Deutsch (Subject) / Bildungssprache (Lesson)

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Ausdrücke der deutschen Bildungssprache

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  • Konklusion Das Substantiv Konklusion (die) bedeutet „Schlussfolgerung“. Speziell in der Syllogistik (dem Kern der aristotelischen Logik in der Philosophie) ist die Konklusion der Satz, der die aus zwei Prämissen folgende Schlussfolgerung enthält. Syllogismen sind dabei stets nach dem gleichen Schema aufgebaut. Hier ein Beispiel: Prämisse 1: Alle unsere Angestellten sind krankenversichert.Prämisse 2: Herr Müller ist bei uns angestellt.Konklusion: Herr Müller ist krankenversichert
  • Konvolut Der Begriff wurde vom lateinischen Wort convolutum (Zusammengerolltes), dem Partizip Perfekt des Verbes convolvere (sich einrollen, winden, zusammenrollen) entlehnt. Der Autor hinterließ seinen Kindern eine gigantische Zettelsammlung voller Ideen. DasKonvolut wurde nach seinem Tod zu mehreren Büchern verarbeitet. Während des Studiums hat sich bei mir ein Konvolut an Unterrichtsmaterialien angehäuft. Clinton hatte in ihrer Amtszeit als Außenministerin mehr als 30.000 E-Mails von ihrem privaten Mailkonto verschickt. Die Enthüllungsplattform Wikileaks hatte dasKonvolut in der vergangenen Woche veröffentlicht und durchsuchbar gemacht.– Google wollte beim Sturz Assads helfen, 22.03.2016, golem.de
  • dezidiert Das Adjektiv dezidiert bedeutet „entschieden“, „bestimmt“, „energisch“. Beispielsweise kann man eine dezidierteMeinung haben oder dezidierte Forderungen stellen. Weitere Synonyme für dezidiert sind unter anderem apodiktisch, eindringlich, kategorisch oder unmissverständlich. Der Begriff entstammt dem lateinischen Verb decidere (eigentlich, abschneiden). Er rief Sie auf, dezidiert Ihren Standpunkt einzunehmen, damit diese schwammige Diskussion – gespickt von Missverständnissen und Unklarheiten – ein für allemal beendet werden konnte. Er besaß für eine solche Stellung nicht weniger als alles: ein verbindliches und doch zugleich dezidiertes Auftreten, Stattlichkeit der Erscheinung, natürliche Klugheit, Wohlwollen, Erzähler- und Rednergabe, Sprachkenntnis und vor allem die Gabe, Festlichkeiten mit Kunst und Geschmack zu inszenieren.– Theodor Fontane (1898), Von Zwanzig bis Dreißig. Stefan Schaltegger, der Professor für Nachhaltigkeits-Management, hat in einer Studie herausgefunden: „In den Unternehmens-Prozessen verändert sich nur dann etwas sehr deutlich oder messbar im Sinne der Nachhaltigkeit, wenn ein Mitglied des Vorstands oder der Geschäftsleitung dezidiert für das Thema verantwortlich ist
  • elaboriert Das Adjektiv elaboriert bedeutet „sorgfältig ausgeführt“, „sorgfältig herausgebildet“ oder „hoch differenziert“, „hoch entwickelt“. Im Kontext der Sprachwissenschaften spricht man auch von elaborierter Sprache bzw. einem elaborierten Kode, wenn das Sprachniveau besonders ausgebildet und differenziert ist. Die Herkunft des Begriffs findet sich im englischen elaborated (herausgearbeitet) bzw. im lateinischen elaborare (etwas sorgfältig ausführen). Ein elaboriertes System von Checks und Balances soll die Gewaltenteilung in den USA aufrechterhalten. Auch die Körpersprache gehört zu einem elaborierten Kulturverständnis. Wie elaboriert man sich ausdrücken muss und soll, hängt auch vom Gesprächspartner ab. Der ausgeformte oder elaborierte Kode, so lesen wir in den verschiedenen Schriften des englischen Soziolinguisten Basil Bernstein und seiner Schüler, ist die Sprache der bürgerlichen Mittelschicht […], während sich die sozioökonomische Unterschicht der lohnabhängigen, handarbeitenden Bevölkerung mit den wesentlich einfacheren und dürftigeren Redestrategien des restringierten Kode begnügen muss.–  Harald Weinrich (1973), „Sprechen Sie elaboriert?“, Zeit-Online 26.10.1973. Durch eine fotorealistische Oberfläche und die intuitiv verständliche Softwarestruktur wird eine elaborierte Bedienbarkeit des Gerätes erreicht.
  • obskur Das Adjektiv obskur bedeutet „unklar“, „zweifelhaft“, „unverständlich“ und beschreibt Dinge, Organisationen, Personen etc. als von zweifelhafter, nicht näher bekannter Herkunft, als undurchschaubar und verdächtig. Ursprung des Wortes ist das lateinische obscurus (dunkel, unbekannt, unklar, unverständlich). Die obskure Sekte machte in letzter Zeit mit Selbstmordwellen unter ihren Mitgliedern Schlagzeilen. Ob seines obskuren Verhaltens bin ich mir nicht sicher, ob ich es mit einem Genie oder einem Wahnsinnigen zu tun habe. Der Verdächtige verschwand schließlich in einer obskuren Kneipe, die er erst in den frühen Morgenstunden wieder verließ.
  • nivellieren Das Verb nivellieren bedeutet „ausgleichen (von Unterschieden)“ oder „ebnen“. Dabei kann sowohl das aktive und absichtliche Ausgleichen von Unterschieden gemeint sein als auch ein zufälliger Anpassungsprozess. Ursprung des Wortes ist das gleichbedeutende französische niveler. Es scheint nahezu unmöglich, die Unterschiede zwischen Arm und Reich zu nivellieren. Die globale Vernetzung macht kulturelle und mediale Inhalte weltweit verfügbar. Sonivelliert sie zum Teil Unterschiede in der kulturellen Identität verschiedener Völker.
  • inhibieren inhibieren Das Verb inhibieren bedeutet „hemmen“, gelegentlich auch „verhindern“. Neben dem kontextunabhängigen Gebrauch wird es besonders häufig auch im medizinischen Sprachgebrauch verwendet, wo man etwa davon spricht, dass die Wirkung eines Enzyms inhibiert wird. Seine Ursprung findet der Begriff im lateinischen inhibere (anhalten, hemmen). Die Maßnahme soll das Vertrauen der Investoren in die Währungsstabilität wiederherstellen und ein Fortschreiten der Krise inhibieren. Mit dem Ziel, den Einfluss rechter Ideologien in Deutschland zu inhibieren, wird immer wieder ein mögliches Verbot der NPD diskutiert.
  • Autosuggestion Autosuggestion (die) ist die Beeinflussung der eigenen Psyche und sogar des eigenen Körpers mittels Selbsthypnose oder der wiederholten Beschäftigung mit gleichen Gedanken. Dieser Prozess kann unbewusst ablaufen, ist aber auch bewusst beeinflussbar. Das zugehörige Adjektiv ist autosuggestiv. Entwickelt hat die Methode der französische Apotheker Émile Coué de la Châtaigneraie (1857-1926), weiterhin Entdecker des Placebo Effekts. Laut seiner Beobachtung lässt sich so etwa die Wirksamkeit von Medikamenten verstärken. Ursprung des Begriffs ist eine Zusammensetzung der lateinischen Begriffe auto-(selbst) und suggestio (Beeinflussung). Die Fähigkeit zur Autosuggestion ist ein hilfreiches Mittel etwa zur Stärkung des Immunsystems oder zum Erlangen emotionaler Ausgeglichenheit.Seine sich immer wiederholenden, vor Selbstsicherheit triefenden Phrasen scheinen zumeist in erster Linie Autosuggestion zu sein.
  • Obsession Obsession (lateinisch obsessio = das Besetztsein; Blockade) wird in der Psychologie eine mit durch Furcht verbundene Zwangsvorstellung oder -handlung bezeichnet.[1] Im engeren medizinischen und psychologischen Sprachgebrauch handelt es sich dabei um eine unangenehm bis quälend, der eigenen Person als zugehörig erlebte Zwangsvorstellung oder -handlung. Der Begriff wurde abgeleitet von lat. obsidere = in Anspruch nehmen, besetzt halten, belagern, bedrücken. Das ICD-10 fasst Zwangsgedanken und Zwangshandlungen in der Zwangsstörungzusammen. Dagegen wird im DSM-5 das dynamische Verhältnis dieser Komponenten stärker betont und von einer „Obsessive–compulsive disorder“ gesprochen, wobei „obsessive“ den gedanklichen Aspekt und „compulsion“ den Handlungsaspekt betrifft. Das DSM versteht unter obsessionswiederkehrende und anhaltende Gedanken oder Bilder, die wie ein Drang als aufdringlich und unerwünscht erlebt werden.[2][3] In der Umgangssprache wird damit auch eine emotional sehr starke Begeisterung für ein bestimmtes Thema, Hobby, eine Arbeit oder Aktion bezeichnet; historisch gesehen auch eine Besessenheit im negativen Sinne.[4] Siehe auch
  • reziprok Das Adjektiv reziprok bedeutet „wechselseitig“ oder „gegenseitig“. Als reziprok können wechselseitige, gegenseitige oder aufeinander bezügliche Sequenzen bzw. Abläufe beschrieben werden. Auch Sachverhalte oder Verhältnisse könnenreziprok sein. Die Herkunft des Begriffs liegt im lateinischen reciprocus (auf demselben Weg zurückkehrend). In der Mathematik ist der reziproke Wert genau der Kehrwert einer Zahl. Die Beziehung der zwei Professoren war – ungewöhnlich für die Fakultät – von reziproker Hochachtung geprägt. Das nennt man den ‚reziproken Altruismus‘, wenn wechselseitig altruistisches Verhalten einen positiven Gesamteffekt hat. Im Prinzip funktioniert Vertrauensbildung unter Menschen ganz ähnlich: Wir sammeln bewusst oder unbewusst Erfahrungen über die andere Seite, bis wir in einer bestimmten Situation die Entscheidung treffen, eine riskante Vorleistung zu erbringen. Wird diese Vorleistung nicht missbraucht, setzt sich eine Spirale, ein reziproker Prozess in Gang. Das Ergebnis kann blindes Vertrauen sein.– Christiane Sommer (2008), Was uns antörnt, brand eins 12/2008.
  • Kleptokratie Der Begriff Kleptokratie (die) bedeutet „Herrschaft der Diebe“. Eine Kleptokratie ist eine Staat oder eine Herrschaftsform,  in der die Regierung oder andere Herrscher eine unbegrenzte oder starke Verfügungsgewalt über Besitztümer und Wertgegenstände in ihrem Herrschaftsbereich haben. Meist geht damit die Bereicherung der herrschenden Klasse auf Kosten der Beherrschten einher. Die rechtsstaatliche Ordnung ist in einerKleptokratie praktischt nicht vorhanden. Als Kleptokratien wurden zum Beispiel die Sowjetunion und das Russland der frühen neunziger Jahre bezeichnet. Auch Regime in Afrika, darunter in Nigeria oder Zaire, in Asien, zum Beispiel auf den Philippinen, und in allen anderen Erdteilen wurden bereits als Kleptokratien bezeichnet. Der Ausdruck Kleptokratie beinhaltet in sich selbst bereits eine starke Wertung und kann nicht neutral verwendet werden. Dieser Umstand erklärt sich aus der Herkunft des Begriffs. Der Begriff ist abgeleitet aus den griechischen Worten kléptein (stehlen) und kratía (Staat, Herrschaft) und taucht in der deutschen Literatur nach unserer Recherche das erste Mal im 1860 erschienenen  „Geschichte und Gesetze des Schöpfungsvorganges“ (Link) von Hudson Tuttle auf. Häufiger verwendet wird er allerdings erst seit den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts. Um ein islamistisches Schurkenregime einzuhegen, die Mullah-Herrschaft in Teheran, wird ein ebenso gefährliches und verbrecherisches Regime bedingungslos gestützt, die wahhabitische Kleptokratie der Familie Saud.– zeit.de, 07.11.2018 In diesen Tagen starten die regierenden nationalistisch-wendekommunistischen Sozialdemokraten und Nationalliberalen nun einen neuen Anlauf, die Kleptokratie zu legalisieren – und gehen dabei viel strategischer vor.– spiegel.de, 08.04.2018
  • obligat Tob·li·gat /obligát/ Adjektiv 1a. BILDUNGSSPRACHLICH VERALTEND unerlässlich, erforderlich 1b. BILDUNGSSPRACHLICH•MEIST SPÖTTISCH regelmäßig dazugehörend, mit etwas auftretend; üblich, unvermeidlich "der obligate Blumenstrauß"
  • obligat ob·li·gat /obligát/ Adjektiv 1a. BILDUNGSSPRACHLICH VERALTEND unerlässlich, erforderlich 1b. BILDUNGSSPRACHLICH•MEIST SPÖTTISCH regelmäßig dazugehörend, mit etwas auftretend; üblich, unvermeidlich "der obligate Blumenstrauß"
  • prokastinieren Tprokrastinieren - Das Fremdwort des Tages von neueswort.de N . Drücken prokrastinieren Das Verb prokrastinieren bedeutet „aufschieben“, „vertagen“ und meint das unnötige und hinderliche Verschieben von wichtigen Aufgaben oder Vorhaben auf einen späteren Zeitpunkt. Es ist ausdrücklich nicht das legitime Aufschieben aufgrund äußerer Umstände gemeint. Stattdessen geht es um Bequemlichkeit oder fehlenden Überblick und daraus resultierende erdrückende Komplexität der Aufgabe. Darum hat der Begriff einen entsprechend negativen Beiklang. Der Begriff leitet sich aus dem lateinischen procrastino (vertagen) ab, zusammengesetzt aus pro– (für) und cras (morgen), bzw. crastinum (der morgige Tag). Er hat den Versand des Newsletters prokrastiniert. Die armen Abonnenten mussten 2 Tage warten. Vor wichtigen Aufgaben ewig zu prokrastinieren, ist nicht nur unter Schülern und Studenten ein beliebter Volkssport, sondern auch unter der arbeitenden Bevölkerung weit verbreitet. Ich verpasse Flieger, springe in letzter Sekunde auf abfahrende Züge, prokrastiniere, wo es möglich ist.– zeit.de
  • Ambiguität Ambiguität - Das Fremdwort des Tages von neueswort.de N . Drücken Sie die EINGABETASTE, um die Visitenkarte zu öffnen." style="unicode-bidi: embed; direction: ltr; text-align: left; user-select: text; cursor: pointer;">neueswort.de <info@neueswort.de> Do 15.08.2019 17:52 An: andreas.liesch@hotmail.com; Ambiguität Das Substantiv Ambiguität bedeutet „Mehrdeutigkeit“ oder „Doppeldeutigkeit“ – etwa einer Aussage, eines Sachverhaltes, Werkes oder Zeichens. Anwendung findet es vor allem im literatur-, musik- oder kunstwissenschaftlichen Bereich, wenn es um die Ambiguität von Werken geht. Auch im sozialen oder juristischen Kontext wird der Begriff verwendet. Der Begriff geht zurück auf das lateinische Adjektiv ambiguus für „doppel-“ oder „uneindeutig“. Aufgrund der Ambiguität des Werkes entwickelten die Kritiker völlig verschiedene Deutungsweisen, wie vom Autor zweifellos beabsichtigt. Das Bild zeichnete sich durch seine clevere Ambiguität aus, die nicht jeder Betrachter sofort erfasste. Aufgrund der Ambiguität der Situation können wir uns im Team nur schwer über die nächsten Schritte einig werden. Seine scheinbar nette Geste triefte nur so vor Ambiguität.
  • flagrant Das Adjektiv flagrant bedeutet „offensichtlich“ oder „eindeutig“. Auch der Ausdruck in flagranti, was so viel wie „auf frischer Tat ertappt“ bedeutet, geht auf dieses Wort zurück. Flagrant wurde direkt aus dem Französischen in die deutsche Sprache übernommen, wobei die Bedeutung gleichgeblieben ist. Das französische flagrant geht auf das lateinische flagrans (brennend) zurück. Die Aktion ist ein flagranter Verstoß gegen das Völkerrecht. Beim Erklimmen der Karriereleiter achte ich stets darauf, nicht allzu flagrant zu agieren. Seine flagrante Xenophobie hat mich erschreckt.
  • affirmativ bejahend, bestätigend: affirmative Literatur, i.G. zur (gesellschaftskritischen) Literatur
  • Nexus Das Substantiv Nexus (der) bedeutet „Verbindung“, „Zusammenhang“ oder „Verflechtung“. Man spricht etwa vom logischen Nexus oder dem Nexus verschiedener zusammenhängender Sachverhalte. Die Herkunft des Begriffs findet sich im lateinischen nexus (Verknüpfung, Verschlingung, Windung). Vergleiche auch lat.nectere (anknüpfen, verbinden). Möglicherweise besteht kein Nexus zwischen den beiden Ereignissen. Eine statistisch signifikante Korrelation allein beweist noch keinen kausalen Nexus. Der Nexus zwischen CO2-Anstieg und Erderwärmung ist seit langem bekannt. Seine erste Lektion
  • Parvenü Der Parvenü ist ein „Aufsteiger“, „Emporkömmling“ oder „Neureicher“. Als einen Parvenü bezeichnet man jemanden, der aus einfachen Verhältnissen heraus zu Reichtum gelangt ist. Als der Begriff im 18. und 19. Jahrhundert aufkam, fehlten einem solchen Emporkömmling in der Regel die Kultiviertheit und der Bildungsstand einer Person, die in eine wohlhabenden Familie geboren wurde. „Parvenü“ hatte also eine leicht abwertende Konnotation, die sich bis heute gehalten hat. Der deutsche Begriff stammt vom gleichbedeutenden französischen Begriff parvenu ab, substantiviert aus parvenir (emporkommen). Verwendungsbeispiele Es ist einer dieser Clubs, wo die Parvenüs der Neuzeit sich selbst feiern. Nicht selten sieht man gerade diejenigen, die sich in den frühen Abendstunden noch Champagnerflaschen an den Tisch bestellten, später mit freiem Oberkörper auf Podesten tanzen. Anka Muhlstein verweist hier zu Recht auf das strukturelle Problem von Napoleons Herrschaft. Als Parvenü unter Europas Monarchen war er zum Erfolg verdammt. Ein Stehenbleiben, gar ein Rückzug wäre einer Niederlage gleichgekommen und hätte demNimbus seiner Unfehlbarkeit einen schweren Schlag versetzt.– Volker Ullrich (2008), Moskau war sein Schicksal, Die Zeit, 24.01.2008 Nr. 05.
  • Nonkonformismus Nonkonformismus (der) bezeichnet eine individualistische, unangepasste, unabhängige Haltung gegenüber sozialen, religiösen oder weltanschaulichen Normen. Man schwimmt dabei nicht immer direkt gegen den Strom, aber auch nicht mit ihm. Das Substantiv ist deckungsgleich mit Nonkonformität oder Antikonformismus. Die Herkunft des Begriffs findet sich in der Verbindung des lateinischen non- für „nicht“ und dem spätlateinischen conformis, was „gleichförmig“ bedeutet. Gesellschaften, in denen Nonkonformismusals erstrebenswert gilt, sind bunter, vielfältiger und lebhafter. Nonkonformismus angesichts überwältigender wissenschaftlicher Belege ist fehlgeleitet. Wer Impfungen und moderne Medizin zu Gunsten von Homöopathie und Wunderheilung ablehnt, mag sich als freidenkender Nonkonformist fühlen – ist tatsächlich aber einfach nur irrational. Mit ihrer Kleidung drücken die Musiker den von ihnen propagierten Nonkonformismusaus. Nachdem die Hippiekultur früher als Ausdruck des Nonkonformismus zu verstehen war, sind zumindest Teile von ihr inzwischen längst in die gängige Popkultur eingegangen und können kaum noch überraschen oder gar schockieren. Nonkonformismus
  • heroisieren Das Verb heroisieren bedeutet „(als Helden) verherrlichen“ und beschreibt die Erhebung einer Person in den Heldenstatus. Besonders häufig wird der Begriff dann gebraucht, wenn der Heldenstatus eigentlich nicht verdient ist. Das Verb leitet sich aus dem Adjektiv heroischab, welches auf das lateinische heroicus(heldenhaft) zurückgeht. Einen Alleinherrscher zu heroisieren ist zentraler Bestandteil des Propagandaprogramms einer Diktatur. Im Nachhinein werden selbst Kriegsverbrecher gern mit Ruhm und Ehre ausgestattet und so als große Feldherren
  • Kairos KairosDas Substantiv Kairos (der) bedeutet „günstiger Zeitpunkt (für eine Entscheidung)“ oder „entscheidender Augenblick“. In der griechischen Mythologie wird Kairos als Gottheit beschrieben. Er bewegt sich schnell und unablässig, von seiner Stirn hängt eine lange Locke, sein Hinterkopf ist jedoch kahl und glatt. Er ist also die personifizierte Gelegenheit, die es am Schopf zu packen gilt, bevor sie vorbeigezogen ist. Vom Kairos spricht man im Allgemeinen dann, wenn man den günstigen, den flüchtigen, den alles entscheidenden Augenblick beschreiben will. Ein solcher Augenblick sticht heraus im Fluss der Zeit (Chronos, das zweite griechische Wort für Zeit). Der Kairos ist etwas Besonderes und etwas Seltenes, geprägt von eminenter Tragweite. Nicht gemeint sind also solch triviale Situationen wie der morgendliche Moment der Entscheidung aufzustehen oder lieber noch fünf Minuten liegen zu bleiben. Der Begriff wurde direkt aus dem Altgriechischen übernommen. Der Kairos hat sich uns geboten, jedoch haben wir ihn – zu meinem großen Bedauern – letztlich doch verpasst.Die Situation schien verfahren. Lange war es stetig bergab gegangen und auch die Zukunft schien düster. Doch dann, unerwartet und durch einen schier unmöglichen Zufall, tat sich noch eine Chance auf. Sie zögerte nicht und ergriff den Kairos, setzte alles auf eine Karte und schaffte es so, ihr Leben wieder in geordnete Bahnen zu lenken.Wie oft wurde der Kairos der Fertigstellung durch freiberufliche wie später parlamentarische „Ablenkung“ versäumt, bevor die Erkenntnis dieses traurigen Faktums einer bemerkenswerten Mischung aus eherner professoraler Geduld (wie Liebenswürdigkeit), sanftem, aber unerbittlichem familiären Druck und wohl auch ein wenig der beklagenswerten Eitelkeit weichen durfte.– Karl-Theodor Frhr. zu Guttenberg (2008), Verfassung und Verfassungsvertrag.
  • Das Adjektiv arbiträr bedeutet „nach eigenem Ermessen oder eigenen Überlegungen“ oder „willkürlich“. Ein weiteres Synonym für arbiträrist „beliebig.“ Arbiträr ist damit praktisch alles, was nicht höheren Grundsätzen folgt. Speziell in der Sprachwissenschaft sagt man etwa, dass Begriffe und Zeichen arbiträr sind. Der Begriff, mit dem wir ein bestimmtes Objekt beschreiben, ist (fast immer) prinzipiell willkürlich. Beispiel: Es gibt keinen naturgegebenen Grund, warum wir einen Apfel „Apfel“ nennen und nicht mit einem anderen Begriff bezeichnen. Gleiches gilt für die Aussprache von Worten, die ebenfalls nicht in Stein gemeißelt ist, sondern sich durchaus von Region zu Region unterscheiden kann. In der Mathematik ist der Begriff arbiträre Größe geläufig. Er bezeichnet eine konstante, beliebige Größe, die durch einen Buchstaben symbolisiert wird. Das deutsche Wort arbiträr leitet sich vom französischen arbitraire (willkürlich, eigenmächtig) ab, welches auf das lateinische arbitrarius (willkürlich) zurückgeht. Verwendungsbeispiele Beim Kochen ging er arbiträr und ohne Rezept vor. Was ist besser, Links- oder Rechtsverkehr? Weder noch, die Entscheidung ist alsoarbiträr. Gesellschaftliche Normen sind zumindest teils arbiträr, wie sich an ihrem Wandel über die Zeit und ihrer Unterschiedlichkeit in verschiedenen Kulturen erkennen lässt. Gesetze sind nötig, damit Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft nicht vollkommen arbiträr agieren können. Bei der Neugestaltung meiner Wohnung bin ich keinem bestimmten Prinzip gefolgt, sondern habe arbiträr Farben und Materialien gewählt, die mir gefallen haben. „Wird schon schick werden“, dachte ich mir. Anzeige: Heute empfehlen wir ein arbiträr
  • retrospektiv Das Adjektiv retrospektiv bedeutet „rückblickend“ und beschreibt damit ein Bezugnahme auf vergangene Zeiten. Der Begriff leitet sich ab aus einer Verbindung der lateinischen Ausdrücke retro (rückwärts, zurück) und spectare (schauen, betrachten). Verwendungsbeispiele Bei der retrospektiven Beurteilung des Vorgehens wurden einige Unregelmäßigkeiten festgestellt. Ich habe retrospektiv erkannt, was ich an ihr hatte. Nun bereue ich die Trennung. retrospektiv
  • gerieren Das Verb gerieren bedeutet „sich aufführen“ oder „auftreten“, wobei die Art des Auftretens stets ebenfalls genannt werden muss. Man spricht in der Regel davon, dass sich eine Person als etwas geriert, wenn sie sich als etwas ausgibt, das nicht der Wahrheit entspricht. Gerieren leitet sich aus dem lateinischen gerere (tun, führen, tragen) ab. Er geriert sich als Messias des deutschen Films, kaut jedoch nur gängige Hollywoodklischees wieder. Im dritten Teil der Batman-Trilogie geriert sich der von der Geschellschaft der Schatten ausgestoßene Bane als Befreier Gothams aus den Händen der dekadenten Oberschicht. Wielowski meckerte, Wielowski lobte, er korrigierte und ließ umschreiben. Mituntergerierte er sich sogar als Doktorvater, obwohl er vermutlich nie einen Universitätshörsaal von innen gesehen hat. – Egmont R. Koch (2012), Beim Titelhändler gerieren