Politikwissenschaft (Subject) / Steuerungs- und Governancetheorie Folie 9 (Lesson)

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Governance der Wissenschaft

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  • Soziale Ordnung der Wissenschaft (Selbstregulierung) a)Grenzen der Steuerung als = Steuerbarkeitsprobleme - Wissenschaft emanzipiert sich aus externen Abhängigkeiten(z.B. religiösen Abhängigkeiten)- Wissenschaft gewinnt Identität durch Bezug aufWahrheitscode (spezifische Rationalität)-„Logik der Forschung“ = black-box-Problem: ==> Unansprechbarkeit und Undurchschaubarkeitvon Forschungshandeln = Barrieren für forschungspolitisches Einwirken
  • Handlungsabstimmung in Fachgemeinschaften (scientific communities) -die Mitglieder einer Fachgemeinschaft berufen sich aufgemeinsamen Wissensbestand-Mitgliedschaft erwirbt man durch Verhalten a)Einbau des vorhandenen Wissensb)eigener Beitrag zum Wissensfundus -Abstimmung der Teilnehmer der Wissensproduktioneiner Fachgemeinschaft a)indirekt: durch Orientierung am selben Wissensstandb)direkt: durch wechselseitige Beobachtung
  • Unvollkommenheit und Erfordernisse der Handlungsabstimmung - Gründe: a) Mehrfachentdeckungen (Parallelforschung)b) Produktion nicht weiter beachteter (irrelevanter) Beiträge - Zertifizierung neuen Wissens: durch Beachtung der Mitglieder der Fachgemeinschaften - Relativierung der These vom irrelevanten Wissen (siehe b): Reduktion von Unsicherheit - Erfordernis der öffentlichen wissenschaftlichen Kommunikation (Zugänglichkeit des Wissensstandes) 
  • Institutionen zur Stützung der sozialen Ordnung der Wissenschaft (1) informelle Institutionen:in den Fachgemeinschaften existieren bestimmte Regeln, die Bindungswirkung entfalten, da ihre Nicht-Beachtung sanktioniert wird (2) Leistungseliten:ihre Beiträge haben für die Mitglieder der Fachgemeinschaft orientierende Wirkung (3) Peer Review:= qualitative Beurteilung von Forschungsvorhaben und -ergebnissen durch FachkollegInnen
  • Leistungserwartungen der Gesellschaft an die Wissenschaft a) Ausgangsbefund: ==> Spannung zwischen (1) Autonomie und (2) Abhängigkeit der Wissenschaft ad 1: gemeinsame Wissensproduktion erfolgt vor allem durch Beobachtung des wissenschaftlichen Wissens,d.h.: „Blindheit“ der Wissenschaft für externe gesellschaftliche Forderungen ad 2: die moderne Wissenschaft ist finanziell abhängig von anderen gesellschaftlichen Teilsystemen==> die Geldgeber der Wissenschaft erhoffen sich bestimmte Gegenleistungen:(z.B.: Potential für Problemlösungen)
  • „Gemeinschaftsversagen“ der wissenschaftl. Fachgemeinschaft -es gibt keine Instanz, die Wissenschaftler zur Bearbeitung eines bestimmten gesellschaftlichen Problems zwingen könnte - Beurteilungsprobleme, ob Beiträge a) unbrauchbar (mariginal, schlecht) b) oder non-konformistisch (innovativ) - Fehlen von Sensoren für externe (ausserwissenschaftliche) gesellschaftliche Leistungserwartungen
  • Governance der Wissenschaft durch formale Organisationen -Reaktion auf Gemeinschaftsversagen ==> Regulierung der Forschung durch Kopplung von(1) Zuweisung von Ressourcen(2) und Erfüllung von Leistungserwartungen -Bedarf an „Schnittstellen“ zwischen(1) Wissenschaft und (2) Politik (bzw. Wirtschaft)==> wichtige Rolle von formalen Organisationen a) Organisationen der Wissensproduktion (z.B.: Universität)b) intermediäre (vermittelnde) Organisationen (z.B.: Deutsche Forschungsgemeinschaft,Deutscher Hochschulverband)
  • Instrumente der Governance a) Grundtypen institutioneller Trägerschaft (1) Industrieforschung:Unternehmen organisieren Forschung, um am Markt Gewinne zu erzielen (==> Produktionsvorbereitung) (2) Universitäten: Staat finanziert Forschung aufgrund der==> Dienstleistungsfunktion der Universitäten in derBerufsausbildung (Verkopplung v. Forschung u. Lehre) (3) reine Forschungsorganisationen:==> Spannung zw. Orientierung an a) Fachgemeinschaftenund b) Leistungserwartungen der Geldgeber(institutionelle Lösungen: Beiräte, Evaluationen)
  • Governance in Form von Förderprogrammen - der Staat oder private Geldgeber legen bestimmte Förderprogramme auf - Durchführung häufig übertragen auf Förderorganisationen - Gefahr der Vereinnahmung der Wissenschaftler in den Förderorganisationen z.B.. durch die Vorstellung der Politik
  • Governance durch Gestaltung der institutionellen Rahmenbedingungen --> mögliche (nicht-finanzielle) Ansatzpunkte - Beeinflussung der universitären Strukturen - Gestaltung der Arbeitsrechtsverhältnisse - Regelungen zur Patentierung von Forschungsergebnissen - Ethikstandards bei riskanter Forschung - Organisation eines Dialogs zwischen: Wissenschaft, Politik und Bürgern
  • Grenzen von Governance a) Wissensdefizite der wissenschaftsexternen Akteure --> die Wissenschaftler müssen systematisch in die Governance der Wissenschaft einbezogen werden b) Störanfälligkeit der komplexen "Übersetzungsprozesse" (von gesellschaftlichen in wissenschaftliche Probleme) 1) "technische" Probleme (Machbarkeit) 2) Interessengegensätze der Beteiligten (Wissenschaft <--> Politik) - Wissenschaftler betreiben "Etikettenschwindel" - Peers vertreten die Interessen ihrer Fachgemeinschaft c) nicht-intendierte Effekte von Governance --> Druck, sich wiss. Mainstream-Positionen anzuschließen bzw. Gefahr, dass unorthodoxe Ansätze verschwinden
  • Neue Trends der Governance-Forschung a) Ausdifferenzierung der Wissenschaft (in westlichen Nationen) --> verstärkter Bezug auf Kriterien zweiter Ordnung z.B. - Reputation der Organisation        - Position des Wissenschaftlers in Organisation        - Reputation der Zeitschrift        - Zahl der Zitationen durch Kollegen
  • Herausbildung einer "Wissensgesellschaft" ==> Wandel im Verhältnis Wissenschaft - Gesellschaft (1) Verwissenschaftlichung der Gesellschaft(= wachsende Abhängigkeit der Gesell. von Wiss.) (2) Vergesellschaftung der Wissenschaft=> „neuer Modus“ der Wissensproduktion in interdisziplinären Netzwerken; => soziale Kontexte der späteren Verwendung spielen zunehmend wichtige Rolle
  • Finanzierungsprobleme der Wissenschaft ==> Einführung des New Public Managements (NPM) für staatlich finanzierte Bildungs-und Forschungseinrichtungen - Rückzug des Staates aus Detailregulierung - stärkere Betonung von Markt und Wettbewerb=> vgl. LOM = leistungsorientierte Mittelvergabe - zunehmende Einbindung externer „stakeholder“ aus Wirtschaft und Gesellschaft in das Management der Forschungsorganisation - starke Zunahme von (quantitativen) Evaluationen