Klinische Psychologie Abschlussprüfung (Subject) / 14) Sexuelle und Geschlechtsidentitätsstörungen (Lesson)

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Beschreibung, Ätiologie, Therapie

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  • Sexuelle Funktionsstörungen Sexuelle Funktionsstörungen = Auffälligkeit des sex. Verlangens und psychophysiologischer Charakteristika des sexuellen Reaktionszyklus oder Schmerzen im Zusammenhang mit Geschlechtsverkehr, die deutliches Leiden und zwischenmenschliche Schwierigkeiten verursachen. Der sexuelle Reaktionszyklus: 1) Appetenz:: Verlangen sich sexuell zu betätigen, 2) Erregung: Gefühl sexueller Lust und begleitende physiologische Veränderungen (z.B. Anschwellen äußerer Geschlechtsorgane)  3) Orgasmus: Höhepunkt der sexuellen Lust mit Lösung der sexuellen Spannung. 4) Entspannung: muskuläre Entspannung und allgemeines Wohlbefinden Die Störungen beziehen sich auf die Dysfunktionen in den ersten drei Phasen  
  • In welche drei Gruppen werden die sexuellen Funktionssstörungen unterteilt Störungen der Appetenz Störungen der Erregung Orgasmusstörungen
  • Störungen der Appetenz sowie ihre Ätiologie und Therapie 1) Störung der verminderten Appetenz Kriterium A: Anhaltender oder wiederkehrender Mangel an (oder Fehlen von) sexuellen Phantasien und des Verlangens nach sexueller Aktivität. Der Untersucher beurteilt den Mangel oder das Fehlen unter Berücksichtigung von Faktoren, die die sexuelle Funktionsfähigkeit beeinflussen, wie Lebensalter und Lebensumstände der Person. ð         Prävalenz: 15% bei Männern; 20-35% bei Frauen ð         häufigstes Problem in der klinischen Praxis! ð         Diagnosekriterium: Patient(in) will weniger als alle 2 Wochen 1x Verkehr   haben; häufiger als verminderte Appetenz ist nicht-existente Appetenz.   Zugehörige Merkmale und Störungen: Geringes sexuelles Interesse ist häufig verbunden mit Schwierigkeiten der sexuellen Erregung und des Orgasmus. Mögliche medizinische Krankheitsfaktoren sind Schwäche, Schwierigkeiten mit der eigenen Körperlichkeit, Schmerzen, depressive Störungen. Verlauf : Die lebenslange Form beginnt in der Pubertät. Häufiger sind Störungen im Erwachsenenalter nach psychischen Leiden, kritischen Lebensereignissen oder zwischenmenschlichen Schwierigkeiten. 2) Störung mit sexueller Aversion Kriterium A: Anhaltende oder wiederkehrende extreme Aversion gegenüber und Vermeidung von jeglichem (oder fast jeglichem) genitalen Kontakt mit einem Sexualpartner. Zugehörige Merkmale und Störungen : Wenn Personen mit sexuellen Situationen konfrontiert werden, sind Panikattacken mit extremer Angst, Gefühlen des Schreckens, der Ohnmacht, Übelkeit, Herzklopfen, Schwindel und Atembeschwerden möglich. Deswegen werden sexuelle Situationen oft vermieden.
  • Störungen der Erregung, ihre Ätiologie und Therapie 1) Störungen der sexuellen Erregung bei Frau: Kriterium A: Anhaltende oder wiederkehrende Unfähigkeit, Lubrikation und Anschwellung der äußeren Genitale als Zeichen genitaler Erregung zu erlangen oder bis zur Beendigung der sexuellen Aktivität aufrecht zu erhalten. Zugehörige Merkmale und Störungen: Die Störung der sexuellen Erregung bei der Frau ist häufig begleitet von Störungen der sexuellen Appetenz und weiblicher Orgasmusstörung. Sie kann zu geringem oder gar keinem subjektiven Empfinden von sexueller Erregung führen. Differentialdiagnose:Tritt auf bei Reduktion des Östrogenspiegels in der Menopause oder Postmenopause, bei Strahlentherapie im Becken etc. Ätiologie: ·         sexualfeindliche Erziehung z.B. religiös geprägte Erziehung, Bestrafung für Masturbation, mangelnde Vorbereitung auf Menstruation etc. individuelle und Beziehungsaspekte z.B. Missbrauch, Vergewaltigung körperliche Faktoren Diabetes, Nervensystemschädigung, Multiple Sklerose, Medikamente, Drogen, Menopause 2) Errektionsstörung beim Mann Kriterium A: Anhaltende oder wiederkehrende Unfähigkeit, eine adäquate Erektion zu erlangen oder bis zur Beendigung der sexuellen Aktivität aufrecht zu erhalten. Zugehörige Merkmale und Störungen: Ursachen sind sexuelle Angst, Versagensangst, Sorgen hinsichtlich der sexuellen Interaktion etc. Oft sind Scheitern von ehelichen oder sexuellen Beziehungen oder Nicht-Vollzug der Ehe die Auswirkungen. Verlauf: Das Alter variiert deutlich beim Beginn der Störung. Er ist auch abhängig vom Partnertyp oder der Intensität oder der Qualität der Beziehung. Differentialdiagnose: Bei Multipler Sklerose, Nierenversagen, peripheren Gefäßerkrankungen, Rückenmarksverletzungen etc. als vorliegende Krankheitsfaktoren. Substanzinduzierte sexuelle Funktionsstörung z.B. durch Antidepressiva, Neuroleptika, Drogen etc. Ältere Männer benötigen möglicherweise stärkere Stimulierung und mehr Zeit zur Erektion; dabei spricht man aber nicht von einer Erektionsstörung. Ätiologie: ð  meist Kombination aus körperlichen und psychischen Faktoren hormonelle Auffälligkeiten Testosteron, Östrogene, Prolaktin, Schilddrüsenhormon ð  Diagnose über Blutanalyse ð  Eher seltene Ursache! gefäßbedingte Auffälligkeiten zu wenig Blutzufuhr für Schwellkörper oder übermäßiger Abfluss durch Herzkrankheit, Arterienverengung, abnorm vergrößerte Penisvenen, Löcher oder Risse in den Schwellkörpern ð  Diagnose durch Ultraschallgeräte ð  Viel häufigere Ursache für Erektionsstörungen als Hormone! Medikamente z.B. gegen Bluthochdruck, Angst, Depressionen Individuelle oder interpersonelle Ursachen z.B. Ehekonflikte, Angst vor Nähe, Arbeitslosigkeit  Leistungsangst und Beobachterrolle ð  früheres Versagen löst Blockade der darauffolgende Male aus (= Leistungsangst). ð  Mann wird zum selbstbewertenden Beobachter statt erregter Teilnehmer Sexuelle Beziehung zwischen Mann und Frau ð  zu geringe Stimulation durch Frau (je älter der Mann ist, desto intensiver, direkter und länger muss Penis stimuliert werden). ð  Erhöhter Druck bei Mann durch die Überzeugung, dass Frau nur beim Verkehr zum Orgasmus kommt.   Therapie von Erektionsstörungen: Reduktion der Leistungsangst und Steigerung der Stimulation Teasing-Technik (auch „Neck-Technik): Wenn Liebkosungen zur Erektion führen, stoppen, bis Erektion wieder vergeht; Lerneffekt: Erektion stellt sich ganz natürlich ein, wenn keine Leistungsangst vorhanden ist. Stopf-Technik:  Frau „stopft“ nicht-erigierten Penis in ihre Vagina; Lerneffekt: Mann braucht keine Erektion zur Penetration. Medizinische Intervention Operativ: Penisprothese (Implantation, die für künstliche Erektion sorgt), gefäßchirurgische Eingriffe Nicht-operativ: Vakuumserektionshilfe (erzeugtes Vakuum zieht Blut in den Penis; Folge: Erektion), Medikamente      
  • Orgasmusstörungen Weibliche Orgasmusstörung Eine anhaltende oder wiederkehrende Verzögerung oder ein Fehlen des Orgasmus nach einer normalen sexuellen Erregungsphase. Frauen zeigen eine große Variabilität hinsichtlich Art oder Intensität der Stimulation, die zum Orgasmus führt. Chronische medizinische Krankheitsfaktoren wie Diabetes oder Krebserkrankungen im Beckenraum beeinträchtigen die Erregungsphase, aber die Orgasmusfähigkeit bleibt relativ intakt. Die Orgasmusfähigkeit korreliert nicht mit der Scheidengröße oder der Stärke der Beckenmuskulatur. Männliche Orgasmusstörung Hauptmerkmal: anhaltende oder wiederkehrende Verzögerung oder das Fehlen des Orgasmus nach normaler sexueller Erregungsphase. Bei der Einschätzung, ob der Orgasmus verzögert auftritt, wird das Alter; die Intensität, die Dauer und die Art der sexuellen Stimulierung berücksichtigt. Ätiologie:   ·         Physiologische Faktoren Niedriger Testosteronspiegel, neurologische Erkrankung (z.B. Multiple Sklerose, Diabetes), Drogen, Alkohol, Antidepressiva ·         Psychische Faktoren Leistungsangst, Beobachterrolle (siehe Ätiologie der Erektionsstörungen)   Therapie:   ·         Reduktion der Leistungsangst und angemessene Stimulation Ejaculatio Praecox Anhaltendes oder wiederkehrendes Auftreten einer Ejakulation bei minimaler sexueller Stimulation vor, bei oder kurz nach der Penetration und bevor die Person es wünscht. Atiologie: ð  typisch für junge, sexuell unerfahrene Männer ð  keine organischen oder psychischen Faktoren verantwortlich! ð  Bei seltenen sexuellen Kontakten auch häufig vorzeitige Ejakulation.   Therapie:   Direktes, verhaltenstherapeutisches Training „Stop-Start“ oder Pause-Verfahren; ð  Ziel: Kontrolle über Ejakulation   Druck-Technik Frau drückt zwischen Eichel und Schaft auf Penis; Folge: Erregung lässt nach.
  • Nicht an Reaktionszyklus gebundene sexuelle Funktionsstörungen Dyspareunie Wiederkehrende oder anhaltende genitale Schmerzen in Verbindung mit dem Geschlechtsverkehr, entweder bei Mann oder Frau Ätiologie: ð  meist organisch bedingt (z.B. entbindungsbedingte Schädigungen wie Narbe am Dammschnitt oder Scheideninfektion, Tumore, allergische Reaktionen etc.) Therapie:   ·         allgemeine sexualtherapeutische Verfahren und spezifische Techniken ð  z.B. verschiedene Positionen bei Narben ð  Ziel: Förderung von Erregung und Orgasmusfähigkeit       Vaginismus Wiederkehrende oder anhaltende unwillkürliche Spasmen der Muskulatur im äußerenDrittel der Vagina. Therapie: Übungen mit Anspannen und Lockern der Beckenbodenmuskulatur, bis die Vaginalmuskeln willentlich kontrolliert werden können.   Sexuelle Funktionsstörung aufgrund eines medizinischen Krankheitsfaktors Substanzinduzierte sexuelle Funktionsstörung
  • Thereapie der sexuellen Fuktionsstörungen allgemein Therapie für sexuelle Störungen allgemein:   Sexualtherapie nach Masters und Johnson ð  komplexe Behandlung ð  durchschnittlich 15-20 Sitzungen ausreichend!   1. Schritt: Beurteilung und begriffliche Definition des Problems: -          medizinische Untersuchung -          sexuelle Vorgeschichte -          Betonung des Prinzips beiderseitiger Verantwortlichkeit (d.h. beide Partner haben Anteil am sexuellen Problem)   2. Schritt: Informationsvermittlung ð  Anatomie und Physiologie sexueller Reaktionen   3. Schritt: Arbeit an problematischen Einstellungen, Kognitionen und Überzeugungen ð  negative Gedanken verhindern Erregung und Lust!   4. Schritt: Beseitigung von Leistungsangst und der Beobachterrolle ð  Technik der sensorischen Fokussierung und des nichtfordernden Lustspendens ( Verbot von Verkehr und genitale Liebkosung)   5. Schritt: Verbesserung der Kommunikation und Effektivität der sexuellen Techniken ð  z.B. durch Hand führen des Partners   6. Schritt: Veränderung des destruktiven Lebensstils und der ehelichen Interaktionen ð  Neuordnung von Prioritäten ð  Sex nicht spätabends, sondern im ausgeruhten Zustand ð  Verringerung von Konflikten   è Spezielle Therapietechniken  - siehe einzelne Störungen!   Zusätzliche diagnostische Dimensionen: lebenslang vs. erworben generalisiert vs. situativ