Herausfordernde Situationen und Verhaltensweisen (Subject) / Interaktionen und ihre Bedeutung im Unterricht (Lesson)

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Vorlesung Dr. Marianne Wagner Lenzin

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  • Eine Interaktion ... bezeichnet das wechselseitige Aufeinandereinwirken von Akteuren oder Systemen ist ein aufeinander bezogenes Handeln zweier oder mehrerer Personen basiert auf dem Grundgedanken des "Symbolischen Interaktionismus" (George Herbert Mead, 1863-1931) "Väter" der Theorie: G.H. Mead Herbert Blumer (1900 - 1987), Schüler Meads und Gründer der "Schule des symbolischen Interaktionismus"
  • Symbolischer Interaktionismus meint, dass die Bedeutung von sozialen Situationen und menschlichen Beziehungen im symbolisch vermittelten Prozess der Interaktion/Kommunikation hervorgebracht wird.
  • George H. Mead Für ihn ist Kommunikation der Faktor, der die Entwicklung des Menschen als soziales Wesen bedingt, weil die typische menschliche Kommunikation und auch Interaktion über "signifikante Symbole" stattfindet (z.B. unser Sprachsystem). Diese Symbole sind Allgemeinbegriffe, d.h. dass das Symbol in der eigenen Identität das Gleiche auslöst wie bei den Anderen. Der Sinn oder die Bedeutung des Symbols wird bei allen Mitgliedern der Gemeinschaft gleich interpretiert.
  • Symbole In der menschlichen Psyche sind Archetypen Symbole; es sind psychische Strukturdominanten, die als unbewusste Wirkfaktoren das Bewusstsein beeinflussen und "vorformen". Archetypen bereichern unseren unbewussten "Fundus" (Märchen, Bilder, Geschichten, Rituale, ...). Sie werden auch manipulativ eingesetzt (Nachrichtenkommentare, Werbung).
  • Die Rolle der Symbole Ein Symbolsystem muss während der Sozialisation eines Individuums aufgebaut werden. Neben den unbewusst gespeicherten Symbolen gibt es auch die bewussten, erworbenen Symbolsysteme: Sprache verbal/nonverbal Zahlensystem Piktogramme etc. Sie müssen vom Individuum erlernt und verinnerlicht werden.
  • Symbolische Verinnerlichung Die symbolische Verinnerlichung von Situationen, kulturellen Aspekten und Phänomenen, Erlebniswelten, Strategien, Umgang mit Stress, Umgang mit Menschen, etc. ... Diese symbolischen Verinnerlichungen bilden sozusagen das Repertoire unserer Einstellungen und Handlungsmuster. Sie werden früh geprägt, sind aber veränderbar.
  • "Der signifikante Andere" Im interaktiven Austausch mit Anderen lernen wir: Wer bin ich? (wird erreicht durch Selbstreflexion und Feedback) > "Das Ich wächst am Du." (Huber) Wer bist du? (wird erreicht durch Empathie und Perspektivenwechsel > frühestens möglich zwischen 4-5 Jahren; während der Pubertät etwas zurückgehend; nachher fertig ausgebildet) Durch Eigen- und Fremdperspektive entsteht Identität und konsistentes Selbstbewusstsein.
  • Bedeutungen (Herbert Blumer) Menschen handeln auf der Grundlage von Bedeutungen, die Bilder, Situationen, andere Menschen oder Dinge in ihnen auslösen. Die Bedeutungen werden durch einen interpretativen Prozess hergestellt und auch verändert, den die Person in ihrer Auseinandersetzung mit o.g. Bildern, Situationen, etc. führt.
  • Interaktive Kompetenz Das Individuum muss eine interaktive Kompetenz entwickeln, um sich mit Anderen zu verständigen und Teil von der Gesellschaft zu werden. Interaktive Kompetenzen müssen über die verbale Kompetenz des Kommunizierens hinausgehen.
  • Interaktive Kompetenz Wahrnehmen der eigenen Identität und Rolle (Balance zwischen personaler und sozialer Identität) Empathie (Wahrnehmung und Interpretation des Gegenübers) Perspektivenwechsel (Wie fühlt sich mein Gegenüber?) Antizipation (Hypothese darüber wie mein Gegenüber reagieren wird) Ambiguitätstoleranz (aushalten von Widersprüchen) flexibles Verhaltensrepertoire
  • Interaktive Kompetenz (Bezug zur Schule) muss vom Kind erworben werden LP und SHP machen oft "Nachsozialisation" LP sollte selbst auch interaktive Kompetenzen in professionellem Sinne - also theoriegeleitet - besitzen und zur Anwendung bringen zwischen LP und S besteht demzufolge ein Unterschied Hauptunterschied: Asymmetrie der Beziehung; die Beziehung zwischen LP und S ist komplementär (= sich ergänzend) Beziehung unterliegt Machtstrukturen B. ist auf Zeit (Welches sind meine interakt. Möglichkeiten bei z.B. 4 L./Woche?) LP stehen nur ein Teil der Informationen über die SuS zur Verfügung > muss deshalb S-Verhalten interpretieren > bildet Hypothesen/Annahmen > aufgrund der Annahmen werden Interventionen geplant
  • Ziel einer Intervention (5 Aspekte) eine (schwierige) Situation unterbrechen klare Rahmenbedingungen zu schaffen die Selbstregulierungskräfte des Kindes zu beeinflussen das Selbstvertrauen des Kindes zu stärken eine Problemlösung einzuleiten
  • Bindungstheorie von John Bowlby (1907 - 1990) und Mary Ainsworth (1913 - 1999), London Attachment (Bindungsverhalten des Kindes) Bonding (Fürsorgeverhalten der Bezugspersonen) Zusammenfassend zu Attachment: abgewiesene Bindungswünsche verstärken bindungssuchendes Verhalten Kind entwickelt bei gelungenem Bindungsangebot eine Bindungsrepräsentanz, die in anderen Lebenssituationen abgerufen werden kann (Objektpermanenz) Zusammenfassend zu Bonding: spezifische, selbst gemachte Beziehungserfahrungen wirken sich auf das Bonding-Verhalten aus
  • Bindungstheorie: Bezug zur Schule Bindungsaufbau LP-S die Bindungstheorie spielt bei der Beziehungsgestaltung LP-S eine grosse Rolle die Bindung zwischen LP und S ist eine Bindung auf Zeit > wie gestalten? Bindungsaufbau LP-S: LP ist der dominantere Interaktionspartner und bestimmt Qualität der Beziehung feinfühlige Verhaltensweisen der LP fördern sichere Bindung des S an die LP
  • Sichere LP-S-Bindung Balance zwischen Bindung und Exploration (= Kind darf auch von mir weggehen und andere Beziehungen erforschen) Bindung muss nicht ständig überprüft werden Lernthema steht im Vordergrund S fragt nach Unterstützung bei Lernaufgaben S fragt nach Unterstützung bei emotionalen Problemen
  • Vermeidende S-LP-Bindung LP löst eher Angst aus S fragt nicht nach Unterstützung LP weist Unterstützungssuche zurück Lernthema steht ausschliesslich im Vordergrund Autonomie des S ist prominent (Kind setzt wenig Zeichen "Ich will etwas von dir.")
  • Ambivalente S-LP-Bindung Bindung ist überaktiviert S fragt ständig um Unterstützung Kind ist innerlich nicht autonom Lernthema steht im Hintergrund Abhängigkeit des S ist im Vordergrund
  • Desorganisierte S-LP-Bindung Bindung ist aktiviert und unberechenbar Lernthema im Hintergrund Wechsel zwischen Nähe suchen des S und Abbruch der Beziehung Verhalten des S ist für LP nicht vorhersehbar
  • Bindungsgestörte S-LP-Bindung Bindungssuche ist durch grosse Angst verzerrt S entwickelt Symptome > wichtig: Was soll über das Symptom ausgedrückt werden? bindungsgestörte Muster: Selbstregulationsprobleme, Aggression, indifferente Nähe, Sucht, psychosomatische Beschwerden Lernthema steht im Hintergrund Verhalten des S ist für die LP nicht vorhersehbar
  • Konsequenzen für den Unterricht: 1. Ebene Beziehungsorientierung Beziehungsorientierung der Unberechenbarkeit des S-Verhaltens muss eine Berechenbarkeit des Lehrerverhaltens gegenüberstehen kontinuierliche Beziehungsangebote > Verhaltensregeln (durch Partizipation gewonnen) "Störungen haben Vorrang" (Ruth Cohn) gewinnt an Bedeutung Zuwendung, Empathie, Metakommunikation Erfahrungen von Sicherheit und Geborgenheit ermöglichen berücksichtigen: Entwicklungsalter!
  • Konsequenzen für den Unterricht: 2. Ebene Strukturorientierung Raumstrukturen Zeitstrukturen Regeln für Umgang und Arbeit Rituale Ziele für Verhalten und Inhalt; Zielevaluationen Rollenübernahmen berücksichtigen: Entwicklungsalter!
  • Konsequenzen für den Unterricht: 3. Ebene Prozessorientierung Prozess in der Interaktion klare und doch flexible Grenzen rasch auf situative Veränderungen reagieren (je jünger ein Kind, desto mehr) die "Psychohygiene" einzelner S, aber auch die "Soziohygiene" der Gruppe im Auge behalten Doppelbesetzung/TT anstreben eine interaktive Konzeption im voraus planen Schwierigkeiten bei der Umsetzung antizipieren und Alternativen überlegen