen Edition ebenfalls verboten.
  • Editorischer Bericht Beschreibung und Begründung der Prinzipien, die bei der Textkritik angewandt wurden.