Pädagogik (Subject) / Helsper (Lesson)
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Praxis und Reflexion
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- Was versteht Helsper unter sog. Krisen in Bezug auf lebenspraktisches Handeln? Das lebenspraktische Handeln ist immer von Risiken und der Irritation der Routine, d.h von Krisen betroht. Die Irritation der Routine ist anfänglich nur ein diffuses Unbehagen, dass etwas nicht stimmt, dann eine manifeste Irritation im Handeln, das in eine Handlungsunsicherheit münden und gar in angstvolle vermeidung umschlagen kann. Konflikte können aber als Anstoß zur Reflexion wirken. Die Auseinandersetzung mit der Ungewissheit, der Krise, ist ein Kernelement des Lehrerhandelns. Das Krisenhafte der Handlungspraxis sollte als selbstverständlicher Normalfall angesehen werden und entsprechend ein Scheitern ebenfalls.
- Welche Kompetenzen sind bei „Störungen“ gefragt? Bei Störungen können Lehrer(innen) keine Auszeit zum nachdenken nehmen. Hier ist vielmehr interaktive, soziale und kommunikative Kompetenz gefragt: Geistesgegenwart, Gelassenheit und Konsequenz, das blitzschnelle Wechseln zwischen Perspektiven, Empathie, Humor und Witz usw. Dieses praktische Wissen ist nicht durch Wissenschaft oder theoretisch Reflexion erlernbar, sondern nur durch Einführung in das Lehrerhandeln selbst, durch die Erfahrung in der Praxis und damit den Erwerb eines praktisch-pädagogischen Habitus.
- Wie erfolgt der Erwerb eines praktisch-pädagogischen Habitus? Bei Störungen können Lehrer(innen) keine Auszeit zum nachdenken nehmen. Hier ist vielmehr interaktive, soziale und kommunikative Kompetenz gefragt: Geistesgegenwart, Gelassenheit und Konsequenz, das blitzschnelle Wechseln zwischen Perspektiven, Empathie, Humor und Witz usw. Dieses praktische Wissen ist nicht durch Wissenschaft oder theoretisch Reflexion erlernbar, sondern nur durch Einführung in das Lehrerhandeln selbst, durch die Erfahrung in der Praxis und damit den Erwerb eines praktisch-pädagogischen Habitus
- Inwiefern bedient sich Helsper der Metapher der Eule der Minerva? So wie Hegel mit dem Berühmten Bild der Eule der Minerva, die ihren Flug erst in der Dämmerung beginnt, objektiv zum Ausdruck brachte, dass die wissenschaftliche Erkenntnis immer nur nachträglich rekonstruierend die Geltung dessen Überprüfen kann, was die Praxis selbst in der Krisenhaftigkeit und Offenheit des Tagwerks vollbracht hatte, dieses praktische Vollbringen aber selbst nicht ersetzen kann, so gilt auch an der Basis der Proffessionalisierungstheorie, dass die Erfahrungswissenschaft grundsätzlich die Funktionen der autonomen Lebenspraxis selbst nicht übernehmen, sondern lediglich deren Leistungen rekonstruieren kann. Hier: Reflexion kann erst später in einer "beruhigten Situation" stattfinden.
- Wie erfolgt der Erwerb eines wissenschaftlich-reflexiven Habitus? Eine verantwortliche pädagogische Arbeit legitiemiert sich nur, wenn sie über wissenschaftlich abgesicherte Wissensbestände und Reflexionsmöglichkeiten verfügt. Pädagogen bedürfen daher - neben dem Erfahrungswissen und Können der Lehrerpraxis selbst - eines wissenschaftlich- reflexiven Habitus, den sie im Verlauf der Lehrerbildung erwerben müssen. Dieser Habitus ist selbst nicht unter den Bedingungen des Handlungsdrucks und des Entscheidungszwangs der Praxis zu generieren, sondern die "Brutstätte der Minerva" benötigt einen eigenen Raum.
- Was meint Helsper mit der Notwendigkeit einer „doppelten Professionalisierung“ der Lehrperson? Für die Reflexion der pädagogischen Alltagspraxis sind zwei Orientierungspunkte notwendig: Zum einen das wissenschaftliche und theoretische Wissen über Unterricht bzw. Bildung, zum anderen die Fähigkeit zur Selbstreflexion am „eigenen Fall".
- Wie stehen Wissenschaft und Praxis zueinander? Die wissenschaftliche Betrachtung ist ein unhintergehbares Erfordernis professionellen Handelns im Sinne verantwortlicher, autonomer, nicht deligierbarer, stellvertretender Krisenlösung. Andererseits kann die Verabsolutierung wissenschaftlich reflexifen Handelns zu einer Blockade der pädagogischen Praxis führen (Selbstblockierung). Daher muss der wissenschaftlich- reflexife Habitus begrenzt werden. Die beiden Seiten relativieren sich gegenseitig und fungieren somit als antinomische Einheit.
- Was bedarf es, damit die Vermittlung von Handeln und Reflexion im Alltag von LehrerInnen ermöglicht werden kann? individuelle "Parkbank Zeiten" der Rekonstruktion des Unterrichts kollegiale Reflexionszeiten mit involvierten anderen Lehrer(innen) als feste Einrichtung im Schulalltag innerhalb der Arbeitszeit Möglichkeit des "Blicks durch einen Dritten" : Fallarbeiten und Supervision
- Welche Rollen spielen Fallarbeit und Supervision? Die Möglichkeit der Befremdung des eigenen Blicks durch einen exzentrischen "Dritten". In der Lehrerbildung werden Fallstudien herangezogen um eine Auseinandersetzung mit der Theorie an konkreten Praxisfällen zu ermöglichen.
- Worin besteht Selbstreflexion? Am habitus des Lehrers ist die gesamte Person des Lehrers involviert - das Ergebnis des Zusammenspiels von Schule und selbst im Verlauf der eigenen Biographie (z.B in Form der Reflexion der eigenen Schulzeit als Schüler)
- Was sind laut Helsper wesentliche Aufgaben der universitären LehrerInnenbildung? Die Stärkung des reflexiv - fallrekonstruktiven Zugangs und der fallverstehenden Kompetenz wäre eine zentrale Aufgabe der universitägen Lehrerbildung.