Politikwissenschaft (Subject) / Steuerungs- und Governancetheorie Folie 5 (Lesson)

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Wilke und Teubner

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  • Biographie: Prof. Dr. Helmut Willke Professor für Soziologie an der Uni Bielefeld Lehrstuhl für Global Governance an der Zeppelin University in Friedrichshafen
  • Biographie Prof. Dr. Gunther Teubner Professor für Rechtssoziologie an der Universität Frankfurt Direktor des Instituts "Political Economy and Law" an der International University College in Turin
  • b)Verortung des Ansatzes der „Kontextsteuerung“ Luhmann:„Fürs Überleben genügt Evolution“<=> Willke/Teubner: zu riskant Aufgabenstellung:       (a) Annahme der Ausdifferenzierung(Willke/Teubner)          von eigensinnigen gesellschaftlichen                                 Funktionssystemen (FS)                                (b) wie dennoch Steuerung möglich? Kontextsteuerung: ==> Steuerungsleistungen entstehen durch die Gestaltung von Rahmenbedingungen, sodass andere Systeme diese als handlungsstimulierend aufgreifenFokussierung: auf Organisationen als = Handlungseinheiten von gesell. FS
  • c) Leitmotiv 3-fache "Entzauberung des Staates" vgl. Max Weber: "Entzauberung der Welt" Wilke-Forderung  Ent-Illusionierung weiter treiben --> Staat vgl. klassische Vorstellung (vgl. Hegel) der Konstitutierung sozialer Ordnung in der Moderne: --> Gegenüberstellung von (1) Staat = einheitsverbürgendes Moment an der Spitze (2) und (bürgerlicher) Gesellschaft = System partikularer Bedürfnisse
  • Illusion der Hierarchie a) Ausgangsproblematik Kritik an gängigen Debatten Regulierung vs. Deregulierung (verfehlen Komplexität moderner Gesellschaften) dilemmatische Ausgangssituation: ---> 2 gleichzeitige gesellschaftliche Entwicklungstendenzen 1) Steuerung von Differenzierung / Unabhängigkeit 2) Steigerung von Vernetzung / Abhängigkeit Folge: Frage nach Rationalität der Gesamtgesellschaft = zunehmend prekär
  • Illusion der Hierarchie b) historische Erblast Tradition: ... des Denkens in Kategorienhierarchischer Ordnung Genesis: Herausbildung von Hierarchie im Übergang von(1) segmentär zu(2) stratifikatorisch differenzierten Gesellschaften= zunächst evolutionärer Vorteil ad 2: (a) zunächst: geschichtete Ordnung (von oben bis unten Über-und Unterordnungsbeziehungen)         (b) Neuzeit: Hierarchie Staat (oben) - Gesellschaft Credo: Verabschiedung der Illusion von staatlicher Hierarchie==> Übergang zu polyzentrischer Gesellschaft
  • Illusionen des realen Staates a) Was ist der Staat? gängig: Vorstellung, es ginge um empirisch beschreibbare Gegenstände (Personen, Bürokratien, Gebäude, usw.) alternativer Ansatzpunkt: --> Staat als regulative Idee - vgl. Hegel - vgl. Luhmann
  • Illusionen des realen Staates b) Verhältnise von Staat und Politik bisher von den Sozialwissenschaften unbefriedigend gelöst --> disziplinare Arbeitsteilung: a) Rechtswissenschaften: Staatstheorie b) Sozialwissenschaften: Politisches System historischer Blick: • im Investurstreit: Politik konstituierte sich als eigener säkularer Bereich ( vor aller Staatlichkeit) • im 17. Jhdt. Staatsbegriff --> Souveränitätsidee: Aufgabe der Verfassung die Ordnung der Herrschaft zu definieren • Neuzeit: politisches System ist gekennzeichnet durch zunehmende Spezialisierung und Eigenkomplexität Frage: Welche Funktion hat der Staat in modernen Gesellschaften im Verhältnis zum politischen System? These: jedes komplexe selbststeuernde System benötigt ein internes Modell von sich selbst ( eine Art Schaltplan) z.B. Individuum --> Idee der Persönlichkeit Antwort auf obige Frage: --> Staat = internes Modell der Selbststeuerung des politischen Systems
  • Illusionen der rechtlichen Interventionen gängig: Staat ist letztlich zuständig fürs Gemeinwohl Frage ==> nach Verhältnis von                                   (1) Politik und Staat                                   (2) zu Gesellschaft insgesamt Politikverständnisse:       (a) expansives: Zuweisung des Steuerungsprimats in der Gesellschaft an die Politik       (b) restriktives: kausales Einwirken auf andere FS (black boxes)            nicht möglich (läuft auf Politikverzicht hinaus)       (c) angemessenes: => siehe nächste Folie
  • mögliche Ansatzpunkte für Steuerung (a) beim Aspekt der Intransparenz der TS (black-box-Problem)==> Konditionalisierung der Randbedingungen des TS bzw. Beeinflussung des Interaktionssystems zwischen den Teilsystemen Kerngedanke: „organisierter Diskurs“(z.B.: Wissenschaftsrat) • Treffraum unterschiedlicher Rationalitäten• prozedurale Abstimmung zwischen den Teilsystemen• Möglichkeit des Erzielens von „Konsensfiktionen“ (b) beim Aspekt der Umweltindifferenz der Teilsysteme==> Ausmachen von sensiblen Interventionspunkten Kerngedanke: „Reflexion“ = Teilsysteme sollen lernen, die negativen gesellschaftlichen Externalitätenmit ins Kalkül zu ziehenvgl. Überlegungen in der Spieltheorie (Robert Axelrod) •Mixed-Movie-Games•wiederholte Spiele fördern Kooperation zwischen egoistischen Akteuren ==> „Schatten der Zukunft“ Analogie zu Systemtheorie: dauerhaft institutionalisierte Interaktionen fördern Reflexion
  • Strukturelle Kopplungen •Kontextsteuerung läuft über Strukturelle Kopplungen •wechselseitige Irritationsimpulse zwischen Teilsystemen(vgl. Gesellschaftsspiel „Chinese Whispers“) •n i c h t eine „magische Formel“, es gibt vielmehr strukturelle Kopplungen unterschiedlicherQualität (Dauer, Reichweite, Intensität ...) •Möglichkeit der Verdichtung der Irritationsimpulse in multilingualen Handlungssystemen(Institutionen, Organisationen)
  • Rolle der Politik? These: ==> Übergang vona) Hierarchie zub) Heterarchie = prinzipiell gleichgeordnete und gleichrangige Teile „dezentrale“ Kontextsteuerung:==> Aufruf zur Selbstkontrolle (1) gegenseitige Selbstbeschränkung der Expansionsmöglichkeit von Teilsystemen im Hinblick auf die Überlebensfähigkeit anderer Teilsysteme („Reflexion“ bzw. Kontrolle)) -Staat als „Supervisor“ und Organisator der gesellschaftlichen Abstimmungsprozesse(„Hilfe zur Selbsthilfe“ bzw. Kontrolle der Kontrolle)