Allgemeine Psychologie II (Subject) / Emotionstheorien (Lesson)

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Theorien der Emotion: Behavioristische, Physiologische & Kognitiv-Physiologische Theorien (Emotionstheorien 1) und

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  • Behavioristische Auffassung von Emotionen 1: beobachtbare Reaktionsmuster -> vgl. Watson: „Psychology as the behaviorist views it“:  - wissenschaftliche Psychologie sollte sich nur auf beobachtbares Verhalten beziehen - Bewusstsein wird als Gegenstand der wissenschaflichen Psychologie abgelehnt, ebenso Introspektion als Methode -> „Gefühle“ spielen als subjektiv erlebte Emotionen gar keine Rolle - dennoch lässt sich auch aus der Sicht der Behavioristen nicht leugnen, dass man so etwas wie Emotionen beim Menschen beobachten kann (z.B. durch die Mimik)  - Reiz (US)- Reaktionsverknüpfungen (UR) als Grundlage des Verhaltens -> Emotionen als intersubjektiv beobachtbares Reaktionsmuster, welches verlässlich durch bestimmte Umweltgegebenheiten ausgelöst wird (vgl. Watsons Emotionstheorie)
  • Behavioristische Auffassung von Emotionen 2: "chaotische Zustände" -> vgl.: Skinner: „We all know that emotions are useless and bad for our peace of mind and our blood pressure.“ - "chaotischer“ Zustand des Organismus, der nicht hilfreich ist, um mit Umweltgegebenheiten umzugehen - aus der Sicht der Behavioristen sind Emotionen nicht adaptiv, sondern nutzlos und schaden dem Organismus sowohl physisch, als auch mental - Bsp. (vgl. Watsons's Emotionstheorie: Furchtreaktion): Schreien ist keine adaptive Reaktion auf ein lautes Geräusch, "nutzt" dem Organismus nicht (direkt) beim Umgang mit dem Umweltreiz 
  • Emotionstheorie von Watson -> drei angeborene „Reaktionsmuster“ 1. Furcht: US (z.B. lautes Geräusch) -> UR (z.B. Schreien) 2. Wut: US (z.B. körperliche Einschränkungen) -> UR (z.B. Rotwerden, Versteifen des Körper) 3. Liebe: US (z.B. Stimulation der erogenen Zonen) -> UR (z.B. Glucksen, zustimmende Geräusche) - aus Kombination dieser drei angeborenen Reaktionsmuster entstehe die Vielfalt menschlicher Emotionen - emotionale Reaktionen können klassisch konditioniert werden, dabei wird der US durch andere Reize (CS) ersetzt wird - nur Evidenzen für Konditionierung der Furchtreaktion ("The little Albert")
  • "The little Albert" (Watson, 1920) -> Studie zur klassische Konditionierung der Furchtreaktion - der neun Monate alte Albert wird mit verschiedenen neutralen Objekten konfrontiert (weiße Ratte, Kaninchen, Baumwolle) => keine Anzeichen von Furcht - aber: sehr lautes Geräusch (US: Hammerschlag auf Eisenstange) führt zu Furchtreaktion (UR: weinen)  - wiederholte Paarung von weißer Ratte (CS) mit Hammerschlag (US) - Darbietung von Ratte alleine löst Furcht aus - Generalisierung auf andere weiße Stimuli mit Fell
  • Kritik an behavioristischen Emotionstheorien - kann die Reichhaltigkeit von Emotionen nicht abbilden (nicht alle Emotionen lassen sich aus den drei postulierten "Basisemotionen" Furcht, Wut und Liebe zusammensetzen)  - Klassiche Konditionierung vor allem der Furchreaktion nachgewiesen, aber nicht für Liebe oder Wut - aber: Konditionierung der Furchtreaktion hat hohen Nutzen in der Psychotherapie (Gegenkonditionierung in der Verhaltenstherapie)
  • James-Lange-Theorie der Emotionen: William James (1884,1894) -> körperliche Veränderungen führen zu emotionalem Erleben, oder auch: Emotionen sind das bewusste Erleben körperlicher Veränderungen (-> "Ich bin traurig, weil ich weglaufe")  - körperliche Veränderungen sind emotionspezifisch (Weglaufen -> Furcht, Schreien -> Wut)  - hinreichende Bedingung für körperliche Veränderungen ist die bloße Wahrnehmung einer erregenden Tatsache  -> unterstreicht adaptive Funktion von Emotionen: Zuerst Weglaufen (und in Sicherheit bringen), dann Empfinden von Furcht 
  • James-Lange-Theorie der Emotionen: Carl Lange (1885) -> physiologische Spezifikationen der körperlichen Veränderungen: Reaktionen des autonomen Nervensystems/ viszerale („die Eingeweide betreffende“) Empfindungen werden als Emotionen erlebt - Bsp.: Furcht als Schwitzen, steigende Herzfrequenz, Bauchschmerzen - "Ich habe Angst, weil ich Bauchschmerzen habe." 
  • Implikation & empirische Überprüfung der James-Lange-Theorie - Implikation: Auch künstliche (experimentell induzierte) viszerale Änderungen sollten zu emotionalem Erleben führen  -> Studie (Maranon (1924)) : Adrenalininjektion (=> hohe Erregung) führte bei 30% der Probanden zu „echten“ Emotionen, bei 70% zu „als-ob“ Emotionen (N=210) -> zwar nicht immer „echte“ Emotionen, aber immer emotionalen Bezug
  • Kritik an der James-Lange-Theorie (Walter Canon, 1927) 1. Querschnittsgelähmte haben immer noch Emotionen obwohl das zentrale und autonome Nervensystem getrennt ist - Sherrington (1900): Studie, bei der an Hunden nachgewiesen wurde, dass diese immer noch Emotionen empfinden, wenn autonomes und zentrales Nervensystem durchtrennt wird 2. viszerale Empfindung viel zu unspezifisch, um daraus Emotionen abzuleiten - Bsp.: „Schwitzen vor Wut“ vs. „Schwitzen vor Furcht“ - heute: Feedback über den eigenen Gesichtsausdruck (hoch emotionsspezifisch) als Indikator eigener Emotionen  3. die meisten viszerale Empfindungen sind unbewusst 4. Reaktionen der Viszera sind zu langsam (v.a. Hormonelle Änderungen, Blutdruck) 5. künstliche Stimulation der Viszera führt nicht zu emotionalem Erleben (Maranon, 1924: 70% „als-ob“-Gefühle bei viszeraler Stimulation)
  • Cannon-Bard-Theorie der Emotionen -> Erleben und physiologische Reaktionen sind simultan: Erleben findet zentralnervös statt (im Gehirn), autonomes Nervensystem ist nur für die Intensität zuständig - Bsp.: Wenn zusätzlich zu Furcht (ZNS) noch Schwitzen und gesteigerte Herzrate (ANS) hinzukommt, ist das ein Indiz für eine besonders starke Emotion  - Kritik anhand Maranon (1924): Erleben „echter Emotionen“ in 30% der Fälle, in denen eine Erregung des autonomen Nervensystems experimentell induziert wurde (Adrenalin) ohne das zentralnervöse Erregung besteht 
  • Schachter & Singer: Kognitiv-Physiologische Theorie (1962) - physiologische Erregung (Autonomes NS) muss erklärt werden - Reize in der Situation führen zu Erklärung der Erregung -> Emotionserleben = spezifische Interpretation unspezifischer physiologischer Erregung durch situative Reize  - Implikationen: -> die Gleiche physiologische Erregung kann in Abhängigkeit der Situation mit unterschiedlichem emotionalem Erleben einhergehen -> Erregung kann "fehl-attribuiert" werden: Erregungs-Transfer  => eine der einflussreichsten Emotionstheorien (und zugehörige Studie eine der einflussreichsten Studien), da sie kognitive und physiologische Ansätze vereint
  • Studie Schachter & Singer (1962): Kritik/Evaluation - nur Männer untersucht - schwache Daten, nur in wenigen Bedingungen Evidenzen für Hypothese - schwaches Design: Probanden hatten wmgl. Hypothese über Auswirkungen der Adrenalininjektion - keine Replikation der Studie - aber: dennoch eine der einflussreichsten Studien, da Theorie a) kognitive und physiologische Erklärungen vereint b) Vielzahl an spezifischen Emotionen mittels unspezifischer Erregung erklären kann c) Erregungs-Transfer erklären kann 
  • Evidenzen für die Theorie Schachter & Singers - Zilman (1971): extreme Rache nach Beleidigung, wenn der Puls (durch Sport) nach oben gebracht wird - Dutton & Aron (1974): höhere Attraktivität von Frauen, wenn der Puls (durch Laufen über Hängebrücke) nach oben geht - Valins (1966): Erweiterug der Theorie: nicht Erregung per se, sondern subjektive Wahrnehmung und Erklärung der Erregung führt zu emotionalem Erleben 
  • Studie Valins (1966) - Versuchsaufbau: Männliche Teilnehmer sehen 10 Fotos von halbnackten Frauen und sollen dessen Attraktivität bewerten, sowohl Frauen auswählen, die sie am attraktivsten finden  - Experimentalgruppe: Teilnehmer bekommen über Kopfhörer falsches Feedback über ihre Herzfrequenz (Zunahme oder Abnahme) - Kontrollgruppe: Teilnehmer hören die gleichen Töne, werden aber als technisches Hintergrundgeräusch erklärt - AV: Rating der Bilder & Aussuchen der „besten“ Bilder - Resultate: Wechsel der Herzfrequenz führt zu höherem Attraktivitätsrating und häufigere Wahl der entsprechenden Bilder => nicht Erregung per se, sondern Wahrnehmung und Erklärung dieser Erregung führt zu emotionalem Erleben
  • Kritik an der Theorie Schachter & Singers (Zajonc, 1980) ->„preferences need no inferences“: um etwas zu mögen, muss man nicht darüber nachdenken -> emotionale Reaktionen finden auch ohne etwas statt, was im Allgemeinen als „Kognition“ bezeichnet wird (-> evaluative Funktionen von Emotionen) - Argumente: - emotionale Reaktionen sind schneller als Kognitionen - Tiere erleben offensichtlich auf Emotionen, aber (nach Zajonc) keine Kognition - kognitive Diskrimination keine Voraussetzung für evaluative Diskrimination („mere exposure“- Effekt bei subliminalem Priming)  
  • Lazarus (1984): „primary vs. secondary appraisal“ - Emotionen entstehen aus der Kombination zweier Bewertungsdimensionen:  1. „primary appraisal“: schnelle, erste Bewertung auf gut-schlecht Dimension  2. „secondary appraisal“: langsame, zweite Bewertung auf anderen Dimensionen, welche höhere Kognitionen erfordern  - Beispiel Stressbewältigung: -> Primary Appraisal: Ist eine Situation wichtig bzw. bedrohlich oder angenehm (für z.B. das Selbstbewusstein) -> Secondary Appraisal: Welche Ressourcen stehen zur Verfügung? (z.B. Konfrontation, Ausweichen, Situation ändern/akzeptieren) => aus Kombination dieser beider Bewertungsebenen entsteht spezifische Emotion (z.B. bei bedrohlich und Ausweichen Angst, bedrohlich und Konfrontation Wut etc.)
  • Bewertungstheorien allgemein -> Beispiel: Lazarus (1984) "primary vs. secondary appraisal" Bewertungstheorien = Kognitive Emotionstheorien -> Art und Intensität einer Emotion bezüglich eines Ereignisses oder Objektes hängen von der Einschätzung bzw. Bewertung („appraisal“) durch die Person ab - Emotion immer noch objektbezogen, aber Art und Intensität subjektbezogen (hängt ab von individuellen Wünschen, Zielen, Ressourcen, Erwartungen etc.) => Interaktion zwischen Organismus und Umwelt (vgl. Motivation)
  • Perspektiven auf die Rolle von Kognitionen  - 3 verschiedene: a) Kognitionen sind notwendige oder hinreichende Ursachen von Emotionen, Emotionen selbst sind gefühlte Zustände oder Handlungsimpulse (vgl. Attributionstheorie nach Weiner) b) Kognitionen sind Bestandteil der Emotion (vgl. Schachter & Singer) c) Kognitionen und Emotionen sind identisch, Emotionen sind bewertende Urteile  
  • Weiner's kognitive Attributionstheorie (1992) -> Grundgedanke: Kognitionen sind kein Bestandteil von Emotionen, sondern gehen diesen vorraus; Emotionen haben klaren Gefühlsstatus - auch Emotionen ohne Kognitionen nicht ausgeschlossen (z.B. hormonell bedingt) - 3 Kausaldimesionen, auf denen die Ursache eines Ereignisses attribuiert werden kann: a) internal vs. external b) stabil vs. variabel c) kontrollierbar vs. unkontrollierbar (konfundiert mit den anderen beiden Dimensionen) - auf Grundlage dieser Dimensionen erleben Menschen unterschiedliche Emotionen  -> internal/external X kontrollierbar/unkontrollierbar => Stolz, Dankbarkeit, Schuld, Scham - interindividuelle Unterschiede im Attributionsverhalten (z.B. Depressive eher internal)  
  • Prozessmodell Weiner's - (folgender) Ablauf ist selten willkürlich oder bewusst 1. Erste Bewertung: Ist Ereignis positiv oder negativ? => „Freude“ oder „Trauer“ 2. Attribution: Ursachensuche - findet primär statt, wenn Ereignis negativ (!), unerwartet und wichtig => attributionsabhängige Emotionen („Überraschung“)  3. weitere Kausalanalyse - kontrollierbar? - Verantwortlichkeit => differenzierte Emotionen („Scham“, „Ärger“)
  • Evaluation der kognitiven Attributionstheorie nach Weiner - sehr gut empirisch belegte Theorie, allerdings fast ausschließlich für den Leistungskontext - sehr breiter Anwendungsbereich - keine Theorie für alle Dimensionen der Ursachenzuschreibung nach Fritz Heider
  • Evalutation der "Appraisal"-Theorien: PRO -> Grundannahme „Appraisal“-Theorien : Emotionen folgen Kognitonen - empirisch sehr gut belegt - erklären den hohen Differenzierungsgrad von Emotionen (im Englischen zwischen 200 und 3000 Emotionswörtern, lexikalische Hypothese) - erklären, wieso das gleiche Ereigniss unterschiedliche Emotionen bei unterschiedlichen Personen auslösen kann - erklären, wieso Emotionen durch unterschiedlichste Ereignisse entstehen können - erklären gleiche/ ähnliche Emotionen durch direktes Erleben oder reine Vorstellung/ Erzählung
  • Evaluation „Appraisal“- Theorien: KONTRA - viele „nicht-kognitive“- Emotionen, z.B. Lust/Unlust (basierend auf sensorischem Input; z.B. Ekel) -> Bob Zajonc’s „Preferanda“: Stimuli, die bei fast allen Menschen aus sich heraus und ohne Kognitionen Emotionen auslösen - Phobien & irrationale Ängste, die kognitiven Überzeugungen widersprechen - aber: in der Regel generieren Phobiker irrationale Kognitionen, die die Ängste auslösen und nicht einfach irrationale Ängste - auch subliminale Darbietung von (z.B. phobischen) Reizen lösen physiologische Reaktionen aus -> affektives/ evaluatives Priming
  • Facial-Feedback-Hypothese -> Kritik von Walter Cannon der James-Lange-Theorie: Viszera zu undifferenziert, um mit Bandbreite an menschlichen Emotionen zusammenzuhängen - neue Hypothese: nicht Viszera, sondern Gesichtsmuskeln determinieren Emotionen mit -> Gesichtsmuskeln sind schnell, hoch sensibel, sehr differenziert => Emotionen entstehen durch Feedback der Gesichtsmuskeln - Studie (Strack, Martin & Stepper, 1988): Pen-Paradigma 
  • Facial-Feedback-Hypothese -> Kritik von Walter Cannon der James-Lange-Theorie: Viszera zu undifferenziert, um mit Bandbreite an menschlichen Emotionen zusammenzuhängen - neue Hypothese: nicht Viszera, sondern Gesichtsmuskeln determinieren Emotionen mit -> Gesichtsmuskeln sind schnell, hoch sensibel, sehr differenziert => Emotionen entstehen durch Feedback der Gesichtsmuskeln - Studie (Strack, Martin & Stepper, 1988): Pen-Paradigma 
  • Wundt's Emotionstheorie (1910) - dimensionale Emotionstheorie: Emotionen lassen sich abbilden auf 3 Dimensionen a) Lust vs. Unlust b) Lösung vs. Spannung c) Beruhigung vs. Erregung - Anzeige über Stärke & Beschleunigung des Pulses: -> schwach & beschleunigt: unangenehmes Gefühl -> schwach & verlangsamt: Anspannung -> schwach & gleichbleibend: Beruhigung -> stark & beschleunigt: Lust -> stark & verlangsamt: Entspannung/Lösung -> stark & gleichbleibend: Erregung
  • Emotionstheorie von Osgood, Suci & Tannenbaum (1957) - Annahme von 3 Dimensionen: a) Evaluation (angenehm – unangenehm) b) Erregung (beruhigend – erregend) c) Potenz (stark – schwach) - ursprünglich nur für sprachlichen Bewertung von Stimuli -> lexikalische Hypothese: Sprache ist Abbild der Wirklichkeit (Wort für Emotion à Emotion)
  • "Basic Emotions"- Modell (Akman & Friesen) -> kategoriales Emotionsmodell - unüberschaubare Anzahl an erlebten Emotionen, wovon manche kulturübergreifend auftauchen: Basisemotionen: Emotionen, dessen Erleben in evolutionärer, biologischer oder sozialer Hinsicht notwendig bzw. adaptiv  - basale Emotionen als a) biologisches & b) psychologisches Primat ("erstes") a) haben einen evolutionären Ursprung, sind biologisch determiniert, genetisch vererbbar & universell b) sind nicht weiter in andere Emotionen unterteilbar, treten früh in der ontogenetischen Entwicklung auf & sind universell  => keine soziales und kulturabhängiges Erlernen von Basisemotionen  => Kognitionen spielen keine Rolle! - 6 Basisemotionen: Freude, Ärger, Trauer, Furcht, Überraschung, Ekel 
  • Experimentelle Überprüfung des "Basic Emotions Modell" -> Ekman, Sorenson & Friesen (1969) - Prozedur: Probanden sehen 30 Fotos, müssen aus 6 "Basisemotionen" die Richtige auswählen  - Gruppen: Probanden aus "schriftfreier" (Borneo, Neu-Guinea) vs. "Schriftkultur"(USA, Argentinien, Chile, Brasilien, Japan) - AV: häufigste Antwort jeder Kultur als Prozentzahl der Probanden, die diese genannt haben  - Resultate: im Bereich der Schriftkulturen viele Evidenzen für Hypothese der Basisemotionen, im Bereich der schriftfreien Kulturen größere Abweichungen  - Alternativerklärung: der fehlende Effekt in schriftfreien Kulturen liegt daran, dass ihnen die Emotionen vorgelesen wurden -> Probleme des Arbeitsgedächtnis: "Primacy" & "Recency"- Effekte - mögliche Kritik: Basisemotionen waren vorgegeben 
  • Anschlussstudie zur Theorie der Basisemotionen -> Ekman & Friesen (1971)  - Prozedur: Probanden wurde Geschichte vorgelesen und parallel mehrere Gesichtsausdrücke gezeigt: Zielemotion + 2 Distraktoren  - Stichprobe: ausschließlich Menschnen aus Neu-Guinea, die bis 1959 komplett isoliert waren, keinen Kontakt mit westlicher Kultur hatten und kein Englisch sprachen  - Resultate: Freude, Ärger und Trauer wurden am besten erkannt, am meisten Probleme bereitete das Erkennen von Furcht (möglicherweise durch Umsetzung von Furcht in Geschichte)  => basale, kategoriale Emotionen, die sich in distinkten Gesichtsausdrücken wiederfinden und über Kulturen hinweg erkannt werden 
  • Evaluation der Theorie der Basisemotionen (Ekman & Friesen) PRO - Grundlage eines basalen Emotionsmodells - Erklärung der Notwendigkeit von Emotionen: adaptive Funktion - umfassende Studien mit hohem Aufwand KONTRA - Postulation von Basisemotionen durch Ekman & Friesen erst 1986 -> Induktionsprinzip - Kritik (Ortony & Turner): - große Varianz der Anzahl basaler Emotionen zwischen den Autoren, scheinbar willkürliche Einteilung, welche Emotionen "basal" sind - nicht empirisch falsifizierbar, ob eine Emotion basal oder nicht (kein empirischer Gehalt)  => kein Erklärungswert  - Vergleich mit Sprache: keine Annahme einer "Ursprache", sondern Gramatik => "Grammatik der Emotionen" 
  • Alternativorschlag Ortony & Turner's zum Modell der Basisemotionen - Emotionen basieren auf basalen Einschätzungen: vermeidbare vs. unvermeidbare Bedrohung (gut-schlecht-Unterscheidung) - basale Einschätzungen führen zu Aktivationsmustern in der Physiologie, Kognition, Verhalten & Erleben  - Zusammenspiel dieser Dimensionen möglicher Aktivation = erlebte Emotion
  • Plutchik's Modell der Primär- und Sekundär- (bzw. Tertiär) Emotionen -> parallel zu Primär- und Sekundärfarben, gibt es auch Primäremotionen, aus denen sich alle möglichen Sekundäremotionen und Tertiäremotionen mischen lassen => Plutchiks’s Wheel of Emotions - ähnliche Emotionen werden mit ähnlichen Farben kodiert - unähnliche Emotionen werden mit Komplementärfarben kodiert - Intensität wird durch Sättigung der Farbe kodiert - je schwächer die Emotion wird, desto ähnlicher werden sie sich (spitz zu laufender Kegel) - 8 Primäremotionen: Freude – Traurigkeit, Erwartung – Überraschung, Abneigung – Vertrauen, Groll – Angst => kategoriales Modell, was dennoch die Vielzahl an Emotionen erklärt - mögliche Kritik: erklärt nicht, wieso es diese Emotionen geht (Nachteil gegenüber der Theorie der Basisemotionen) 
  • Rolle der Kultur im Modell der Basisemotionen - bestimmt, welche Umstände eine Emotion auslösen - bestimmt, welche Handlungen als Reaktion auf eine Emotion auslösen (-> soziale Erwünschtheit) - bestimmt, wann und wie Emotionen gezeigt werden 
  • Pen-in-mouth-Paradigma (Strack et al., 1938) -> experimentelle Überprüfung der Facial-Feedback-Hypothese  - Prozedur: Probanden sollten mehrere Aufgaben machen, während sie einen Stift in der nicht-dominanten Hand vs. zwischen den Lippen vs. zwischen den Zähnen hielten - UV: Stift zwischen Lippen vs. Zähnen vs. in nicht-dominanter Hand - AV: Bewertung von Cartoons, Schwierigkeitseinschätzung einer anderen Aufgabe - Resultate: - signifikante Unterschiede (p= .03) in der Bewertung der Cartoons: linearer, aufsteigender Trend Lippen – Hand – Zähne passend zur „Facial Feedback Hypothese“ - keine signifikanten Unterschiede in der Schwierigkeitseinschätzung zwischen Lippen- und Zähne- Bedingung => höhere Bewertung der Comics in der Zähne-Bedingung ist unkorreliert zur Schwierigkeit des Haltens des Stiftes => Aktivierung von passenden Gesichtsmuskeln scheint Emotion abzuschwächen oder zu verstärken
  • Folgestudie des "Pen"-Paradigmas - Unterschiede: Untersuchen der Rolle des Zeitpunktes des Stift-Haltens & verschiedenen Komponenten von Humor (affektive vs. kognitive Komponente)  - 2 x 2 x 2 "between"- Design  - UVs: 1. Stift zwischen Lippen vs. Zähnen  2. Stift bei Sehen vs. bei Bewertung der Cartoons gehalten  3. Reihenfolge der Ratings - AV: Bewertung der Cartoons auf 2 Skalen (subjektives "amusement" vs. objektive "funniness"), Einschätzung der Schwierigkeit einer Anderen Aufgabe - Resultate: - keine signifikanten Unterschiede auf der kognitiven Skala, allerdings auf der affektiven Skala zwischen Lippen-und Zähne-Bedingung (p<.05) => Facial Feedback wirkt sich nur auf die affektive Komponente aus, nicht auf die kognitive  - kein Haupteffekt des Zeitpunktes, aber signifikante Interaktion Zeitpunkt x Zähne/Mund, diese allerdings schwer zu interpretieren 
  • Registered Replication Report des "Pen"-Effektes (Wagenmakers et al., 2016) -> Vielzahl an präregistrierten Replikationsversuchen in verschiedenen Laboren - alle Replikationsstudien anhand des exakt gleichen Materials, identischer Ablauf, so nah wie möglich am Original  - Meta-Analyse war in dem Fall nicht möglich, da man, um wahre Effektgrößen einzuschätzen präregistrierte Studien benötigt (sonst evtl. „publication bias“) - Änderungen im Vergleich zur Originalstudie: neuere Cartoons, Instruktionen am Computer statt von Versuchsleitung, Videoaufnahme zur Kontrolle der Manipulation, ausschließlich Abfrage von „amusing“, um Effekt zu maximieren (höhere Teststärke) - Ergebnisse: kaum Replikationen des Effektes (in allen Studien beinhaltet KI die 0), Meta-Analyse über alle Replikationen hinweg: kein Effekt (durchschnittlicher Effekt bei 0.03) => sehr unwahrscheinlich, dass der Effekt existiert, selbst wenn er existieren würden wäre er sehr klein - deswegen ist „Facial Feedback Hypothese“ nicht gleich widerlegt, aber der „Pen-Effect“ schon
  • Rolle der Videokamera bei Wagenmakers et al. (2018) - Hypothese: Der Grund für die fehlgeschlagene Replikation des "Pen-Effektes" ist die Videokamera  - 2 x 2 „between“- Design: Kamera ja vs. nein, Stift zwischen Zähnen vs. Lippen - AV: gemittelte „amusement“- Ratings - Materialien, dieselben wie die von Wagenmakers et al. - Ergebnisse: In der Kamera-Bedingung gibt es keinen signifikanten Effekt, in der keine-Kamera-Bedingung allerdings schon (N = 166) => beide Paper widersprechen sich nicht, Effekt beider Paper wurden gewissermaßen repliziert - Erklärungsansätze: - externale Selbstsicht verhindert internale Information & affektive Reaktionen - gesteigerte Verantwortlichkeit durch Beobachtung führt zu mehr Verwendung von „objektiven Cues“ (kognitive Komponente von Humor)
  • Cultural Display Rules -> gelernte Regeln darüber, wann und wie man Emotionen zeigen kann/soll, variieren kulturabhängig: - Ekman & Friesen (1972): Japanische VP zeigen keine emotionale Reaktion, wenn ältere (=Autoritäts-) Person im Raum ist, bei amerikanischen VP macht dies keinen Unterschied  - Unterschiede im Zeigen von indepenten (selbstbezogene) vs. interdepenten (beziehungsbezogene) Emotionen zwischen individualistsichen (z.B. USA) und kollektivistischen (z.B. Costa-Rica) Kulturen  - in individualistischen Kulturen akzeptiert, negative Gefühle gegenüber der In-Group auszudrücken, eher weniger gegenüber der Out-Group (um diese nicht zu belasten) - in kollektivistischeren Kulturen eher akzeptiert, negative Gefühle gegenüber der Out-Group auszudrücken und nicht gegenüber der In-Group (um diese nicht zu belasten), positive Gefühle werden „aufgehoben“ für die In-Group  
  • Studie Schachter & Singer (1962) ->  - Manipulation 1: Epinephrin vs. Kochsalzlösung - Manipulation 2 (in Epinephrin-Bedingung): informiert vs. fehl-informiert vs. nicht-informiert - Manipulation 3: Verhalten des Konförderierten: Spaß vs. Wut - nicht alle Zellen wurden realisiert: fehlinformiert + Wut nicht realisiert! - AVs: -> Selbstbericht („Wie wütend/fröhlich fühlen Sie sich?“, „Welche körperliche Reaktionen bemerken Sie“) -> Verhaltensbeobachtung - Resultate: Anzahl fröhlicher Verhaltensweisen (Epinephrin + keine/falsche Information) > Anzahl fröhlicher Verhaltesweisen (Epinephrin + richtige Information) => Probanden, die korrekte Nebenwirkungen des Epinephrins genannt bekommen, attribuieren die Erregung auf das Medikament, übrigen Gruppen auf die "fröhliche" Situation
  • Studie zum "Excitation Transfer" (Zillmann et al., 1972) -> Idee: „Rest“-Erregung, die durch körperliche Betätigung besteht wird auf ein anderes Ereignis attribuiert (vgl. Schachter & Singer) - Hypothese: Höhere körperliche Erregung -> mehr gezeigter Aggression  - UV 1: "erlebte Aggression", die Probanden ("Schüler") von Konförderierte ("Lehrer") in Form von Elektroschocks als Reaktion auf Beantwortung von Meinungsfragen erhalten  - UV 2: körperliche Betätigung: Münzen auffädeln vs. Fahrrad Fahren  - AV1: Intensität und Dauer von Elektroschocks, die Proband an Konförderierten ("SchülerIn") als Reaktion auf die Beantwortung von Richtig-Falsch-Fragen verteilt - AV2: physiologische Maße (Blutdruck, Puls, Hauttemperatur) - Versuchsablauf: Instruktion, UV 1, UV 2, AV - Resultate: - Effekt von körperlicher Betätigung auf physiologische Maße, aber nicht von erlebter Aggression => Manipulation hat funktioniert - Haupteffekt der erlebten Aggression auf die gezeigte Aggression: positive Korrellation - kein Haupteffekt der körperlichen Betätigung  - Interaktion erlebte Aggression x Sport: am höchsten, wenn beides hoch  => Sport ansich führt nicht zu mehr Aggression, aber baut auch keine ab (keine Katharsis) => Excitation Transfer hat stattgefunden 
  • Subliminal mere exposure (Monahan, Murphy & Zajonc, 2000) -> mere exposure: wiederholte Darbietung eines Stimulus führt über erhöhte fluency zu einer besseren Bewertung dieses Stimulus, funktioniert auch subliminal -> subliminal = unter der Wahrnehmungschwelle - Hypothese: Der subliminal-mere-exposure-Effekt ist diffus, d.h. das gute Gefühl, welches dieser auslöst überträgt sich auch auf andere Stimuli (-> Studie 2) bzw. auf die Stimmung allgemein (-> Studie 1)  - Studie 1: 5-fache Präsentation von chinesischen Schriftzeichen führt zur Auswahl von mehr positiven Gesichtern (p<.05) und höheren Ratings auf der "happy-sad"-Skala (p=.02), sowie der "upbeat-depressed"- Skala (p=.09) - Studie 2: Bei wiederholter Darbietung von Teststimuli werden nicht nur diese, sondern auch ähnliche neue und unähnliche neue positiver bewertet als in der Kontrollgruppe, bei einmaliger Darbietung hingegen nicht  => subliminal wiederholte Präsentation führt zu einer positiveren Stimmung & besseren Bewertung ähnlicher (& neuer) Stimuli - evolutionsbiologisch adaptiv: Neugeborene haben Präferenz für vertraute Umgebung und „Caregivers“ (Eltern)