Allgemeine Psychologie II (Subject) / Einführung in die Emotionspsychologie (Lesson)
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Einführung, Emotionstheorien:
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- Beziehung zwischen Emotion und Motivation Wechselwirkung zwischen Emotion und Motivation: -> Emotionen resultieren aus Motivation (z.B. bei hohem Leistungsmotiv positive Emotionen bei hoher Leistung; siehe Definition des Leistungsmotiv nach Atkinson) -> Motivation ergibt sich aus der Antizipation einer Emotion (übergeordnetes Ziel: positive Affektbilanz) => ohne Motivation keine Emotion, ohne Emotion keine Motivation - vgl. Weiner (2006): Emotionen als Folge von motiviertem Verhalten (z.B. Stolz und Scham als Resultat von Leistungsverhalten) - vgl. Heckhausen (1989): Emotionen als rudimentäre Motivationssysteme
- Definition von Emotionen - sehr viele Definitionen; definitonsübergreifende Aspekte: -> aktuelle Zustände von Personen (Kontrast zu Persönlichkeitsmerkmalen: Angst vs. Ängstlichkeit) -> stimulus-bezogen, welcher mental repräsentiert sein muss (dieser Stimulus kann real oder auch imaginär sein) -> führen zu bestimmtem Erleben, welches mit physiologischen Veränderungen und bestimmten Verhaltensweisen führt - vgl. Rothermund & Eder: „objektgerichtete, unwillkürlich ausgelöste affektive Reaktionen, die mit zeitlich befristeten Veränderungen des Erlebens und Verhaltens einhergehen (Rothemund & Eder) - vgl. Davidson et al., 2003: relativ kurze Episode an Veränderungen im autonomen und zentralen Nervensystem und Verhalten, erleichtern Reaktionen auf Veränderungen der Umwelt, die für Organismus von Bedeutung sind ) => eher Arbeitsdefiniton, als wissenschaftliche Definition (erlaubt konzeptuelle Zusammenarbeit)
- Abgrenzung: Affekt, Emotionen, Stimmung, Gefühl - Affekt: kurze und sehr intensive Erlebniszustände mit einer hohen Verhaltensnähe (-> Affekthandlung) -> „affect“ im Englischen fasst Emotionen, Stimmungen und Gefühle zusammen - Emotionen: längere, aber weniger intensive Erlebniszustände, dennoch Verhaltensnähe - Stimmung: langanhaltenden Hintergrundszustand, nicht zwingend bewusst repräsentiert, weniger verhaltensnah als Affekt und Emotionen, aber dennoch verhaltensvorbereitend - Gefühl: subjektiver Erlebniszustand (mit Wahrheitswert!) aller drei Konstrukte (Affekt, Emotion und Stimmung) -> Wahrheitswert: subjektiver Erlebniszustand kann nicht falsch sein (im Gegensatz zur Kognition)
- Drei-Komponenten-Modell der Emotionen (Lazarus, 1991) - experienteller Aspekt: Gefühle, Stimmungen, Kognitionen -> primär gemessen durch Selbstbericht - behavioraler Aspekt: Mimik, Gestik und Verhalten -> primär gemessen durch Beobachtung - physiologischer Aspekt: cardiovaskuläre, endokrinologische und neuronale Veränderungen -> primär gemessen durch Physiologische Messungen - alle drei Aspekte gemessen durch Selbstbericht, Beobachtung und Physiologische Messung
- Funktionen von Emotionen: Kommunikation a) Kommunikationsfunktion: Was fühlt ein Organismus/ das Gegenüber? - Emotionen als soziale Signale, die Befindlichkeiten, Verhaltensabsichten und Verhaltensaufforderungen kommunizieren (z.B. über Mimik) - können unbewusst sein oder auch gezielt eingesetzt werden (z.B. Begrüßung, Freundlichkeit als Kellner, um mehr Trinkgeld zu bekommen)
- Funktionen von Emotionen: Evaluationsfunktion b) Evaluationsfunktion: Ist etwas gut oder schlecht? - hat nicht soziale, sondern Selbstwahrnehmungszwecke - Ausdruck in spontanem Urteil (im Gegensatz zum elaborierten, welches durch Kognition entstteht)
- Funktionen von Emotionen: Vorbereitungsfunktion c) Vorbereitungsfunktion: Welche Handlung soll folgen? - vgl. Fridja (1986): Emotionen führen zu Handlungsbereitschaft und legen Handungspläne nahe (z.B. Frustrations-Aggression-Hypothese) -> neuroendokrinologe Mediation: Ärger führt zur Produktion von Adrenalin und dadurch zu Erregung - Emotionen ermöglichen bedüfnis- und situationsgerechte Auswahl von Verhalten - Emotionen regulieren Intensität und Ausdauer der verschiedenen Verhaltensweisen - Putchnik (1984): Jede Emotion lässt sich auf Funktion in Bezug auf ihr auslösendes Verhalten zurückführen, 8 spezifische Emotionen mit 8 spezifischen Funktionen (Bsp.: Ärger -> Flucht -> Schutz des Organimus)
- Funktion von Emotionen: Aufmerksamkeit: d) Aufmerksamkeit - emotionsbehaftete Stimuli ziehen mehr Aufmerksamkeit auf sich - Bsp.: „Emotional Stroop- Test“ -> „stroop“-Test: Wenn Farbe eines Farbwortes kongruent zu seinem Inhalt ist, lässt sich dieses schneller korrekt vorlesen/ schneller seine Farbe nennen -> „emotional stroop- Test“: Das Lesen des Wortes „lieben“ wird gestört, wenn dieses in blau ist, da es mit rot assoziiert wird oder das Lesen eines negativen Wortes in grün (hassen)
- Funktion von Emotionen: Gedächtnis e) Gedächtnis - emotionale Situationen, Handlungen, Fakten werden besser erinnert (Bsp.: erster Kuss) - klinische Auswirkungen: traumatische Erfahrungen führen zu einem ständigen Wiedererleben (-> post-traumatische Belastungsstörung) - Bsp.: „Flashbulb- Memories“: distinkte, sehr lebhafte Erinnerungen an dramatische Ereignisse und währrenddessen stattfindender persönlicher Aktivität - Studie: Brown & Kulik, 1977 -> Fragebogenstudie, in der die Determinanten einer „Flashbulb-Memory“ erfasst werden sollten: Annahme, dass Unerwartetheit + Konsequenzen für Individuum (auch emotionales Arousal) determinierend sind, "Rehearsal" als verstärkender Faktor der Erinnerung => Emotionen als Markierung für wichtige Ereignisse
- Studie: "Flaschbulk-Memory" (Brown & Kulik, 1977) -> Fragebogenstudie, in der die Determinanten einer „Flashbulb-Memory“ erfasst werden sollten - Definition: distinkte, sehr lebhafte Erinnerungen an dramatische Ereignisse und währrenddessen stattfindender persönlicher Aktivität - Hypothese: unerwartete Ereignisse mit privater oder politischer/historischer Relevanz lösen FM aus -> determinierender Aspekte: Unerwartetheit + Konsequenzen für Individuum (auch emotionales Arousal - Fragebogen: 10 (bekannte) Personen, bei denen Probanden angeben sollten, ob sie sich an deren Tod erinnerten, wenn "ja" möglichst detaillierte Beschreibung der Erinnerung, Angabe der Stärke der persönliche Konsequenz der Erinnerung (5-stufige Skala) und Angabe über "Rehearsal" der Erinnerung (nie;1-5;6-10;>10) -> von Interesse bzw. näher untersucht wurde nur die Erinnerung an den Tod von JFK - Vorhersagen des Modells: Wenn ausreichendes Maß an Überraschung gegeben ist, korrelieren die Konstrukte Konsequenzen, Rehearsal und Detailliertheit der Erinnerung positiv - Resultate: - Schwarze Amerikaner entwickelten mehr „Flashbulb-Memories“, wenn die Menschen in Verbindung standen zu ihrer Gleichberechtigung (Verfechter der „Rassentrennung“ oder Aktivisten, die gegen Rassismus kämpften) -> mehr persönliche Konsequenzen - entsprechend der Hypothese positive Korrelationen zwischen Stärke der Konsequenz, Detailliertheit der Berichte (Länge und Anzahl vorkommender Inhaltskategorien) und Rehearsal (0.7-0.9)
- Sind Emotionen adaptiv? - in der deutschen Sprache ist Emotionsbegriff eher negativ konnotiert -> z.B. Affekthandlung als Entschuldigung eines Verhaltens benutzt -> Emotionen als Störung des homöostatischen Equilibriums -> rational & „emotionslos“ an eine Sache heran gehen = gut? - Skinner (1948): „We all know that emotions are useless and bad for our peace of mind and our blood pressure.“ -> Behaviorismus hat Emotionen ihre Funktion abgesprochen (bis 50er/60er) - aber: Emotionen hoch adaptiv! - ab den 70ern viele Formulierungen für Funktionalität von Emotionen (vgl. Schneider (1990))