Die zwei Konstrukte des Selbst: Independenz
(Markus & Kitayama, 1991)
Normativer Imperativ:
Werde unabhängig von anderen und entdecke und äußere deine einzigartigenEigenschaften!
Die zwei Konstrukte des Selbst: Independenz
Konstruktion der eigenen Person:
Individuum, dessen Verhalten durch das eigene internale Repertoire an Gedanken,Gefühlen und Verhalten bestimmt ist und nicht von anderen
Die zwei Konstrukte des Selbst: Independenz
(Markus & Kitayama, 1991)
3 Essentielle Aspekte:
l Konzeption des Selbst als autonom und unabhängigl Glaube an die Ganzheit und Einzigartigkeit der internalen Eigenschaften einer Personl Die Rolle der anderen: Ausdruck der internalen Eigenschaften des Selbst zur Verifizierung undBestätigung des inneren Selbsts
Die zwei Konstrukte des Selbst: Interdependenz
(Markus & Kitayama, 1991)
Normativer Imperativ:
Halte eine fundamentale Verbundenheit zu deinen Mitmenschen aufrecht!
Die zwei Konstrukte des Selbst: Interdependenz
(Markus & Kitayama, 1991)
Konstruktion der eigenen Person:
Individuum, dessen Verhalten zu einem großem Ausmaß von den Gedanken undGefühlen anderer beeinflusst ist --> Bedeutung und Vollständigkeit des Selbst, wenn inpassenden sozialen Beziehungen
Die zwei Konstrukte des Selbst: Interdependenz
(Markus & Kitayama, 1991)
Essentielle Aspekte:
Konzeption des Selbst als soziozentristisch und relational Internale Eigenschaften sind situationsspezifisch und zweitrangig à müssen ständig willentlich kontrolliert werden Die Rolle der anderen: Beziehungen = Zielerreichung - Verbundenheit bedeutet, ständig die Bedürfnisse der anderen im Blick zu haben - ABER: hoch selektiv („Ingroups“) à Grenzziehung stärker als bei Independenten
Independentes Selbst:
Definition:
Seperat vom sozialen Kontext
Independentes Selbst
Aufgaben:
Sei einzigartig!Verwirkliche dich selbst!Lebe deine persönlichenEigenschaften aus!Verfolge eigene Ziele!Sei direkt!
Independenetes Selbst:
Rolle der anderen:
Sozialer Vergleich (Selbstbewertung)
Independendentes Selbst:
Basis des Selbstwerts:
Fähigkeit, sich selbst auszudrücken
Interdependentes Selbst
Definition:
Verbunden mit dem sozialen Kontext
Interdependentes Selbst
Struktur:
Flexibel, variabel
Interdependentes Selbst
Wichtige Merkmale:
External, öffentlich, Status, Rollen, Beziehungen
Interdependentes Selbst
Aufgaben:
Sei zugehörig! Verhalte dich angemessen! Unterstütze die Ziele anderer! Sei indirekt!
Interdependentes Selbst
Rolle der anderen:
Selbstdefinition
Interdependentes Selbst
Basis des Selbstwerts:
Fähigkeit, sich anzupassen, um Harmonie zu bewahren
Konsequenzen für Kognitionen
Interdependente aufmerksamer und sensitiver gegenüber anderen (Kitayama et al., 1990) l Ständiges Bedürfnis nach Wissen und Verständnis über andere, mit denen sie in direkter Interaktion stehen -> Aufbau harmonischer Beziehung, adäquates Handeln--> Entwicklung eines reichen Speichers an Informationen über andere Interdependente organisieren Wissen nicht generell, sondern situationsspezifisch (Shweder & Bourne, 1984) - Wissen über Personen (Selbst und andere) ist nicht abstrakt, sondern kontextspezifisch --> generelle Informationen wären nicht bedeutsam Einfluss der variierenden sozialen Wichtigkeit auf andere nicht-soziale Kognitionen (Liu,1986; Chiu, 1972) l (Ego-depletion durch ständige Beachtung sozialer Normen bei Interdependenten?) l Logisches Denken: analytisch-abstrakt vs. relational-kontextual
Konsequenzen für Emotionen: Ego-focused Emotionen
Nenne Ursache, Zweck und Eigenschaften!
Ego-focused Emotionen (z.B. Ärger, Frustration, Stolz) v.a. bei Independenten Ursache: Betonung autonomer, internaler Eigenschaften Zweck: Ausdruck Eigenschaften: - Independente erfahren ihre Emotionen länger, intensiver, körperlicher (Matsumoto et al., 1988) - Dysfunktional beim interdependeten Selbst à wird sanktioniert (kein Ausdruck von Ärger in Tahiti (Levy,1973); Inuit bennen Ärger kindisch (Briggs, 1970); japanische Kinder sind traumatisierter bei wütender Mutter (Miyake et al., 1986))
Konsequenzen für Emotionen
Other- focused Emotionen
Nenne Ursache, Zweck und Eigenschaft
Other-focused Emotionen (z.B. Sympathie, Scham) v.a. bei Interdependenten Ursache: Übernahme der Perspektive anderer Zweck: öffentliches Instrument (+ Gefühle) Eigenschaften: Negativ für das independente Selbst, da autonomie-einschränkend
Was ist Kultur?
Kultur =Kollektive Programmierung des Geistes, die Mitglieder einer Gruppe vonanderen unterscheidet; sie ist zur Gesellschaft wie die Persönlichkeit fürein Individuum (Hofstede, 2001)
Bezeichnungen für Kulturunterschiede:
l Individualismus und Kollektivismus (am besten erforschte Dimension!) (Hofstede, 1980)l Selbstbetonung und Kollektivität (Parsons, 1949)l Gesellschaft und Gemeinschaft ( Toennies, 1957)l Mechanische und organische Solidarität (Durkheim, 1933)l Individualismus und Kollateralität (Kluckhohn & Strodtbeck, 1961)l Autonomie und Konversation (Schwartz, 1990)l Independenz und Interdependenz (Markus & Kitayama, 1991)→ Subtile Unterschiede in der Bedeutung, aber grundlegend gleiches Thema
Hofstedes Kulturdimensionen: Nenne die 5 und erkläre sie!
Geert Hofstede: Begründer der vergleichenden interkulturellen Forschung (1980, 2010) l Machtdistanz (Power distance) – Ausmaß des Akzeptierens einer ungleichen Verteilung von Machtl Individualismus und Kollektivismusl Maskulinität und Feminität – Maskulinität: Konkurrenzbereitschaft, Selbstbewusstsein – Feminität: Fürsorglichkeit, Kooperation, Bescheidenheitl Unsicherheitsvermeidung (Uncertainty avoidance) –Ausmaß an Regeln und Sicherheitenl Lang- oder kurzfristige Ausrichtung (Long-termorientation) – Ausmaß an Planungshorizont
Effekte auf Wohlbefinden
Individualistische Kulturen vs. Kollektivistische Kulturen:
Individualistische Kulturen: l Mehr Scheidungen, Delinquenz, Drogenmissbrauch, Herzinfarkte und Suizid (Eckersley & Dear, 2002;Triandis et al., 1988)l Starker Anstieg an psychisch Kranken seit der industriellen Revolution (Torrey & Miller, 2001)l Höhere Lebenserwartung, höhere Werte auf dem Human Development Index (Gelfand et al., 2004)l Höheres subjektives Wohlbefinden (Diener et al., 1995)l USA: Rang 13; Japan: Rang 35 Kollektivistische Kulturen: l Lebensdauer in Japan höher als in den meisten anderen westlichen Kulturen (The Economist, 2009)l USA: 70,0; Japan: 74,5è Ideal: Hohe Ausprägung auf beiden Werten?
Selbstwertstützende Attributionen
Bei Individualisten vs. Kollektivisten? Warum ist dies so?
Individualisten: Erfolg = internale Attribution, Misserfolg = externale Attribution Kollektivisten: Erfolg = externale Attribution, Misserfolg = internale Attribution Warum? l Individualistisches Ziel: Positives Selbstbild (self-serving bias)l Kollektivistisches Ziel: Positives Bild anderer (other-serving bias)
Regulatorischer Fokus
Def: Theorie des regulatorischen Fokus =
Theorie des regulatorischen Fokus =Ziele können über zwei selbstregulative Systeme erreicht werden: durchAufmerksamkeit auf das Erreichen von Idealen und Gewinnen (Promotion-Fokus)oder durch Vermeiden von Verlust (Prevention-Fokus) (Higgins, 1997) Individualisten: Promotion-fokussiert Kollektivisten: Prevention-fokussiert Warum? - Individualistisches Ziel: Absetzung von anderen auf positive Art und Weise- Kollektivistisches Ziel: Soziale Einheit à Pflichterfüllung, Fehlervermeidung
Risikowahrnehmung bei Individualisten und Kollektivisten?
Warum unterschiedlich?
Individualisten: Höhere Wahrnehmung von Risiko Kollektivisten: Geringere Wahrnehmung von Risiko Warum? - Gleiche Einstellung zu Risiken- „Polster-Hypothese“: Größeres materielles und finanzielles Polster durch das stärkere sozialeNetzwerk bei Kollektivisten
Ästhetische Präferenz:
Individualisten: Fokus auf saliente Objekte (Objekt-orientierte Aufmerksamkeit) Kollektivisten: Fokus auf Kontext (Kontext-orientierte Aufmerksamkeit) Warum? l Individualismus: Bedürfnis nach Autonomie und eigenständiger Kontrolle -> Sensitivität füreinzelne Objekte (analytische Kognition!)l Kollektivismus: Komplexes Netz sozialer Beziehungen; Bedürfnis nach Harmonie -> Sensitivitätfür kontextuelle Hinweisreize (holistische Kognition!) Studie (Masuda et al., 2008): l Untersuchung von 731 westlichen und 660 östlichen bekannten Kunstwerkenl Höherer Horizont (Landschaft) und kleinere Modelle (Porträt) bei östlicher Kunst
Interpretation von nonverbaler Kommunikation:
Individualisten: Emotionsinterpretation über die Mundpartie Kollektivisten: Emotionsinterpretation über die Augenpartie Warum? l Individualisten betonen den direkten und expliziten Ausdruck zur Darstellung des Selbst -> Mund als expressivster Teil des Gesichts l Kollektivisten kontrollieren und unterdrücken den Ausdruck zur Beibehaltung von Harmonie ->Augen als akkurateste Information über wahre Emotion Studie (Ozono et al., 2010): l Bewertung von Politikerfotos nach Vertrauenswürdigkeitl Japan: ↑ größere Intensität „upper-half“, USA: ↑ größere Intensität „lower-half“