Somatologie (Subject) / Niere, Wasserhaushalt, Ödem, Atmung (Lesson)

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Niere, Wasserhaushalt, Ödem, Atmung

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  • 1. Aufgaben der Niere ·      Der Regulierung des Wasserhaushalts  ·      Der Regulierung des Elektrolythaushalts  ·      Der Aufrechterhaltung des osmotischen Drucks  ·      Der Aufrechterhaltung des Säure-Basen-Gleichgewichts im Blut ·      Der Entschlackung des Körpers durch Ausscheidung von o  Fremdsubstanzen und deren Stoffwechselprodukten (Medikamente) o  Stoffwechselprodukten aus dem Eiweiß-Stoffwechsel (Harnstoff, Harnsäure, Kreatinin)
  • 2. Mechanismen der Harnbildung (Primärharn, Endharn) Primärharn Die Harnbildung beginnt mit der Bildung von Primärharn im Glomerulus. Aus dem Blutplasma in den Glomerulusschlingen wird ein Filtrat (=Primärharn) abgepresst (150 bis 170 Liter pro 24Std!), welches in seiner Zusammensetzung eiweißfreiem Plasma entspricht. Blutzellen und Eiweiße können die Filtermembran (besteht aus Kapillarwand und innerem Blatt der Bowmann-Kapsel) wegen ihrer zu geringen Porengröße nicht passieren Sekundärharn Da täglich ca. 170 l Primärharn gebildet werden, aber nur  1,5 l Harn ausgeschieden werden, müssen etwa 99% des Primärharns wieder in die Blutbahn zurück gewonnen (resorbiert) werden. Das geschieht im Röhrensystem der Nierenkanälchen (Tubulus) und Henle`schen Schleifen, welche von einem Netz von Blutkapillaren umsponnen sind.
  • 3. Welche Strukturen beinhalten die ableitenden Harnwege a)  Nierenbecken (pelvis renalis) und Nierenkelche (Calices) ·         Die an der Spitze der Markpyramiden mündenden Sammelrohre (20-30 pro Kelch) geben den Urin in die Nierenkelche des Nierenbeckens ab. ·         In jeder Niere führen 8-10 Kelche in das Nierenbecken (Fassungsvermögen:6-10 cm³)   b)  Harnleiter (Ureter) ·         Am Nierenhilus geht das Nierenbecken in den Harnleiter über. ·         Am Übergang vom Nierenbecken zum Ureter bilden glatte Muskelfasern einen Verschluss (Sphincter). So kann die Beförderung des Harns portionsweise erfolgen. ·     Die Ureteren sind zwei etwa 30 cm lange Rohre von 3-5 mm Durchmesser. ·     Das 2 cm lange Endstück durchbohrt die Blasenwand schräg von hinten oben nach  medial unten. Dieser Verlauf in der Blasenwand verhindert einen Rückfluss (Reflux) von Harn bei Kontraktion der gefüllten Blase (Ventilmechanismus).   c)  Harnblase (vesica urinaria) Lage bei der  Frau: kleines Becken, hinter Symphyse, vor Gebärmutter Lage beim Mann: hinter Symphyse, vor Mastdarm   ·      Unmittelbar beim Blasenausgang befindet sich ein innerer Schließmuskel aus glatter unwillkürlicher Muskulatur. Ein weiterer äußerer Schließmuskel aus willkürlicher, quergestreifter Beckenbodenmuskulatur verschließt die Harnröhre zusätzlich. Er liegt bei der Frau   direkt hinter dem inneren Schließmuskel, beim Mann hinter der Prostata ·      Die Blasenmuskulatur bildet ein stark durchflochtenes netzartiges Gewebe, welches mit elastischen Fasern vermischt wird.   Funktion der Harnblase Die Harnblase ist Sammelbehälter für den ständig aus den Ureteren tropfenden Harn, der dann willkürlich entleert werden kann. Harndrang tritt schon auf bei einer Füllung von 150-350 ml Harn (Dehnungsrezeptoren!), obwohl die Blase 1 Liter  Fassungsvermögen aufweist   Die Miktion ist ein willkürlich ausgelöster, dann aber reflektorisch ablaufender Vorgang: ·      Dehnungsrezeptoren in der Blasenwand registrieren den Füllungszustand der Blase und melden ihn an das im Stammhirn liegende Reflexzentrum. ·      Das vegetative NS sorgt über Vermittlung von parasympathischen Fasern des N. pelvicus (stammt aus parasympathische Ursprungsgebieten zwischen S2 und S4) für Kontraktion der glatten Muskulatur der Blasenwand. ·      willkürliche Erschlaffung des M.sphincter externus (Verschlussmuskel): N. pudendus  ·      Gegen Ende der Miktion wird  durch Anspannung der Bauchwandmuskulatur (Bauchpresse) die Blase restlos entleert ·       Gehemmt wird die Blasenentleerung durch den Sympathicus     d)  Harnröhre (Urethra) Frau: Sie ist ein 4 cm langer Schlauch, beginnt bei der Blase mit dem unwilkürlichen inneren Schließmuskel, verläuft durch den Beckenboden, welcher den willkürlichen äußeren Schließmuskel bildet und endet vor der äußeren Vaginalöffnung.   Mann: ·      Die S-förmig gekrümmte Harnröhre des Mannes ist ca. 25 cm lang. ·      In ihrem oberen von der Prostata umschlossenen Teil münden die Ausführungsgänge der inneren Geschlechtsorgane. ·      Von hier an dient sie nicht nur dem Harntransport, sondern auch der Beförderung von Samenflüssigkeit, Samenblasen- und Prostatasekret („Harnsamenröhre“). ·      Der mittlere Teil der Urethra wird durch den zum Beckenboden gehörenden willkürlichen Schließmuskel begrenzt (engste Stelle!). ·      Der vordere Teil verläuft im männlichen Glied und mündet an der Eichel
  • 4. Wasserhaushalt: Wasseraufnahme Wasserabgabe Wassermindestbedarf   Wasseraufnahme ·      Etwa nur die Hälfte der Wasserzufuhr erfolgt durch Flüssigkeitsaufnahme ·      Durch feste Nahrung wird  etwa 900 ml zugeführt ·      Beim oxydativen Abbau der Nahrungsstoffe bildet sich ca. 300 ml Wasser      Wasserabgabe ·      Sie erfolgt in erster Linie mit dem Harn (1400 ml) ·      Durch Perspiratio insensibilis (unmerkliche Wasserverdunstung) über die Haut und die Lungen werden etwa 900 ml Wasser abgegeben ·      Schwitzen: bei starker Wärmeabgabe kann der Wasserverlust auf über einen l pro Stunde anwachsen ·      Im Kot scheidet man täglich etwa 100 ml Wasser aus     Wassermindestbedarf Er beträgt beim Erwachsenen 1,5,l pro Tag, da   ·      Die Nieren für die Ausscheidung  harnpflichtiger Substanzen mindestens   500 ml Wasser benötigen ·      Der Wasserverlust durch Verdunsten in Höhe von 900 ml pro Tag unvermeidlich ist   Reicht die Flüssigkeitsaufnahme bei intakter Nierenfunktion nicht aus, um die über Haut, Darm, Atmung verlorenen Wassermengen auszugleichen, so entsteht Durstgefühl. Trinkt man dann weiter zu wenig, schrumpft das Volumen des  Extrazellulärraums.  Diesen Verlust von freiem Wasser bezeichnet man auch als Exsikkose (lat.: exsiccare – austrocknen)    Der Hämatokrit steigt, die Erys verklumpen, der periphere Widerstand steigt. Kreislaufversagen droht   Symptome der Austrocknung ·      Trockene Schleimhäute ·      Konzentrierter Harn ·      Verminderte Spannung der Haut (lässt sich in Falten abheben) ·      Unruhe und Bewusstseinsstörungen
  • 6. Welche Ursachen für eine akute Niereninsuffizienz kennen Sie? prärenalo  zirkulatorisch – kreislaufbedingt (Dehydrierung, Schock)  o  toxisch (Trauma, Leberinsuffizienz, Drogen, Medikamente wie NSAR, Zytostatika   Schwermetalle, Pilzvergiftungen, Schlangengifte renalo   Nierenerkrankungen im Bereich der Glomeruli oder der Nierenkanälchen o  vaskuläre (gefäßbedingte) Nierenerkrankungen postrenal o  durch Verlegung (Obstruktion) der Ureteren (zB. Tumoren), des Blasenausgangs bei Ca, Prostatahypertrophie, Infektion, Steine, neurogen) oder der Urethra durch Phimose, Tumor….
  • 7. Welche Symptome zeigen sich bei chronischer Niereninsuffizienz? ·      renale Anämie: verminderte körperliche Belastbarkeit, Tachycardie, aschfahle Hautfarbe, blasse Konjunktiven ·      Hämatomneigung durch Thrombozyten-Funktionsstörung ·      arterielle Hypertonie ·      metabolische Azidose ·      harnartiger foetor(Geruch): Körper versucht, die harnpflichtigen Substanzen über andere Exkretionsorgane auszuscheiden (zB.Haut) ·      Knochenbeschwerden (Deformierung, Schmerzen, Frakturen), extraossäre (außerhalb der Knochen) Verkalkungen ·      Periphere Polyneuropathie (Gangstörungen, veränderte Reflexve, „restless legs“) ·      Endokrine Störungen (Amenorrhoe, Impotenz)
  • 8. Ödem: Begriff? Pathogenese? Klinische Bedeutung? Das Ödem ist eine abnorme Flüssigkeitsansammlung im Zwischenzellraum (Interstitium).   Pathogenese des Ödems   1       Erhöhung des hydrostatischen Drucks im Blutgefäß zB durch Stau (häufigste Ursache) o  Linksherzinsuffizienz → Rückstau in die Lunge → Lungenödem o  Rechtsherzinsuffizienz → Rückstau in den großen Kreislauf → periphere Ödeme in den Extremitäten oder Aszites o  Lokale venöse Druckerhöhung zB. durch Thrombose → lokales Ödem (Beinödeme) Bei einseitigem Beinödem (venöse Stauung) à Linksherzinsuffizienz Bei beidseitigem Beinödem (großer Kreislauf) à Rechtsherzinsuffizienz 2       Erniedrigung des KOD (kolloidosmotischen Druckes) auf einen Plasmaeiweißgehalt unter 2,5 g/dl durch verminderte Proteinsynthese in der Leber (Leberzirrhose), Mangelernährung, Eiweißverlust bei Erkrankungen der Niere oder des Magen-Darm-Traktes 3       Steigerung des osmotischen Druckes im Interstitium durch Natrium bei verminderter Nierenfunktion:   der osmotische Druck wird durch die Natriumkonzentration bestimmt, sie ist für das Flüssigkeitsvolumen im Blut und im Interstitium verantwortlich. Vermehrt aufgenommenes Na wird bei normaler Nieren- und Herzfunktion sofort über die Nieren ausgeschieden. Bei gestörter Nierenfunktion aber kommt es zu einer primären Steigerung des Blutvolumens durch verstärkte Natrium-Retention → sekundäre Erhöhung des interstitiellen Flüssigkeitsvolumens.    4       Abflussbehinderung in den Lymphgefäßen durch Fehlbildung der Lymphgefäße oder Verlegung (Tumor, Trauma, Entzündung, Parasiten, iatrogen nach Strahlentherapie oder chirurgischem Eingriff, wie zB. Entfernung axillärer Lymphknoten bei Brustkrebs) 5       Erhöhung der Gefäßpermeabilität   bei Entzündungen 6       Toxisches Ödem: durch Freisetzung von Bradykinin und Histamin wird die Gefäßwand geschädigt Klinische Bedeutung der Ödeme   Art und Lokalisation von Ödemen weisen auf bestimmte Krankheiten hin:   ·      Herzinsuffizienz beider Ventrikel führt zu Flüssigkeitsansammlung in abhängigen Körperpartien (untere Extremitäten oder Sakralgegend beim liegenden Patienten) ·      Lungenödem als Folge einer Linksherzinsuffizienz kann auf lebensbedrohliche Weise den Gasaustausch bzw. die Atemfunktion beeinträchtigen ·      Einseitiges Ödem der unteren Extremität weist auf ein Abflusshindernis bei Becken- oder Femoralvenenthrombose hin (unterschiedlicher Beinumfang!) ·      Ödeme renalen Ursprungs manifestieren sich in allen Körperregionen gleichermaßen, (besonders auffällig Gesichts- und Augenlidödeme) ·      Lokalisiertes oder generalisiertes Hirnödem kann Druck auf die Gehirnsubstanz ausüben, so zB. auf das Atem- und Kreislaufzentrum, was möglicherweise zum Tod führt.   Anmerkung: In Abhängigkeit von der Zusammensetzung eines Ödems unterscheidet man: ·      Transsudat: eiweißarmes Ödem ·      Exsudat: eiweißreiches Ödem