Pädagogik & Didaktik (Subject) / Erziehungswissenschaft II - Sozialisation in heterog. Gesell. (RWTH Ac 2019) (Lesson)
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Modul Erziehungswissenschaft II - Teil Sozialisation in einer heterogenen Gesellschaft (RWTH Aachen WiSe 2019 / 2020 bei Prof. Kommer)
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- Wortursprung "Sozialisation" Soziologie von lat. socius = Gefährte und gr. logos∼Lehre
- Worauf fußen Sozialisationstheorien? Sozialisationstheorie fußen auf Soziologien (= Gesellschaftstheorien), wie z.B. der „Kritischen Theorie“ (Frankfurter Schule).
- Grundthese der Frankfurter Schule im Bezug auf Bildung Bildung geht nicht ohne die Auseinandersetzung mit dem gesellschaftlichen Widerspruch von zugleich eingeforderter Autonomie und Zwang. (Ähnliches für Sozialisation)
- Unterschied zwischen Erziehung und Sozialisation – Erziehung ist intentional (Sanktionen, Prüfungen, gesteuerte Wissensvermittlung, ...) – Sozialisation „alles Andere“ (Werbung, Peers,...)
- 2/4 Grundfragen der Sozialisationstheorie • Wie gelingt es, dass sich Gesellschaft verändert, ohne auseinanderzubrechen? ⇒ Wie gelingt es einer Gesellschaft, über eine recht lange Zeit mehr oder weniger stabil zu bleiben? • Aber auch: Wie kann sich das Individuum als Individuum (oder Persönlichkeit) in einer Gesellschaft behaupten? ⇒ Wie verläuft (erfolgreiche) Persönlichkeitsentwicklung in Gesellschaft?
- Sozialisationsbegriff nach Portmann • Der Mensch als physiologische Frühgeburt ⇒ Offenheit für soziale Kontakte und Umwelteinflüsse ⇒ „Bildbarkeit“ ⇒ Sozialisation ist nicht das „Angeborene“ (was auch immer was ist...)
- Sozialisationsbegriff nach Durkheim • Hintergrund: – Auflösung von Stand und Klasse, Industrialisierung, Arbeitsteilung, Ortsteilung ⇒ immenser Gesellschaftlicher Umbruch • Individuum als von Natur aus triebhaft, egoistisch und asozial ⇒ Nur wenn alle Subjekte Normen und Zwangsmechanismen verinnerlichen ist der Bestand von modernen Industriegesellschaften gesichert. • Erziehung nicht als Entlockung der Veranlagungen, die bereits vorveranlagt sind (Antike), sondern Neubeginn in jeder Generation mit der tabula rasa. ⇒ Sozialisation als Eingliederung und Aufgehen des Individuums in der Gesellschaft • Grenze zwischen Ge- und Missbrauch
- Irritationen des Sozialisationsmodelles nach Durkheim • Psychologie und Persönlichkeitsforschung (Freud) • Lerntheorien Behaviorismus (Watson) • Entwicklungspsychologie (Piaget) • strukturell-funktionale Theorie (Parson → Luhmann) • Interaktionismus (Mead)
- Sieben Thesen der Sozialisationstheorie von Hurrelmann 1. Sozialisation vollzieht sich in einem Wechselspiel von Anlage und Umwelt. 2. Sozialisation ist der Prozess der Persönlichkeitsentwicklung in wechselseitiger Abhängigkeit von den körperlichen und psychischen Grundstrukturen und den sozialen und physikalischen Umweltbedingungen. Die körperlichen und psychischen Grundstrukturen bilden die innere, die sozialen und physikalischen Umweltbedingungen die äußere Realität. 3. Sozialisation ist der Prozess der dynamischen und produktiven Verarbeitung der inneren und äußeren Realität. 4. Eine gelingende Persönlichkeitsentwicklung setzt eine den individuellen Anlagen angemessene soziale und materielle Umwelt voraus. Die wichtigsten Vermittlerhierfür sind Familien, Kindergärten und Schulen als Sozialisationsinstanzen. 5. Nicht nur die Sozialisationsinstanzen haben Einfluss auf die Persönlichkeitsentwicklung, sondern auch andere soziale Organisationen und Systeme, die in erster Linie Funktionen für Arbeit, Freizeit, Unterhaltung und soziale Kontrolle erbringen. 6. Die Persönlichkeitsentwicklung besteht lebenslang aus einer nach Lebensphasen spezifischen Bewältigung von Entwicklungsaufgaben. 7. Ein reflektiertes Selbstbildund die Entwicklung einer Ich-Identität sind die Voraussetzung für ein autonom handlungsfähiges Subjekt und eine gesunde Persönlichkeitsentwicklung. Lässt sich Identität nicht herstellen, kommt es zu Störungen der Entwicklung im körperlichen, psychischen und sozialen Bereich.
- Sozialisationsebenen nach Hurrelmann • Primäre Sozialisationsinstanzen: Familie, Freunde • Sekundäre Sozialisationsinstanzen: Kindergarten, Schule, Einrichtungen • Tertiäre Sozialisationsinstanzen: Freizeitorganisationen, Medien, Gleichaltrige
- Moderne vs. Vormoderne Gesellschaften vormoderne Gesellschaft moderne Gesellschaft Sozialstruktur einheitliche, wenig gegliederte Gesellschaft ist in spezialisierte Sozialordnung, faceto-face Teilsysteme aufgeteilt Beziehungen = funktionale Differenzierung, versachlichte, anonyme Rollenbeziehungen Kultur einheitliche religiössymbolische unterschiedliche, z.T. widersprüchliche Sinnwelt Sinnwelten der einzelnen Teilysteme Person Der Einzelne ist als ganze Person Der Einzelne ist für die Gesellschaft Teil der Sozialordnung, Die nur alsT räger spezialisierter Rollen persönliche Identität ist von Interesse. Der Aufbau sozial und kulturell vordefiniert. persönlicher Identität wird zur Eigenleistung des Einzelnen. Der Mensch erfährt sich als Individuum
- Definitio: Habiltus • Habitus als ein imSozialisationsprozess verinnerlichtes System von Mustern, die es erlauben alle typischen Gedanken, Wahrnehmungen und Handlungen einer Kultur zu erzeugen.
- Wie beschreibt Bourdieu den Habitus und was bedarf es demnach zu dessen Änderung? • Habitus als träge ⇒ zur Änderung bedarf es „Krisen“
- Inwiefern wirkt der Habitus als Vermittler zwischen Milieu und Außenwelt? Habitus als Vermittler zwischen Milieu-Herkunft und Verhältnis zur Außenwelt und als Grenze des Denkens und Handelns aber auch selbst als begrenzt
- Kapitaltypen nach Bourdieu • ökonomische Kapital: Arbeitsertrag, Geld, Eigentum, Profit • kulturelles Kapital: inkorporiert, objektiviert, institutionalisiert • soziales Kapital: Zugehörigkeit, Kosten-Nutzen-Kalkül
- Was versteht man unter einem Milieu? = Teilung und Unterscheidungen der Gesellschaft ⇒ Gruppe von Menschen, die aufgrund eines gemeinsamen Habitus eine ähnliche Lebensweise haben
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- Wie vollzieht sich die Bildung von Milieus und wie ist die Beziehung von Milieus zu Lebensoptionen? • Vollzieht sich im sozialen Raum, in Zwängen und Notwendigkeiten, Ressourcen und Chancen • Milieu als Eröffnung aber auch Einschränkung von Optionen und Variationen
- Die 4 größten Milieugrupen in Deutschland gemäß der Sinus-Milieu-Studie • Konservativ-etabliertes Milieu (10.1%): Efolgsethik, Führungsanspruch, ... • Liberal-interkulturelles Milieu (7.1 %): Liberale Grundhaltung, kritische Weltsicht,... • Adaptiv-pragmatisches Milieu (9.8%): „gesellschaftliche Mitte der Zukunft“... • Prekäres Milieu (8.9 %): Selbstbild als Benachteiligte der Gesellschaft, ...
- Wie sieht Bourdieu den Habitus von Schule? - Habitus von Schule eng an den der Gesellschaftlichen Elite angepasst --> Probleme für Kinder aus niedrigeren Milieus, die nicht teilhaben können.
- Beck - Risikogesellschaft: 4 Phasen der Individualisierung (historisch) • Frühes Christentum: Sündhaftigkeit des Menschen, Taufe und Namensgebung • Reformation: Idee der Eigenverantwortlichkeit, erste soziale Bedeutsamkeit des Individuums, Individualität • Industrialisierung: Idee des autonomen Staatsbürgers, Frage nach den Auswirkungen gesellschaftlicher Prozesse auf das Individuum, das Subjekt als Resultat gesellschaftlicher Prozesse • Wohlstandssteigerung nach 1945: Abnahme der Prägekraft gesellschaftlicher Verhältnisse, „freie Wahl“ von Lebensformen
- Beck - Risikogesellschaft: 4 Thesen • Gesellschaft verändert sich, Lebenswege werden „wählbar“ (homo optionis) ⇒ Verantwortung wird zunehmend auf den Einzelnen verlagert • Das bedeutet aber nicht die Auflösung einer „geschichteten“ Gesellschaft ⇒ Nach wie vor sind z.B. „Milieus“ zu erkennen (z.B. Sinus) • Die Entstehung und Aufrechterhaltung sozialer Unterschiede lässt sich theoretisch fassen (z.B. Bourdieu) • Auch das Bildungssystem hat einen Habitus – und trägt damit im negativen Fall zur Zementierung sozialer Unterschiede bei
- Grundthese der Systemtherie nach Luhmann Die Welt besteht aus autpoietischen, operational geschlossenen, strukturdeterminierten und strukturell gekoppelten Systemen.
- Thesen des Sozialkonstruktivismus • Die Welt besteht aus autpoietischen, operational geschlossenen, strukturdeterminierten und strukturell gekoppelten Systemen. ⇒ Als Soziologische Theorie: Menschen und ihre Identität als System • Pertubationen des Systemes als Anlass zu Sozialisationsprozessen ⇒ Ausgang abhängig von den bereits im System bestehenden Strukturen
- Zentrale Ergebnisse der JIM-Studie 2018: 12 - 19 Jährige • Freizeitaktivitäten: Freunde treffen, Sport, Familienunternehmungen • Medienbeschäftigung in Freizeit: Internet, Smartphone, Musik, Online-Videos, Fernsehen, Radio, Streaming • Gerätebesitz: Smartphone und Handy bei fast 100%, Computer und Laptop ⇒ deutliche Steigerung von internetbezogenen Medien und Absingen von Fernsehen • Vertrauen in Qualitätsmedien
- Zentrale Sozialisationsmodelle Hurrelmann Selbstsozialisation
- Perspektiven auf Mediensozialsation - Sozialisation durch Medien - Sozialisation zu Medien - Sozialisation in einer mediatisierten Welt
- Was beeinhaltet die Mediensozialsiation bzw. Theorien dazu immer? Annahmen über die Wirkung von Medien
- Positive Sozialisationswirkungen oder sozialisatorische Aspekte der Medien - Raum zur Subjektkonstituierung und Identitätsbildung - ein wichtiger Baustein zur kreativen Gestaltung von Identitätsentwürfen in der heutigen Zeit - Kinder und Jugendliche handeln die Bedeutung der Mediengeschichten vor dem Hintergrund ihres eigenen Lebenszusammenhangs aus - Jugendliche können im Gespräch mit ihren Eltern über Medien durch die Kommunikation über Medieninhalte Themen ansprechen, die sie selbst bewegen, es werden Normen, Werte und Rollenmuster sowie Geschmacksvorlieben thematisiert
- Was steht im zentrum von Hurrelmanns Sozialisationstheorie? Das produktiv Realität verarbeitende Subjekt.
- In welchen Sozialisationstheorien steht "Selbstsozialisation" im Zentrum? In konstruktivistischen und systemischen Sozialisaitonstheorien
- Grundaussage Dieter Baacke Lebenswelten sind Meidenwelten
- Mediennutzungstypen DIVSI-Studie Unbekümmerte Pragmatische Souveräne Verantwortungsbedachte Skeptiker Verunsicherte Vorsichtige
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- DIVSI Studie 2018 Grundaussage Euphorie war gestern
- ICILS 2018 - Medienbezogene Kompetenzstufen 1. Rudimentäre, vorwiegend rezeptive Fertigkeiten 2. Basale Wissensbestände und Fertigkeiten in der Identifikation von information und Bearbeitung von Dokumenten 3. Angeleitetes Ermitteln von Informationen und Bearbeiten von Dokumenten sowie Erstellen einfacher Informationsprodukte 4. Eigenständiges Ermitteln und Organisieren von Informationen und selbstständiges Erzeugen von Dokumenten und Informationsprodukten 5. Sicheres Beweren und Organisieren selbstständig ermittelter Informationen und Erzeugen von inhaltlich, sowie formal anspruchsvollen Informationsprodukten
- ICSLS Studie zu Sozialer Ungleichheit Starke Unterschiede der Medienkompetenz zwischen Gymnasiasten und Nicht-Gymnasiasten Mädchen etwas kompetenter Migrationshintergrund korreliert mit schlechterer Medienkompetenz
- Mediensozialisation: Poisitionen gegenüber Medien Kulturkritisch Medieneuphorisch Kritisch Optimistisch
- 4 Aspekte von Jugendlicher Mediennutzung 1. Sich in Beziehung setzten 2. Sich Freiräume suchen 3. Sich beteiligen 4. Sich als kompetent erleben
- Moderne Mediensozialisation - Medientypen nicht mehr klar unterscheidbar - neue kreative Ausdrucksformen für Jugendliche - Selbstgestaltung und -bewusstsein über Medien und in medialen Räumen
- Grundfrage der Gender-Debatte Wie viel der Charaktereigenschaften die als typisch "männlich" oder "weiblich" aufgefasst werden ist biologisch determiniert und wie viel ansozialisiert?
- Seit wann müssen Frauen in D nicht mehr die Erlaubnis ihres Mannes für die Aufnahme einer Arbeit nachweisen? Seit den 1970er Jahren
- Seit wann ist in D Vergwelatigung in der Ehe strafbar? 1997
- Seit wann dürfen Frauen in D wählen? 1918
- Was versteht man unter "Krankheit Frau"? Bei der medizinischen Diagnostik ist die Referenz häufig der männliche und nicht der weibliche Körper.
- J. Butler zu Geschlechtersozialisation - Geschlechterrollen entstehen durch ihre Akzeptanz in der Gesellschaft - Geschlechterrollen werden in Interaktion konstruiert.
- "Doing Gender" Man lernt und trainiert sich gemäß der sozialisierten Geschlechterrollen zu verhalten und zu definieren.
- NRW Ministerium zu Geschlechterrollen und Schule - Thematisierung von Zusammenweirkung mit anderen Ungleichheiten - Gleichstellung, Förderung und Motivation von Mädchen und Jungen - "Fairsprechen" - Chancengleichheit
- Statistik zu sonderpädagogischem Förderbedarf - 2/3 Jungen - 1/3 Mädchen
- Diskrepanz von Geschlechterrollen in Schule und in der Wirtschaft - Mädchen als die "Gewinnerinnen im Schulsystem" --> Wieso schlägt sich das nicht auch im Arbeitsmarkt nieder?
- Reflexionsfragen des Schulministeriums NRW zur Gleichbahndlung Schulbücher und Unterrichtsmaterial Personen, Anteil, Darstellung, Vorstellung von Weiblichkeit und Männlichkeit, Identifikationsmöglichkeiten Konkrete Unterrichtsinhalte und -themen, auch in schulinternen Curricula Interessante und zugängliche Inhalte, Wieso?, kritische Auseinandersetzung, Lebensmodelle Didaktisch-methodisches Vorgehen und individuelle Förderung Verhalten der Lehrkraft (Selbstreflexion) Sprache: Wie, Wen, Wann ; Bewertung, Erwartungen und Zuschreibungen?
- Welcher Sozialisationsaspekt ist in systemisch - konstuktivistischen Sozialisationstheorien noch zentraler als bei Hurrelmann? Der Aspekt der Selbstsozialisation aufgrund von Erfahrungen im vergleich zu Determination durch (genetische) Anlagen.
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