Pädagogik (Subject) / Erziehung (Lesson)
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1. Erziehungsbegriff der geisteswissenschaftl. Päd. 2. Erziehungsbegriff der empirisch-analytischen Erziehungswissenschaft (Wolfgang Brezinka) 3. Erziehungsbegriff im Kontext mit kritischer Päd. 4. Erziehungsstile 5. Fremderziehung - Selbsterziehung - Nacherziehung
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- Geisteswissenschaftl. Päd. Vertreter Wilhelm Dilthey (ordnet Ende des 19. Jahrhunderts die Pädagogik erstmals den Geisteswissenschaften zu), Eduard Sprenger, Herman Nohl, Theodor Litt, Erich Weniger, Fritz Blättner, Wilhem Flitner
- Geisteswissenschaftl. Päd. Forschungsgegenstand und Zugang beschäftigt sich mit der inneren Realität des menschlichen Seelenlebens, dem Verstehen menschl. Zustände Erschließung des Sinns menschl. Lebensäußerungen (geisteswissenschaftl. Methodik, hermeneutische Auslegung der Erziehungswirklichkeit)
- Charakteristik der geisteswissenschaftl. Päd. 1) Geschichtlichkeit der Erziehung: Erziehungswirklichkeit 2) Hermeneutik aks zentrale Methode 3) Autonomie der Erziehung und der Erziehungswissenschaft 4) Päd. Verhältnis als personales Beziehungsverhältnis 5) Theorie als Theorie der Praxis und als Theorie für die Praxis
- Geisteswissenschaftl. Päd. Erziehung als päd. Bezug/ päd. Verhältnis 6 Punkte 1) Grundlage:Das leidenschaftl. Verhältnis eines reifen Menschen zu einem werdenen Menschen (päd. Parteilichkeit, päd. Verantwortung, päd. Liebe) -> Anwaltsgedanke vertritt, das Eigenrecht auf Selbstentwicklung, Selbstverwirklichung 2) Ziele der Erziehung hängen vom jeweiligen geschichtl. Kontext ab: Erziehungswirklicheit/ Erziehungswelt; Erziehungsziele sind dem gesellschaftlich- historischen Wandel abhängig und verändern sich (gegensätzlich zur normativen Pädagogik (Grundsätzliche Ziele)) 3) Päd. Verhältnis = Interaktionsverhältnis (Erziehungsgemeinschaft); Mitbestimmung durch Bedürfnisse, Zögling ist nicht nur Objekt, Vertrauen u. Zuwenung nötig, partnerschaftl. Verhältnis, aber Assymmetrisch durch Autorität d. Erziehers 4) Der päd. Bezug ist freiwillig und nicht erzwingbar; nicht rational fassbar, sondern durch Sympathie und Antipathie bestimmt 5) vorläufige Bindung, ausgelegt auf Auflösung, päd. Empathie (Wechselspiel zwischen Bindung und Loslösung); zentrales Ziel; PÄDAGOGISCHER TAKT (Herbart) 6) Ausrichten an der gegenwärtigen Situation des Kindes (intellektuell und interessenorientiert) und der möglichen Zukunft; Austrahieren der zwei Dimensionen durch den Erzieher
- Geisteswissenschaftl. Päd. Kritik der Theorie des pädagogischen Verhältnisses 5 Punkte 1) Päd. Verhältnis unterliegt gesellschaftlichen Zwängen, basiert daher nicht auf Freiwilligkeit (Vorgaben durch Gesellschaft, Schule, Kindergarten) 2) Es ist keine ideale Erziehungsgemeinschaft, sondern ein hierarchisches Verhältnis (Widersprüchliches Verhältnis Kindesinteresse - gesellschaftl. Anforderungen 3) "Leidenschaftliches Verhältnis" = Problembehafteter Begriff; Emotionalität verhindert Emanzipation, Loslösung, auf das das päd. Verhältnis ausgelegt ist, Abhängigkeitsverhältnis; sonstige Einflüsse auf die Subjektwerdung werden aus der geisteswissenschaftl. Perspektive nicht betrachtet (institutionelle Einflüsse, Gleichaltrge, Massenmedien etc.) 4) keine Aufklärung, auf welche Weise die Pädagogik Anwältin des Kindes sein kann (durch die relativ machtlose Position der Erziehung im gesamtgesellschaftl. Machtgebilde) 5) Herausarbeiten komplexer Anforderungsstrukturen an das Erziehungshandeln; Theorien zeigen widersprüchliche Anforderungen auf, Päd. Kompetenz nötig
- Erziehungsbegriff nach W. Brezinka 4 Punkte beginnt emprische Sozialforschung, Erziehung im rationalistischen Sinne: 1) Erziehung meint eine Klasse bestimmter sozialer Handlungen (involviert Mitmenschen) 2) Zweckrationalität, Intentionalität, zur systematischen Beeinflussung, Veränderung der Persönlichkeit 3) Veränderung psy. Dispositionen (= Grundhaltungen, Handlungsbereitschaft, Interessen, Fähigkeiten); Abzielung auf wünschenswerte Eigenschaften, negative Grundhaltungen vermeiden, Emanzipation als Disposition, die erzeugt werden soll 4) transitive Leistung = objektorientiert; Zögling als Adressat, der Erziehung empfängt (kann jeden Alters sein)
- Erziehungsbegriff nach Gröll 1 Hauptpunkt. 2 Unterpunkte 1) Regeneration durch Erziehung 2) Erziehung als Teil reproduktiver Tätigkeit, soll ständige Wiedererneuerung d. gesellschaftl. Erfahrungsprozess garantieren 3) Weitergabe durch ältere Generation an jüngere Generation
- Kritik am Erziehungsbegriff nach Brezinka 4 Punkte 1) Erziehungsziele nicht definiert, Eingriff in Dispositionen wird nicht päd. Legitimation unterzogen 2) Erziehung ausschließlich als Akt der Förderung (ausschließlich positiv); Kein Einbeziehen gesellschaftl. Anforderungen, Machtverhältnisse, die die Subjektwerdung behindern 3) Kein Einbeziehen eigensinniger Subjektivität, mechanische Ansicht des Kindes als Objekt 4) Kein Eingehen auf die Prozesse zwischen Erzieher und Zögling
- Erziehungsbegriff nach Schleiermacher = Bürgerlicher Erziehungsbegriff 3 Punkte um 1800 1) intergeneratives Verhältnis (alt -> jung), Weitergabe historischer Erfahrung, Tradition zur Weiterentwicklung der menschl. Gattung 2) geplanter Vorgang (intentionale Erziehung) 3) Erziehung durch Handlungen einzelner Personen (interpersonale Beziehung) Ziel: Mündigkeit (-> wann ist diese erreicht?)
- Erziehungsbegriff nach Hurrelmann 3 Punkte 1) Einflussnahme auf Persönlichkeitsentwicklung 2) Förderung nach bestimmten Wertmaßstäben 3) bewusster, geplanter Teil der gesellschaftl vermittelten Einflüsse auf die Persönlichkeitsentwicklung (Sozialisation)
- Kritik am Erziehungsbegriff nach Hurrelmann - Manipulative Tendenzen inbegriffen (Verführungen etc.) -> Mündigkeit als Lösung 1) Unmündiges Kind 2) Emanzipationsprozess 3) Mündigkeit als Ziel
- technizistisches, naturalistisches und kritisches Grundverständnisse von Erziehung technizistisches Grundverständnis: herstellendes Machen, gesellschaftl. Machbarkeitswahn; Bildhauer; Behaviourismus, NS-Erziehung naturalistisches Grundverständnis: begleitetes Wachsenlassen, endogener Entwicklungsprozess; Gärtner; Ansätze der Reformpädagogik (Montessouri) kritisches Grundverständnis: zwischen Entwicklung und Gesellschaft vermittelnder Prozess; Mediation zwischen Anlage und Umwelt, Individuum und Gesellschaft
- Gestaltungsaufgaben von Erziehung 1) Sichern eines Entwicklungs- und Sozialisationsfeldes entsprechend den Bedürfnissen und Möglichkeiten des Kindes Sorgen für - seelische und körperliche Geborgenheit - motivierte Aktivitäten zur Bedürfnisbefriedigung - die Möglichkeit der Inanspruchnahme von Geduld und Anteilnahme - unabhängige Beschreitung produktiver Umwege (Finden des eigenen Wegs zum Ziel) 2) Pädagogisches Arrangement des kindlichen Sozialisationsraumes (indirekt) 3) Unterstützung der kindlichen Individualentwicklung durch Erfahrungsweitergabe (direkt)
- Pädagogisch revidierter Erziehungsbegriff nach Hurrelmann 3 Pkte. 1) Handlungen und Maßnahmen aus einer pädagogischen Verantwortung heraus 2) Einflussnahme auf die Persönlichkeitsentwicklung, dass fremdbestimmte Tendenzen verhindert und ihre Autonomiepotenzial gestärkt werden 3) Teil von Sozialisation, der bewusst und geplant ist, und die Mündigkeit fördert
- Differenzierung des Erziehungsbegriffs nach Anna Siemsen bewusste Erziehung (zielgerichtete, geplante Erziehung, abhängig vom Grad der Komplexität der Gesellschaft) - direkte Erziehung: gezielte päd. Handlungen - indirekte Erziehung: päd. Arrangement von Entwicklungs- und Sozialisationsräumen; "erzieherische Umweltsgestaltung"; führt zu wirksamen, selbstentdeckendem Lernen unbewusste Erziehung: Lernen in alltäglichen Lebensvollzügen innerhalb einfacher Gesellschaften; absichtslos; "automatisch" durch Beobachtung und Imitation
- Differenzierung des Erziehungsbegriffs nach Peter Petersen Funktionale Erziehung: unbewusst; sachliches Milieu; zwischenmenschlicher Umgang Intentionale Erziehung: bewusst; indirekte und direkte Erziehung (siehe Differenzierung des Erziehungsbegriffs nach Anna Siemsen)
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- Kritischer sozialwissenschaftlicher Erziehungsbegriff (Gegenstandsbereich) 6 Punkte 1) gesellschaftliches Beziehungsverhältnis (Regeneration als Wiedererzeugung von Erfahrung, zur Weiterentwicklung der Gesellschaft) 2) intergeneratives Verhältnis nach Schleiermacher, durch Familie, als Fortschritt der menschl. Gattung 3) zielgerichtete, bewusste, geplante, intentionale Handlung, legitimiert durch die päd. Verantwortung 4) mit Zwang verknüpft; diese bedürfen der pädagogischen Legitimation: negativ/ abwehrend vor Entwicklungsgefährdungen, positiv/ unterstützend zur Entfaltung des Subjektvermögens (Grenzen sind notwenig durch mangelnde Instinktausprägung) päd. Legitimation: durch Selbstgefährdung des Kindes durch unentwickelte Rationalität 5) Mittlerin zwischen Entwicklung und Gesellschaft 6) Ziel: Integration und Mündigkeit -> Dialektik der Erziehung
- Erziehungsbegriff nach Siegfried Bernfeld 4 Punkte 1) notwendig durch anthropologische Doppelbestimmtheit des Menschen 2) Summe der Reaktionen einer Gesellschaft auf die Entwicklungstatsache ( ontogenetische, postnatale Entwicklung) 3) Kindheit = soziale Tatsache; Notwendigkeit der Integration, postnatale Entwicklung IN der Gesellschaft 4) Sicherung, Beeinflussung und Veränderung d. Entwicklung d. Kindes
- Erziehungsstil Definition - relativ einheitliche, deskriptiv unterscheidbare Grundformen erzieherischen Verhaltens (Weinert) - Muster von elterlichen Einstellungen, Handlungsweisen und nicht-sprachlichen Ausdrucksformen im Zusammenhang mit der Eltern-Kind-Interaktion in verschiedenen Situationen (Darling/ Steinberg)
- Faktoren des passenden Erziehungsstils - Alter - Zielformulierung der Eltern für die Erziehung - Charakter d. Kindes - Sozialisationsbedingungen/ Umfeld
- Erziehungsstile - autoritär: schwarze Pädagogik; vollständige pychische Kontrolle; komplette Formung, keine Subjektivität, Domestizierung von "bösen" Tendenzen, Zwang-bestimmt - autoritativ: keine Willkür, legitimieren von Handlungen; Autonomie soll gefördert werden, keine Unterdrückung der Subjektivität - partnerschaftlich-demokratisch: Mit-Subjekt, kein Objekt; Bedürfnisse werden geachtet, Verhandeln über Ziele und Wege der Erziehung - antiautoritär: 68er, Autorität in der Kritik; Verhindern des autoritären Sozialcharakters; Rückschraubung der Repression; Selbstregulierung (der Triebe und Bedürfnisse neben den gesellschaftl. Anforderungen), ermöglicht durch die Erziehung - permissiv: naturgemäßer Entwicklung freien Lauf lassen; keine Autorität; keine Erziehung zur Mündigkeit
- Innere Ausdifferenzierung d. Erziehungsbegriffs (Formen d. Differenzierung) - Fremderziehung - Selbsterziehung - Nacherziehung -Intentionale Erziehung -Funktionale Erziehung - Bewusste und unbewusste Erziehung - direkte und indirekte Erziehung (der bewussten E. untergeordnet)
- Fremderziehung Definition von außen kommende Führung und Anleitung aufgrund der noch fehlenden Autonomiebasis
- Selbsterziehung Definition Übergang der Erziehung in die innere Verantwortung; Selbstorganisation, steuerung der eigenen Persönlichkeit (Selbstedukation) (Friedrich Fröbel, Reformpädagogik)
- Nacherziehung Definition Korrektur der Erziehung im Erwachsenenalter, wie das Aufarbeiten verdrängter Erlebnisse und Konflikte -> therapeutischer Vorgang