Psychologie (Subject) / Sozialpsychologie (Lesson)
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Soziale Urteilsbildung, soziale Interaktion und Gruppenprozesse
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- Sozialpsychologie definieren und die Elemente dieser Definition erläutern. Sozialpsychologie ist die wissenschaftliche Untersuchung des Einflusses sozialer und kognitiver Prozesse auf die Art, wie Menschen andere wahrnehmen, beeinflussen und mit ihnen interagieren. wissenschaftliche Untersuchung: systematisch nach wissenschaftlichen Methoden überprüfbar soziale Prozesse: andere Personen Gruppen Kultur kognitive Prozesse: Gedanken Wahrnehmung Motive Emotionen 3 Teilgebiete der Sozialpsychologie: soziale Wahrnehmung sozialer Einfluss soziale Beziehungen
- Entstehung und Entwicklung der modernen Sozialpsychologie anhand historischer Eckdaten erläutern. spätes 19. Jahrhudert: Entstehung der Sozialpsychologie als empirische Wissenschaft frühes 20. Jahrhundert: Sozialpsychologie behauptet ihre kognitive Orientierung gegen den Behaviorismus Mitte des 20. Jahrhunderts: Nationalsozialismus, Emigration (in die USA), Zweiter Weltkrieg prägen Sozialpsychologie spätes 20. Jahrhundert: "europäische Sozialpsychologie" entsteht neu, Integration und Konsolidierung frühes 21. Jahrhundert: Integration mit Biologie/Neurowissenschaften
- Acht Grundprinzipien kennen (2 Axiome, 3 motivationale Prinzipien; 3 Verarbeitungsprinzipien), erläutern und deren Beziehungen zueinander erklären. 2 Axiome: subjektive Konstruktion der Realität (z.B. Foul oder "fair play", was wir wahrnehmen hängt stark von unseren Einstellungen zu den spielenden Mannschaften ab) Universalität sozialer EInflüsse (Einfluss der Gruppe auch fern von der Gruppe, z.B. betende Fußballspieler) 3 Motive: Kontrolle (wir versuchen, unsere Umwelt zu verstehen und zu kontrollieren) Verbindung mit anderen (z.B. Altruismus) Selbstwert (z.B. verzerrtes Selbstbild) 3 Prinzipien der Informationsverarbeitung: Konservatismus (einmal gebildete Überzeugungen/Einstellungen sind schwer zu ändern) Zugänglichkeit (Bilder oder Konzepte, die wir kürzlich gesehen/genutzt haben, wecken Assoziationen und beeinflussen Urteile, oft auch unbewusst) Kontinuum der Verarbeitungstiefe (je nach Motivation und Möglichkeit bilden wir soziale Urteile eher oberflächlich und mit minimalem Aufwand oder systematisch und mit oft erheblichem Aufwand) Motive und Verarbeitungsprinzipien beeinflussen sowohl, wie wir unsere Umwelt wahrnehmen, als auch, in welcher Weise unsere Umwelt Einfluss auf uns hat.
- Erläutern, wozu die Methoden der Sozialpsychologie dienen; drei Ebenen wissenschaftlicher Fragestellung kennen und an Beispielen erläutern. Methoden der Sozialpsychologie dienen der Beantwortung von Forschungsfragen, indem mithilfe der systematischen Gewinnung empirischer Daten eine Theorie überprüft oder ein Problem untersucht wird. Ebenen der Fragestellung: deskriptiv (Hinterfragen, warum etwas so ist, wie es ist, z.B. Warum verdienen Frauen im gleichen Beruf immer noch weniger als Männer?) korrelativ (Zusammenhang zwischen Variablen, keine Kausalaussagen, z.B. Gibt es einen Zusammenhang zwischen Einkommen und Körpergewicht?) experimentell (Wirkung von UV auf AV, Kausalaussagen möglich, z.B. Ist Familientherapie bei Anorexie wirksamer als Verhaltenstherapie?)
- Die Begriffe Theorie, Hypothese und Konstrukt kennen, erläutern, aufeinander beziehen. Eine Theorie ist ein System aus Konstrukten (abstrakte Begriffe), das aussagt, wie die Konstrukte zusammenhängen. Empirische Theorien enthalten Aussagen, die sich auf beobachtbare Sachverhalte beziehen, beschreiben Kausalzusammenhänge und sind allgemeingültig. Aus einer Theorie können Hypothesen abgeleitet werden, die konkrete Aussagen über einen Zusammenhang zwischen Konstrukten darstellen und empirisch falsifizierbar sein sollten.
- Wissen, wodurch sich ein Experiment von anderen Methoden unterscheidet; erläutern, was ein faktorieller Versuchsplan ist und wozu er dient. Ein Experiment ermöglicht Kausalaussagen. Kausalität hat 3 notwendige Bedingungen: UV und AV kovariieren UV geht AV zeitlich voraus Alternativerklärungen können ausgeschlossen werden Nicht-experimentelle Methoden können zwar die ersten beiden Bedingungen erfüllen, die Kontrolle bisher unbekannter Störvariablen wird jedoch nur durch Zufallszuweisung ermöglicht und die ist nur bei Experimenten gegeben. Bei einem faktoriellen Versuchsplan werden mehrere UVs miteinander gekreuzt (UV: Faktor). Er ermöglicht die Überprüfung komplexer Interaktionshypothesen.
- Verschiedene Formen der Validität kennen, die bei sozialpsychologischen Fragestellungen eine Rolle spielen; wissen, wodurch spezifische Formen der Validität jeweils bedroht sein können; Maßnahmen zur Sicherung der Validität kennen. Konstruktvalidität: Wie gut entsprechen UV und AV den zugrunde liegenden theoretischen Konstrukten? wird bedroht durch zu ungenaue Definitionen der Konstrukte und schlechte Operationalisierungen (wenn durch die Variablen nicht alle Aspekte der Konstrukte erfasst werden) kann durch präzise Definitionen der Konstrukte und gute Operationalisierungen (wenn durch die Variablen alle Aspekte der Konstrukte erfasst werden) erhöht werden interne Validität: Wie sicher ist die Schlussfolgerung, dass Variationen in der AV durch Variationen in der UV (und nicht durch Störvariablen) verursacht werden? wird bedroht durch fehlende Kontrolle von Störvariablen (keine Laborbedingungen, keine Randomisierung) oder zu kleine Stichprobe kann durch Laborbedingungen, Randomisierung und ausreichend große Stichprobe erhöht werden externe Validität: Grad der Generalisierbarkeit von Forschungsergebnissen auf andere als die untersuchten Personen, Zeitpunkte und Umstände wird bedroht durch zu künstlicher Situation (Laborbedingungen) oder zu kleine Stichprobe kann durch möglichst natürliche Situation, ausreichend große Stichprobe und Replikationsstudien erhöht werden
- Die Begriffe Generalisierung und Replikation erläutern. Generalisierung bedeutet, dass man etwas verallgemeinern kann, dass z.B. die Ergebnisse eines Experiments nicht nur für die Stichprobe, sondern für die gesamte Population gelten. Replikation bedeutet, dass ein Experiment unter denselben (oder ähnlichen) Bedingungen mit verschiedenen Stichproben wiederholt durchgeführt wird, um die Generalisierbarkeit von Ergebnissen zu überprüfen.
- Grundlegende Ethik-Richtlinien kennen und diskutieren; wissen, was die Begriffe informierte Einwilligung ("informed consent"), Täuschung, Aufklärung bedeuten, und diese in den Forschungskontext einordnen können. wenn den Versuchspersonen bestimmte Geldbeträge, Süßigkeiten etc. versprochen werden, müssen sie diese auch erhalten die Anonymität der Versuchspersonen muss gewährleistet sein wenn die Versuchspersonen ohne ihr Wissen an einem Experiment teilnehmen, müssen sie hinterher aufgeklärt werden und die Möglichkeit erhalten, die Daten zu löschen die Versuchspersonen müssen die Möglichkeit haben, das Experiment jederzeit abzubrechen, ohne dass ihnen dadurch ein Nachteil entsteht (weil die Teilnahme ja freiwillig ist) der Inhalt des Experiments darf die Versuchspersonen nicht zu stark emotional beeinträchtigen eine Coverstory sollte nur verwendet werden, wenn es absolut notwendig ist und anschließend müssen die Versuchspersonen über den wahren Sinn des Experiments aufgeklärt werden Informierte Einwilligung bedeutet, dass die Versuchspersonen in etwa wissen, was in dem Experiment auf sie zu kommt (ob sie z.B. an einer Gruppendiskussion teilnehmen oder ein Video mit erotischen Szenen sehen), damit sie sich bewusst entscheiden können, am Experiment teilzunehmen oder nicht. Sie müssen allerdings nicht die Theorie, die geprüft werden soll, etc. wissen, da sonst die Ergebnisse verfälscht werden könnten. Täuschung bedeutet, dass die Versuchspersonen nicht über den wahren Sinn eines Experiments aufgeklärt und mit einer Coverstory getäuscht werden. Dies ist notwendig, wenn sensible Themen untersucht werden wie z.B. Vorurteile, weil die Gefahr besteht, dass die Versuchspersonen sich sozial erwünscht verhalten und nicht ihre wahre Einstellung zeigen. Aufklärung bedeutet, dass die Versuchspersonen nach einem Experiment, bei dem sie mit einer Coverstory getäuscht wurden oder an dem sie ohne ihr Wissen teilgenommen haben, über den wahren Sinn aufgeklärt werden und die Möglichkeit erhalten, ihre Daten zu löschen, falls sie mit ihrer Teilnahme nicht einverstanden sind.
- Die Schlüsselstudie von Rosenthal & Fode (1963) im Detail kennen: Wie lautet die Fragestellung? Wie gehen die Autoren methodisch vor? Welche Frage, die in Exp. 1 offen blieb, soll Exp. 2 beantworten? Wie lauten wesentliche Befunde? Fragestellung: Wird die Konstruktvalidität durch Aufforderungscharakteristika bedroht? (Versuchsleitereffekt) Methodik: Experimente zur "Personenwahrnehmung" Versuchspersonen beurteilen, wie "erfolgreich" Personen auf Fotos sind (Skala von -10 bis +10) Vortest: nur neutrale Stimuli werden für Experiment ausgewählt (mittleres Rating nahe 0) UV Experiment 1: Erwartungen des Versuchsleiters (glaubt entweder, dass aufgrund von Vortests ein Ergebnis von +5 oder von -5 herauskommen sollte) standardisierte Instruktionen: VL darf diese vorlesen und die Antworten der Versuchspersonen notieren, sonst aber nichts sagen In Experiment 2 soll herausgefunden werden, wodurch genau der VL die Versuchspersonen beeinflusst, indem einerseits variiert wird, ob der VL sichtbar ist und andererseits, ob er die Instruktionen vorliest (4 Bedingungen). Ergebnisse: Versuchsleitererwartungen können einen starken Einfluss auf die Ergebnisse ausüben visuelle, nonverbale Hinweise, aber vor allem die Verbalisierung der Instruktionen vermitteln diesen Effekt
- Die Lernziele zu 2 (Methoden der Sozialpsychologie) im Licht der acht Grundprinzipien reflektieren: Welche der Prinzipien sind zum Verständnis der Methoden der Sozialpsychologie geeignet? subjektive Konstruktion der Realität: wissenschaftliche Theorien werden entwickelt, um beobachtete Verhaltensmuster zusammenzufassen und zu erklären Universalität sozialer Einflüsse: Wissenschaftler werden nicht nur von wissenschaftlichen Regeln und Bräuchen beeinflusst, sondern auch von persönlichen und kulturellen Werten und Zielen Motiv der Kontrolle: Wissenschaftler versuchen, die Natur zu verstehen und vorherzusagen
- Die Hinweisreize (Cues) kennen, die Personen bei der Bildung eines ersten Eindrucks nutzen. physisches Erscheinungsbild (Attraktivität) nonverbale Cues (Mimik und Gestik) Vertrautheit persönliche Umgebung Verhalten saliente Cues erregen Aufmerksamkeit (je nach Kontext unterschiedlich, vor allem Kontraste sind augenfällig)
- Den Begriff der Augenfälligkeit ("salience") und seine Wirkung erläutern. Salinte Cues erregen Aufmerksamkeit, z.B. durch Kontraste (Svenja geht gern ins Kino und sammelt lebende Spinnen) oder in bestimmten Kontexten (ein 2,10m großer Mann in der Straßenbahn oder auf dem Basketballfeld). Dadurch werden sie oft bei der Bildung eines ersten Eindrucks genutzt.
- Erläutern, wie Personen Cues interpretieren. Dabei die Rolle von Assoziationen und von kognitiver Zugänglichkeit kennen. Beim Interpretieren von Cues werden Assoziationen (gelernte Verbindungen zwischen kognitiven Repräsentationen) genutzt, die oft automatisch aktiviert werden. Bei mehrdeutigen Cues entscheidet oft die kognitive Zugänglichkeit, wie die Cues interpretiert werden, was durch Stimmung, Erwartung oder die Situation beeinflusst wird.
- Den Begriff "Priming" im Zusammenhang mit Personenwahrnehmung anhand eines Forschungsbeispiels erläutern. Priming bedeutet erhöhte Zugänglichkeit durch kurz zurückliegende Aktivierung. In einer Studie von Higgins et al. lasen Versuchspersonen mehrdeutige Personenbeschreibungen und wurden zuvor durch Begriffe in einer "Gedächtnisaufgabe" geprimt. Je nach Versuchsbedingung (Priming mit positiven oder negativen Begriffen) wurden die mehrdeutigen Eigenschaften in den Personenbeschreibungen entweder positiv oder negativ interpretiert. Dies war allerdings nur der Fall, wenn die geprimte Kategorie auch auf die Personenbeschreibung anwendbar war. Auch ist bewusste Wahrnehmung nicht notwendig, da Priming auch subliminal funktioniert.
- Wissen, wie Beobachter von beobachtetem Verhalten auf Dispositionen der Zielperson schließen. Die Begriffe "Korrespondenzverzerrung" und "korrespondierende Schlussfolgerung" erläutern (Exp.) und Bedingungen kennen, unter denen diese zutreffend sind. Oft schließen wir direkt von beobachtetem Verhalten auf Eigenschaften (Dispositionen) der Person, was als korrespondierende Schlussfolgerung bezeichnet wird, weil die Disposition mit dem Verhalten korrespondiert (z.B. finsterer Gesichtsausdruck bedeutet, dass die Person aggressiv ist). Solche Schlussfolgerungen sind jedoch nur dann gerechtfertigt, wenn die Person frei entscheiden konnte, bei einer kleinen Zahl distinkter (unterscheidbarer) Verhaltensfolgen und wenn das Verhalten unerwartet ist. Da dies oft nicht gegeben ist, sind korrespondierende Schlussfolgerungen oft nicht gerechtfertigt, dann spricht man von Korrespondenzverzerrung bzw. einem fundamentalen Attributionsfehler. In einer Studie sollten Versuchspersonen aus einer Rede über Fidel Castro die Einstellung des Redners erschließen, wobei die UVs Einstellung (pro/contra Castro) und Wahlfreiheit (ja/nein) variiert wurden. Das Ergebnis war, dass die Wahlfreiheit nur unzureichend berücksichtigt wurde und auch wenn keine Entscheidungsfreiheit vorlag, vom Verhalten auf die Einstellung geschlossen wurde (Korrespondenzverzerrung).
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- Den Begriff "Kausalattribution" kennen und anhand von Kelleys Kovariationsmodell der Attribution erläutern. In der Lage sein, bestimmte Kombinationen von Konsensus-, Konsistenz- und Distinktheitsinformation bestimmten Kausalattributionen zuzuordnen. Kausalattribution bedeutet Ursachenzuschreibung. Kelleys Kovariationsmodell der Attribution betrachtet Kovariation als notwendige Bedingung für Kausalität (Ursache und Wirkung müssen zusammen auftreten). Man verwendet oft eine beobachtete Kovariation als Grundlage für Urteile über Kausalbeziehungen. 3 Arten von Informationen bestimmen das Urteil: Konsensus: Reagieren andere Personen in dieser Situation in gleicher Weise? (hoher Konsensus bedeutet, dass andere Personen in dieser Situation in gleicher Weise reagieren) Konsistenz: Reagiert die Person auf dieses Objekt bei anderen Gelegenheiten in gleicher Weise? (hohe Konsistenz bedeutet, dass die Person bei anderen Gelegenheiten in gleicher Weise reagiert) Distinktheit: Reagiert die Person auf unterschiedliche, andere Objekte in gleicher Weise? (hohe Distinktheit bedeutet, dass die Person auf andere Objekte nicht in gleicher Weise reagiert)
- Erklären, wie nach Gilbert Attributionen zur Korrektur erster Eindrücke führen können. Die Experimente der Schlüsselstudie von Gilbert zu diesem Thema genau kennen (Was ist an Gilberts Operationalisierung der "cognitive busyness" besonders pfiffig?). Nach Gilbert kann systematische Verarbeitung zu Attributionen führen, die den ersten Eindruck revidieren. Er meint, es gibt drei Stufen, von denen die ersten beiden automatisch ablaufen und die dritte kognitive Anstrengung (systematische Verarbeitung) erfordert: Identifikation des Verhaltens (z.B. als "nervös") dispositionale Schlussfolgerung (z.B. "die Person ist ängstlich") gegebenenfalls situative Korrektur (z.B. "die Person wartet auf eine schwierige Prüfung, da wäre jeder nervös") Fragestellung: Verhindert Ablenkung eine situative Korrektur? bzw. Werden korrespondierende Schlussfolgerungen auch dann verwendet, wenn die Situation sich als Erklärung für das Verhalten anbietet? experimentelles Design: Versuchspersonen sehen ein Video ohne Ton, in dem eine Frau interviewt wird und sich nervös und ängstlich verhält später sollen sie angeben, ob die Zielperson eine ängstliche Person ist die Interviewthemen sind als Untertitel eingeblendet UVs: Themen (angstauslösende/entspannende Themen) und Ablenkung (Versuchspersonen sollen einfach nur das Verhalten der Frau beobachten/sie sollen sich zusätzlich die Untertitel genau merken) AV: Einschätzung der Frau als ängstlich Ergebnisse: Bei Ablenkung wurde die Situation nur unzureichend als Erklärung für das ängstliche Verhalten der Frau herangezogen, ohne Ablenkung wurde die Frau bei angstauslösenden Interviewthemen als deutlich weniger ängstlich beurteilt als bei entspannenden Themen. Bei der Operationalisierung ist besonders "pfiffig", dass die Ablenkung darin bestand, dass sich die Versuchspersonen die eingeblendeten Interviewthemen merken sollten und ihnen gerade dann eigentlich bewusst werden sollte, dass diese angstauslösend bzw. entspannend sind.
- Erläutern, wie sich BeobachterInnen einen Gesamteindruck von einer Person bilden und welche Urteilsverzerrungen hierbei eine Rolle spielen können. Personen erwarten, dass positive bzw. negative Eigenschaften gemeinsam auftreten (z.B. wenn eine Person großzügig ist, wird angenommen, dass sie auch ehrlich und herzlich ist). Verhaltensweisen einer Person, die auf ähnliche Dispositionen schließen lassen, werden zusammen im Gedächtnis gespeichert. Außerdem erhalten negative Verhaltensformen größeres Gewicht. Der Gesamteindruck kann durch Motive verzerrt sein (z.B. Wunschdenken, Selbstwertschutz). In einer Studie beobachteten Versuchspersonen eine Zielperson beim Lösen von Aufgaben und schätzten ihre Fähigkeiten ein. Wenn sie erwarteten, dass die Zielperson später ihr Partner bei ähnlichen Aufgaben sein würde, schätzten sie sie positiver ein als wenn sie erwarteten, dass sie später ihr Gegner sein würde.
- Die Effekte erster Eindrücke auf weitere kognitive Prozesse und Entscheidungen kennen und erläutern. Dabei die Rolle oberflächlicher vs. systematischer Verarbeitung und die Begriffe "Perseveranzeffekt" und "self-fulfilling prophecy" berücksichtigen. Kommunikation eines ersten Eindrucks kann die Erinnerung nachhaltig beeinflussen (Mitteilungen, die an die Erwartungen des Adressaten angepasst sind, beeinflussen die kognitive Repräsentation des Empfängers) der erste Eindruck kann Erwartungen erzeugen, sodass das weitere Verhalten im Licht dieser Erwartungen interpretiert wird erste Eindrücke sind resistent, was als Perseveranzeffekt bezeichnet wird der erste Eindruck von einer Zielperson kann das eigene Verhalten gegenüber dieser Zielperson beeinflussen (es werden Reaktionen der Zielperson begünstigt, die den eigenen Eindruck "bestätigen"), was als "self-fulfilling prophecy" bezeichnet wird oberflächliche Verarbeitung begünstigt diese Effekte des ersten Eindrucks, durch systematische Verarbeitung werden auch andere Informationen berücksichtigt
- Erläutern, wie BeobachterInnen bei der Eindrucksbildung mit inkonsistenter Information umgehen, und welchen Effekt das hat. erhöhter Verarbeitungsaufwand bei Beobachtung unerwarteten Verhaltens Erklärungsversuche (Attribution) beides führt zu besserer Erinnerung an inkonsistentes Verhalten
- Die Lernziele zu 3 (Personenwahrnehmung) im Licht der acht Grundprinzipien reflektieren. subjektive Konstruktion der Realität: Eindrücke sind Konstruktionen, die auf unserer Auswahl und Interpretation von Hinweisreizen (Cues) beruhen Universalität sozialer Einflüsse: allgemeines Wissen, das von unserer Kultur und Erfahrung geprägt ist, bestimmt die Eindrucksbildung mit Motiv der Kontrolle: ein zutreffender Eindruck von anderen erleichtert den sozialen Umgang Motiv des Selbstwertschutzes: Eindrücke können in selbstwertdienliche Richtung verzerrt sein Konservatismus: einmal gebildete Eindrücke verfestigen sich, indem sie Interpretationen und Interaktionen beeinflussen (self-fulfilling prophecy) Zugänglichkeit: die augenfälligsten Cues und die am leichtesten zugänglichen Wissensbestände tragen am meisten zu unseren Eindrücken bei Kontinuum der Verarbeitungstiefe: manchmal begnügen wir uns mit ersten Eindrücken und "automatischen" Urteilen und manchmal versuchen wir, andere genauer zu verstehen
- Die Begriffe "Selbstkonzept" und "Selbstwertgefühl" definieren und erläutern. die kognitive Repräsentation des Selbst besteht aus 2 Komponenten: Selbstkonzept: das Wissen einer Person über ihre persönlichen Eigenschaften, das man aus dem eigenen Verhalten sowie eigenen Gedanken und Gefühlen erhält Selbstwertgefühl: positive oder negative Bewertung der eigenen Persönlichkeit (Einstellung zum Selbst), die oft positiv verzerrt ist und durch soziale Vergleiche konstruiert wird
- Quellen des Wissens über das Selbst kennen und diskutieren. eigenes Verhalten: wichtig ist freie Entscheidung (durch externe Belohnungen kann es zur Unterminierung intrinsischer Motivation kommen) eigene Gedanken und Gefühle: gute Datenquelle, da normative Einflüsse gering sind
- Ähnlichkeiten und Unterschiede beim Erwerb von Wissen über Selbst versus Andere erläutern (Wissensmenge, Attribution, Akteur-Beobachter-Verzerrung). Ähnlichkeiten: oft identische Informationsquelle ähnliche Urteilsstrategien oft gleichermaßen (in)akkurat Unterschiede: mehr und unterschiedlichere Informationen über das Selbst (wir sehen uns selbst als flexibler und weniger extrem als andere) unterschiedliche Attributionen (Akteur-Beobachter-Verzerrung)
- Wissen, was "multiple selves" sind, und erläutern, wie Personen Aspekte ihres selbstbezogenen Wissens zu einem kohärenten Ganzen zusammenfügen. multiple selves: je nach Rolle und Situation sind unterschiedliche Selbstaspekte zugänglich Personen weisen unterschiedlich ausgeprägte Selbstkomplexität auf Zusammenfügen zu kohärentem Ganzen: begrenzte Zugänglichkeit (keine Inkonsistenz) selektive Erinnerung (Rekonstruktion der Vergangenheit im Einklang mit dem gegenwärtigen Selbstkonzept) Attribution (situative Erklärngen lassen Unterschiede im Verhalten stimmig erscheinen) Fokus auf wenige Schlüsselmerkmale (Selbst-Schema: effiziente und selektive Verarbeitung schemarelevanter Information)
- Wissen, was "Selbstwerterhöhung" bedeutet, und erklären, wie sie zustandekommt. es gibt vielfältige Evidenz für positive Verzerrung beim Selbstwertgefühl: die meisten Personen schätzen sich auf den meisten Dimensionen als überdurchschnittlich ein indirekte Effekte der Selbstbewertung auf Dinge, die mit dem Selbst assoziiert sind leicht positive Verzerrung ist gut für das Befinden Entstehung: Auswahl geeigneter Situationen und Beziehungen selektive Wahrnehmung und Erinnerung eigener positiver Beiträge
- Die Rolle sozialer Vergleiche bei der Konstruktion des Selbstwertgefühls erläutern (Tessers Modell des Selbstwerterhalts; unvermeidbare versus gezielte Vergleiche). Die Nähe zur Vergleichsperson und die Bedeutsamkeit der Eigenschaft bestimmen das Ergebnis des Vergleichs. gute Leistungen einer nahestehenden Person führen zu: Stolz und positivem Selbstwert, wenn mir die Eigenschaft selbst unwichtig ist Neid und negativem Selbstwert, wenn mir die Eigenschaft wichtig ist unvermeidbare Vergleiche: manchmal drängen sich Vergleiche aus der Situation heraus auf z.B. ist für den Silbermedaillengewinner als Vergleich die eine Person augenfällig, die noch besser war, für den Bronzemedaillengewinner drängt sich hingegen ein Vergleich mit all den anderen auf, die es nicht aufs "Treppchen" geschafft haben gezielte Vergleiche: wenn möglich vermeiden wir Aufwärts-Vergleiche und streben Abwärts-Vergleiche an, was der Selbstwerterhöhung dient z.B. berichten Krebspatienten meist, dass es ihnen besser geht als anderen Krebspatienten, die sie gezielt als Vergleichspersonen auswählen
- Den Begriff "Selbstkomplexität" erläutern. Beide Studien der Schlüsseluntersuchung von Linville (1985) zum Thema kennen und im Detail diskutieren: Grundannahmen, Hypothese, Vorgehensweise, Designs, AVs, wesentliche Befunde und Interpretation. Selbstkomplexität bezeichnet die Anzahl und Unterschiedlichkeit der Selbstaspekte, die eine Person für verschiedene Rollen, Aktivitäten und Beziehungen entwickelt. Grundannahmen: das Selbst ist im Sinne mehrerer Aspekte repräsentiert Selbstaspekte variieren hinsichtlich ihrer affektiven Bewertung Personen unterscheiden sich in ihrer Selbstkomplexität allgemeine Befindlichkeiten und Selbstbewertung sind eine Funktion der spezifischen Befindlichkeiten und Bewertungen in Bezug auf verschiedene Selbstaspekte Hypothese: der Einfluss positiver und negativer Erfahrungen auf den allgemeinen Selbstwert ist umso größer, je weniger komplex das Selbst einer Person ist (Selbstkomplexität als "Puffer") Studie 1 (Experiment): UV1: Messung der Selbstkomplexität durch Sortierungsaufgabe und Einteilung der Versuchspersonen in "hohe Selbstkomplexität" und "niedrige Selbstkomplexität" UV2: angeblich positive/negative Leistungsrückmeldung zum "analytischen Denken" (positive/negative Erfahrung) AV: Erhebung der Stimmung und Selbstbewertung Ergebnis: Hypothese wurde gestützt (Personen mit geringerer Selbstkomplexität reagieren extremer auf selbstrelevante Erfahrungen) Studie 2 (Korrelationsstudie): Erfassung der Selbstkomplexität durch "Stimmungstagebuch" (14 Tage lang) individuelle Stimmungsvarianz wird mit der Selbstkomplexität korreliert Ergebnis: je höher die Selbstkomplexität, desto geringer sind natürliche Stimmungsschwankungen (r=-0,30) insgesamt Evidenz für eine "Pufferwirkung" der Selbstkomplexität Meta-Analyse über 70 Studien: verlässlich replizierbar nur für den Einfluss positiver Ereignisse
- Einflüsse des Selbst auf Denken, Fühlen und Verhalten kennen und erläutern. Dabei wichtige Begriffe / Aspekte: Selbstschema, Selbstreferenz-Effekt, Emotionen, Higgins' Theorie der Selbstdiskrepanz (Forschungsbeispiel!). ein etabliertes Selbstkonzept ist änderungsresistent und dient als kognitives Schema (Verarbeitung von Informationen mit Bezug auf das Selbst erleichtert die Speicherung im Gedächtnis, was als Selbstreferenz-Effekt bezeichnet wird) das Selbst reguliert unser Verhalten: Higgins' Theorie der Selbstdiskrepanz besagt, dass Personen sich an internen Standards orientieren (ideal self, ought self, actual self) Selbstregulation: wir widerstehen Versuchungen, indem wir erwünschtes Verhalten, das kurzfristig negative Konsequenen hat (z.B. Diät) im Sinne seiner langfristigen Ziele repräsentieren (z.B. Gesundheit), sodass ought goals zu ideal goals werden, und uns für Widerstand gegen Versuchungen selbst belohnen Selbstdiskrepanzen haben spezifische motivationale und emotionale Konsequenzen die Standards anderer beachten (auch die Erwartungen anderer wirken sich auf unsere Selbstregulation aus, ought-Standards werden aktiviert, wenn wir an die andere Person denken oder ihr begegnen)
- Die Lernziele zu 4 (das Selbst) im Licht der acht Grundprinzipien reflektieren. subjektive Konstruktion der Realität: wir nutzen verschiedene Informationsquellen, um unser Selbst zu konstruieren Universalität sozialer Einflüsse: unsere Wahrnehmung anderer, deren Erwartungen und deren Reaktionen auf uns formen unser Selbst Motiv der Kontrolle: die Wahrnehmung, dass wir unsere Umwelt meistern, erhöht unser Selbstwertgefühl und das Selbstkonzept erleichtert realitätsangemessenes Verhalten Motiv des Selbstwertschutzes: dem Selbstwerterhalt dienen Verzerrung, Selektivität und die strategische Auswahl von Vergleichsdimensionen und -standards Konservatismus: ein einmal gebildetes Selbstkonzept ist änderungsresistent und wird verteidigt Zugänglichkeit: Selbstkonzept und Selbstwertgefühl werden durch Inhalte bestimmt, die uns leicht in den Sinn kommen und Zugänglichkeit erklärt Flexibilität des Selbst (multiple selves)
- Die Begriffe Stereotyp, Vorurteil und Diskriminierung definieren und voneinander unterscheiden. Stereotyp: kognitive Überzeugung über die Charakteristika einer sozialen Gruppe und ihrer Mitglieder (Schema, assoziative Struktur) Vorurteil: positive oder negative Einstellung zu einer sozialen Gruppe und ihren Mitgliedern (Stereotyp mit Bewertungskomponente) Diskriminierung: positives oder negatives Verhalten gegenüber einer Gruppe und ihren Mitgliedern (Handeln gemäß von Vorurteilen)
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- Eine "soziale Gruppe" aus dem Blickwinkel der Forschung zu sozialer Kategorisierung definieren; Beispiele und Gegenbeispiele nennen. soziale Gruppe: zwei oder mehr Personen, die mindestens ein Merkmal teilen, das für sie selbst oder andere sozial bedeutsam ist (z.B. Frauen, Christen, Studenten)
- Den Prozess der sozialen Kategorisierung erläutern; wissen, welche Merkmale hierfür bedeutsam sind; Vor- und Nachteile sozialer Kategorisierung diskutieren. Soziale Kategorisierung bezeichnet den Prozess der Identifikation einer Person als Mitglied einer bestimmten Gruppe, der von Kultur und Situation abhängt. Kategorisierung macht die soziale Welt besser verstehbar und leichter vorhersagbar, erleichtert somit also soziale Interaktion. Außerdem erlaubt sie uns, irrelevante Informationen zu ignorieren. Allerdings kommt es dadurch auch zu einer Homogenisierung von Unterschieden zwischen Mitgliedern derselben Gruppe und zu Übergeneralisierung. Die Unterschiede zwischen Mitgliedern verschiedener Gruppen werden hingegen betont.
- Verschiedene Prozesse der Stereotypenbildung und grundlegende Dimensionen der Inhalte von Stereotypen erläutern; die Frage diskutieren, inwiefern Stereotypen zutreffend oder unzutreffend sind. Inhalte von Stereotypen: vielfältig (z.B. Aussehen, Interessen, Ziele etc.) zwei grundlegende Dimensionen: Kompetenz und emotionale Wärme, abhängig von wahrgenommenem Status und Wettbewerb können positiv oder negativ sein Sind Stereotypen zutreffend oder unzutreffend? schwer zu messen (anhand welcher Kriterien?) in der Tendenz dennoch oft Übereinstimmung mit Forschungsbefunden zu tatsächlichen Eigenschaften (soziale Normen) Fremd- und Selbstwahrnehmung von Gruppen oft ähnlich allerdings sind Stereotypen oft unzutreffend und sogar entgegengesetzt zur Realität (z.B. Geschlecht und Autofahren) Übergeneralisierung ist immer unzutreffend (nicht alle Mädchen sind verbal ausdrucksfähiger als Jungen und nicht alle Jungen sind aggressiver als Mädchen)
- Verschiedene Motive kennen und diskutieren, die zur Stereotypenbildung beitragen. Erläutern, wie diese Motive Urteilsverzerrungen (z.B. die illusorische Korrelation) begünstigen. Prozesse der Stereotypenbildung: Kontrollmotiv: aus dem Versuch heraus, die soziale Welt korrekt einzuschätzen, entstehen (nicht-intendierte) Urteilsverzerrungen, z.B. die illusorische Korrelation, also die Wahrnehmung eines Zusammenhangs, wo keiner besteht (Erfahrungen mit einzelnen Mitgliedern einer Gruppe beeinflussen die Bewertung der ganzen Gruppe, kognitive Zugänglichkeit positiver Gruppenmitglieder macht Urteile über die Gruppe positiver) Motiv der Verbindung mit anderen: wir lernen Stereotypen von anderen in unserer Gruppe (z.B. von Eltern oder Lehrern), subtile Einflüsse (z.B. durch sexistische oder rassistische Witze) signalisieren uns, dass Stereotypen akzeptabel sind Motiv der Rechtfertigung von Ungleichheit: Stereotypen wirken systemstabilisierend
- Erläutern, wie man zeigen kann, dass Stereotypen und Gefühle gegenüber Gruppen automatisch aktiviert werden. Augenfälligkeit (z.B. eine Frau in einem Team von Männern) häufige Nutzung erhöht kognitive Zugänglichkeit und kognitive Zugänglichkeit erhöht Häufigkeit der Nutzung (Kreislauf) subliminale Präsentation von "WHITE" und "BLACK" beeinflusst die Reaktionszeit bei der Erkennung stereotyper Begriffe (Priming) unwillkürliche Reaktionen der Gesichtsmuskeln auf stereotype Reize
- Den IAT als Beispiel einer Methode zur indirekten Messung von Stereotypen und Vorurteilen erläutern; diskutieren, wie sich Diskrepanzen zwischen explizit und implizit gemessenen Vorurteilen erklären lassen. Der Implicit Association Test basiert auf dem Prinzip, dass es schneller geht, auf eng assoziierte Dinge dieselbe Reaktion zu zeigen als unterschiedliche Reaktionen. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass Dinge eng assoziiert sind, wenn die Reaktionen schnell erfolgen. Beim IAT wird daher die Reaktionszeit gemessen, mit der Begriffe bestimmten Kategorien zugeordnet werden, wobei immer zwei Kategorien dieselbe Reaktion erfordern. Implizite und explizite Maße erfassen unterschiedliche Aspekte von Stereotypen und Vorurteilen, aus implizit gemessenen Vorurteilen lässt sich z.B. nonverbales Verhalten besser vorhersagen, aus explizit gemessenen Vorurteilen hingegen verbales Verhalten. Außerdem besteht bei expliziten Maßen das Problem der sozialen Erwünschtheit, bei impliziten Maßen jedoch nicht und es ist möglich, dass Stereotypen und Vorurteile unbewusst sind und sie somit durch explizite Maße nicht erfasst werden können. All dies sind mögliche Erklärungen für Diskrepanzen zwischen explizit und implizit gemessenen Vorurteilen.
- Erläutern, wie und unter welchen Bedingungen sich Stereotypen auf (spontane, aber auch wohlüberlegte) Urteile und Verhalten auswirken; verschiedene Möglichkeiten diskutieren, wie Personen solche Einflüsse von Stereotypen überwinden können. Einfluss auf spontane(s) Urteile und Verhalten: Inferenzen aus automatisch aktivierten Stereotypen (z.B. Professorin wird für Sekretärin gehalten) Kausalattributionen (z.B. gute Leistung wird je nach Stereotyp auf Fähigkeit oder Glück attribuiert) Stereotypennutzung kann tödliche Folgen haben (z.B. Polizist muss schnell entscheiden, ob Verdächtiger bewaffnet ist oder nicht) stärkste Einflüsse von Stereotypen bei geringer Verarbeitungskapazität, bei starken Emotionen (vor allem Ärger) und in Machtpositionen Einfluss auf wohl überlegte(s) Urteile und Verhalten: selektive Informationssuche und -verarbeitung Interpretation von Verhalten im Sinne des Stereotyps Stereotyp als Vergleichsstandard verwenden stereotyp-konsistente Reaktionen hervorrufen (self-fulfilling prophecy) Einfluss überwinden: Unterdrückung stereotyper Gedanken (erfordert Anstrengung, kann funktionieren, kann aber auch Rebound-Effekt bewirken) Korrektur stereotyper Urteile (erfordert Wissen über Richtung und Ausmaß der Einflüsse und Motivation, kann zu Überkorrektur führen) dem Stereotyp widersprechende Informationen aktivieren
- Die Kontakthypothese kennen und erläutern: Wie können Stereotypen und Vorurteile durch Kontakt mit FG-Mitgliedern reduziert werden? Welche Hindernisse können durch welche Aspekte der Kontaktsituation überwunden werden? Kontakthypothese (nach Allport): unter geeigneten Bedingungen führt Kontakt zwischen Mitgliedern verschiedener Gruppen zur Reduktion von Vorurteilen Bedingungen: institutionelle Unterstützung/Norm der Toleranz Möglichkeit des persönlichen Kennenlernens Statusgleichheit Kooperation Ergebnisse in der Empirie belegen die Bedeutung der von Allport beschriebenen Bedingungen, aber die Effekte sind oft gering und nur von kurzer Dauer Hauptproblem: Generalisierung Herstellung "geeigneter Bedingungen" im Alltag oft unmöglich, politisch-historische Situation entscheidend Generalisierung der geänderten Einstellung zu individuellen Fremdgruppenmitgliedern auf die Fremdgruppe als Ganze ist fraglich: die Personen, mit denen man Kontakt hat, werden oft als "Ausnahmen von der Regel" angesehen (Problem der Unterkategorisierung: "subtyping")
- Die drei Teilstudien der Schlüsseluntersuchung von Wilder (1984) zum Thema "Generalisierung von Kontakterfahrungen" genau kennen und diskutieren: Fragestellungen, Designs, abhängige Variablen, Hypothesen, wesentliche Befunde. Versuchspersonen: Studentinnen aus rivalisierenden Colleges Aufgabe: Kooperation mit Frau aus dem anderen College 2x2[x2] Design mit den Faktoren: Typikalität der Zielperson (niedrig/hoch) Verhalten der Zielperson (angenehm/unangenehm) [College] + Kontrollgruppe ohne Kontakt AVs: Bewertung der Fremdgruppe Stereotypen über Fremdgruppe Hypothesen: unangenehme Interaktion: generell negativer Effekt angenehme Interaktion + untpische Zielperson: kein Effekt angenehme Interaktion + typische Zielperson: positiver Effekt Ergebnisse: bei der Bewertung unterscheidet sich allein die "angenehm + typisch"-Bedingung von der Kontrollbedingung allerdings keine entsprechenden Effekte auf Stereotypikalität von Meinungen über die Fremdgruppe (wenn überhaupt, eher Bestätigung des Stereotyps in den "typisch"-Bedingungen) Folgeuntersuchung (Experiment 3): Einfluss der Typikalität eventuell über wahrgenommene Repräsentativität des Verhaltens der Zielperson vermittelt (bei hoher Typikalität wird genauere Vorhersage des Verhaltens anderer Fremdgruppen-Mitglieder möglich) Fazit zur Kontakthypothese: Kontakt insgesamt wirksam Generalisierung setzt Wahrnehmung von Typikalität voraus
- Die Lernziele zu 5 (Wahrnehmung von Gruppen) im Licht der acht Grundprinzipien reflektieren. subjektive Konstruktion der Realität: wir konstruieren Eindrücke von sozialen Gruppen auf der Grundlage von Interaktionen mit deren Mitgliedern und durch Lernen von anderen Universalität sozialer Einflüsse: diese Interaktionen und Lernprozesse werden von Kultur und Gesellschaft geprägt Motiv der Kontrolle: Stereotypen spiegeln soziale Erfahrungen wider Motiv des Selbstwertschutzes: wir übernehmen die Stereotypen der Mitglieder unserer eigenen Gruppen Konservatismus: Stereotypen festigen sich selbst, indem sie unser Denken und Handeln beeinflussen und Stereotypen sind nur schwer zu ändern Zugänglichkeit: die augenfälligen Cues und die am leichtesten zugänglichen Wissensbestände tragen am meisten zu unseren Eindrücken bei Kontinuum der Verarbeitungstiefe: Stereotypen üben bei oberflächlicher Verarbeitung einen starken, oft unbewussten Einfluss aus, sie können aber auch wohlüberlegte Urteile durch Selektivität der Verarbeitung verzerren
- Die Begriffe Selbstkategorisierung und soziale Identität definieren; die Grundannahme der Theorie der sozialen Identität erläutern. Selbstkategorisierung: eine Person sieht sich selbst als Mitglied einer sozialen Gruppe (anstatt als einzigartiges Individuum) soziale Identität: Aspekte des Selbstkonzepts, die sich aus dem Wissen einer Person über die Mitgliedschaft in bestimmten sozialen Gruppen und den damit verbundenen Gefühlen und Bewertungen ergeben Theorie der sozialen Identität: Personen sind motiviert, aus ihren Gruppenmitgliedschaften positiven Selbstwert zu ziehen (Motiv des Selbstwertschutzes)
- Erläutern, wie Personen Informationen über ihre Eigengruppen lernen und welche Faktoren dazu beitragen, dass eine bestimmte Gruppenmitgliedschaft in einer Situation augenfällig wird und sich auf Denken, Fühlen und Verhalten auswirkt. Lernen über die eigene Gruppe: ähnliche Informationsquellen wie beim Lernen von Stereotypen über Fremdgruppen (z.B. Eltern, Lehrer, Medien etc.) wichtigste Informationsquelle: andere Gruppenmitglieder und deren Verhalten Gruppenmitgliedschaften definieren Rollen, diese beeinflussen über Lernerfahrungen das Selbstbild einer Person Quellen der Zugänglichkeit: dirkete Hinweise (z.B. Berufsbezeichnungen, Namen, Akzent, Uniformen, Hautfarbe, Geschlecht) Anwesenheit von Fremdgruppenmitgliedern (z.B. als Mann in einer Arbeitsgruppe mit vielen Männern und nur einer Frau) Minoritätsstatus (z.B. Geschlechterverteilung in der Familie) Konflikt/Rivalität Kultur: Kollektivismus vs. Individualismus (in kollektivistischen Kulturen ist die soziale Identität viel wichtiger) Persönlichkeitsunterschiede (chronische Zugänglichkeit bestimmter Gruppenzugehörigkeiten)
- Erläutern, wie sich soziale Kategorisierung der eigenen Person auswirkt auf: (a) die Definition des Selbst, (b) Wahrnehmung, Bewertung und Verhalten gegenüber der Eigengruppe sowie (c) Wahrnehmung und Behandlung der Fremdgruppe. (a): Charakteristika der Gruppe werden zu Standards für eigenen Verhalten soziale Identität: Selbstwertgefühl/stellvertretende Emotionen (z.B. BIRG, "bask in reflected glory", Selbstwerterhöhung durch Identifikation mit Leistungen oder positiven Eigenschaften anderer Gruppenmitglieder) Individualität vs. Verbundenheit mit anderen (wir wollen beides, individuell sein und "dazugehören", wird vor allem in kleinen Gruppen erreicht, weil Individualität schon durch die Gruppenzugehörigkeit gegeben ist) (b): Wahrnehmung von Eigengruppenmitgliedern: Betonung von Ähnlichkeiten dennoch Gelegenheit zum Kennenlernen individueller Merkmale Sympathie für Eigengruppenmitglieder: positivere Bewertung von Leistungen der Begriff "wir" weckt positive Assoziationen vor allem typische Mitglieder der Eigengruppe werden gemocht Fairness und Altruismus gegenüber Eigengruppenmitgliedern linguistische Eigengruppen-Favorisierung: negative Handlungen der Fremdgruppe: abstrakte, interpretierende Sprache (Zustandsverben, Adjektive), z.B. "Sie ist unehrlich." negative Handlungen der Eigengruppe: konkrete, wenig interpretierende Sprache (Handlungsverben), z.B. "Sie gibt dem Pferd eine Spritze." positive Handlungen der Fremdgruppe: konkrete, wenig interpretierende Sprache (Handlungsverben) positive Handlungen der Eigengruppe: abstrakte, interpretierende Sprache (Zustandsverben, Adjektive) (c) Wahrnehmung der Fremdgruppe als homogen (Fremdgruppen-Homogenitäts-Effekt) bloße Kategorisierung führt zu Favorisierung der Eigengruppe extreme Feindseligkeit gegen Fremdgruppen (geht oft einher mit der Wahrnehmung einer Bedrohung der Eigengruppe) moralischer Ausschluss (Fremdgruppenmitglieder werden als außerhalb der menschlichen Gesellschaft angesehen, sodass Normen der Fairness und Moral für sie nicht gelten)
- Die minimale Intergruppensituation beschreiben, ihre Effekte anhand von Forschungsbeispielen erläutern und die Befunde kritisch diskutieren. die minimale Intergruppensituation (Tajfel): Bildung von 2 "Gruppen" nach willkürlichen Kriterien (z.B. nach angeblichen Präferenzen für abstrakte Maler), tatsächlich nach Zufall keine Interaktion zwischen den Versuchspersonen, völlige Anonymität AV: anonym Geld verteilen an anonyme andere, von denen nur die Gruppenzugehörigkeit bekannt ist Aufgabe ist so angelegt, dass relative Favorisierung der Eigengruppe im Widerspruch steht zu anderen Zielen (z.B. Fairness oder Maximierung des Gesamtgewinns oder Maximierung der absoluten Auszahlung an Eigengruppenmitglieder) Methode: Auszahlungsmatrizen Ergebnis: Eigengruppenfavorisierung ist dominantes Motiv, Fairness ist allerdings auch ein bedeutsamer Faktor, Kategorisierung allein ist hinreichend, um Diskriminierung der Fremdgruppe zu bewirken
- Bedingungen und Erscheinungsformen intensiverer Fremdgruppendiskriminierung und der Feindseligkeit gegenüber Fremdgruppen kennen. intensive Aggression, Gewaltverbrechen aus Hass, Völkermord gehen oft einher mit der Wahrnehmung einer Bedrohung der Eigengruppe Reaktion: Überhöhung der Eigengruppengeschichte und von Eigengruppensymbolen (z.B. Flagge) Übertragung von Eigengruppennormen und -werten auf die Fremdgruppe (deren "Nichteinhaltung" dieser Werte gilt dann als "Beweis" für Minderwertigkeit und als Rechtfertigung für Gewalt) moralischer Ausschluss: Fremdgruppenmitglieder werden als außerhalb der menschlichen Gesellschaft angesehen, sodass Normen der Fairness und Moral für sie nicht gelten subjektive Rechtfertigung für extreme Diskriminierung, Ausbeutung, Gewalt, Genozid ("Endlösung", "ethnische Säuberung") persönliche Verantwortung wird auf das Gemeinwohl der Eigengruppe als Quelle höherer moralischer Autorität abgegeben
- Effekte der Mitgliedschaft in negativ bewerteten Gruppen erläutern: "stereotype threat" und vermindertes Selbstwertgefühl. negative Effekte der Mitgliedschaft: Leistungsverschlechterung aufgrund des Wissens, dass andere die Eigengruppe negativ stereotypisieren ("stereotype threat") Bedrohung des Selbstwertgefühls, da es für Mitglieder stigmatisierter Gruppen oft schwierig ist, ein positives Selbstbild aufzubauen und zu erhalten
- Erläutern, wie Personen auf negative Gruppenmitgliedschaften reagieren durch: (a) Verteidigung des individuellen Selbstwerts, (b) Strategien der individuellen Mobilität, (c) soziale Kreativität oder (d) sozialen Wandel. (a): individuelle kognitive Prozesse Misserfolg oder soziale Zurückweisung auf die Vorurteile anderer attribuieren: bringt kurzfristig Entlastung, langfristig jedoch viele Probleme (verhindert realistische Selbsteinschätzung und -verbesserung nach negativer Rückmeldung) Intra-Gruppen-Vergleiche: man vergleicht sich mit anderen Mitgliedern der stigmatisierten Gruppe anstatt mit Mitgliedern der Mehrheit (b): der negativen Gruppenmitgliedschaft entfliehen De-Identifizierung: Erhöhung der psychologischen Distanz zur Gruppe (z.B. sich als untypisches Mitglied sehen, wird von Personen mit geringer Gruppen-Identifikation präferiert) Dissoziation: tatsächlicher Austritt aus der Gruppe (Gruppenzugehörigkeit verbergen und sich der Mehrheit anpassen, Nachteil: Furcht vor Entdeckung) (c): die Gruppenmitgliedschaft als positiv umdefinieren Betonung alternativer Vergleichsdimensionen: z.B. "black is beautiful" (kann den Selbstwert erhöhen, stellt aber bestehende soziale Hierarchien nicht infrage oder unterstützt sie sogar) (d): den Intergruppen-Kontext verändern Versuch, die soziale Situation der Eigengruppe zu verbessern: bevorzugt von Personen, die sich stark mit der Gruppe identifizieren, individuelle Mobilität als schwierig oder unmöglich betrachten und Veränderung für möglich halten (z.B. durch Einsatz direkter Aktionen, um die Situation der Eigengruppe zu verbessern oder durch Rekategorisierung) wie wirksam die verschiedenen Strategien zur Verbesserung der Situation einer stigmatisierten Gruppe sind, hängt von folgenden Bedingungen ab: Gruppengröße Leichtigkeit des Verbergens der Gruppenzugehörigkeit persönliche Bedeutsamkeit der Gruppenmitgliedschaft bei hoher Identifikation mit der Gruppe ist individuelle Mobilität weniger wahrscheinlich wenn Mobilität möglich, wird diese Strategie normalerweise der sozialen Kreativität vorgezogen
- Vor- und Nachteile einer "Strategie der Farbenblindheit" kennen. Strategie der Farbenblindheit: Ignorieren von Gruppenunterschieden, um ihre Bedeutung zu mindern, stattdessen "reines Leistungsprinzip" Vorteile: keine Diskriminierung aufgrund einer bestimmten Gruppenzugehörigkeit Nachteile: behindert den Erwerb von Wissen über bedeutsame kulturelle Unterschiede leugnet den Wert unterschiedlicher Traditionen, vor allem von Minderheiten und stigmatisierten Gruppen kann als Zwang zur Anpassung an die Normen der Mehrheit verstanden werden
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