Wissenschaftstheorie I (Subject) / Typen sozialwissenschaftlicher Erklärungen (Lesson)
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- Rationalität wichtige Art von Intentionalerklärung ist Handlung aus rationaler Entscheidung; was ist eine rationale Entscheidung bei gegebenen Präferenzen, Annahmen? (formale Frage über Verhältnis von Zielen, Mitteln, Annahmen); Frage ob Ziele, Annahmen selbst rational sind; Rationalität als erklärender und normativer Begriff formal ist Rationalität, unter bestehenden Alternativen die beste zu wählen; es geht um die Sicht des Handelnden (es kann z.B. für jemand unter allen Alternativen die rationalste sein, eine Puppe mit einer Nadel zu durchstoßen, um jemand umzubringen) scheinbar wären dann alle Handlungen rational, aber es ist nicht immer klar, was die beste Alternative ist und wenn es klar ist, müssen sich die Handelnden nicht dafür entscheiden Beispiel Willensschwäche: man tut nicht das, was man eigentlich will - Bruch in der Rationalität; z.B. jemand raucht eine Zigarette, obwohl er aufhören will d.h. sie haben Gründe für das Rauchen (Intentionalerklärung) und stärkere Gründe dagegen; Willensschwäche muss nicht Impulshandlung sein (wie beim Rauchen), z.B. beim planmäßigen Ehebetrug; Intentionalerklärung muss hier immer durch eine Erklärung ergänzt werden, warum die eigentlich stärkeren Gründe nicht zum Tragen kommen, eine Ursachenerklärung, nicht als rationale Erklärung formulierbar; irrationales verhalten erfordert Kombination von Intentional- und Kausalerklärung; Frage warum die Gründe für seine Handlung von ihm selbst als die schwächsten angesehen werden bevor man eine Handlung als irrational klassifiziert, muss man sie genau untersuchen, oft ist scheinbare Irrationalität tiefer rational (z.B. Widerstand gegen westliche Technologien in Entwicklungsländern z.B. weil sie zwar bessere Ernteergebnisse haben aber auch größeres Risiko niedriger Ernteraten, welcher Aspekt für Bauern am Existenzminimum wichtiger ist) Frage ob immer angegeben werden kann, welches das rationale Verhalten ist? z.B. wenn es mehrere gleichgute Alternativen gibt; es muss dann erklärt werden, warum der Handelnde gerade diese Alternative aus vielen gleichartigen gewählt hat (nicht-rationale Kausalerklärung); Frage was in Situationen passiert, wo keine Alternative optimal ist (z.B. durch fehlenden Information); anderes Problem Situation, wo sich mehrere Personen zugleich entscheiden müssen, wobei Entscheidungen voneinander abhängen Beispiel: auf Sitzung soll neuer Vorstand soll gewählt werden, wobei es kaum einen Unterschied macht, wer gewählt wird, gleichzeitig läuft interessante Fernsehsendung - geht man zur Sitzung? Mitglied kommt nur dann, wenn er erwartet, dass wenige erscheinen, weil nur dann seine Stimme wirklich ausschlaggebend ist: wenn alle so denken hat man Paradox, dass viele kommen, weil sie denken, das wenige kommen; bei Schweinezyklus wussten die Produzenten nicht, dass sie den Preis durch ihr Verhalten beeinflussen, sonst könnten sie sich auf den Gleichgewichtspreis einigen; hier ist das Problem, dass es kein bestes Verhalten gibt, auch wenn alle alles wissen; die Mitgliederzahl der Versammlung kann nicht rein rational begründet werden, sondern braucht zusätzlich eine Kausalerklärung (z.B. warum alle davon ausgingen, dass wenige erscheinen würden) andere Erklärung, wenn man moralische, altruistische Motive annimmt, dass einige die Versammlung regelmäßig aus Pflichtgefühl besuchen ökonomischer Mensch wird in der Regel als reiner Egoist definiert, rationaler Mensch nicht mit ihm identisch, Rationalität lässt sich mit den besten und schlechtesten Motiven verbinden; wenn man alle Mitglieder der Versammlung als ökonomische Menschen betrachtet, lässt sich ihr Verhalten nicht unbedingt als rational begründen; erst wenn auch andere Motive erlaubt sind, kann eine rationale Erklärung hinreichend sein Biologen, Sozialwissenschaftler diskutieren, ob altruistisches Verhalten überhaupt möglich ist (indirekt immer selbstbezogen) Beispiel: ein Vogel in Schwarm stößt Warnschrei vor Raubvogel aus, alle können fliehen, er wird gegessen, was scheinbar für diese Erbanlage nachteilig ist, da sie aber auch in anderen Vögeln ist, überlebt sie in Sozialwissenschaften Erklärung des Altruismus durch menschliche Beziehungen; man hilft jemand, damit er einem selbst später hilft (weil man ja in Kontakt bleibt; ohne Beziehungen hätte er keinen Sinn); Argument schon bei Descartes; mathematische formuliert zeigt sich, dass Argument nur unter zwei Bedingungen funktioniert: nur wenn man den kurzfristigen Gewinn nicht über den längerfristigen stellt; Beziehung darf nicht zeitlich begrenzt sein, weil man nicht mehr sicher damit rechnen kann, die Hilfe zurück zu bekommen biologisches Argument (Warnschrei Vögel) zeigt, dass es echten Altruismus gibt; manche meinen dass der Grund moralisch ist und nicht natürliche Auslese; möglicherweise hat die natürliche Auslese eben die geistige Fähigkeit hervorgebracht, moralische Argumente anzuwenden; wahrscheinlich wurde moralisches Verhalten durch erfolgreiches Verhalten in unserer Umgebung begünstigt und Altruismus ist eins ihrer Nebenprodukte (Pleiotropie) Frage ob die Annahmen und Präferenzen des rationalen Verhaltens selbst als rational bewertet werden können z.B. normativ; die formale Rationalität sagt nur, was wir unter bestimmten Voraussetzungen tun sollen, eine tiefere Frage ist aber die nach diesen Voraussetzungen: wie sollen wir sein, welche Präferenzen sollen wir als rationale Menschen haben wie viel Information ist nötig, um sich eine rationale Meinung zu bilden und wie bildet man sich auf Grundlage der Informationen eine Meinung? Beispiel: in einem unbekannten Wald will man in einer begrenzten Zeit Blaubären pflücken; es gibt eine optimale Zeitmenge, die man darauf investieren könnte, die besten Blaubären zu suchen, aber diese kann nicht erkannt werden; deshalb muss man den ersten besten Blaubeerplatz nehmen: so geht es nach Simon allgemein mit Informationen, man hat nur eine begrenzte Rationalität sinnvoll zu diskutieren, wie viel Informationen man einholen muss, um Entscheidungen zu treffen; in der Medizin verfügt man meist über genug Erfahrung, die dem vorliegenden Fall ähnelt, um veranschlagen zu können, wie viel Informationen man braucht; nur in neuartigen Fällen, wo Problemstruktur unbekannt ist, können Entscheidungen vorkommen, die sich nicht rational begründen lassen auch in Fällen wo bekannte ist, was das Beste ist, wird manchmal nur das gewählt was gut genug ist, was durch Intentionalerklärungen erklärt werden kann; trotzdem ist es irrational; in den Fällen, wo man nicht entscheiden kann, was das Beste ist, ist es im Gegenteil irrational, das Beste anzustreben Beispiel: alle Informationen beschafft, die beschafft werden sollten: Plan einer Wanderung und alle Informationen über Wetter eingeholt; Einschätzung des kommendes Wetters kommt aus vielen Quellen, neue Informationen aber auch Erfahrungen usw. ganz verschiedene Informationen werden in Betracht gezogen, wobei kein Element zu sehr gewichtet wird präzise Definition rationaler Meinungsbildung schwer; jeder kennt Personen mit guten Urteilsvermögen (erfolgreiche Betriebsleiter, Soldaten usw.), außerdem kennt man irrationale Meinungsbildung, z.B. bei Wunschdenken, Selbstbetrug; nach Tversky können Überzeugungen auch ohne Psychologie verzerrt sein z.B. einfach durch falsche Verallgemeinerungen Meinungsbildung kann rational sein, die Meinung selbst aber irrational z.B. aufgrund von zu wenigen Informationen; umgekehrt kann eine irrationale Meinungsbildung zufällig mit einer rationalen übereinstimmen z.B. wenn man sich gegen alle Schlechtwetterwarnungen doch zu einer Wanderung entschließt und es scheint die Sonne; genau wie die Intentionalerklärung hat auch die rationale Erklärung 3 Bedingungen: 1. es muss für die Überzeugung gute Gründe geben 2. diese müssen die Ursache für die Überzeugung sein und 3. die Gründe müssen die Überzeugung in der richtigen Weise verursachen (z.B. nicht durch Fehlschlüsse) Rationalität von Annahmen hängt damit zusammen, wie sie gebildet werden (z.B. nicht durch Raten, Zufall); Moral ist kein Kriterium für Rationalität, weil es viele Fälle gibt, wo Moral keine Rolle spielt (Himbeeren oder Erdbeeren zum Nachtisch); eine Handlung ist nicht rational, wenn sie jemand nicht aus eigener Überlegung tut, sondern weil er jemand nachmacht (z.B. bewunderten Star) wenn man Rationalität von Präferenzen nur dadurch definiert, wie sie entstanden sind, können auch moralisch neutrale Präferenzen durch Verweise auf ihre Ursachen rational begründet werden; hiermit wird aber nicht gesagt, wie man feststellen kann, ob eine Präferenz auf rationale Weise entstanden ist; hier kann man nur auf Situationen hinweisen, durch die rationale Präferenzen verhindert werden; einerseits können Leute sich alles schönreden d.h. das Erstrebte wird dem angepasst, was bekommen werden kann; oder Leute wünschen sich Dinge, die sie niemals erreichen können; auch im (Anti-) Konformismus wird Rationalität untergraben (Wunsche es anderen gleich zu tun oder Gegenteil); immer wird die Person durch äußeres gelenkt, ist nicht selbstbestimmt, die Präferenzen bestimmen über die Person, nicht umgekehrt; sie ist nur ein passiver Reflex ihrer Umwelt was Urteilskraft untergräbt, ist nur wenig bekannt; Wunschdenken entsteht durch Widerspruch zwischen Präferenzen und Überzeugungen; man kann die Welt verändern, so dass sie dem Wunsch entspricht, ebenso kann man die Präferenzen so verändern, dass man sich mit Welt zufriedengibt (Stoa, Buddhismus) d.h. Stoa wertet das auf, was erreichbar ist, während man auch das Unerreichbare abwerten kann (ich will kein Chef werden, weil es gesundheitsschädlich ist) andere Fehlschaltungen: jemand behauptet, die Welt ist so beschaffen, dass sie seinen Präferenzen genau widerspricht (Lustpessimismus); oder jemand ändert seine Präferenzen ständig so, dass er sich immer gerade das wünscht, was er nicht bekommen kann; bedarf Kausalerklärung (Intentionalerklärung wäre z.B. Todestrieb)
- Dialektik Methode, widersprüchliche Phänomene zu erklären Veränderungen durch Gegensätze, nicht Harmonie; Natur ist ruhiges Wachstum, menschliche Entwicklung durch Kampf nicht präzise gefasst, interessanter in Bezug auf konkrete Mechanismen; Satz vom Widerspruch gilt zu einem Zeitpunkt, nicht in Bezug auf mehrere wenn die Präferenzen von jemand widersprüchlich sind heißt das, dass es unmöglich ist, sie alle zugleich zu verwirklichen z.B. Hegel: Herr-Knecht bzw. hat nach Genove das Verhältnis der amerikanischen Sklavenhalter zu ihren Sklaven folgende Widersprüche enthalten Wunsch der Sklavenhalter, einseitige Anerkennung zu erhalten, aber Anerkennung hat nur Sinn, wenn sie von jemandem kommt, den man selbst anerkennt; daher ein zwischen Brutalität und Sentimentalität schwankendes Verhalten; auch Ambivalenz in Rechtsprechung: wenn sie ein Verbrechen begingen, wurden sie als volle Menschen anerkannt und waren entsprechend schuldfähig, brachte jemand einen Sklaven um, war das nur ein kleines Vergehen Intentionalerklärung eines irrationalen Verhaltens: Mutter gibt Kind widersprüchliche Anweisungen z.B. "Denk dran, dass du daran nicht mehr denken sollst" dadurch muss das Kind dauernd daran denken; krankhaftes Verhalten des Kindes lässt sich durch die Absicht der Mutter erklären, aber dazu muss eine Kausalerklärung kommen Marx weist nach, wie verschiedene für sich rationale Handlungen verschiedener Personen im Kontext zu unbeabsichtigten Ergebnissen führen (Kombination aus Intentional- und Kausalerklärungen: jede Handlung wird durch Absicht erklärt, ihre Wechselwirkung durch Kausalität z.B. Kapitalisten wollen höheren Profit erreichen, indem sie Arbeiter durch Maschinen ersetzten, aber nur Arbeit schafft Wert, so dass sie das Gegenteil von dem erreichen, was sie wollen, denn die Profitrate sinkt 1/n-Problem: von n Autofahrern hat jeder den vollen Vorteil des Autofahrens, aber trägt nur 1/n-tel zur Luftverschmutzung bei, weshalb er weiter Auto fährt: da alle so denken, ist die Luftverschmutzung aber trotzdem voll da Widersprüchlichkeit solcher Situationen meist dadurch, dass jeder denkt, er sei der einzige rational handelnde z.B. wenn einzelner Schweineproduzent davon ausgeht, dass sich die Preise halten, weil alle genauso viel wie bisher produzieren (was sie natürlich nicht tun, da ja auch sie sich an den Markt anpassen), oder der einzelne Wähler, der sich nach der Voraussage der Umfrage für eine andere Partei entschließt, weil er glaubt, seine Partei brauche die Stimmen nicht, als ob nur er diese Voraussage gelesen hätte jeder betrachtet sich selbst als frei handelnd, die anderen als Gewohnheitstiere, man selbst hat Bewusstsein, die anderen sind nur Gegenstände; ein einzelner wird gleichzeitig als Bewusstsein und als Gegenstand aufgefasst, von sich selbst und von den anderen; Sklavenhalter will Sklaven wie Objekt behandeln, aber von ihm als Bewusstsein anerkannt werden; ähnlich jemand, der sich anstrengt, spontan zu sein Widersprüche weil sich Kausal- und Intentionalerklärung ins Gehege kommen, obwohl sie nicht immer unvereinbar sind