Kritischer Rationalismus
Karl Popper (1902-1994)
Karl Popper (1902-1994)Verbindung von Wissenschaftstheorie und Sozialphilosophie 1. Fabilismus: Es gibt keine absolute Gewissheit2. Erkenntnisskeptizismus: Die „Fürwahrhaltung“ von Aussagen ist nie voll begründbar3. Falsifikationismus: Eine Hypothese kann niemals bewiesen, aber gegebenenfalls widerlegt werden Erkenntnisgewinn entsteht durch den begründeten Verwurf von Alternativen
Psychologische Strömungen im zeitlichen Verlauf
1900 Psychoanalyse: Mensch als Energiesystem, Seelenleben als Fluss von Energie(Wichtigste Vertreter u.a.: S. Freud , C. G. Jung)1920 Gestaltpsychologie: Wahrnehmung, Struktur und Ordnung in Sinneseindrücken(Wichtigste Vertreter u.a.: C. von Ehrenfels, W. Metzger, K. Lewin)1930 Behaviorismus: Mensch als Summe seiner Erfahrungen(Wichtigste Vertreter u.a.: E. Thorndike, J.B. Watson, B.F. Skinner)1970 Trait-Theorie: Mensch als Summe von angeborenen Merkmalen(Wichtigste Vertreter u.a.: H. Eyesenck, G. Allport)1980 Sozial-Kognitive Theorien: Aktive kognitive Steuerung in Erfahrungsverarbeitung (Wichtigste Vertreter u.a.: A. Bandura)Psychologische Strömungen im zeitlichen Verlauf
Ausgangshypothese nach Kluckhohn, Murray und Schneider (1953)
Das Verhalten eines Menschen gleicht… 1) …in vielerlei Hinsicht demjenigen aller Menschen2) …in mancherlei Hinsicht demjenigen einiger, nicht aber aller Menschen 3) …in bestimmter Hinsicht demjenigen keines anderen Menschen, ist also einzigartig.
Persönlichkeit in der Psychoanalyse
Mensch als Energiesystem: Alle menschliche Aktivität beruht auf Verarbeitung von begrenzter physischer und psychischer Energie„Seelenleben“ als Fluss von Energie:Triebe als Energiespender: Psychische Energie stammt aus dem Sexualtrieb („Libido“) und dem Aggressionstrieb („Thanatos“)Determiniertheit des Verhaltens: Jedes Verhalten ist durch Triebimpulse gesteuert (z.T. unbewusst)
Strukturmodell der Persönlichkeit
„Es“: Psychische Repräsentation der gesamten Triebenergie Lustprinzip: Bestreben, sofort Energie zu entladen „Ich“: Herausbildung durch Kontakt des Es mit AußenweltRealitätsprinzip: Vermittlung zwischen impulsiven Wünschen des Es und der Realität und den Forderungen des Über-Ichs „Über-Ich“: Entwickelt sich auch aus dem Es, indem Gebote und Verbote der Eltern verinnerlicht werden
Topographisches Modell der Persönlichkeit
Bewusste Ebene:Alle Inhalte des momentanen Bewusstseins (Wahrnehmungen, Empfindungen, Gedanken)Vorbewusste Ebene: Prinzipiell bewusstseinsfähige Inhalte, welche zu schwach sind um das Bewusstsein zu erreichenUnbewusste Ebene: Auch bei großer Anstrengung nicht bewusstseinsfähig (u.a. das gesamte „Es“)
Persönlichkeitskonzept
Dynamisches Persönlichkeitskonzept: Konflikt zwischen den drei Instanzen Es, Ich und Über-IchInterindividuell unterschiedliche Triebdynamik („Charakter“ einer Person)Konstitutionsbedingt: Interindividuelle Variation der Stärke der Es-ImpulseErfahrungsbedingt: Interindividuelle Variation der Stärke der Ich-Funktionen und der Ansprüche des Über -IchZwei Möglichkeiten der Charakterbildung:Fixierung aufgrund frühkindlicher ErfahrungenIndividualtypische Bevorzugung bestimmter Abwehrmechanismen
Das behavioristische Paradigma
Drei zentrale Lerntheorien
Drei zentrale LerntheorienKlassische Konditionierung: Untersuchung, wie Verhalten durch Reiz-Reaktions-Assoziationen erworben oder gelernt wirdOperante Konditionierung:Untersuchung, wie Verhalten durch Verhaltenskonsequenzen (z.B. Belohnung und Bestrafung) erworben und geformt wirdBeobachtungs-oder Nachahmungslernen: Untersuchung, wie Verhalten durch die Beobachtung und Nachahmung Anderer (Modelle) erworben und geformt wird
Das behavioristische Paradigma
„Der kleine Albert“
„Der kleine Albert“Konditionierende Kopplung zwischen lautem Ton und weißer RatteReaktionstest mit Kaninchen: Albert lehnt sich zurück, wimmert, bricht in Tränen aus, vergräbt sein Gesicht…Reaktionstest mit Hund: schwächere Reaktion als auf KaninchenReaktionstest mit Haaren der Assistentinnen: Albert greift sofort danach und beginnt damit zu spielenReaktionstest mit bärtiger Nikolausmaske durch Watson: heftige "negative Reaktion"
Persönlichkeit als Summe von
Persönlichkeitsmerkmalen (Trait-Theorie)
Alle Menschen besitzen allgemeine Prädispositionen (genannt Traits) zur bestimmten Verhaltensstilen Traits repräsentieren die überdauernden, stabilen, situationsübergreifenden Aspekte des VerhaltensBei Personen, die eine Starke Tendenz zu einem bestimmten Verhaltensstil haben, ist das betreffende Trait stark ausgeprägt bzw. umgekehrt Traits sind die grundlegenden Elemente der Persönlichkeitsstruktur
Das 5-Faktoren Modell (Costa & McCrae, 1985
Das 5-Faktoren Modell (Costa & McCrae, 1985)Die BIG 5 wurden vor dem Hintergrund des Lexikalischen Ansatzes erstellt, der auf der "Weisheit derSprache" und der sogenannten Sedimentationshypothese basiert. Es gibt 5 Hauptdimensionen der Persönlichkeit, Jede Hauptdimension beinhaltet 6 spezifischeren Facetten1. Neurotizismus2. Extraversion3. Offenheit für Erfahrungen4. Verträglichkeit5. Gewissenhaftigkeit
Lexikalischer Ansatz
Hierbei wird das gesamte Lexikon einer Sprache nach Eigenschaftswörtern durchsucht. Ungebräuchliches wird gestrichen und ähnliche Bedeutungen gefiltert. Bei einer überschaubaren Menge (ca. 100 Worte), werden diese Eigenschaftsworte individuell zur Beurteilung gestellt. Mit einer Faktorenanalyse wird diese Menge auf möglichst wenige Faktoren reduziert.
Sedimentationshypothese:
Hierbei werden für den Alltag besonders wichtige Persönlichkeitseigenschaften betrachtet. Je wichtiger eine Eigenschaft, desto eher wird ihr lexikalisch ein Wort zugewiesen. Durch Faktorenanalyse kann man die große Anzahl von eigenschaftsbeschreibenden Begriffen in wenige Faktoren (Eigenschaftsdimensionen) transformieren.
Das 5-Faktoren Modell
Neurotizismus
Neurotizismus:Bezeichnet die emotionale Labilität eines Charakters.Es spiegelt v.a. Unterschiede im Erleben von negativen Emotionen. Hohe Ausprägungen von Neurotizismus gehen häufig einher mit: Angst, Nervosität, Anspannung, Trauer, Unsicherheit und Verlegenheit. Personen mit niedrigen Neurotizismuswerten sind eher ruhig, zufrieden, stabil und erleben seltener negative Gefühle.
Das 5-Faktoren Modell
Extraversion:
Extraversion:„Extraversion“ zeichnet sich durch eine nach außen gewandte Haltungaus. Extravertierte Personen empfinden den Austausch und das Handelninnerhalb sozialer Gruppen als anregend.Hohe Ausprägungen von Extraversion gehen häufig einher mit:Gesprächigkeit, Bestimmtheit, Aktivität, energischem oder dominantem Verhalten, Enthusiasmus und Abenteuerlust.
Das 5-Faktoren Modell
Offenheit für Erfahrungen:
Offenheit für Erfahrungen:Mit Offenheit wird hier das Interesse und das Ausmaß der Beschäftigung mit neuen Erfahrungen, Erlebnissen und Eindrücken beschrieben.Hohen Ausprägungen von Offenheit gehen häufig einher mit: Wissbegierigkeit, Fantasiefülle, Experimentierfreudigkeit sowie künstlerischem und intellektuellem Interesse. Bestehende Normen werden gerne kritisch zu hinterfragt und neuartige soziale, ethische und politische Wertvorstellungen werden unvoreingenommener betrachtet.
Das 5-Faktoren Modell
Verträglichkeit
Verträglichkeit:Hohen Ausprägungen Verträglichkeit zeichnet sich durch Verhaltensweisen von Altruismus und Hilfsbereitschaft aus. Charakterisiert wird dieses Persönlichkeitsmerkmal lexikalisch durch Adjektive wie mitfühlend, nett, warm, vertrauensvoll, hilfsbereit, kooperativ und nachsichtig.
Das 5-Faktoren Modell
Gewissenhaftigkeit:
Gewissenhaftigkeit:Dieser Faktor beschreibt in erster Linie den Grad an Selbstkontrolle, Genauigkeit und Zielstrebigkeit.Personen mit hohen Ausprägungen von Gewissenhaftigkeit handeln meist organisiert, sorgfältig, planend, effektiv, verantwortlich, zuverlässig und überlegt.
Instrumente zur Erfassung der BIG Five:
Instrumente zur Erfassung der BIG Five:NEO-PI-RNEO-FFIBFI (Big Five Inventory)TIPI (Ten-Item Personality-Inventory)IPIP (International Personality Item Pool)
Die Prüfsteine von Persönlichkeitseigenschaften
Die Prüfsteine von Persönlichkeitseigenschaftenrelative zeitliche Stabilitätrelative transsituative Konsistenz
Einflussfaktoren der Stabilität oder Veränderung der Persönlichkeit
von welcher Persönlichkeitsdefinition die Studie ausgeht,welche Ebenen/Merkmale der Persönlichkeit berücksichtigt werden,mit welchen Methoden Persönlichkeit erfasst wirdund wie die erhobenen Daten ausgewertet werden
Ursachen die zur Veränderung der Persönlichkeit über die Lebensspanne
hinweg führen können
Stabilität und Veränderung von PersönlichkeitWas man unter Persönlichkeit versteht, beeinflusst auch nach was gesucht wirdUrsachen die zur Veränderung der Persönlichkeit über die Lebensspanne hinweg führen könnenGeplante Intervention (Therapie, Training)Normative Entwicklungsaufgaben (Elternschaft)
Hauptkritik an traditionellen Eigenschaftstheorien
Konsistenzproblem:
Konsistenzproblem:Es gibt kaum Hinweise dafür, dass Verhalten über unterschiedlicheSituationen konsistent ist.Ausnahme: - kognitive Fähigkeiten sind durch einen hohen Grad an transsituativer Konsistenz gekennzeichnet. Es betrifft nur die transsituative, nicht aber die zeitliche KonsistenzKonsistenzparadoxum: - Intuitive Auffassung, dass sich Menschen in Situationen ähnlich verhalten. Die Ergebnisse von Studien widersprechen sich hier
Hauptkritik an traditionellen Eigenschaftstheorien
Validitätsproblem:
Validitätsproblem:Mit diagnostischen Verfahren, die sich auf Eigenschaftstheorien oderpsychodynamischen Theorien stützen, lässt sich Verhalten nichtzuverlässig vorhersagen. Mit diesen Verfahren wurden teilweise nurKorrelationen von .20-.30 erzielt. Zahlreiche Forscher sahen das als zu niedrig an um für eine Vorhersage Individuellen Verhaltens von Bedeutung zu sein.
Persönlichkeitsstörungen
Definition:
Ein psychiatrisches Krankheitsbild, bei dem der PatientCharaktereigenschaften oder Ausprägungen besitzt, die in Intensität,Dauer und Inhalt deutlich von der Norm abweichen.Die Grenze zwischen einer "normalen" Persönlichkeitund einer Persönlichkeitsstörung ist fließend.
Persönlichkeitsstörunge
Persönlichkeitsstörungen beschreiben Extremvarianten bestimmterWesensarten. Es dominiert ein bestimmtes Persönlichkeitsmerkmal - Deutliche Unausgeglichenheit in den Einstellungen und im Verhalten in mehreren Funktionsbereichen,wie Affektivität, Antrieb, Impulskontrolle, Wahrnehmen, Denken und Beziehungen zu anderen Personen- Das auffällige Verhaltensmuster ist andauernd und gleichförmig und nicht auf Episoden begrenzt - Das auffällige Verhaltensmuster ist tiefgreifend und in vielenpersönlichen und sozialen Situationen eindeutig unpassend- Die Störungen beginnen immer in der Kindheit oder Jugend und manifestieren sich auf Dauer im Erwachsenenalter- Die Störung führt zu deutlichem subjektivem Leiden, manchmal jedoch erst im späteren Verlauf- Die Störung ist meistens mit deutlichen Einschränkungen derberuflichen und sozialen Leistungsfähigkeit verbunden.
Persönichkeitspsychologie
Epidemiologie
EpidemiologieAllgemeinbevölkerung: - Prävalenz ca. 5-18% Ambulant psychiatrische/psychotherapeutische Patienten:- Prävalenz ca. 30-40%Stationär psychiatrische/psychotherapeutische Patienten:- Prävalenz ca. 40-50%Geschlechtsverteilung:M: dissoziale, zwanghafte PSF: Borderline, selbstunsichere, abhängige PS
Persönlichkeitsstöeung:
Ätiopathogenese
Ätiopathogenese- keine einheitliche Theorie- komplexe Genese als „Produkt von Anlage und Umwelt“- Neurobiologische Ursachen (hirnorganische Veränderungen, Stoffwechselabnormitäten)- Genetische Disposition- Psychodynamische Theorien (frühkindliche Störungen)- Lerntheorie (gelerntes Verhalten)
Persönlichkeitsstöeung:
Ätiopathogenese
Ätiopathogenese- keine einheitliche Theorie- komplexe Genese als „Produkt von Anlage und Umwelt“- Neurobiologische Ursachen (hirnorganische Veränderungen, Stoffwechselabnormitäten)- Genetische Disposition- Psychodynamische Theorien (frühkindliche Störungen)- Lerntheorie (gelerntes Verhalten)
Formen von Persönlichkeitsstörungen nach DSM und ihre “Cluster”
ABC Cluster A: sonderbar / exzentrisch: Paranoide, Schizoide, Schizotypische B: dramatisch / launisch : Antisoziale, Borderline, Histrionische, Narzisstische C: ängstlich/ furchtsam: Vermeidens- selbstunsichere, Dependente, Zwanghafte