Politikwissenschaft (Subject) / Steuerungs- und Governancetheorie Folie 6 (Lesson)

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Globalisierung als Kontext des Paradigmenwechsels

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  • Begriff der Globalisierung Globalisierung ist der Prozess der zunehmenden internationalen Verflechtung zwischen staatlichen und nicht-staatlichen Akteuren in allen Bereichen (Wirtschaft, Umwelt, Kultur, Kommunikation, Politik usw.), der durch den technischen Fortschritt (insbesondere die neuen Informations- und KOmmunikations- sowie Transporttechnologien) vorangetrieben wird. --> Veränderung der Raum-Zeit-Verhältnisse (Giddens)
  • Was ist das Neue an Globalisierung? Ulrich Beck (Soziologe): " das neue ist nicht nur das alltägliche Leben und Handeln über nationalstaatliche Grenzen, in dichten Netzwerken mit hoher wechselseitiger Abhängigkeit und Verpflichtungen. Sondern neu ist die Selbstwahrnehmung dieser Transnationalität (in den Medien, im Konsum)" "Neu ist die "Ortslosigkeit" von Gemeinschaft, Arbeit und Kapital"
  • Die soziale und kulturelle Dimension der Globalisierung (nach Ulrich Beck) Globalisierung der Kommunikationsströme Ulrich Beck: "Ortspolygamie" und "Globalisierung der Biographie" als Charakteristika des Weltbürgers Kommunikationsströme: a) einerseits: Zunahme der kulturellen Vielfalt der Welt (wachsendes Alternativbewusstsein) b) andererseits: Ausbreitung von globalen Egalitierungstendenzen (Vereinheitlichungstendenzen)
  • Kultur: Homogenisierung oder Fragmentierung? - Tendenzen der Vereinheitlichung--> These von "McWorld" (Benjamin Barber) - Rückbesinnung auf kulturelle Besonderheiten und Traditionen --> These des "Clash of Civilizations" (Samuel Huntington) - Zusammenwirken des Globalen und des Lokalen --> These von der "Glokalisierung" (Roland Robertson)
  • Kulturelle Hybridisierung nach Stuart Hall Drei mögliche Konsequenzen der Globalisierung 1. Kulturelle Homogenisierung 2. Zunahme von Differenzen, Stärkung partikularistischer Identitäten 3. Entstehung neuer Identitäten der Hybridität
  • Die ökonomische Dimension der Globalisierung (1) - ökonomische Globalisierung= Ausdehnung von Märkten, grenzüberschreitende Verflechtung ökonomischer Räume Folge: Globalisierung des Wettbewerbs a) quantitativ: Zunahme weltweiter Interaktionen (=Erweiterung des Felds der Möglichkeiten) b) qualitativ: Globalisierung von Entscheidungshorizonten (=Wandel der vertrauten Alternativen) Motto: "unter den Bedingungen der Globalisierung" - Ursachen: "wirtschaftspolitischer Paradigmenwechsel in den 70er und 80er Jahren, mit dem sich die Industriestaaten von Neokeynesianismus verabschiedeten
  • Die ökonomische Dimension der Globalisierung 2 Die Rolle des Nationalstaates: - Zwei Positionen: während die einen die Ansicht vertreten, der Nationalstaat bleibe weiterhin gestaltungsfähig, gehen die anderen von einem volkswirtschaftlichen Souveränitätsverlust aus Globalisierung und Unternehmen: - der Standort-Faktor - Regionalisierung als Gegenbewegung zur Globalisierung - Unterschiedliche Märkte internationalisieren sich unterschiedlich stark - Hegemoniale (vorherrschende) Stellung des Westens
  • Die ökonomische Dimension der Globalisierung -->Die Konvergenz-Divergenz-Debatte Konvergenz-These: Angleichung der Wirtschaftspolitiken an die Erwartungen globaler Märkte Divergenz-These: es bestehen weiterhin deutliche Unterschiede zwischen einzelnen Staaten, z.B. hinsichtlich der Arbeitsmarkt-, Steuer- und Sozialpolitik
  • Die politische Dimension der Globalisierung •Zunahme strategischer Interdependenzen zwischen Nationalstaaten  •Hohe Kontextunsicherheit politischen Handelns, zugleich hohe Abhängigkeit von den Ergebnissen•Effekte des globalen Wirtschaftsgeschehens werden zum Ausgangspunkt politischer Steuerungsversuche-->Problem: „Hinterherhinken“ der politischen Globalisierung Diskrepanz:a) globale Wirkungszusammenhängeb) national begrenzte politische Handlungs(un)fähigkeitFolge: strukturelle Entmachtung der Politik
  • Die politische Dimension der Globalisierung (negative und positive Globalisierung) negative Globalisierung (überwiegend in gegenwärtiger Phase) --> Abbau bisher wirksamer nationaler Grenzen und Regelungen Probleme: 1. Politische Regulierungslücke 2. Demokratisches Legitimationsdefizit Positive Globalisierung (Zukunftsprojekt): --> Aufbau neuer politischer Gestaltungsinstrumente, die dem globalen Wirkungshorizont angemessen sind z.B. multilaterale Vereinbarungen, aber: 2-Ebenen-Problematik
  • Vier Modelle globaler Ordnunge in kosmopolitischer Absicht... ...Regieren jenseits des Nationalstaates 1. Das intergouvernmentale Modell globaler Ordnung 2. Kosmopolitischer Pluralismus 3. Kosmopolitischer Föderalismus 4. Kosmopolitische Demokratie
  • Kosmopolitische Normen nach David Held 1. Gleicher Wert und gleiche Würde 2. Aktive Selbstbestimmung 3. Persönliche Verantwortung und Rechenschaftspflicht 4. Zustimmung 5. kollektive Entscheidungen über öffentliche Angelegenheiten durch demokratische Verfahren 6. Inklusivität und Subsidiarität 7. Vermeidung ernten Leids 8. Nachhaltigkeit
  • Grundgedanken des Kosmopolitismus nach David Held - Der Weltbürger ist "eine Person, die fähig ist, zwischen nationalen Traditionen, Schicksalsgemeinschaften und alternativen Lebensstilen zu vermitteln" - Globale Problemlagen müssen durch Institutionen mit größerer Reichweite bearbeitet werden - Vorschläge für institutionelle Reformen: 1. Einrichtung einer mit Autorität ausgestatteten Versammlung aller Staaten und transnationalen Organisationen zur Beratung globaler Problemlagen und Themen 2. Etablierung bzw. Ausdehnung regionaler Zusammenschlüsse 3. Funktionale Regierungsorganisationen wie die WHO oder der IWF sollen gegenüber der Öffentlichkeit geöffnet werden
  • Kritik an kosmopolitischen Modellen - Weltweit sind kaum Anzeichen für eine globale Solidarität zu verzeichnen - Der kosmopolitische Ansatz geht implizit von einer westlichen Hegemonie aus und problematisiert diese nicht - Die Durchsetzung einer kosmopolitischen Ordnung, in welcher Gestalt auch immer, würde dazu führen, dass in der ganzen Welt ein einziges MOdell aufgezwungen wird: das liberaldemokratische - mehr Leute würden der Kontrolle des Westens unterliegen
  • Antonion Negri und Michael Hardt - "Empire" Empire: - dezentriert und deterritorialisierend - ein Herrschaftsapparat - übernimmt Schritt für Schritt den globalen Raum in seiner Gesamtheit auf Deterritorialisierung (In anthropology, deterritorialization is the seperation of social, cultural and political practices (such as people, objects, languages, or traditions) from a location. ) Deterritorialisierung der früheren Ausbeutungs- und Kontrollstrukturen und Schwächung der Nationalstaaten durch Globalisierung --> Möglichkeit des Aufbegehrens der Multitude (Menge, Vielfalt)
  • Fazit: Globalisierung als KOntext des Paradigmenwechsels - Globalisierung stellt einen vieldimensionalen Prozess mit zum Teil widersprüchlichen Effekten dar - Die Chancen und Risiken sind weltweit ungleich verteilt - Unter den Bedingungen der Globalisierung zeichnet sich eine Transformation nationalstaatlicher Souveränität ab - Kosmopolitische Ansätze weisen einen Weg zum demokratisch legitimierten globalen Regieren, gehen dabei jedorch von westlichen Vorstellungen aus - Aufbau regionaler und globaler Zusammenschlüsse bzw. politischer Gestaltungsinstrumente als Möglichkeit, der strukturellen Entmachtung der Politik entgegenzuwirken