Pädagogik (Subject) / Entstehung des Schulsystems (Lesson)
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- Was sind die vier Kompetenzbereiche der KMK für die Lehrerbildung im Bereich Bildungswissenschaften? - Unterrichten - Erziehen - Beurteilen und Beraten - Innovieren
- Welche Fragen kommen in den Blick, wenn Schule als gesellschaftliche Institution betrachtet wird? - Warum unterhalten moderne Gesellschaften Bildungssysteme? - Was leistet die Schule für die Gesellschaft? - Wie trägt die Schule zum Fortbestehen und Innovation der Gesellschaft bei? - Wie lässt das Verhältnis zwischen den Bildungsinstitutionen, dem Individuum und der Gesellschaft bestimmen?
- Welche Fragen kommen in den Blick, wenn Schule als gesellschaftliche Institution betrachtet wird? - Warum unterhalten moderne Gesellschaften Bildungssysteme? - Was leistet die Schule für die Gesellschaft? - Wie trägt die Schule zum Fortbestehen und Innovation der Gesellschaft bei? - Wie lässt das Verhältnis zwischen den Bildungsinstitutionen, dem Individuum und der Gesellschaft bestimmen?
- Was sind die vier von Fend benannten gesellschaftlichen Funktionen von Schule? - Reproduktionsfunktion / Enkulturationsfunktion - Qualifikationsfunktion - Selektions- und Allokationsfunktion - Integrations- bzw. Legitimationsfunktion
- Kulturelle Reproduktionsfunktion / Enkulturationsfunktion o Vermittlung grundlegender Symbolsysteme (Sprache, Schrift etc.) und kultureller Fähigkeiten o Vermittlung grundlegender Wertorientierungen (z.B. moralische Verantwortlichkeit, christlich-humanistische Werte) o Ziel: kulturelle Teilhabe und kulturelle Identität
- Qualifikationsfunktion o Vermittlung von Kenntnissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten, die die nachfolgende Generation später im Beschäftigungssystem und zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben benötigt o Wird realisiert über Fächer, Stundentafeln, Lehrpläne, Inhalte, Lehre, Unterricht,...
- Selektions- und Allokationsfunktion o Schulische Auswahlprozesse der SuS auf Basis d. Leistungsprinzip durch Vergabe utnerschiedlich hoher Qualifikationen (Selektion) o Erwerb von Berechtigungen für weitergehende Anschlüsse durch Prüfungen, Zensuren, Zeugnisse (Selektion) o Zuordnung zu weiterführenden Bildungshängen, Laufbahnen, Positionen (Allokation) o Wird realisiert über Zensuren, Zeugnisse und unterschiedliche Schulabschlüsse o Mehrgliedrigkeit des Schulsystems als äußerer Ausdruck der Selektionsfunktion von Schule
- Integrations- bzw. Legitimationsfunktion o Integration der nachfolgenden Generationen in das politisch-gesellschaftliche System und die Normen und Werte o Legitimation d. politisch-gesellschaftlichen Systems sowie der Normen und Werte (+ der Verteilungen sozialer Chancen) o Wird realisiert über schulisches Gemeinschaftsleben, Lehrer-Schüler-Kommunikation, Rollenerwartungen, Leistungsprinzip, Unterrichtsinhalte
- Erläutert, was Helmut Fend mit der „Doppelfunktion schulischer Lern- und Sozialisationsprozesse“ meint 1. Die Reproduktion der Gesellschaft 2. Der Aufbau der Persönlichkeit - Nicht nur Anpassung und Aufrechterhaltung der je bestehenden Ordnung, sondern immer auch aktive Aneignung durch die Subjekte und mögliche kritische Distanz gegenüber herrschenden Norm- und Wertvorstellungen
- Unterschied zwischen Unterrichtspflicht und Schulpflicht Unterrichtspflicht: - Pflicht des Hausvaters, für Unterricht in seinem Hause zu sorgen - wenn dies nicht möglich war, dann Pflicht, Kinder z.Schule zu schicken - reiche Kinder konnten auf Privatschulen gehen - Privat- oder Hauslehrer = teures Privileg Schulpflicht: - alle sind verpflichtet, eine öffentliche oder Privatschule zu besuchen
- Erläutern, warum die Durchsetzung der Unterrichts-/Schulpflicht lange dauerte - 1816: 60% der Kinder - 1846: 82% der Kinder - 1864: 93% der Kinder - Kinder und Jugendliche wurden als Arbeitskräfte benötigt (Feldarbeit, Fabriken) - Kostenintensiver Aufbau einer Infrastruktur (Gebäude und deren Unterhaltung) - Ausbildung und Finanzierung von Lehrpersonal
- Erläutern, warum ein einheitliches Prüfungs- und Berechtigungswesen (Abiturreglement) in Preußen im 18./19. Jahrhundert aufgebaut wurde - Große Heterogenität in Bezug auf höhere Schulen um 1800 (Gelehrtenschulen, Stadtschulen, Ritterakademien, Lateinschulen) - Ziel: Neuordnung des „höheren Schulwesens“ und Durchsetzung eines Mindestniveaus an anerkannten Schulen (1812 „Gymnasien“ als amtlich einheitliche Bezeichnung) - Zentrales Instrument: Regelung zur Abschlussprüfung (1788, 1812, 1834) o 1. Einführung des Abiturs zum Nachweis der Studierfähigkeit o 2. Abiturprüfung für ein Studium mit dem Ziel Staatsexamen (höheres Lehramt oder Justizdienst) notwendig, Festlegung inhaltlicher Anforderungen o 3. Abiturprüfung als Voraussetzung für fast alle universitären Studiengänge
- Unterschiede zwischen dem höheren und dem niedrigen Schulwesen in Preußen - Niedere Schulen (gemeine Schulen) sind dem ersten Unterricht der Jugend gewidmet o Konzept volkstümlicher Bildung und einer „naturgemäßen Ungleichheit der Standeserziehung“ o Einklassig, höchestens dreijährig - Höhere Schulen (Gymnasia) bereiten die Jugend zu höhern Wissenschaft, oder auch zu Künsten und bürgerlichen Gewerben vor
- Gründe für den Ausbau eines mittleren Schulwesens - Wachsende Nachfrage im Beschäftigungssystem in der Phase der Industrialisierung - Ein auf Anwendbarkeit und Nützlichkeit ausgerichtetes Bildungsverständnis zur Vorbereitung auf nichtakademische Berufe - Einrichtung von Mittelschulen ohne Abitur
- Elemente der Demokratisierung des Schulsystems in der Weimarer Republik - Überbrückung der strikten Trennung zwischen niederem und höherem Bildungswesen - Soziale Öffnung der höheren Bildung - Einheitliche Lehrerbildung nach Grundsätzen der höheren Bildung - Allgemeine Schulpflicht - Öffentliches Schulwesen organisch ausgestaltet - Für Aufnahme eines Kindes in bestimmte Schule sind Anlage und Neigung wichtig und nicht wirtschaftliche und gesellschaftliche Stellung - Sittliche Bildung, staatsbürgerliche Gesinnung, persönliche und berufliche Tüchtigkeit - Empfindungen Andersdenkender nicht verletzen
- Welche Veränderungen der Schulstruktur gab es in der Phase des Nationalsozialismus? - Beibehaltung der Schulstruktur - Ergänzung um zwei Schultypen (Nationalpolitische Erziehungsanstalten (Napola) und Adolf-Hitler-Schule) - Ideologische Indienstnahme der Schule durch neue Inhalte und Aufwertung bestimmter Fächer - Bildungsbegrenzungen für Mädchen und Rückführung der Mädchenerziehung auf hausfrauliche Fähigkeiten und Kenntnisse - Spezifische Auswahlkriterien für Schülerauslese an höheren Schulen (Rassendiskriminierung)
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- Beispiele für die Ideologisierung von Schule und Unterricht Ideologische Indienstnahme der Schule durch neue Inhalte und Aufwertung bestimmter Fächer -->Biologie à Rassenkunde --> Deutsch, Geschichte, Erdkunde wichtiger --> Musik, Kunst, Sport weniger wichtig
- Erläutern, welche schulstrukturellen Veränderungen die Alliierten nach 1945 in Westdeutschland anstrebten und warum diese Reformen zugunsten einer Restauration scheiterten - Ziel: Entnazifizierung, Entmilitarisierung, Demokratisierung - Neuorganisation eines demokratischen Bildungswesens - Gleiche Bildungsmöglichkeiten für alle - Schulgeld- und Lernmittelfreiheit - Integriertes, stufenartiges Bildungswesen - Staatsbürgerliche, demokratische Erziehung - Demokratische Gestaltung des gesamten Schulwesens - Revision der Inhalte schulischen Lernens - Entnazifizierung der Lehrkräfte Scheitern: - Unterschiedliche Strategien der Alliierten - Ost-West-Konfrontation nach 1947 und Ziel der Westintegration - Ab 1949 auf Seiten der alliierten Mächte keine Weiterverfolgung ihrer direkten Einflussmöglichkeiten zur Entwicklung des Schulwesens Restauration: - Wiederherstellung des dreigliedrigen Schulwesens in allen Bundesländern und Stagnationsphase bis 1965
- Was regelt das Hamburger Abkommen von 1964? - Allgemeine Bestimmungen (Schuljahr, Beginn und Dauer der Schulpflicht, Ferienzeiten) - Regelungen (einheitliche Bezeichnungen der Schulformen, Organisationsformen, gegenseitige Anerkennung von Prüfungen und Zeugnissen, Bezeichnung von Notenstufen, Sprachenfolge an den Gymnasien)
- Die beiden Begründungsmuster für eine Reform des Bildungswesens in den 1960er Jahren kennen (und in Beziehung zu den Reformdiskursen nach PISA setzen) Ökonomische Begründungsmuster: - Steigende Qualifikationsanforderungen in der Arbeitswelt - Verringerter Zustrom an qualifizierten Arbeitskräften nach dem Bau der Mauer 1961 - Fehlbestand von 50.000 Lehrern für 1970 Bürgerrechtliche Begründungsmuster: - Einlösung des Chancengleichheitspostulats angesichts massiver Bildungsbenachteiligungen - Benachteiligung durch soziale Lage (Arbeitermädchen vom Lande) PISA Reformdiskussion: - Ziel: Qualitätsentwicklung des Bildungssystems durch Transparenz und Rechenschaftslegung im Bildungssystem - Profilierung der Einzelschule: Konzept der selbstverwalteten Schule, mehr Autonomie… - Neue Steuerungselemente: Bildungsstandards, Vergleichsarbeiten, Lernstandserhebungen, zentrale Abschlussprüfungen, Schulinspektion, Schulprogramm
- Worauf soll die Kunstfigur des katholischen Arbeitermädchens vom Lande aufmerksam machen? Vier Ungleichheitsdimensionen: - Konfession - Soziale Schichtzugehörigkeit - Geschlecht - Region
- Grundidee der Gesamtschule sowie die Gründe für deren Scheitern erläutern - Ziele: Abbau sozialer Schranken - Bessere Förderung der Schüler durch innere Differenzierung - Abbau sozialer Ungleichheiten - Soziales Lernen - Integration - Erweiterung des Hochschulzuganges - Stufenschulsystem - Größere Durchlässigkeit des Schulsystems durch inhaltliche Annäherung der Bildungsgänge Scheitern: - Politisch nicht durchsetzbar - Ergänzend eingeführt - Gegner: o Versuch der Einebnung von natürlichen Begabungsunterschieden o Benachteiligung begabter Kinder o Absenkung des allgemeinen Bildungs- und Leistungsniveaus
- Verschiedene Maßnahmen im Schulsystem, die in der Phase der Bildungsreform seit Mitte der 1960er Jahr eingeführt wurden - Auflösung der Volksschule und Bildung einer organisatorisch eigenständigen Grundschule und einer neun bzw. zehn Jahre umfassende Hauptschule (1964) - Stärkere Wissenschaftsorientierung im Fachunterricht in allen Schulformen - Erhöhung der Durchlässigkeit des Schulwesens - Reform der Gymnasialen Oberstufe (1972) - Einführung der Orientierungsstufe (1974)
- Begriff der Bildungsexpansion erläutern - Mehr Personen besuchen weiterführende Bildungseinrichtungen und erzielen höhere Bildungsabschlüsse - Wachstum der Schülerzahlen in weiterführenden Sekundarschulen (Realschule, Gesamtschule, Gymnasium) und der Studierendenzahlen in den Hochschulen - Ausbau der Zahl von weiterführenden Schulen und Hochschulen - 1971 Einführung des Bundesausbildungsförderungsgesetzes (BAföG)
- Grundzüge des Schulsystems in der SBZ und DDR wiedergeben - Programmatischer Selbstanspruch: Antifaschismus - Einrichtung einer Zentralverwaltung für Volksbildung (Prinzip des Zentralismus) - Demokratisierung - Weltlichkeit (kein Religionsunterricht, kein Einfluss der Kirchen) - Einheitlichkeit (alle Kinder bis zur 8. Klasse): Polytechnische Oberschule - Wissenschaftlichkeit (keine volkstümliche Bildung) - Koedukation - Erste Fremdsprache ab Klasse 5 - Bruch mit traditioneller höherer Schule, da dies nur der Oberklasse dienen würde - Bildungsziel: allseitige Entwicklung der „sozialistischen Persönlichkeit“
- Gemeinsame Strukturelemente des deutschen Schulsystems benennen und erläutern Schulpflicht o 9-10 Jahre Schulpflicht an allgemeinbildenden Schulen o 2-3 Jahre in Teilzeitschulen im beruflichen Schulwesen oder Vollzeitschulen im allgemeinbildenden oder beruflichen Schulwesen Gemeinsame vierjährige Grundschule o In Berlin und Brandenburg 6 Jahre Paralleles System von Förderschulen o Verschiedene Förderschwerpunkte: - Emotionale und soziale Entwicklung - Geistige Entwicklung - Körperliche und motorische Entwicklung - Lernen, Sehen, Hören, Sprache Zwei-, Drei- bzw. Mehrgliedrigkeit des Schulsystems o Klassische Dreigliedrigkeit: Hauptschule, Realschule, Gymnasium o Gesamtschulen / Schulen mit mehreren Bildungsgängen als weitere Schulformen parallel zum Gymnasium Ganztagsangebot o 2018: 67,5% aller Grundschulen, 89% aller IGS, 72,4% aller Hauptschulen, 54% aller Realschule, 81,6% Schulen mit mehreren Bildungsgängen, 64,3% aller Gymnasien, 75% aller Förderschulen o Anteil der Schüler im Ganztagsbetrieb an allgemeinbildenden Schulen insgesamt: 45%
- Gemeinsame Strukturelemente des deutschen Schulsystems - Schulpflicht - Gemeinsame vierjährige Grundschule - Paralleles System von Förderschulen - Zwei-, Drei- bzw. Mehrgliedrigkeit des Schulsystems - Ganztagsangebot
- Aufgaben des Kultusministeriums - Einheitlichkeit und Vergleichbarkeit von Zeugnissen und Abschlüssen als Voraussetzung für die gegenseitige Anerkennung vereinbaren - Auf Sicherung von Qualitätsstandards in Schulen, Berufsbildung und Hochschule hinwirken - Kooperation von Einrichtungen der Bildung, Wissenschaft und Kultur fördern
- Was sind Schulen in freier bzw. privater Trägerschaft? - Träger von Privatschulen: kirchliche Organisationen, Sozialwerke, Vereine etc. - Bedürfen der Genehmigung des Staates und unterstehen Landesgesetzen - Wissenschaftliche Ausbildung der Lehrkräfte dürfen nicht hinter den öffentlichen Schulen zurückstehen - Sonderung der Schüler nach Besitzverhältnissen der Eltern darf nicht gefördert werden - Wirtschaftliche und rechtliche Stellung der Lehrkräfte genügend sichern - Anteil Schüler in Privatschulen: 9% - Anzahl Schulen in privater Trägerschaft: 3.628 Schulen + 743.534 Schüler
- Ziele der Neugestaltung der Schuleingangsphase erläutern - Aufnahme aller unterrichtspflichtigen und vorzeitig eingeschulten Kinder am Schulanfang - Verzicht auf Zurückstellung - Zeitliche Flexibilisierung d. Verweilzeiten (1, 2 o. 3 J. nach Entwicklungsstand) - Stärkere Flexibilisierung der Einschulung und individualisierte Gestaltung der Schuleingangsphase; Helfersystem; selbstständiges Lernen; Teamteaching und Kooperation der Lehrer
- Begriffe „verbindliche Schulempfehlung“ und „Elternrecht“ voneinander abgrenzen Verbindliche Schulempfehlung o Bayern Baden-Württemberg, Brandenburg, Bremen, Sachsen, Thüringen o Schule erteilt verbindliche Empfehlung aufgrund des Notendurchschnitts o Per Aufnahmeprüfung oder erfolgreicher Teilnahme am Probeunterricht ist die verbindliche Empfehlung überwindbar Elternrecht: o Alle anderen Bundesländer o Grundschule gibt Empfehlung, aber letztlich entscheiden Eltern
- Befunde zum Zusammenhang von Schullaufbahnempfehlung und Lesekompetenz erläutern - Schullaufbahnempfehlung beruhen u.a. auf Leistungen (min. Deutsch u. Mathe) - Realität: Schullaufbahnempfehlung von Lehrkräften, differenziert nach Lesekompetenz der Kinder in Prozent: o Deutlich versetzte Kurven, breite Streuung und überlappende Bereiche o Leistungsniveau ist offensichtlich nicht das alleinige Kriterium für Zuteilung zu Schulart
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- Terminus „Durchlässigkeit“ im Schulsystem erläutern und die Zahl der Auf- und Abstiege im Schulsystem sowie die Zahl der Klassenwiederholungen in etwa quantifizieren - Offenhalten der Bildungswege - Dient der Korrektur von Bildungsgangentscheidungen - 2012: 39.000 Schüler Klasse 7-9 Wechsel Schulform - 18% Aufstiege - 82% Abstiege - 2013: 2,3% Wiederholungen - Grundschule: 0,8% - Sek I: 2,6% - Sek II: 3% - PISA 2012: 20,3% aller 15-jähirgen mind. 1x wiederholt
- Terminus „Entkopplung von Schulformen und Schulabschlüssen“ erläutern - Z.B. mittlerer Bildungsabschluss in allen Schulformen der Sek I möglich - Hauptschulabschluss nur 54% an Hauptschulen - Mittlerer Bildungsabschluss nur 45% in Realschulen - Lockerung der traditionellen Bildung der Schulabschlüsse an bestimmte Schularten - Ursachen: o Zunehmende Verbreitung von Schularten mit mehreren Bildungsgängen o Ausweitung d. Möglichkeiten innerhalb d. Schularten versch. Schulabschlüsse z. erreichen o Ausweitung des Erwerbs eines allgemeinbildenden Abschlusses an beruflichen Schulen
- Die drei unterschiedlichen Bereiche des Berufsbildungssystems nennen - Duales Ausbildungssystem - Übergangssystem - Schulberufssystem
- Begriff „soziale Ungleichheit“ erklären - Möglichkeiten des Zuganges zu allgemein verfügbaren und erstrebenswerten sozialen Gütern und/oder sozialen Positionen, dauerhafte Einschränkung erfahren - Beeinträchtigen Lebenschancen der betroffenen Individuen, Gruppen oder Gesellschaften - Z.B. Verteilungsungleichheit, Chancenungleichheit
- Drei Vorstellungen von Chancengleichheit im Bildungssystem kennen und erläutern 1. Vorstellung einer Gleichheit von Bildungserfolgen o Jedes Kind erzielt die gleichen Bildungserfolge 2. Proportionale Chancengleichheit (statistisches Proporzmodell) o Jede soziale Gruppe ist entsprechend ihrem Anteil an der Gesamtbevölkerung in weiterführenden Bildungseinrichtungen vertreten 3. Leistungsbezogene, formale Chancengleichheit (meritokratisches Modell) o Chancengleichheit orientiert sich am Leistungsprinzip: Alle Individuen haben entsprechend ihrer Fähigkeiten und Leistungen die gleiche Chance zum Erwerb von Bildungsabschlüssen o Soziale Kriterien dürfen keine Rolle spielen
- Erläutern, was mit dem Begriff des „Paradox der Bildungsexpansion“ gemeint ist - Phase der Bildungsexpansion 1965-75 - Ausbau der Zahl von weiterführenden Schulen und Hochschulen - Kinder aller Schichten haben von der Bildungsexpansion profitiert - Aber kaum Abbau der schichttypischen Unterschiede - Ausbau der Realschulen und Gymnasien, aber Chancenabstände zwischen privilegierten und benachteiligten Gruppen bei Zugang zum Gymnasium vergrößert - Hauptgewinner: nichtlandwirtschaftlicher Mittelstand sowie höhere Dienstleistungsschicht
- Erläutern, inwiefern die Dimensionen Konfession, soziale Herkunft, Geschlecht und Region heute noch eine Rolle in der Diskussion um Bildungsgleichheit spielen - Konfessionsbedingte Ungleichheit hat an Bedeutung verloren - Geschlecht: Mädchen erzielen höhere Bildungsabschlüsse als Jungen - Junge Frauen können höhere Qualifikation nicht in entsprechende Positionierungen umsetzen - Mit steigendem Qualifikationsniveau sinkt Frauenanteil - Frauen häufiger arbeitslos - Frauen verdienen weniger als Männer - Region: als soziale Ungleichheitsdimension noch immer einflussreich - Regional ungleiche Angebote an Bildungseinrichtungen - Auf kleinräumiger Ebene ungleiche Verteilung von Bildungsangeboten und sozialräumlichen Unterschieden
- Wissen, was in den PISA-Studien untersucht wird - Programme for International Student Assessment - International Schulleistungsvelgeichsstudie - Abstände von 3 Jahren - Naturwissenschaften, Lesen und Mathematik - 15-jährige: Leistungen, Lernmotivation, Selbsteinschätzung, Lernstrategien - Tests, Fragebögen zu Hintergrundmerkmalen von Schülern und Schulen
- Zentrale Befunde der PISA-Studien nennen - Starker Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft der Jugendlichen und ihrer Lesekompetenz - Keine Veränderung der Lesekompetenz der SuS mit Zuwanderungshintergrund seit 2009 - Zuwanderungshintergrund stärker als in anderen Staaten mit sozialem Status verknüpft - Mädchen im Lesen kompetenter als Jungen - Vorsprung Jungen zu Mädchen in Mathe verkleinert
- Begrifflichkeiten „Bildungsbeteiligung“ und „Kompetenzerwerb“ mit Blick auf Ergebnisse der PISA oder IGLU Studie unterschieden und erläutern - Kompetenzerwerb: enge Kopplung zwischen sozialer Herkunft der SuS und Kompetenzerwerb, regionale Disparitäten zwischen Bundesländern (Anteil der 15-jährigen, die höchstens Kompetenzstufe 1 in Mathe erreichen) - Bildungsbeteiligung: Regionale Disparitäten zwischen Bundesländern (Abiturquoten, Schulabschlüsse)
- Begrifflichkeiten „Bildungsbeteiligung“, „Kompetenzerwerb“ und „relative Chancengleichheit“ mit Blick auf Ergebnisse der PISA oder IGLU Studie unterscheiden und erläutern + Befunde nennen - Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und erworbenen Kompetenzen in allen PISA-Staaten, am engsten in Deutschland - Zusammenhang von sozialer Herkunft und o Bildungsbeteiligung (wer geht in welche Schule) § 52% Obere Dienstklasse = Gymnasium, 13% = Haupt/Berufsschule § 11% Arbeiter = Gymnasium, 41% = Haupt/Berufsschule o Kompetenzerwerb (Wer verfügt über welche Kompetenzen) § 40% Arbeiterfamilie verfügen nur über elementare Kompetenzen § 10% Obere Dienstklasse verfügen nur über elementare Kompetenzen § Durchschnt. Lesekompetenz Obere Dienstklasse übersteigt Arbeiterfamilienkind um 83 Testpunkte (1 Schuljahr = 40 Testpunkte) o Relative Bildungschancen (Chance für Gymnasialbesuch) § Chance für Obere Dienstklasse 4,3 mal höher als für Facharbeiterkind § In Bayern und Schleswig-Holstein sogar über 6 mal § Bei gleichen Kompetenzen 2,9 mal höher
- Unterschiedliche Erklärungsansätze für die Entstehung von Bildungsungleichheit 1. Kapitalsorten (Bourdieu) 2. Bildungsentscheidungen (Boudon) 3. Institutionelle Diskriminierung 4. Ungleichheitsverstärkende Effekte im Bildungssystem: Schulformen als sozial differenzierende Lernmilieus
- Die unterschiedlichen Kapitalsorten von Bourdieu kennen und erläutern - Bildungsungleichheiten als Folge gesellschaftlicher Reproduktionsprozesse - Soziale Herkunft über verschiedene Kapitalsorten o Ökonomisches Kapital --> Besitztümer, Vermögen o soziales Kapital --> soziale Beziehungen o kulturelles Kapital --> institutionalisiert (Abschlüsse, Titel) --> objektiviert (kulturelle Güter: Bücher, Gemälde, Instrumente) --> inkorporiertes kulturelles Kapital (kulturelle Fähigkeiten) --> enger Zusammenhang zwischen geerbtem familiärem kulturellem Kapital und Schulerfolg - Ressourcen, die die Handlungsmöglichkeiten von Personen erweitern und ihre sozioökonomische Stellung positiv beeinflussen können
- Unterschied zwischen primären und sekundären Herkunftseffekten erläutern - Primäre Herkunftseffekte o Kinder aus sozial höheren Schichten häufig bessere Schulleistungen und höhere Schulformen o Einflüsse der familiären Herkunft zeigen sich in Leistungen und Kompetenzen o Vorteile für soziale höhere Schicht = höheres kulturelles Anregungsmilieu, Vermittlung von Einstellungen wie Anstrengung, Lernmotivation und Wertschätzung von Bildung - Sekundäre Herkunftseffekte o Bei Bildungsentscheidungen wählen bei gleichen Schulleistungen Akteure aus sozial höheren Schichten höherwertige Bildungswege / Schulformen o Vorteile der Kinder aus sozial höheren Schichten = Bildungsentscheidungen als Ergebnis des Abwägens erwarteter Kosten und Erträge sowie der Erfolgswahrscheinlichkeit (Investitionsrisiken)
- Erläutern, welchen Einfluss das kulturelle Kapital der Eltern auf den Schulerfolg von Kindern hat und welche Rolle der Schule dabei zukommt. - enger Zusammenhang zwischen geerbtem familiärem kulturellem Kapital und Schulerfolg - Schule baut soziale Ungleichheiten und Privilegien nicht ab - Reproduktion sozialer Ungleichheiten durch die Schule
- Erläutern, welchen Einfluss das kulturelle Kapital der Eltern auf den Schulerfolg von Kindern hat und welche Rolle der Schule dabei zukommt. - enger Zusammenhang zwischen geerbtem familiärem kulturellem Kapital und Schulerfolg - Schule baut soziale Ungleichheiten und Privilegien nicht ab - Reproduktion sozialer Ungleichheiten durch die Schule
- Die Mechanismen bei der institutionellen Diskriminierung erläutern - Institutionelle Routinen, Verfahren, Regeln, Gewohnheiten, Erwartungen im Schulalltag, die dazu beitragen, Bildungsungleichheiten herzustellen - Deutliche Benachteiligung für Kinder mit Migrationshintergrund - Schuleigene Aufnahmekapazität für „lernschwache“ Kinder beeinflussen Risiko einer Förderschulzuweisung - Zurückstellung von Kindern mit mangelnden Deutschkenntnissen - Empfehlung einer Schulform aufgrund kulturalisierender Annahmen hinsichtlich der Unterstützungsmöglichkeiten von Eltern mit Migrationshintergrund - Annahme und Zuschreibungen werden als Defizite hinsichtlich der sprachlichen Voraussetzungen, der kognitiven Leistungsfähigkeit oder der Arbeitshaltung gedeutet
- Erläutern, was mit Schulformen als „differenzielle Lern- und Entwicklungsmilieus“ gemeint ist. - Schulen bieten unterschiedliche Lern- und Entwicklungschancen und zwar unabhängig von den individuellen Lernvoraussetzungen der SuS - SuS werden auf unterschiedliche Schulformen verteilt - Verteilung begünstigt Zusammensetzung der Schülerschaft nach sozialer Herkunft - Verschiedene Schulformen weisen unterschiedliche Lernmilieus auf - Bedeutsame Unterschiede in den Lernzuwächsen an verschiedenen Schulen
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