Thema 6: Die Regulation negativer Emotionen und prosoziales Verhalten bei Kinder (Subject) / Thema 6: Die Regulation negativer Emotionen und prosoziales Verhalten bei Kinder (Lesson)
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Thema 6: Die Regulation negativer Emotionen und prosoziales Verhalten bei Kindern im Vorschulalter in vier Kulturen
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- Vor welchem theoretischen Hintergrund erfolgte die Auswahl der Stichproben? gibt aus früheren Studien Hinweise darauf, dass die Art und Weise der emotionalen Reaktion auf die Notsituation einer anderen Person Einfluss darauf hat, ob jemand prosoziales Verhalten zeigt. Während Sympathie prosoziales Verhalten fördert, wird es durch Distress verhindert. Dieser Zusammenhang gilt besteht anscheinend sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen. Während einige Forscher von einer universellen menschlichen Fähigkeit zum Altruismus ausgehen, lässt sich daraus nicht über verschiedene kulturelle Kontexte ableiten, wann tatsächlich prosoziales Verhalten erfolgt, weil prosoziales Verhalten von Einschätzungen abhängen, die ihrerseits kulturell geprägt sind und es aus früheren Studien Hinweise auf kulturelle Unterschiede in prosozialem Verhalten gibt. Darüber hinaus hat prosoziales Verhalten viele Facetten, die nicht alle durch emotionale Reaktionen hervorgerufen werden. Vor diesem Hintergrund wurden Vorschulkinder aus jeweils zwei westlichen (Israel und Deutschland) und zwei nicht-westlichen Kulturen (Malaysia und Indonesien) ausgewählt. Die Beobachtung des Zusammenhangs zwischen emotionalen Reaktionen und prosozialem Verhalten an Vorschulkindern könnte bei kleineren Kindern, die spontaner als ältere Kinder und Erwachsene reagieren, besonders deutlich hervortreten.
- Wie wurden die folgenden Konzepte definiert? Prosoziales Verhalten (prosocial behavior)Antwort: Prosoziales Verhalten wurde in dieser Studie als freiwilliges Verhalten definiert, das einer anderen Person zugute kommen soll. "Freiwillig" betont die spontane Initiative der Person im Vergleich zu professioneller Hilfe (z.B. Ärzte oder Krankenschwestern). Prosoziales Verhalten kann Helfen, Teilen, Geben und Trösten einschließen. Sympathie (sympathy)Antwort: Sympathie ist ein Gefühl von Trauer und Sorge um eine andere Person, die bedürftig ist. Sympathie kann durch das Erleben von Empathie ausgelöst werden. Sie ist zur Empathie dadurch abzugrenzen, dass Sympathie das Erleben eigener Emotionen ist, während Empathie durch das Bewusstsein gekennzeichnet ist, dass die Emotion durch die Situation einer anderen Person ausgelöst wird und deren Emotion stellvertretend erlebt wird. Selbst- bzw. fremdbezogener Distress (self- / other-focused distress)Antwort: Selbst Distress ist dadurch gekennzeichnet, dass die Aufmerksamkeit vom Opfer abgewandt wird. Es entsteht wenn sich das Kind mit dem Opfer einfühlt und sich gleichzeitig unwohl und gereizt fühlt. Fremdbezogener Distress ist mit Empathie für das Opfer verbunden. Das Gefühl für das Opfer führt zu einer Notlage, während die Aufmerksamkeit stärker auf das Opfer gelenkt wird. Fremdbezogener Distress kann somit durch eine ansatzorientierte Reaktion und selbstbezogener Distress durch eine vermeidende Reaktion charakterisiert werden.
- Welche Hypothesen wurden formuliert in Bezug auf (a) kulturelle Unterschiede im prosozialen Verhalten und emotionalen Reaktionen und (b) hinsichtlich der Zusammenhänge zwischen emotionalen Reaktionen und prosozialem Verhalten? 1. Es wird angenommen, dass Kinder aus Malaysia und Indonesien stärkere Distress-Reaktionen zeigen als Kinder aus Deutschland und Israel. 2. Es wird angenommen, dass es einen positiven Zusammenhang zwischen Sympathie und prosozialem Verhalten und einen negativen Zusammenhang zwischen zwischen Distress und prosozialem Verhalten.
- Welche Stichprobe[n] wurde[n] untersucht? Antwort: insgesamt wurden 212 fünfjährige Kinder (118 Mädchen) aus Deutschland, Israel, Indonesien und Malaysia an dieser Studie teilgenommen. Die deutsche Stichprobe wurde aus Konstanz, einer mittelgroßen Stand in Süddeutschland, ausgewählt (n = 36 Mädchen und n = 24 Jungen); Die israelische Stichprobe wurde aus einem Kindergarten israelis-jüdischer Kinder aus Haifa, einer Stadt in einer zentralen Region Israels, ausgewählt (n = 27 Mädchen und n = 25 Jungen); Die indonesische Stichprobe wurde aus einem Stadtkindergarten in Bandung, West-Java (n = 31 Mädchen und n = 25 Jungen) und der Malaysischen Stichprobe (Iban) aus einer mittelgroßen Stadt in Sarawak, dem malaysischenn Teil von Borneo (n = 24 Mädchen und n = 20 Jungen) gewählt. Alle Stichproben waren im Bezug auf Ethnizität und SES homogen. Alle Kinder stammten aus bürgerlichen Familien mit gut ausgebildeten Eltern.
- Wie lässt sich das Untersuchungsdesign charakterisieren (z. B. Quer- / Längsschnittdesign, Korrelations- / Experimentaldesign) > Korrelationsdesign -> Querschnitt-Design
- Was waren die zentralen unabhängigen und abhängigen Variablen bzw. Moderatorvariablen im Rahmen der Prüfung (a) der Unterschiedshypothesen bzw. (b) der Zusammenhangshypothesen? a) Bei den Unterschiedshypothesen wurde untersucht, ob sich Kinder aus Malaysia und Indonesien von Kindern aus Deutschland und Israel hinsichtlich prosozialem Verhalten, Sympathie und selbst- bzw. fremdbezogenem Distress unterscheiden. Die unabhängigen Variablen (UV) sind damit die 4 verschiedenen Kulturen und die abhängigen Variablen (AV) sind die drei emotionalen Reaktionen (Sympathie, selbst- und fremdbezogener Distress) und prosoziales Verhalten. Auch das Geschlecht wurde in o.g. Zusammenhang als unabhängige Variable untersucht. (b) Die Zusammenhangshypothesen untersuchten den Zusammenhang von Sympathie und prosozialem Verhalten sowie von selbstbezogenem Distress und prosozialem Verhalten. Sympathie und selbstbezogener Distress waren dabei die Prädiktoren (UV) und prosoziales Verhalten das Kriterium (AV). Moderatovariable ist die Kultur.
- Welche Datenerhebungsmethoden (z. B. Selbst- oder Fremdeinschätzung, standardisierter Leistungstest, Art der Beobachtung) kamen zu ihrer Erfassung zum Einsatz? Die Daten wurden durch Beobachtung bei der Interaktion von Kind und der erwachsenen Spielpartnerin erhoben. Beobachtung (strukturiert) in Spielsituation; Kind und "fremde" Person, mit Focus aufa) Sympathie und Distress (self-, und other-focussed)b) prosoziales Verhalten in Form von Videoaufzeichnungen
- Welche statistischen Verfahren wurden verwendet zur Prüfung (a) der Unterschiedshypothesen und (b) der Zusammenhangshypothesen? (a) der Unterschiedshypothesen: ANOVA (Varianzanalyse)(b) der Zusammenhangshypothesen: Multiple Regressionsanalysen
- Welche Befunde ergaben sich (a) hinsichtlich kultureller Unterschiede im prosozialem Verhalten und selbstbezogenem Distress (b) bezüglich der Zusammenhänge zwischen emotionalen Reaktionen(d. h. Sympathie, selbstbezogenem Distress) und prosozialem Verhalten? Welche Rolle spielte die Variable Kultur hinsichtlich der berichteten Zusammenhänge? a) kultureller Unterschiede im prosozialen Verhalten und selbstbezogenem Distress-> Kinder aus sozial-geprägten Gesellschaften (Asien) reagieren mit mehr selbstbezogenem Distress und weniger prosozialem Verhalten als Kinder aus individuell-geprägten Gesellschaften. b) Zusammenhänge zwischen emotionalen Reaktionen und prosozialem Verhalten-> über die Kulturen hinweg zeigt sich ein positiver Zusammenhang zwischen Sympathie und prosozialem Verhalten und ein negativer Zusammenhang zwischen selbstbezogenem Distress und prosozialem Verhalten; wobei der positive Zusammenhang zwischen Sympathie prosozialem Verhalten höher ist als der negative Zusammenhang zwischen Distress und prosozialem Verhalten.
- Inwieweit ergeben sich aus der Sicht von Trommsdorff et al. (2007) Einschränkung hinsichtlich der Interpretierbarkeit der Befunde aufgrund der gewählten Untersuchungsmethode? Die Vertrautheit der Spielesituation wurde nicht erfasst - dadurch konnten nicht beurteilt werden, wie die Kinder den Spielpartner wahrgenommen haben und kulturelle Unterschiede hinsichtlich der Wahrnehmung Qualität der Vertrautheit mit dem Spielpartner können nicht ausgeschlossen werden.Die Persönlichkeit des Spielpartners kann die Situation (trotz Training) beeinflussen.Durch die Wahrnehmung des Spielpartners (von indonesischen und malaysischen Kindern) als Mitglied einer Fremdgruppe kann sich das Verhalten ihm gegenüber ändern - Besonders in sozial orientierten Kulturen ist die Differenzierung zwischen Eigen- und Fremdgruppe (v.a. im Hilfeverhalten) wichtig. Die Vertrautheit der Kinder mit einem traurigen Ausdruck eines erwachsenen Spielpartners kann nicht empirisch kontrolliert werden.Das Korrelationsdesign lässt keine Schlussfolgerungen hinsichtlich kausaler Wirkungszusammenhänge zu (Problem der Verursachungsrichtung) -> Treten emotionale Reaktionen vor, nach oder während prosozialem Verhalten auf?Weitere Kritikpunkte zur Generalisierbarkeit: Unterschiedliche Interpretation von prosozialem Verhalten (in kollektivistischen Kulturen keine Reaktion auf Emotionen einer anderen Person zeigen, damit diese ihr "Gesicht wahrt"?)Kulturen sind sehr heterogen; große Unterschiede innerhalb von KulturenMöglicherweise wenig Erfahrungen mit dem Trösten Erwachsener in kollektivistischen Kulturen (nur mit Peers, Ingroup-Mitgliedern etc.)