Die Deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts (Subject) / Nachkriegswirren und Inflation (Lesson)

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  • Zwischen 1919-1933 diverse ökonomische Krisenlagen: „Friedenschock“ und Demobilmachung;  Hyperinflation, Währungsreform  Forcierte Rationalisierung  Störung der internationalen Handelsbeziehungen;  Schuldenproblem (Reparationslast und Transferproblem)  Deflation  Überforderung durch wirtschaftliche Probleme? (Legitimation der demokratisch-republikanischen Staatsform von ökonomischer Seite blieb aus). Sozioökonomische Entwicklung der Weim.Rep. lehrreiches Beispiel, weil Politik muss sich vor den Wählern verantworten; d.h. keine grundlegenden Eingriffe in Eigentums- und Vertragsrecht (wie in totalitären Regimen) möglich.  „‘Weimar‘ ist (fast) überall“ (H. Knortz, 2010) 
  • Problemstellungen nach Kriegsende Bekämpfung des Hungers Demobilmachung und Umstellung auf Friedenswirtschaft ordnungspolitische Gestaltung: Neuregelung des Verhältnisses von Kapital und Arbeit; Eigentumsfrage Ordnung der Staatsfinanzen, Stabilisierung der Währung Aufbringung der Kriegsschulden/Reparationen 
  • Eigentumsordnung und Arbeitsbeziehungen Stinnes-Legien-Abkommen: Gewerkschaften erklären Verzicht auf Sozialisierungsforderungen; Arbeitgeber versprechen: Achtstundentag, Koalitionsfreiheit, Mitbestimmung auf betrieblicher Ebene  Tarifwesen war durch „Zwangsschlichtung“ geprägt 
  • Entwicklung der Mitbestimmung Hilfsdienstgesetz von 1916 (Arbeiterausschüsse in Betrieben mit mehr als 50 Beschäftigten) 1920: Betriebsrätegesetz (Konstituierung eines Betriebsrates in Betrieben mit mehr als 20 Beschäftigten) 
  • Entwicklung der Mitbestimmung Hilfsdienstgesetz von 1916 (Arbeiterausschüsse in Betrieben mit mehr als 50 Beschäftigten) 1920: Betriebsrätegesetz (Konstituierung eines Betriebsrates in Betrieben mit mehr als 20 Beschäftigten) 
  • Zwischenfazit Bis Mitte der 1920er Jahre werden wichtige institutionelle Weichenstellungen für die Regelung der Arbeitsbeziehungen vollzogen Ansätze zur Kollektivierung der industriellen Beziehungen) 
  • Problemstellungen nach 1918 – Staatsfinanzen, Steuerreform Staatsausgaben kriegsbedingt gewachsen,  Nachkriegszeit ebenfalls erhöhter Finanzbedarf, weil: Eingliederung der Soldaten, Umstellungsprobleme (...)  nach 1918 weitere Neuverschuldung  Matthias Erzberger (Reichsfinanzminister, Zentrum)  „Erzbergersche Finanzreform“  stärkt Finanzhoheit des Reichs, Reich nicht mehr abhängig von Matrikularbeiträgen der Länder 
  • Inflation Definition "Prozess anhaltender Preisniveausteigerungen, die über eine bestimmte Marge hinausgehen“ 
  • Definition nach Keynes 1919 "Durch fortgesetzte Inflation können Regierungen sich insgeheim und unbeachtet einen wesentlichen Teil des Vermögens ihrer Untertanen aneignen. Auf diese Weise konfiszieren sie nicht nur, sondern sie tun es auch willkürlich, und während viele arm werden, werden einige in der Tat reich. Der Anblick dieser willkürlichen Verschiebung des Reichtums vernichtet (...) das Vertrauen auf die Gerechtigkeit der bestehenden Verteilung des Reichtums." John Maynard Keynes, 1919 
  • Inflation Gründe „Eine Inflation entsteht,wenn die monetäre gesamtwirtschaftliche Nachfrage, die sich beispielsweise in der Geldmenge M0 (...) ausdrückt, das gesamtwirtschaftliche Güterangebot (...) übersteigt. In einer Volkswirtschaft mit freier Preisbildung führt dieser Überhang zu allgemeinen Preissteigerungen: Eine offene Inflation wird durch einen anhaltenden Anstieg der Lebenshaltungskosten angezeigt.“ (Spoerer/Streb, 37.)  Wenn Höchstpreisverordnungen Preisniveauanstieg verhindern: „Zurückgestaute Inflation“.  Indikatoren: Rationierung von Gütern, Schwarzmärkte. 
  • Wie konnte es zur zurückgestauten Inflation während des Krieges kommen? Art der Kriegsfinanzierung (über reichsbankkreditfinanzierte Schulden) fördert Geldschöpfung.  Institutionelle Mechanismen zur Deckelung der Geldschöpfung wurden aufgehoben mit Veränderung der Reichsbankverfassung!  Ab 1916 gelang es auch mit Kriegsanleihen nicht mehr, Kaufkraft abzuschöpfen, weil sich Anleihepapiere leicht wieder liquidisieren ließen.  Nach 1918: staatliche Ausgabenpolitik ist expansiv, nicht stabilitätsorientiert. 
  • Wendepunkte der Inflation Wenn man nicht nur Jahresdurchschnittswerte, sondern kürzere Phasen betrachtet, fällt auf:  Binnenwert der Mark / Außenwert der Mark (Dollarkurs)  hatten nach 1918 Phasen der gegenläufigen Entwicklung  Wendepunkte fallen zusammen mit politischen Ereignissen   Z.B. Kapp-Putsch im März 1920, wird abgewehrt das stärkt Weimarer Republik: Verfall der Mark wird gestoppt Z.B. Londoner Ultimatum von 1921: Reparationssumme 132 Mrd. Goldmarkschwächt Vertrauen in Stabilität der Währung Z.B. politische Morde (Erzberger; Rathenau)
  • Geldfunktion Mark 1923 Zahlungsmittel: Eingeschränkt; oft nicht mehr akzeptiert  Recheneinheit: Eingeschränkt wegen ständiger Preisanpassungen  Wertaufbewahrung: Nicht mehr vorhanden → Währung war 1923 nicht mehr funktionsfähig.  
  • Inflationserwartungen negative Zukunftserwartungen können den Prozess der Geldentwertung beschleunigen (im Zuge einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung) Umlaufgeschwindigkeit des Geldes steigt → Anstieg der Umlaufgeschwindigkeit bewirkt die befürchteten Preissteigerungen  sinkende Liquiditätspräferenz; „Flucht in die Sachwerte“  Vgl. Quantitätsgleichung  P*Y = M*U P = (M*U)/Y 
  • Währungsreform: Das „Wunder“ der Rentenmark Gründung RentenbankOkt. 1923 Rentenbank:Geschäftskapital 3,2 Mrd. Goldmark  (Hypothek auf Grundbesitz und Industrieanlagen)  durch Einschränkung des Geldumlaufs und drastische Sparmaßnahmen im Haushalt bleibt Kurs der Rentenmark stabil Nach Einführung der Rentenmark: Umlaufgeschwindigkeit des Geldes↓ Rentenbank ist verpflichtet, Rentenmarkguthaben (ab 500) gegen verzinsliche Rentenbriefe einzutauschen. Deren Wertbeständigkeit wurde durch Realvermögen (Grund und Boden, Industrieanlagen) der deutschen Wirtschaft garantiert.  Im August 1924 wurde Rentenmark durch Reichsmark ersetzt (1:1) • 4,20 Reichsmark = 1 Dollar 
  • Warum wurde die Währung nicht früher stabilisiert? Alternativen? Z.B. Sparkurs; (geldwertorientierte) Stabilitätspolitik, z.B. Versuch der Wiederherstellung einer Goldkernwährung?  Risiken einer Stabilisierung ggf.:  (Abwürgen der Konjunktur, Arbeitslosigkeit)  Situation: Umstellung auf Friedenswirtschaft bringt vielfältige, kostenintensive Aufgaben  Vorteile der Nicht-Stabilisierung, des Weiterlaufenlassens der  Inflation? 
  • Folgen von Nicht-Stabilisierung im Jahr 1921 Deutschland koppelt sich ab vom weltwirtschaftlichen Konjunkturverlauf; Währungsbedingt:( vorübergehende) Verbilligung deutscher Produkte auf Weltmarkt → Exporterfolge im Jahr 1921. Durch gestiegenes Preisniveau gesunkener Realzinssatz, → Investitionsanregung im Inland  Mit dieser vorübergehenden Scheinblüte hat Reichsregierung Verteilungskonflikte kurzfristig entschärft. 
  • Hugo Stinnes, Großindustrieller (1870-1924) - „Inflationskönig“ 1924: Stinnes-Konzern umfaßt 1.535 Unternehmen mit 2.888 Betriebsstätten von der Rohstoff-Förderung bis zur Fertigproduktion (Siemens-Rheinelbe-Schuckert- Union-GmbH) 
  • Verteilungswirkungen der Hyperinflation Gewinner und Verlierer der Inflation? Gewinner: Schuldner.  Staat: inländische Verschuldung gestrichen; Kriegskosten erledigt  Besitzer von realen Vermögenswerten (Grund und Boden, Gebäude, Kunstwerke, Schmuck) kommen relativ gut durch Inflation  Opfer der Inflation waren Besitzer von Kapitalvermögen: Rentiers, Besitzer von Bargeld, Sparguthaben, Staatsanleihen, anderen festverzinslichen Wertpapieren (Gläubiger)  relativer Bedeutungsverlust der höchsten Einkommensklassen