G-Pädagogik (Subject) / Wohnen mit geistiger Behinderung (Lesson)
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Hier geht es darum wie Menschen mit geistiger Behinderung wohnen können
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- Welche Bedürfnisse des Wohnens gibt es nach Maslow? Physiologische Bedürfnisse (Nachrung, sexuelle Bedürfnisse) Sicherheitsbedürfnisse (Schutz, geordnete Welt) Bedürfnis nach Zugehörigkeit und Liebe Bedürfnis nach Selbstachtung, durch Selbstvertrauen und durch Anerkennung anderer Bedürfnisse der Selbstverwirklichung -
- Warum muss man sich mit Wohnen beschäftigen? - die Bedeutung des Wohnens ist für alle Menschen gleich! Im Bezug auf Wohnen besteht kein Unterschied in den Bedürfnissen zwischen MmB und Mob - zu einem menschenwürdigen Leben gehört ein den individuellen Bedürfnissen entsprechendes Wohnen - Derzeitige Wohnformen von Menschen mit geistiger Behinderung berücksichtigen die Bedürfnisse des Wohnens nicht adäquat
- Nenne die Defizit- und Wachstumsbedürfnisse nach Maslow Defizitbedürfnisse: - körperliche Grundbedürfnisse - Sicherheit - soziale Beziehungen Wachstumsbedürfnissee - soziale Anerkennung - Selbstverwirklichung - Transzendenz
- Nenne Begründungen für Anstaltsgründungen für MmgB im 19. Jh. 1. Nächstenliebe, Barmherzigkeit 2. Heilung der behinderten Menschen 3. Nützlichkeitsgedanke, Menschen für die Gesellschaft brauchbar machen
- Merkmale der psychiatrischen Sicht auf Behinderung im 20 Jh. - zentral war in dieser Phase die Arbeitserziehung und der Handfertigkeitsunterricht - die behinderten Menschen wurden in zwei Gruppen geteilt (Zwei-Klassen-System) o die bildbaren Personen kamen in Anstalten und Heime o die bildungs- und erziehungsunfähigen Menschen (IQ unter 50) kamen in Pflegeinrichtungen
- Welche Typen totaler Institutionen gibt es laut Goffmann? Nenne je ein Beispiel 1.) Institutionen zur Fürsorge von Menschen, die als selbständig und harmlos gelten z.B. Altenheime, Waisenhäuser, Armenasyle, Behindertenheime 2.) Institutionen zur Fürsorge von Menschen, die als unfähig sich selbst zu versorgen gelten und somit eine (unbeabsichtigte) Bedrohung der Gemeinschaft darstellt z.B. Irrenhäuser, Tuberkulose-Sanatorien, Leprosorien 3.) Institutionen zum Schutz der Gemeinschaft vor Gefahren. Es handelt sich um Menschen die beabsichtigt eine Bedrohung darstellen. Zweck der Institutionen ist nicht unbedingt das Wohlergehen des Insassen (à Absonderung) z.B. Gefängnis, Zuchthäuser, Kriegsgefangenenlager, Konzentrationslager 4.) Institutionen, die arbeits-ähnliche Aufgaben für Mitglieder ermöglichen sollen z.B. Kasernen, Schiffe, Internate, Arbeitslager, koloniale Stützpunkte 5.) Institutionen, die als Zufluchtsorte vor der Welt dienen sollen, auch wenn sie zugleich religiöse Ausbildungsstätten sind z.B. Abteien, Klöster, Konvente
- Nenne Merkmale totaler Institutionen nach Goffmann (5) die Hauptlebensbereiche Schlafen, Spielen (Freizeit) und Arbeit sind in der totalen Institution nicht voneinander getrennt alle Angelegenheiten des Lebens finden an ein und derselben Stelle unter ein und derselben Autorität statt es gibt eine gemanagte Gruppe der Insassen durch weniger zahlreiches Aufsichtspersonal alles geschieht in der Gemeinschaft exakte Planung der Verhaltensweisen und Handlungen, die sich an die Bedingungen der Institution richtet und nicht an die Insassen
- Welche Mechanismen greifen in totalen Institutionen bei den Insassen? Diskulturation Demütigung Rollenverlust Ohnmachtsgefühl Ständig drohender Verlust der Identität Looping-Effekt
- Was meint Diskulturation? · Die Insassen verfügen vor Eintritt in die totale Institution über eine Lebensform und einen Kreislauf von Tätigkeiten. Der Eintritt in die totale Institution bedeutet einen kulturellen Wechsel. Vor allem bei langen Aufenthalten kann es zu Diskulturation kommen, dies ist ein Verlernprozess, der die Insassen nach der Entlassung zeitweilig unfähig macht in der Außenwelt zu Recht zu kommen. Er verlernt Verhaltens- und Handlungsmöglichkeiten.
- Zu welchen Demütigungsprozessen kommt es in totalen Institutionen? o verbale und gestische Demütigung, dadurch wie mit den Insassen gesprochen wird (auch über sie, wenn sie anwesend sind) (Goffman, S. 37) o Verletzung der Privatsphäre durch Untersuchungen und Kontrollen o körperliche Entblößung bei medizinischen Kontrollen
- Was ist mit Rollenverlust der Insassen gemeint? · der Insasse verliert die sozialen Bedingungen der heimischen Umgebung und damit auch seine soziale Rolle (wer man draußen ist, zählt nicht mehr) · der Insasse wird in eine neue Rolle gedrängt mit der sie ihre Identität nicht ausdrücken können, dabei gilt: der beste Insasse ist der, der am besten an die Regeln der Institution angepasst ist
- Wie kommt es zu Ohnmachtsgefühlen in totalen Institutionen? · in Totalen Institutionen werden eine Fülle von Verhaltensfragen reglementiert und vom Personal beurteilt. Dabei gelten für alle Insassen die gleichen Regeln.
- Wodurch kommt die ständige Gefahr des Verlust der Identität zustande? - von den Insassen wird die Anpassung der Verhaltensweisen an die Regeln der totalen Institution gefordert - es gibt in totalen Institutionen nur die Wahl zwischen Akzeptieren und Verweigern - der Insasse verliert seine Souveränität
- Was ist der Looping-Effekt? · mögliche Abwehrreaktionen der Insassen werden mit weiteren Sanktionen durch das Personal geahndet
- Welche Anpassungsstrategien entwickeln die Insassen totaler Institutionen? (7) Fraternisation Cliquenbildung Rückzug Kompromissloser Standpunkt Kolonisierung Konversion ruhig Blut bewahren
- Was ist Fraternisation? · die Gruppe der Insassen verbündet sich aufgrund ihres gemeinsamen Schicksals
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- Wie sieht ein möglicher Rückzug als Anpassungsreaktion auf totale Institution konkret aus? Schaukeln, Starren, Herumlaufen
- Wie kann man den kompromisslosen Zustand beschreiben? · der Insasse bedroht die Institution absichtlich, indem die Zusammenarbeit mit dem Personal verweigert wird
- Was ist mit Kolonisierung gemeint? · der Insasse nimmt die angebotene Anstaltswelt für die einzig verfügbare an und entwickelt eine zufrieden stellende Existenz im Rahmen der Anstalt
- Was ist mit Konversion gemeint? · Insasse nimmt die Beurteilung aufgrund dessen er in der Institution ist für sich an und versucht der perfekten Insassen zu sein
- Woraus setzt sich der Bewältigungsmodus "ruhig Blut bewahren" zusammen? · Kombination aus Konversion, Kolonialisierung, Loyalität gegenüber den anderen Insassen, um möglichst geringen Widerstand und wenig Schwierigkeiten zu bekommen
- Welche Auswirkung haben totale Institutionen auf die Betreuer? (4) Engagement-Zyklus Menschen können durch Drohung, Belohnung oder Überredung zum Arbeiten gebracht werden Menschliche Objekte können Arbeit bewusst sabotieren (z.B. Fluchtversuche, Provokationen) Normen der Humanität stehen im Konflikt mit der Notwendigkeit Gehorsam einzufordern
- Nenne zwei Beispiele für den moralischen Konflikt, in den Mitarbeiter totaler Institutionenn kommen können Beispiel 1: Nahrungsverweigerung à Füttern unter Demütigung, Beispiel 2: offene Anstaltstore für Insassen, die freien Ausgang haben, Patienten, die weglaufen würden, müssen dafür in einem geschlossenen Bereich der Anstalt bleiben und dürfen sich nicht frei auf dem Anstaltsgelände bewegen
- Nenne 4 Kritikpunkte an Großeinrichtungen nach Fornefeld! (9) Insassen Instituition Mitarbeiter Fähigkeiten verkümmern durch Hospitalismus Verhaltensauffälligkeiten werden entwickelt (SVV) Unselbstständigkeit der Bewohner Gleichförmige Tagesabläufe keine Privatsphäre Isolation der Behinderten von der Außenwelt Keine räumliche Trennung von Wohnen, Arbeit, Freizeit Häufig wechselnde Bezugspersonen Individuelle Bedürfnisse der Bewohner stehen im Konflikt mit den Dienstplänen der Mitarbeiter/Interessen der Institution
- Nenne 4 Forderungen an neue Wohnkonzepte für MmgB? (9) Dezentralisierung Normalisierung der Lebensbedingungen Integration in Gesellschaft fördern Selbstbestimmtes Leben Tagesstrukturierende Angebote Begleitende, ambulante Dienste Strategien zur Krisenintervention Gesellschaft muss neue integrierte Wohnformen zulassen
- Was waren die genannten Ziele der Anfänge der Independent Living Bewegung? Selbstbestimmung Chancengleichheit Selbstachtung.
- Welche Forderungen formulierte die Indipendent-Living-Bewegung? (7) Gleichstellung und Schutz vor Diskriminierung Entmedizinisierung und gesundheitliche Selbstverantwortung Integration soll die Separierung von MmB in Sondereinrichtungen ablösen Interessenvertretung der MmB darf nur von ihnen selbst kontrolliert werden Peer Counseling (Beratung durch Betroffene persönlichen Assistenz Arbeitgeberfunktion
- Was waren die Hauptkritikpunkte der independent Living Bewegung an die bisherige Wohnpraxis (3) professionelle Behindertenhilfe und Rehabilitationsprogramme unterstützen Abhängigkeit schaffende Strukturen der Behinderte sei Objekt bürokratischen Handeln, das auf praktikable und optimale Nutzung der Investitionen ausgerichtet sei Sonderschulwesen wird aufgrund seiner hohen Spezialisierung und Ausgliederungsfreundlichkeit kritisiert, viele Kinder könnten eine Regelschule besuchen, wenn entsprechende ambulante Hilfen zur Verfügung gestellt würden
- Was ist mit Ausweitung des Assistenzbegriffs gemeint? „Vom Betreuer zum Begleiter“ Abrücken vom Assistenzmodell des il MmgB hingegen benötigen nicht nur einen praktischen Helfer als Assistenten, sondern auch eine Bezugsperson für die persönliche Lebensplanung und die Kommunikation persönliche Assistenz muss hier (auch) Dolmetscherfunktion übernehmen, da manche Bedürfnisse erst wahrgenommen werden müssen neben der „praktischen Assistenz“ (Assistenzbegriff im independent living) soll der Begriff nun auch stellvertretendes Handeln, Beratung, Förderung und sogar Intervention umfassen
- Was sind die Ziele von Supported Living? Trennung der Hauptlebensbereiche MmgB leben in ihren eigenen Wohnungen und Häusern als Eigentümer oder Mieter MmgB partizipieren in ihrer Gemeinde durch Erwerbsarbeit, Vereinsmitgliedschaft, sozialen Beziehungen, Nachbarn
- Nenne 5 handlungsleitende Prinzipien des supported Living (10) Integration betreffend Individuum betreffend Sozialgemeinschaft betreffend Eigentümer- oder Mieterstatus statt Bewohnerstatus Trennung von Wohnen und Unterstützung. Individualisierung der Unterstützung Einführung von bedarfsorientierten persönlichen Budgets Umfassende Wahl- und Kontrollmöglichkeiten: MmgB sollen wählen mit wem, wo, mit welchem Lebensstil und welchen Hilfen Bildung von Unterstützerkreisen aus engagierten Bürgern der Gemeinde Konzentration auf soziale Beziehungen, Nutzung von informeller Unterstützung und Ressourcen in der Gemeinde: Gemeindeentwicklung (Integration zulassen) Zugang zu Bildungs-, Beschäftigungs- und Freizeitangeboten der Gemeinde Keine Zurückweisung von behinderten Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf
- Wer gibt das Geld für das persönliche Budget? Arbeitsagentur, Krankenversicherung, Rentenversicherung, Sozialhilfeträger, Pflegekassen Integrationsdienste
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- Finanzielle Probleme bei der Umsetzung von Supported Living Persönliches Budget ist mit Fallstricken Wer zahlt, wenn Assistent schwanger oder krank wird; Vorsicht vor Abtretungserklärung; Persönliche Budget ermöglicht es Unterstützungsleistungen „einzukaufen“, die soziale Integration in die Gemeinde kann aber nicht erkauft werden
- Probleme bei der Umstellung des alten Systems auf Supported Living Fehlende Bereitschaft der mächtigen Wohlfahrtsverbände und der Behindertenhilfe das alte System durch ein Neues zu ersetzen Professionelle haben Probleme, ihre gewohnten Strukturen aufzugeben größtes Hindernis für die Umsetzung von SL ist das über die Jahre aufgebaute und hochspezialisierte Behindertenwesen mit all seinen Institutionen und Sondersystemen, das nach wie vor denkt, für alle MmB zuständig sein zu müssen „erlernte Bedürfnislosigkeit“ (ich bin mit dem was ich im Heim habe zufrieden à Kolonialisierung, Konversion) Angst der MmgB vor Neuem S.L muss angebahnt werden: gezielte Förderung von Selbstbestimmung, Entscheidungsprozessen und Strategien zur Bewältigung sozialer Situationen, Formulierung und Lösung von Problemen sowie eines Aufbaus balancierter Identität Die Beschäftigungssituation ist im supported living schwieriger und von geringerem Umfang als in traditionellen Wohnarrangements, wo die MmgB Anschluss an Arbeitsplätze der WfbM haben
- Probleme bei der gesellschaftlichen Integration von MmgB beim Supported Living Verlangt Veränderung der Gesellschaft Professionelle sind nicht dafür ausgebildet soziale Beziehungen und den Aufbau von Netzwerken zu fördern S.L. benötigt die ausdrückliche Beteiligung bürgerschaftlich engagierter Menschen zur sozialen Integration o Gefahr der Isolation: Idee „ich setz den MmB da rein und schon ist er (nur räumlich) integriert“ greift zu kurz à Gefahr der Isolation
- Probleme beim Unterstützerkreis auf die Mitglieder eines Unterstützerkreises kommen teilweise enorme Anforderungen zu. Soetwas nimmt man nur auf sich, wenn man eine tiefe Beziehung zum MmgB hat
- Problem der Zwei-Klassen-Gesellschaft o Reduzierung ambulant betreuter Wohnformen auf MmB mit niedrigem Hilfebedarf o Konzentrierung schwerst- und mehrfachbehinderter Menschen in Heimkomplexen
- Welche Wohnformen für MmgB gibt es? (7) Wohnen in der Herkunftsfamilie Gastfamilie/Pflegefamilie Gruppengegliederte Wohnheime Komplexeinrichtungen Dorfgemeinschaften und Wohnsiedlungen Eigene barrierefreie Wohnung Servicehäuser
- Argumente für und gegen das Wohnen in der Herkunftsfamilie - Überbehütung durch die Eltern - Eltern sind finanziell vom Pflegegeld abhängig - MmgB haben nach Normalisierungsprinzip auf altergemäßen Auszug aus dem Elternhaus
- Beschreibe die Merkmale gruppengegliederter Wohnheime! - Einrichtungen mit einer Größe von 30-40 Plätzen - Teilstationäre Einrichtung - Differenziertes abgestuftes System von Außenwohngruppen, Einzelwohnungen, Paarwohnungen und Trainingswohnungen
- Beziehe kritisch Stellung zu Dorfgemeinschaften und Wohnsiedlungen - haben nicht die Integration zum Ziel - sämtliche Hilfe kommt aus einer Hand
- Was meint Goffmann mit "Disziplin des Seins"? Erfüllt ein Insasse die geforderte Tätigkeit, dann hat er auch seine Identität akzeptiert.
- Wieso kommt es in totalen Institutionen zu selbstschädigendem Verhalten? Die totale Institution gefährdet das Selbst, um dieser Gefahr zu entgehen greifen die Insassen auf sekundäre Anpassungsstrategien, wie SVV zurück.
- Wie Definiert Goffmann totale Institutionen? Eine totale Institution ist eine Wohn- oder Arbeitsstätte von vielen ähnlich gestellten Individuen, die für lange Zeit von der Gesellschaft abgeschnitten sind und ein abgeschlossenes, formal reglementiertes Leben führen.
- Wo wohnen MmgB? Zahlen! · 85% der MmgB im Kindes- und Jugendalter wohnen bei den Eltern · 60% der erwachsenen MmgB leben bei Eltern oder Angehörigen, der übrige Teil wohnt in den verschiedenen Wohnformen der Behindertenhilfe · 78%, von denen die nicht bei den Eltern leben, wohnen in Komplexeinrichtungen, 10 % im ambulanten Wohnen
- Einteilung der Wohnformen nach Stinkes Gemeindenahe Wohnformen Betreute Wohngruppen Wohngemeinschaften Kleine Wohnheime Pflegefamilie Ambulant betreutes Wohnen Stationäre Wohnformen Anstalten Pflegeheime Dorfgemeinschaften Wohnsiedlung