Allgemeine Psychologie (Subject) / Prüfungsstoff (Lesson)

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Prüfungsstoff Allgemeine

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  • Mit was befasst sich die Allgemeine Psychologie? Mit was befasst sich die Wahrnehmungspsychologie? = Grundlage und Bindeglied zwischen psychologischen Einzeldisziplinen  - befasst sich mit allgemeinen, universellen Gesetzen  „was haben wir Menschen gemeinsam?“ - betrachtet das Verhalten und Erleben; aber unterstützt auch den Menschen - menschliches Verhalten erklären, beschreiben, kontrollieren - viele Teilgebiete, z.B. Wahrnehmung (Denken, Sprache, problemlösen,…); menschliches Lernen/ Gedächtnis; Prozesse des Bewusstseins, …  = eine experimentelle Methode (wie reagieren Menschen auf sensorische Prozesse?) - Wahrnehmungspsychologie -> kognitive Wahrnehmungsaspekte  - Wahrnehmung unterliegt Phänomenen, zB visuelle Täuschungen 
  • Was sind sensorische Elementarqualitäten und was unterscheidet sie von der Wahrnehmung? Abgrenzung? Sensorische Elementarquellen (Emmpfindungen)   = elementare, nicht-gegenständliche Eindrücke aus einem spezifischen Sinnesgebiet (z.B. visuell) - ausgelöst durch einfache Reize (z.B. kalt, spröde, geblendet, schriller Ton,…)  - durch Informationen über die Außenwelt  - unmittelbarer Effekt des Reizes (beinhaltet Aktivität des Sinnesorgans selbst)  - ist Vorbedingung für das Wahrnehmen, aber nicht Baustein der Wahrnehmung  Empfindung = Frühform (und Voraussetzung) der Wahrnehmung  Sinne: - Entfernungssinne: Sehen, Hören - Hautsinne: Tasten, Wärme/Kälte/Schmerz sowie chemische Sinne Geschmack und Geruch - Tiefensinne: Kinästhesie/Bewegungsempfindung, Gleichgewichtssinn, „Sinne der inneren Organe“ - alle Sinne werden durch physikalische Energie und Reizung leicht in physiologische Aktivität versetzt  - Sensorische Psychophysik und analytische Introspektion dienen u.a. dazu, die Unterschiedlichkeit zwischen den physikalischen Reize herauszufinden  -  Wahrnehmung ist ein komplexer Vorgang der sinnlichen Repräsentation gegenwärtiger Sachverhalte (in ihrer Gesamtheit der Eigenschaften)  - vom Subjekt aus der Umwelt hervorgehobene Sachverhalte, werden als Gegenstand der Erkenntnis mit eingeschlossen  = komplexe Erfahrung, die durch komplexe und meist bedeutungsvolle Reize (→ besitzen Informationsgehalt) hervorgehoben worden ist  - Integration der Information  - Rezeptoren sind nicht von Gehirnfunktion trennbar  -> Sinnliche Elementarqualitäten treffen Aussage über Umwelt  -> Wahrnehmung führt zur Integration von Informationen:  - Beziehung(en) zwischen Einzelteilen werden erkannt - Wahrnehmung ist mehr als Gebrauch der Sinne: Auswählen aus einer Fülle von Informationen und das Ausgewählte dann verknüpfen - Wahrnehmung ist Einheit aus „Sinnlichem“ und Sinn (Rubinstein) -> bei der Wahrnehmung werden Informationen verglichen und modifiziert zB: Lesen als zielgerichtete Aktivität -> man wählt einen Text, indem Wissen vorhanden ist -> dieser modifiziert vorhandene Schemata 
  • Was sind Basisannahmen der Assoziationspsychologie verglichen mit der Gestaltpsychologie? Assoziationspsychologen (u.a. Herbart, Müller) suchten nach Erklärungsprinzipien der psychischen Vorgänge/ zum Aufbau des Psychischen  - elementares Bewusstsein  - atomistische Herangehensweise (nur Betrachtung einzelner Aspekte) Basisannahmen Assoziationspsychologie:  psychische Eindrücke/ Vorgänge/ Empfindungen sind summative/additive Verbindungen von einzelnen Elementen  - diese gehen unverändert in die Wahrnehmung ein -> Ganzheit hat keine zusätzlichen Eigenschaften, als seine Einzelteile - jeder Reiz kann eindeutig und umkehrbar einer Empfindung zugeordnet werden: Reiz <-> Empfindung  - die einzelnen Elemente (Empfindungen) lassen sich beliebig durch Erfahrung assoziieren/vereinigen:  zeitliche und räumliche Nähe ist notwendig -> Assoziation (Kritik der) Gestaltpsychologie/ -theorie: Basisannahmen:  Nicht-Summativität von Gestaltung/ „Gestalten“ - „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile“ (Max Wertheimer)  - Prinzip der Transponierbarkeit = Übertragbarkeit von Gestalten/ Ganzheiten o Bsp.: Musikexperiment von Ehrenfels: Musikstück (best. Melodie) wird trotz Tonvariation (in Tonart, Tonhöhe, …) wiedererkannt/ wird als selbe Melodie wiedererkannt, obwohl kein Element identisch bleibt Nach Ebbinghaus:  Seelenleben ist eine Einheit, keine Summe: sensorische Empfindungen müssen bekannt sein, bevor man komplexe Strukturen betrachtet  -> Kenntnis über Sachverhalte ist für Verständnis notwendig
  • Weshalb kommt der Wahrnehmungspsychologie eine besondere Stellung (in der allgemeinen Psychologie) zu? Sonderstellung, weil Wahrnehmungspsychologie = das Entwicklungsgebiet für neue Theorien im gesamten Fach Psychologie -> die gesamte Psychologie ist durch die Erkenntnis über Wahrnehmung „getrieben“  Wahrnehmungsexperimente dienen zum Be-/ Widerlegen von Theorien  - wissenschaftliche Psychologie begann mit Wahrnehmungspsychologie (Weber, Fechtner) z.B. Persönlichkeits- und Differentielle Psychologie enthalten -> Wurzeln/ Anfänge in der Wahrnehmungspsychologie, zB Inferenztest nach Stroop (Farb – Wort – Interferenz) 1. innerpsychologische Begründung:  - Wahrnehmungen sind experimentell leicht auslösbar (z.B. visuelle/ optische Täuschungen)  über Wahrnehmungen kann man sich interindividuell leicht verständigen -> es fällt leichter über Wahrnehmung zu sprechen, als z.B. über Gefühle - kybernetische, technische (z.B. Lichtstärke), mathematische Möglichkeiten, um Objekte und Reize quantitativ zu beschreiben  - exzellentes Wissen über die physiologischen Grundlagen der Sinnesorgane vorhanden 2. außerpsychologische Begründung: -> fundamentale Bedeutung der Wahrnehmung für den gesamten menschlichen Erkenntnisprozess, z.B. Kleinkinder müssen Umwelt noch be-greifen  - Bindeglied zwischen sinnlichen Eindrücken und dem Denken (=>Philosophie, Erkenntnistheorie)  Nativisten vs. Empiristen: - Nativisten: Voraussetzung für Wahrnehmung ist angeboren/ unveränderlich und entstammt nicht der Erfahrung oder dem Lernen - Empiristen: Erfahrung ist enorm wichtig für Auffassung der Wahrnehmung + Erfahrung ist Erkenntnisquelle und nichts ist im Geist, was nicht zuvor in den Sinnen war  Darwins Evolutionstheorie: Angeborenes kann erlerntes Verhalten auf Umwelt sein  -heute: Natur ist selbst Entwicklungsergebnis der Wahrnehmung/ Anpassung (vgl. Darwin) -> Folgebeziehung (nicht Entweder – Oder – Beziehung)  3. Anwendung wahrnehmungspsychologischer Erkenntnisse in unterschiedlichen Lebensbereichen: zB:  - Multimediaentwicklung / Massenmedien, Werbung / Marketing  z.B. Ausnutzen von Wahrnehmungsphänomenen, Uni – Logos,… Architektur, Bildschirmgestaltung  z.B. zur besseren Überwachung im Kaufhaus
  • Wie kann man den Begriff der Wahrnehmung erläutern? Was sind Merkmale unserer Wahrnehmung? - komplexer Vorgang der Repräsentation gegenwärtiger Sachverhalte in der Gesamtheit ihrer Eigenschaften, der das Bewusstwerden der vom Subjekt aus der Umwelt hervorgehobenen Sachverhalte als Gegenstand der Erkenntnis einschließt  -> kognitiver, erkenntnisschaffender Prozess 1. Bestandteil eines einheitlichen kognitiven Vorgangs (Informationsaufnahme, -verarbeitung, -bereitstellung, -verknüpfung) + kein isolierter Vorgang (z.B. verknüpft mit Emotion) -> erkenntnisschaffender und informationsverarbeitender Prozess  2. Aktiver (=selbstbestimmter) Vorgang der Informationssuche, -auswahl, -analyse, -interpretation -> z.B. Auswahl, welche Information interessant ist oder wie sie interpretiert wird (z.B. gesellschaftlich geprägte Vorurteile,…) -> durch „Brille unserer Sprache“: nicht nur individuelle Leistung, auch sozial  3. Voraussetzung für zielgerichtetes Handeln (wechselseitige Beeinflussung Wahrnehmung  Handeln) ->  Bezug zur praktischen Tätigkeit: Zusammenhang mit Handeln  Informationen werden zugänglich durch Handeln, Bsp.: durch Berühren eines bestimmten Objekts  4. Gebunden an eine ausreichende Entwicklung des Bewegungsapparates (=Das Begreifen) ->  Bsp.: Größenkonstanz (Größe = unabhängig von Entfernung gleich) entwickelt sich erst, wenn Babys krabbeln/ laufen können (durch be-greifen/ anfassen von Gegenständen) 5. Gebunden an die historische Entwicklung der Tätigkeit des Menschen -> z.B. durch Sprache Entwicklung der Feinheit des Gehörs (Sinneserkenntnis); z.B. wie energisch man „bitte“ sagt -> durch Bau/ Entwicklung komplexer, feiner Musikinstrumente Veränderung/ Verbesserung der Empfindlichkeit für Tonhöhen (Tonhöhenerkennung 6. Unterliegt verschiedenen Gesetzmäßigkeiten  a) biologische Gesetzmäßigkeiten / Erbanlagen -> z.B. Raumwahrnehmung durch Bewegung bestimmt (z.B. beim Menschen Wahrnehmung von Strecke gut, aber Wahrnehmung von Höhe schlecht) b) Tätigkeiten, innerhalb derer sich bestimmte Gesetzmäßigkeiten entwickeln  z.B. Babys, die noch nicht laufen können, begreifen Größenkonstanz noch nicht; räumliche Darstellung; …) c) gesellschaftlich erzeugte zivilisatorische Welt -> Gesetzmäßigkeiten des sozialen Umfelds/ Gesellschaft (Kultur) bestimmt Wahrnehmung -> Bsp.: Müller-Lyer-Täuschung  links wird als länger wahrgenommen als rechts (für einige Urvölker besteht dieser Unterschied nicht  Bsp.: Ames‘scher Raum  Grund: Konstruktion des Raumes  Kinder und nicht Raum werden als verzerrt wahrgenommen d) System des gesellschaftlich übernommenen Wissens -> z.B. Sonnenaufgang/ -untergang: Sonne geht wissenschaftlich nicht auf oder unter; Erde-ist-Scheibe-Theorie -> Einfluss der Sprache (Sprache leitet uns)  7. Integration der polymodalen Informationen zu einem relativ reizinvarianten Objektabbild (Perzept) -> polymodal= viele verschiedene Informationen; unterschiedliche Sinnesbereiche sind beteiligt o reizinvariant= reizunveränderlich
  • Was bedeuten distaler Reiz; proximaler Reiz und Psychophysik? Wie hängen diese zusammen? - distaler Reiz = beschreibt ein Objekt, von dem eine physikalisch messbare Größe ausgeht (z.B. Licht), welche mit Hilfe der Sinne aufgenommen und in der Wahrnehmung verarbeitet werden  = unabhängig von den Beobachtern [+ erzeugen unmittelbar Erregungsmuster (proximale Reize)]  - proximaler Reiz („Nachreiz“) = Gesamtheit der messbaren physikalischen oder chemischen Einwirkungen eines distalen Reizes auf die Sinneszellen in der Wahrnehmung o  an Beobachter gebunden o Abbildung auf unterschiedlichen Skalen (z.B. Größe, Gewicht, …) o werden zu einer Wahrnehmung integriert (Perzept; -> wird zu einer Erfahrung); z.B. „das ist ein frischer Apfel“  - Psychophysik = Zusammenhang zwischen physikalischen Reizen und den Empfindungen, die sie bei uns unmittelbar auslösen (Elementarqualitäten) o innere Psychophysik = Beziehung zwischen proximalen Reizen und der Wahrnehmung o äußere Psychophysik = Beziehung zwischen distalen Reizen und der Wahrnehmung  --> es sind immer innere und äußere Psychophysik beteiligt
  • Wie ist die Analyse-durch-Synthese Theorie aufgebaut? Wie werden Informationen aufgenommen und verarbeitet? -Teilprozesse des Wahrnehmens laufen für gewöhnlich parallel ab  A: Aufnahme und Verarbeitung von Informationen:  1-4 = Analyseprozesse:  - 1. Vorverarbeitung der Erregungsmuster = Prozesse, die unbewusst und auf physiologischer Ebene von statten gehen  - erste Informationen werden vorverarbeitet und mit alter/ bekannter Information verbunden - Beseitigung von groben „Störungen“/ Verzerrungen; Normalisierung von Information; (unbewusste) Verdichtung von Reisen und Informationen Beispiele: o a) typische, immer wiederkehrende Muster werden ausgefiltert (z.B. Kanten, geometrische Formen, …); Phoneme (z.B. Rose und Riese, …) o b) für Menschen Kontrastverschärfung möglich (Unterschiede werden verstärkt); Rasterverfeinerung (s. Mikro-Makro-Bewegungen des Auges)z.B. etwas hervorheben; laterale Inhibition   2. Kodierung  - ermöglicht Zuordnung vom adäquaten, physikalischen Reiz zur jeweiligen Empfindung (=jew. sensorische Elementarqualität)  - Information ist unterschiedlich kodierbar -> 3 Ebenen: o 1) Kinästhetische Kodierung (=motorisch, Bewegungssinn) o 2) Perzeptuelle Kodierung (=anschaulich/ bildhaft)  sinnliche Informationen werden nach physikalischen, erscheinungsmäßigen Merkmalen zusammengefasst (keine von den Erscheinungen unabhängige Wahrnehmung möglich) -> Objektkodierung o 3) Konzeptuelle Kodierung (= abstrakt/ begrifflich)  z.B. Begriff „Tisch“ wird mit bestimmten Merkmalen assoziiert, Abstraktion einer unabhängigen Bedeutung von einer Erscheinung -> Erscheinungskodierung  3. (Kurzfristiges) Behalten Bewussthalten von Informationen zwecks ihrer Verarbeitung -> Behalten beim Verarbeiten von Information 4. Vorläufige Analyse und Integration (unbewusster Prozess zur Ordnung und Organisation)  1) Analyse o a) Entdecken von Information, z.B. Person trotz Lärmpegel verstehen o b) Unterscheiden (vorläufige Analyse): Unterschiedsschwelle/ minimaler Unterschied zwischen 2 Reizen o c) Identifizieren, z.B. Wiedererkennen von bekannter Information (vgl. Miller’s magische Zahl 7 (+- 2) o --> größere Informationseinheiten werden gebildet (=Vorverarbeitung) zur Informationsverarbeitung  2) Integration (Organisationsprinzipien) o a) Verknüpfung ursprünglich unabhängiger Einzelerscheinungen --> Assoziationsprozess o b) Ausfiltern nur der informationshaltigen Sachverhalte; andere Informationen werden reduziert/ abgeschwächt -> Relevanz(-ausnutzung) o c) Maß für graduelle Gradientenerfassung: Zu- oder Abnahme einer bestimmten Größe (z.B. reihe: 20 – 25 – 30) --> Gesetzmäßigkeiten; diese erleichtern die Wahrnehmung (Abgleich mit LZG/ Vorwissen) -> Ergebnis nach 4.: vorläufiges Ist-Abbild wird erzeugt + hypothetisches Gesamtabbild wird entwickelt 3,5,6 = Syntheseprozesse  5. Synthese eines hypothetischen Gesamtabbildes  - Lang- und Kurzzeitgedächtnis (Wissen um Sachverhalte, …) liefern vorhandene Erfahrungen/ Erwartungen -> durch diese und den aktuellen Reiz entsteht ein hypothetisches Gesamtabbild (->grobe Einordnung)  - durch ein Mehr an Information (im Gegensatz zum Ist-Abbild) durch die Integration von Vorerfahrung entsteht ein Informationsüberfluss (Abgleich zw. Ist-Abbild und Gesamtabbild) 6. Aktivierung /Abruf von Gedächtnisbesitz  - Aktivieren von Prototypen/ Schemata und Einzelmerkmalen  - Einordnen/ Klassifizieren von hypothetischem Gesamtabbild mittels Erfahrung  z.B. „Hund kann beißen“ -> 3., 7., 8., 9. = Vergleichsprozesse (Ist-Abbild <-> hypothetisches Gesamtabbild) 7. Vergleich des tatsächlichen Ist-Abbildes und des hypothetischen Gesamtabbildes  notwendig, da Gesamtabbild mehr an Information hat  - Übereinstimmung (Neuaufnahme abschließen) oder Nicht-Übereinstimmung (zielgerichtet nach neuen Informationen suchen) 8. Abbruch der weiteren Informationsaufnahme  - Abbruch, wenn Abgleich mit Gesamtabbild (s. 7.) übereinstimmt -> wenn keine Übereinstimmung: Wahrnehmungsprozess (Suche nach neuen Infos) muss fortgesetzt werden 9. Antwort auf den ursprünglichen Reiz  z.B. zielgerichtete Handlung
  • 2. Prozessklasse der Analyse-durch-Synthese-Theorie: Energische Prozesse (Aktivierungsprozesse) B: Allgemeiner Aktivierungsprozess, z.B lautes Klopfen -> Orientierungsreaktion Allgemeiner Aktivierungsprozess (=> Orientierungsreaktion): Aktivierung des Organismus (Freisetzung von Energie im Körper) bei unbekannten Reizen  - Informationsaufnahme, -verarbeitung, etc. verbraucht immer Energie -> angeborene Orientierungsreaktion: neue äußere Einflüsse -> Erhöhung von Aktivität und Schärfung der Sinnestätigkeit  -> Habituation (Einstellen des Energieflusses): wenn man feststellt, dass der „Fachbereich“ bereits vertraut ist -> Abbruch! -> entscheidende Konsequenz: Wahrnehmen ist kein passives Wahrnehmen äußerer Reize, sondern ein aktiver Prozess -> Zusammenfügen von Information Bsp.: Wörter (lesen): man nimmt mehrere Buchstaben auf einen Blick auf, man achtet mehr auf kritische Details; z.B. Rose – Riese (Phoneme) -> Einheit des Wortes ist wichtig (im semantischen Kontext werden Worte aufgrund weniger Merkmale (Buchstaben) identifiziert/antizipiert)
  • Welche Theorien bestehen bzgl. des Wahrnehmungslernens? Empiristen vs Nativisten Empiristen: alles wird erlernt; Erfahrung -> Bsp: 1. Versuche mit Tieren o unter Reizdeprivation für bestimmt zeitlichen Abschnitt o auch Lernprozesse müssen eine Rolle spielen  2. Umkehrbrillen o Anpassung der Wahrnehmung (Augen) nach künstlicher Veränderung (Lernen)   Nativisten: alles ist angeboren: Bsp:  3. Visuelle Klippe (Gibson) o Tiefenwahrnehmung ist einerseits angeboren (sieht man an: Wahrnehmungsrückstand bei Tieren, die im Dunkeln aufwuchsen) o muss sich aber andererseits durch Eigenbewegung im Raum festigen (bei Kleinkindern „krabbeln“) 4. Muster von Reizen erkennen; Entdeckung der Gambiazellen ->  Erkennen von Kreisen, Mustern, etc. (angeboren) heute: nicht Entweder – Oder (Empirismus vs. Nativismus), sondern Einheit
  • Welche Punkte sprechen gegen die Nativistische Position bei der erlernten Wahrnehmung? Kritik an Gottschaldt (Nativismus): o wenn man Vertrautes (in Muster) nicht erkennt -> Rolle der Erfahrung gilt als unwichtig  o Wahrnehmung integriert motorische Aspekte/Leistungen o Prozesse der Verallgemeinerung/Abstraktion sind ebenfalls wichtig o Auswertung von Reizclustern und nicht nur von Einzelreizen ➔ Differenziertes System sowohl mit angeborenen, als auch erlernten Wahrnehmungsleistungen auf mehreren Stufen. o Tiefenwahrnehmung ist angeboren und erlernt (Eigenbewegung im Raum dafür notwendig) o Unter Reiz-Deprivation ist Tiefenwahrnehmung nur bedingt möglich, kann wieder erlernt werden -->  Katzenkarusell (Held & Hein): fixierte (wird passiv bewegt) Katze hat Wahrnehmungsnachteile -> Lernrückstände, obwohl sie gleiche (visuelle?) Sinneseindrücke bekam, wie bewegende Katze (nimmt über Bewegung mehr wahr)
  • Wie vollzieht sich Wahrnehmungslernen nach der Bereicherungs bzw. Differenzierungstheorie? Worin liegen Gemeinsamkeiten bzw. Unterschiede? - Um Wahrnehmungsleistungen zu erzielen, kooperieren sowohl angeborene Vorbedingungen als auch individuell erworbene Leistungen  - Werden individuell erworbene Leistungen nun ausdifferenziert (Differenzierungstheorie) oder neu erworben (Bereicherungstheorie)?  Differenzierungskonzeption: o alles Notwendige zur Wahrnehmung ist angeboren (genetische Grundausstattung) und durch Lernprozesse erfolgt eine Ausdifferenzierung  Bereicherungskonzeption: o Grundlagen der Wahrnehmung sind angeboren und durch Lernprozesse finden Neuerwerbungen statt (z.B. Kategorienbildung/ Klassifizierungsleistung, Unterscheidungen (feinere Unterschiede im Hören))  Gemeinsamkeit: Wahrnehmungslernen findet statt + dieses findet mehrstufig statt o 1. angeborene Vorbedingung: auf die jedes Lernen zurückgeht o 2. auf dieser Grundlage erfolgt Wahrnehmungslernen o  = ergänzende Konzeptionen
  • Inwiefern ist wahrnehmen zweifach kontextabhängig? - man nimmt ein Objekt nie alleine, sondern immer im Kontext mit anderen Objekten wahr  Zweifache Kontextabhängigkeit:  a) Situationsabhängigkeit: o neben dem Reiz wird Umgebung/ Funktion als simultaner (gleichzeitiger) Kontext ausgewertet  b) Erfahrungsabhängigkeit: o frühere Erfahrungen werden mitberücksichtigt/ wirken auf das Aktuelle mit ein o 1) Bezugssystemeffekte z.B. DIN-A-4-Format ist „gespeichert“; man erkennt sofort, ob Fernsehzeitung größer/ kleiner ist o 2) Wahrnehmungseinstellungseffekte: Erwartungen und Einstellungen, die Wahrnehmung beeinflussen; z.B. neue Vorfahrtregelung wird zu spät bemerkt; durch monotone/ dauerhafte Erfahrung, die Wahrnehmung von Reiz-/ Situationsänderungen vermindert
  • Wie nimmt man Tiefen war? Warum kann man dreidimensional sehen? Was bedeutet Nichteuklidizität? Zwischen welchen 3 Räumen lässt sich unterscheiden? - Nichteuklidizität= klassische Phänomene gelten hier nicht  Tiefenwahrnehmung -> flächliche Projektion (2D) auf der Netzhaut ->Warum trotzdem 3DEindruck? mögliche Antworten: o Empiristen (Ebbinghaus): 2D-Netzhautbilder werden erfahrungsgestützt zu dimensionalen Bildern umgeändert o heute: Ebbingshaus -> stimmt nicht! Man kann 3D sehen; dies ist nicht durch Erfahrung erklärbar  - James Gibson: ökologische Wahrnehmungstheorie: aktuelle Eindrücke (Kontexte) liefern genügend Information für 3D-Bilder (keine Erfahrung notwendig) Unterscheidung zwischen 3 Räumen:  1. Objektiv- physikalischer Raum (nicht Gegenstand der Psychologie): -> tatsächlicher Raum o <->funktionaler Raum -> Bsp.: dreht sich eine Person im Raum, ändert sich der funktionale Raum, aber nicht der physikalische  2. Anschauungsraum (= Gegenstand der Psychologie) o anschauliches Abbild; anschaulich – euklidisch ( =physikalische Gesetze gelten)  3. Funktionaler Raum o nicht – euklidisch; durch Netzhautkrümmung, etc. bedingt o stimmt nicht immer mit Anschauungsraum überein o funktionale Struktur des Wahrnehmungsraumes ist nicht vollständig euklidisch -> Längen und Winkel werden nicht „physikalisch korrekt“ wahrgenommen
  • Was sind die drei Merkmale des funktionalen Raumes? Nenne Beispiele dafür! a) konstellativ: o abhängig von der Stellung des handelnden Menschen im Raum (ausgewiesene Bezugsrichtung: oben, unten, …) o + standtortzentriet o + gegenstandsbezogene – räumliche Bezüge (z.B. erscheint ein leerer Raum kleiner)  b) inhomogen (ungleichartig, verschieden): o Raumstruktur ist nicht fest verankert -> Räume werden subjektiv gegliedert o  Position im Raum; z.B. etwas ist links/ rechts von einer Person o macht psychologisch Sinn, aber nicht physikalisch  c) anisotrop: o nicht nach allen Richtungen hin weist etwas die gleichen physikalischen Eigenschaften auf o  richtungsabhängig; z.B. bewertet der Mensch horizontale Abstände kürzer als vertikale (trotz physikalischer Gleichheit!) -> ist auf die ellipsenförmige Beschaffenheit unseres Sehfeldes zurückzuführen o (Fotoapparat unterliegt aber z.B. nicht solchen Phänomenen) Bsp: Horizontal-Vertikal-Täuschung:  2. Mond-Täuschung: Wenn Mond knapp über dem Horizont steht, scheint er bis zu 50% größer --> Erklärungen:  a) biologisch: Entfernungen sind für den Mensch horizontal schneller zu überwinden als vertikal; Mensch ist in Wahrnehmung von Strecken gut) o b) serielles System: Tiefenkriterien bedingen Größenkonstanz -> Horizontmond wird überschätzt, da man Objekte (Bäume, Häuser, etc.) miteinbezieht -> Zeitmond wird nicht überschätzt, da Tiefenkriterien hier nicht wirksam sind (da keine Objekte miteinbezogen werden) o c) auf Grund der Schalenstruktur des Wahrnehmungsraumes erscheint Horizontmond größer und näher o Fazit: vermutlich Mischung aus allen 3 Erklärungsversuchen zielführend -> objektiv gegebene Reize werden subjektiv nicht als adäquat wahrgenommen (funktionaler Raum = Nichteuklidizität)
  • Was bedeutet Polymodales Wahrnehmen? --> unterschiedliche Wechselsysteme zwischen verschiedenen Sinnesinformationen o mehrere Sinne sind an der Wahrnehmung beteiligt --> Beispiele: o a) größer aussehende Objekte erscheinen schwerer als kleine bei gleichem Gewicht/ dunkle erscheinen schwerer als helle (Wechselwirkung: visuelle – taktile Sinne) o b) Schall wird dort lokalisiert, wo man ihn sieht (nicht beim Ohr, sondern z.B. beim (Laut-)Sprecher) o c) Aubert’sches Phänomen: Dunkelraum + Leuchtstäbe hängen von der Decke -> lehnt man den Kopf nach links, scheinen sich die Stäbe nach rechts zu lehnen (optische und kinästhetische Eindrücke) -> man kann Wahrnehmung modifizieren/ verbessern: z.B.: visueller und ertasteter Raum können sich wechselseitig verbessern/ korrigieren o z.B. durch Lupe falscher Abstand ->  durch kinästhetischen Eindruck (tasten) korrigieren ->  „intermodale Sprache“ = gemeinsame(r) Code / Metrik, damit die einzelnen Sinne einheitlich kooperieren können (neurophysiologische Belege) [mehrere/ alle Sinne zusammen] o + man kann auch multipel kodieren [einzelne Sinne] o  Zusammenwirkung wird noch erforscht
  • Welche Erscheinungen/Prinzipien können durch die Klassifizierung erklärt werden? • 1. Apperzeptive Charakter des Wahrnehmens o man nimmt mehr wahr als eigentlich durch die Reize gegeben o man ergänzt durch Gedächtnis/ Erfahrung • 2. Selektive Charakter des Wahrnehmens (= auswählender Charakter) o Wahrnehmung kann ärmer sein als die tatsächlichen Reize o mehr Reize vorhanden, als wahrgenommen werden • 3. Wahrnehmungseinstellungen o wiederholt wahrgenommene Eindrücke führen zur Einstellung o z.B. neues STOP-Schild wird auf gewohntem Weg übersehen/ zu spät gesehen • 4. Konstanzerscheinungen o Zuordnung zu invarianten Klassifizierungseigenschaften, z.B. Größenkonstanz • 5. Bezugssystemwirkungen o Einzeleindrücke werden im Gedächtnis gespeichert mit Bezug zur Klasse ähnlicher Dinge (durch Erfahrung) o z.B. „es ist ein DIN-A-4-Format“
  • Was bedeutet Invarianz und was sind ihre Teilleistungen? • Invarianz = trotz wechselnder Reize sind relativ konstante Eindrücke der Dinge möglich o Wahrnehmung ist relativ unveränderlich (trotz Vielzahl von Störungen/ Störungsmöglichkeiten) • unsere Wahrnehmungen sind oft zutreffender als die eigentlichen Reize es möglich machen o diese Art der Verbesserung muss durch invariante Anteile der eintreffenden Informationen entstehen4 Teilleistungen: • 1) sinnlich – sensorische Teilleistung o im Sinnesorgan, z.B. Pupillenveränderung (Anpassung hell/ dunkel) • 2) intersensorische Teilleistung o Wechselwirkung zwischen Sinnesorganen, z.B. Sehen der gehörten Schallquelle • 3) sensomotorische Teilleistung o Sinnesrückmeldung, motorische Beiträge zur Sensorik, z.B. Objekt sehen und ertasten -> erzeugt Gesamteindruck • 4) begriffliche Teilleistung o Wahrnehmung durch „Brille der Begriffe“ man nimmt durch Begriffe z.B. auch Funktion des Objekts wahr • Invarianz (Unveränderlichkeit) = Basis des menschlichen und geistigen Lebens o + ist Voraussetzung für Klassifizierung gleicher Sachverhalte unter verschiedenen (Umwelt-)Bedingungen• Invarianz = wichtig für die Begriffsbildung + ist Basis für diverse Problemlösungen
  • Was ist das Zentralproblem des Wahrnehmens? Wie ist das Verhältnis: Wahrnehmung und Reizstruktur? • Umwelt wird präziser wahrgenommen, als sie tatsächlich vorhanden ist (Farb-, Form-, Größenkonstanz) • gleiche (distale) Reize können verschiedene Wahrnehmungen ergeben • einerseits entsteht Nichteindeutigkeit zwischen distaler Seite und Wahrnehmung, andererseits auch eindeutige Beziehungen, die es gestatten Dinge wiederzuerkennen: o Sicht der Gestaltpsychologie: keine eindeutige Beziehung zwischen Reiz und Wahrnehmung; Reize werden nur isoliert gesehen! ->! Irregularitäten (Nativisten)  Existenz autonomer Gesetzmäßigkeiten, die die Entstehung von Wahrnehmung veranlassen o Sicht der Psychophysik: es gibt eine eindeutige Beziehung zwischen Reiz und Wahrnehmung -> Assoziationen eindeutig erlernbar (Empiristen/ Assoziationspsychologie) • heute: es werden auch Informationen aus den Beziehungen zwischen den Reizen beachtet (Reizmuster) --> die gesamte Reizstruktur muss beachtet werden, nicht nur der isolierte Reiz (Assoziation und Gestalt)
  • Was ist die gegenständliche Repräsentation? Modalitätsabhänigkeit und Störungen? Gegenständlichkeit: • gegenständliche Präsentation -> werden erworben bzw. sind Entwicklungsergebnis • Exterorezeptoren = Sinnesorgane der Körperoberfläche (sehen, tasten, ...)  Außenwahrnehmung/ zur Aufnahme äußerer Reize/ Umgebung • Interorezeptoren (Propriorezeptoren) = haben nur Empfindungsqualität, aber keine Abbildqualität hat keine gegenständliche Qualität (z.B. Muskelbewegungen, Muskeltonus, -spannung, Lage im Raum, …) o Quelle der Eindrücke ist nicht lokalisierbar o sind nicht so wichtig für Wahrnehmung bzw. Abbild der Gegenständlichkeit Modalitätsabhängigkeit: • wenn Informationen aus verschiedenen Sinnesmodalitäten aufgenommen werden, werden sie in die Sinnesmodalität (z.B. visuell) aufgenommen/ vereint, die dafür am wichtigsten ist• Beispiele: o a) man spürt Glätte des Bodens, aber nicht die Muskeln, die beteiligt sind o b) tasten und sehen unter der/ durch die Lupe o c) man lokalisiert Schall dort, wo er herkommt (z.B. Lautsprecher) • es werden nicht proximale Reizmuster in den Rezeptoren, sondern distale Reize (außen, Objekte) wahrgenommen Störungen: (Beispiele): • 1) visuelle Agnosie: Wahrnehmung distaler Reize + Weiterleitung an ZNS ohne weitere Verarbeitung z.B Verletzung des Okzipitallappens im Großhirn (occiptal lope) beeinträchtigt ZNS und führt zum Ausfall der gegenständlichen Wahrnehmung o hell und dunkel kann unterschieden werden, aber Gegenstände (Objekte, Personen, …) können nicht wahrgenommen werden o auch „Seelenblindheit“ (absolute Erkenntnisfähigkeit) • 2) Alexie (Leseblindheit/ Wortblindheit): Lesefähigkeit (z.B. nach Unfall/ Verletzung) geht verloren, aber Buchstaben können noch gemalt werden • 3.) Toxische (Be-)Schädigungen (Narkose): gegenständliche Wahrnehmung ist als erstes gestört („fällt aus“) + kommt als letztes wieder; dann die Sinneswahrnehmung o gegenständliche Wahrnehmung ist eine getrennt störbare Leistung der Exterorezeptoren
  • Was ist die Gegenständlichkeit als konstitutives Merkmal des Wahrnehmens? • Reize oder Reizeinwirkungen, die uns bewusst werden, werden als Objekte außerhalb unserer Sinne wahrgenommen -> werden zu Gegenständen unseres Handelnso Objekteigenschaften = z.B. Farbe des Tisches o nicht alle Empfindungen sind Abbildungen von Dingen o nicht alle Sinneseindrücke sind Abbilder der Wirklichkeit • das Zusammenspiel von Wahrnehmung (perzeptive Prozesse) und Tätigkeit führt zur Gegenständlichkeit/ machen Gegenständlichkeit aus • Variablen höherer Ordnung wirken mit → Verarbeitung von Beziehungsmustern und nicht nur Einzelreizen • Folge der Gegenständlichkeit = relative Invarianz (Unveränderlichkeit; konstant) von Eindrücken
  • Was sind Konstanzerscheinungen? Beispiele? • einerseits Wahrnehmungskonstanz, andererseits auch Wahrnehmungstäuschungen: o wechselnde Reizeinflüsse führen oft zu trotzdem gleichbleibender Wahrnehmung (vgl. optische Täuschungen) o + gleiche Reize entsprechen nicht immer gleichen Wahrnehmungen bei veränderter Umwelt/ Kontext• Beispiele: Kippfigur, Neckerscher Würfel, Ebbinghaussche Kreistäuschung • gleiche Reize können auch ohne Umfeldänderung verschiedene Wahrnehmungen bewirken • nicht nur elementare Reize, sondern auch Beziehungen zwischen Reizen werden vom Wahrnehmungsapparat berücksichtigt
  • Welche Phänomene der Invarianz gibt es? • 1. Größenkonstanz: trotz wechselnder Entfernung • 2. Formkonstanz: Teller wird z.B. aus anderem Blickwinkel trotzdem rund (nicht oval) wahrgenommen • 3. Farbkonstanz: trotz unterschiedlicher Lichtverhältnisse/ Belichtung • 4. Helligkeitskonstanz: trotz wechselnder Beleuchtungsstärke; z.B. schwarze Buchstaben bleiben schwarz; z.B. bewölkter Himmel, aber man weiß trotzdem, dass es Tag ist • 5. Ortskonstanz: Unabhängigkeit der gesehenen Objektbewegung von der Eigenbewegung; trotz Bewegung kennt man den Ort, an dem man sich befindet • 6. Einheit von optischem und taktilem Raum: Wissen wie man Gesehenes auch anfassen kann; z.B. Lupe – Größenverzerrung • 7. Sprachverständniskonstanz: trotz wechselnder Stimmlage/ Tempo ist eigene Sprache verständlich • 8. Lesekonstanz: Lesen trotz unterschiedlicher Handschriften, Größen, …
  • Was sind beteiligte Mechanismen bei der Invarianz? Beispiele für Klassifizierungsleistungen? • a) angeborene Mechanismen: Basis in unbedingt reflektorischen Prozessen o v.a. bei der Invarianz, z.B. Mechanismen, die Informationen verarbeiten o Bsp.: Lichtschlagreflex blockiert Informationsüberschuss ( Abschwächen des Reizes) • b) einfache, erlernte Mechanismen: Basis in bedingt reflektorischen Prozessen o z.B. Bildumkehr auf der Netzhaut (Auge) -> auf Netzhaut ist Bild „auf dem Kopf“, durch Greifen (Säuglingsalter) wird Bildumkehr erzeugt/ erlernt • c) komplexe, erlernte Mechanismen o Ausnutzen von Kontext/ Erfahrung o z.B. Schachmuster auf Fußboden oder Person hinten = gleich groß wie Person vorne • es werden von uns automatisch solche Merkmale herausgefiltert, die von variierenden Wahrnehmungsbedingungen relativ unabhängig (konstant/ invariant) sind • + diese Merkmale werden im Gedächtnis behalten und werden dann einer späteren Identifikation zu Grunde gelegt o z.B. „das ist ein Baum“Beispiele: trotz wechselnder Entfernung sehen wir ein Objekt größenkonstant - mehrere individuelle Objekte werden einer Objektklasse zugeordnet zB. Baum - Laubbäume - Eiche, Esche, Eibe
  • Was bedeutet intermodales Wahrnehmen? Apperzeption, Synästhesie, Führungsmodalität? - Reize aus der Umgebung haben verschiedene Merkmale und werden durch verschiedene Sinne wahrgenommen -> trotzdem werden sie als Ganzes gesehen -> intermodales Wahrnehmen = ganzeinheitliches Wahrnehmen durch verschiedene Sinne  Apperzeption:  • im Wahrnehmen werden Daten aus verschiedenen Sinnesbereichen zusammengeschlossen zu einem Ganzen - Daten sind widerspruchsfrei! o kombinierte Wahrnehmung erfolgt unbewusst - Zuordnung des Ursprungs der Eindrücke ist nicht möglich • selbst wenn Reize hochgradig miteinander verknüpft sind, werden sie durch die verschiedenen Sinne verarbeitet und durch die Wahrnehmung integriert  -> intermodale Sinnessprache (auch: Sinnesesperanto) • Thematischer Apperzeptionstest (Murray): was sehen Probanden auf dem Bild? o ganzheitliches Abbild, auch wenn manche Dinge nicht sichtbar sind (Eindruck/ Gefühl) o zwingende Ergänzung durch Gedächtnisinhalte (Hinzuwahrnehmung) Synästhesie: • Informationen aus einem Sinnesgebiet werden automatisch in ein anderes übertragen („Mitempfindung“) o z.B. „die Zitrone sieht sauer aus“ o Integration erfolgt v.a. durch den optischen Sinn (vgl. Führungsmodalität) o implizite Verarbeitung von Gedächtnisinhalten Führungsmodalität: (Modalität bezogen auf die Sinne): - optischer Sinn (sehen) = Führungssinn  - andere Sinne integrieren ihre Eindrücke in das Visuelle/Sehen
  • Wie nehmen wir Verhältnisse wahr? -> Teil-Ganzes-Effekte: Sachbedingtes Gliedern, Transponierbarkeit, Ganzbestimmtheit • man nimmt nicht nur einzelne Infos wahr, sondern Wahrnehmung des Menschen ist auch immer ein Wahrnehmen von Verhältnissen/ Beziehungen • Verhältnis-/Strukturwahrnehmung: Zusammenhänge/Verhältnisse der Daten untereinander • 1. Sachbedingtes Gliedern: o verschiedene einzelne Sachverhalte werden in ihrer bedeutungsmäßigen Beziehung wahrgenommen (nicht nur anschaulich!) • 2. Transponierbarkeit von Gestalten: o Sachverhalt(e) werden/ wird als identisch wahrgenommen, selbst wenn sich alle Merkmale verändert haben o z.B. Melodie in Dur und dann in Moll ->  trotz verschiedener Töne wiedererkennen • 3. Ganzbestimmtheit der Teile: • Bsp.: Farbangleichung (Experiment von Fuchs) o 1. Aufgabe: auf grüne Kreise achten  welche Farbe hat der Mittelkreis? – grün o 2. Aufgabe: auf gelbe Kreise achten -> welche Farbe hat der Mittelkreis? – gelb --> Farbe ein und desselben Elements wird verzerrt wahrgenommen, je nach Einordnung in verschiedene Ganzheiten weitere Bsp: Streckentäuschung, Krümmungstäuschung von Ehrenstein --> Effekte entstehen durch die Wechselwirkung der Teile miteinander -> einige Teile erlangen eine herrschende Rolle -> verzerrte Wahrnehmung
  • Was beschreibt das "ordnende" Wahrnehmen? Handelt es sich um eine autochthone Leistung oder Umweltrepräsentation? Phänomene, Grundlagen, Erklärungsansätze? Gestaltgestze vs. Informationsverarbeitungsansatz:  • eigentlich besitzt man durch Informationen wenig Ordnung, aber im menschlichen Wahrnehmen ist Ordnung gegeben -> kann bedingt sein durch: o autochthone Leistung = angeboren („ureigen“/ „ureingesessen“) -> Ordnung als Wunsch, Mensch will immerzu Ordnung stiften oder: o in Umwelt vorhandene Ordnung -> Umweltgegebenheiten/ -strukturen liegen vor und werden nur noch vom Menschen hervorgehoben/ erkannt • Beispiele: o a) Zufallspunktmuster o b) Zufallstöne -> werden als Tonfolgen mit Rhythmus/ Anlehnung an Melodie geordnet o c) Sternbilder -> nicht nur einzelne Sterne werden wahrgenommen, sondern ganze Sternbilder (großer Wagen, …) • der Mensch hat immer die Tendenz Ordnung zu stiften -> Suche nach „Ordnungsansätzen“, um es in vertraute Sachverhalte einzuordnen o er hat Mühe mit ungeordneten Reizen umzugehen -> auch bei ungeordneten Reizangeboten, die auf uns einwirken, finden/ erzeugen wir Ordnung •  2 aktiv mitwirkende Prozesse: o a) Reste von Ordnung werden gesucht und diese werden übergeneralisiert o b) wurden keine Ordnungsreste gefunden -> der Mensch betreibt perzeptive Manipulation, um Ordnungsreste selbst zu erzeugen (Klassifizierungsleistung) • Ordnungsstiftung ermöglicht es uns frühere Erkenntnisse auf neue, unbekannte Ereignisse anzuwenden Erklärung der Gestaltpsychologie:  • Gestaltgesetze sagen voraus, welche Reizwirkungen gesetzmäßig „zu einer Gestalt“ zusammengefasst werden • Prägnanzgesetz (Prägnanztendenz/ Dachgesetz der Gestaltgesetze): o ordnungsstiftendes Wahrnehmen wird dadurch erklärt o Prägnanz: Wahrnehmungsabbild (Perzept) ist dann prägnant, wenn es den Gestaltgesetzen genügt, die alles zusammen die gute Gestalt bewirken o  es besteht die Tendenz Wahrgenommenes in eine Form zu bringen, die von guter Gestalt ist (= Erklärung für ordnungsstiftende Wahrnehmung) "Ordnendes Wahrnehmen - Gestaltgesetze:  • Gesetz der Geradlinigkeit -> Dinge werden geradliniger wahrgenommen/ erlebt, als sie sind • Gesetz der durchgehenden Kurve -> Linie wird so gesehen, als Folge sie dem logischen Weg • Gesetz des gemeinsamen Schicksals -> Dinge, die gemeinsam einer gleichartigen Bewegungsrichtung folgen, werden als zusammengehörig angesehen (z.B. Ballett) - Gesetz der Nähe -> Elemente in raumzeitlicher Nähe werden als zusammengehörig erlebt zB: 2 Punkte und Kreuze jeweils als Zeilen, nicht als Kolonne erlebt  - Gesetz der Ähnlichkeit -> einander ähnliche Elemente erscheinen als zusammengehärig -> gruppieren sich zu einer gemeinsamen Gestalt  - Gesetz der Fortsetzung -> Elemente werden als zusammengehörig gesehen, wenn sie in einer "guten Kurve" angeordnet sind; z.B. Punkte als Strecke/überkreuzte Sinuskurve - Gesetz der Geschlossenheit -> nicht vorhandene Teile einer Figur werden in der Wahrnehmung ergänzt  • Gestaltgesetze sagen voraus, welche Reizkonfigurationen von uns gesetzmäßig zusammengeschlossen werden und in welcher Form/ welcher Weise das geschieht Einwände: • teleologische (um…zu) Beschreibung (Teleologie -> Lehre der zweckbestimmten Ordnung von Gegenständen/ Ereignissen) • wieso sind Gestalten prägnant ausgebildet, auch wenn sie vom Objekt stark abweichen? Erklärungen von heute: • Vorgang der Informationsreduktion (durch Rückgriff auf Vertrautes) -> Vorgang der Vereinfachung (Klassifizierung) ist Ergebnis biologischer „Ökonomie“ (oder auch menschlicher Faulheit) • das ordnungsstiftende Wahrnehmen ist keine autochthone, willkürliche oder nachträgliche Zutat des Menschen, sondern ist eine Anpassungsleistung unseres Organismus
  • Was beschreibt die "Sinnerfülltheit" des Wahrnehmens? Beispiele dafür? Sinnerfülltheit:  • z.B. Zeitungsblatt: man sieht nicht nur kleine schwarze Striche auf dem Blatt, sondern man nimmt Text wahr -->man nimmt nicht nur einen Haufen, sondern (ganze) Objekte wahr • Dinge werden mit ihrem Sinn/ Bedeutung wahrgenommen -> es muss unterschieden werden zwischen Inhalt (Abbild, was präsentiert wird) und Bedeutung (Eindrücke) o + Auslösen einer Verhaltenserfordernis, die der Inhalt signalisiert (z.B. hupen bedeutet Platz machen) • Einheit aus sinnlichem Erfassen der Inhalte und deren Bedeutung/ Zumessen von Bedeutung o Rubinstein: Wahrnehmen = Einheit aus Sinnlichem und Sinn • Die Bedeutung einer Sache verändert und organisiert den Wahrnehmungsprozess (perzeptiven Prozess) o die individuelle Bedeutungserfassung entsteht über den gesellschaftlich bestimmten Kontext (durch Sprache) o z.B. „heilen“ --> Aktor Krankenschwester/ Arzt ; Ortsrelation = Praxis Beispiele für Phänomene der Sinnerfülltheit:  - Figur-Grund - Effekt -> junge + alte Frau/ Saxophonspieler + Gesicht in einem Bild - "unmögliche Figuren " -> erzeugen räumliche Eindrücke, trotz Wissen, dass es im dreidimensionalen Raum nicht möglich ist  - Rorscharch- Test: Was sieht man? Testverfahren der Persönlichkeitsdiagnostik
  • Was sind Grundlagenaspekte vom Sinnerfüllten Wahrnehmen • 1. unser Wahrnehmen baut auf dem Erfassen einiger wesentlicher Merkmalsgruppen eines Objekts auf = klassenrelevante (typische) Merkmale dieses Objekts o = sinnerfülltes Wahrnehmen, da man aktiv nach diesen klassenrelevanten Merkmalen sucht, um Bedeutung zu geben o Besonderheit = das Wahrnehmen wird von vollständigem Wahrnehmen zu einem Identifizierungsprozess verkürzt (durch Abgleich mit LZG) • 2. es wird gleichzeitig der begrifflich gespeicherte (gesellschaftliche) Erfahrungsschatz aus dem Gedächtnis aufgegriffen/ aktiviert => beeinflusst die Wahrnehmung • 3. unserem Wahrnehmen liegen geschlossene Rückkopplungskreise zu Grunde  Reafferenzprinzip (=Regelprinzip zur Kontrolle und Rückmeldung eines Reizerfolgs an das Zentrale Nervensystem) o 1) afferentes Signal (Leitung zur Großhirnrinde) geht zum Komparator (Abruf von Gedächtnisbesitz) o 2) Weiterleitung an ZNS + dortige Verarbeitung o 3) Efferenzkopien werden an Komparator geleitet (Efferenzen = neuronale Erregungen, die vom ZNS zu den Erfolgsorgangen führen) o 4) Abgleich von Ist – Soll – Zustand - 5) Weiterleitung von neuen Afferenzen an das ZNS o 6) nach Verarbeitung im ZNS wird die Reafferenz losgeschickt o 7) es folgt reaktions-/ zielgerichtete Handlung • es liegen Wechselwirkungen vor: o einerseits wird die Bedeutung einer Sache auf Grund der Sinnesmeldung(en) (= Afferenzen) erfasst o und andererseits wird die Bedeutungsentstehung präzisiert/ organisiert (durch ZNS mit Abgleich des LZG), indem die im Begriff gespeicherten Informationen präferiert und andere abgelehnt werden (Top – Down – Prozess) o  die Bedeutungszuordnung ist stark abhängig vom Handeln/ der zu bearbeitenden Aufgabe -> unser Wahrnehmen ändert sich dementsprechend (Begriffe leiten unsere Wahrnehmung)
  • Was besagt die Hypothesentheorie des Wahrnehmens als Erklärungsansatz für das sinnerfüllte Wahrnehmen? Und inwiefern grenzt sich diese von der Helmholz Urteilstheorie ab? -> objektiv gleiche Reizmuster mit etwas mehrdeutiger Information (zB Kippfigur, unmögliche Figuren) können durch unterschiedliche Hypothesen/Erwartungen/Auffassungen unterschiedlich wahrgenommen werden  Hypothesentheorie:  • 1. je nach Hypothese setzt die Wahrnehmung an unterschiedlichen Punkten an (Ansatzpunkte) • 2. auch Dinge/ Prozesse/ Leistungen, die objektiv registrierbar (messbar) sind, können je nach Hypothese verschieden sein o z.B. Figur – Grund – Effekt: sieht man junge oder alte Frau? • 3. in dem Perzept (entstehendes Abbild) sind unterschiedliche Merkmalsgruppen enthalten, die je nach Hypothese auch unterschiedlicher Ordnung sein können (z.B. hierarchisch) • sinnerfülltes Wahrnehmen ist eine Konsequenz des begriffsgebundenen Wahrnehmens  wir nehmen durch die „Brille der Begriffe“ erwartungs-/ erfahrungsabhängig wahr • identische Sachverhalte können ganz unterschiedlich wahrgenommen werden (je nach Abstraktionsniveau) • eine sinnerfüllte, begriffsgebundene, klassifizierende Wahrnehmung bedeutet, wir können ein und denselben Gegenstand als Merkmal/ Gegenstand verschiedener Klassen wahrnehmen/ zuordnen Helmholz Urteilstheorie - Unterschied:  • Kritik an der Erklärung der Gestalttheorie • Sinnerfülltheit wird auf das Vorliegen einer „Sinn-Leugnung“ zurückgeführt o ➔ Unbewusst bleibende Schlüsse/Urteile werden im Nachhinein gezogen (z.B. Denkleistung, Sinnverselbständigung) • Reafferenzprinzip widerlegt die Urteilstheorie, da die Großhirnrinde von Anfang an aktiv • Eine unterschiedliche zentrale Verarbeitung im ZNS ist Basis für eine unterschiedliche Wahrnehmung
  • Inwiefern tun wir begrifflich wahrnehmen? Was ist eine semantische Tripelreaktion? • Abbilder der Realität können sinnlicher Art (fast sprachfrei) oder logischer Art (sprachgebunden) sein • in unserem Wahrnehmen sind die Begriffe automatisch integriert o bilden Objekte, Sachverhalte, Dinge, Prozesse, umgebene Wechselwirkungen o materielle Träger (gesprochenes und geschriebenes Wort) Semantische Tripelreaktion:  ein äußerer Sachverhalt wird registiriert und intern repräsentiert - Wort = Träger der begrifflichen Repräsentation  - Begriffe werden im Zuge des Spracherwerbs erlernt -> Erfahrungsübertragung - Wortverwendung und Begriffsbesitz sind nicht das gleiche; zB wenn einem Wort nicht einfällt, nimmt man begriffsähnlches Wort (auch wenn es dafür nicht genau passt) oder der unterschiedliche soziale Kontext begründet das Verwenden des Wortes; weiteres Bsp: "Experiment" -> empirisch wissenschaftlich; im Alltag: "wir probieren/experimentieren mal"
  • Wie entsteht und äußert sich begriffliche Wahrnehmung? • Begriffliche Wahrnehmung/ Begriffsbildung wird erlernt (Lernprozess steht dahinter) durch bedingt – reflektorische Verbindungen zwischen Objekt und Bezeichnung • 1. das führende haptische (haptisch = ertastet/ Haptik = Tastsinn) Abbild beim Säugling wird in andere Sinneserfahrungen (visuell, …) integriert o durch be – greifen des Säuglings • 2. haptischer Moment ist sehr wichtig für Orientierung im Raum o haptisches Abbild wird immer stärker durch visuelle Eindrücke kompensiert o Gesamtabbild schließt Wort und Bedeutung untrennbar mit ein -> Wort und Bedeutung untrennbar miteinander verknüpft, z.B. Zitrone & sauer • durch begrifflichen Zusatz/ Komponente im Wahrnehmen erhält Wahrnehmung Generalisierungs- , als auch Abstraktionsqualität
  • Was ist der Unterschied zwischen sinnlicher Erkenntnis und begriffsgestütztem Wahrnehmen? 1. sinnliche Erkenntnis (sensorische Elementarqualitäten) • es gibt Situationen, in denen Menschen nur Sinnesempfindungen erfassen, aber keine begriffsbestimmende Wahrnehmung haben • (visuelle) AGNOSIEN: o 1) z.B. sehen zwar Farbe (Farbempfindung kann gegeben sein), aber können diese nicht benennen/ klassifizieren („rot“) o 2) keine gegenständliche Wahrnehmung: sehen „Objekte“, aber erkennen sie nicht als z.B. Baum, Tür, etc. o Youtube: „Visual Agnosia“ – michel pixel 2. begrifflich verallgemeinernde Wahrnehmung (gelingt) • „NORMALFALL“ • sensorische Merkmale werden in nicht – sinnliche (intellektuellGedächtnis; mnestisch) eingeordnet: „Einheit“ Sinnliches & Sinn/ Bedeutung • in Begriffs – System eingeordnet • biografisch- historisch eingeordnet = Identifikation (Gedächtnis; um identifizieren zu können) 3. begrifflich verallgemeinernde Wahrnehmung ohne Identifikation • Einordnung in eigene Biografie ist nicht möglich • Sachverhalt wird verallgemeinernd (Einordnung/ Klassifizierung der Objekte möglich), aber nicht identifizierend wahrgenommen o Bsp.: „es ist ein Rucksack“; nicht „es ist mein Rucksack“ • (anterogade) AMNESIEN: o Störung des episodischen Gedächtnisses o „vorwärtswirkend“ ->  Personen können für bestimmte Zeit normal erscheinen nach einem best. schädigenden Ereignis, aber sie vergessen neue Dinge sofort wieder o  kann je nach Umfang der Schädigung momentan oder anhaltend sein
  • Was sind Leistungen begrifflicher Komponenten im Wahrnehmen? • 1. Begriffe/ Worte/ Zeichen sind organisierende Faktoren in unserem Wahrnehmen, indem sie bestimmte sinnliche Merkmale: o a) zusammenfassen (z.B. E = Buchstabe, nicht nur vier Striche) o b) mit einem Wort belegen (Wort = Merksymbol) o c) im Gedächtnis fixieren • 2. durch das begriffliche Wahrnehmen ist eine Einordnung in die persönliche Lebensgeschichte/ individuelle Erfahrung möglich --> identitätsstiftende Qualität • 3. durch die begriffliche Durchdringung wird das Wahrnehmen erweitert o a) man kann auch nicht-individuelle Klasseneigenschaften wahrnehmen; z.B. „man sollte Kojoten lieber nicht streicheln, er könnte Tollwut haben“ o b) man kann Ordnungssysteme, Beziehungen, Zusammenhänge wahrnehmen o c) Zwecke/ Bedeutungen werden wahrgenommen • 4. man greift auf begrifflich gestützte Hypothesen zurück (durch „Begriffsbrille“): o voll entfaltete Wahrnehmung wird eingespart, es reichen wenige Merkmale zur Identifikation o sehr verkürzter Prozess -> man kann durch Erfahrung, z.B. „Stuhl“ zuordnen o  durch Begriffe gehen auch gesellschaftlich geprägte Erfahrungen mit ein • begriffliches Wahrnehmen führt zu Erleichterung und Verbesserung der Wahrnehmung (=durch Nutzung von Begriffen / Gibson) • (Whorf:) Stereotypisierung, Verzerrung, Verschlechterung der Wahrnehmung, da mehr „Dinge“ existieren als Begriffe • heute: Sprache und Begriffe bestehen aus Regelsystemen (Grammatik), nicht nur aus Worten o Verbindung endlicher Anzahl Worte zu unendlicher Anzahl von Aussagen/ Sätzen
  • Welche Arten von Kontextabhängigkeiten des Wahrnehmens gibt es und was sind ihre Gemeinsamkeiten? • einerseits wird weniger wahrgenommen als von den Reizen geboten wird  = selektiver Charakter der Wahrnehmung • und andererseits wird mehr wahrgenommen als von den Reizen geboten  = apperzeptiver Charakter der Wahrnehmung  dies wird auch von Kontextfaktoren mitbestimmt: • aktuelle Kontextfaktoren sind stets bezogen auf vorangegangene Kontextfaktoren • 1) (aktuelle) Situationsbedingtheit: o aktuelle Einflüsse o es wirken immer Reizkombinationen auf unsere Wahrnehmung ein + Kopplungen • 2) vorangegangene Einwirkungen o ganze Reizgeschichte o „man macht es so, als gäbe es keine sprunghaften Veränderungen in den Reizeinwirkungen“ o  Doppelfunktion der Reize: a) Übertragungseigenschaft (Übermitteln von Info) + b) Bezugssystemeigenschaft (aktuelle Reizeinwirkungen bezogen auf vorangegangene Einwirkungen) • ein isolierter Reiz bestimmt nie alleine die Wahrnehmung -> Integration der Reizmuster und Reizvorgeschichte mittels Zentralverarbeitung durch das ZNS (Modalitätsgrenzen spielen keine Rolle)
  • Welche Wahrnehmungsanpassungen unterscheidet man? 1. Lokale Wahrnehmungsanpassung:  • die auf uns einwirkenden Reize haben immer auch die Tendenz zur Endwahrnehmung • Beispiele: o gekrümmte Linien (z.B. an Gebäuden) erscheinen bei längerem Betrachten weniger gekrümmt/ nahezu gerade o Farbe verliert an Sättigung, wenn sie länger auf uns einwirkt o wenn hohe oder überdurchschnittlich laute Töne länger wahrgenommen werden, werden sie zu/ verringern sie sich zu mittleren, angenehmen Tönen o Gerüche werden schwächer, wenn sie länger auf uns einwirken • Erklärung für diese Beispiele = Adaption (Anpassungsprozess) o Adaption = ein angeborener neurophysiologischer Mechanismus o ständige Einwirkungen von Eindrücken/ reizen werden unterdrückt, solange sie keine neue Handlungsbedeutung (neue Information) für uns enthalten - Sensibilisierung - Sinne werden vor Erschöpfung bewahrt -> Herabsetzen der Erregbarkeit  - man gewinnt (trotz Dauereinwirkung) mehr Unterscheidungsinformation 2. Situationsbedingte Wahrnehmungsanpassung:  - einwirkende Reize sind immer auch mit bestimmten Situationen gekoppelt (die auch Adaption auslösen können)  - eine gleiche und anhaltende Reizung führt dann zur Adaption, wenn sie immer mit einer bestimmten Situation gekoppelt wird (Bsp: "Rot-Grün-Brille": nach längerem Tragen: Adaption -> Verzerrung wird je nach Blickrichtung abgebaut)  3. Koordinationsanpassung (Stratton-Kohler-Paradigma)  • wenn optische Daten verzerrt werden, können sie aber dennoch wieder in ein zutreffendes Verhältnis zu unserer taktil – kinästhetischen Wahrnehmung gebracht werden • Beispiel: Umkehrbrille (nach Erismann/ Uni Innsbruck)/ Prismenbrillen o Umkehrbrille (Stratton 1896): Anpassung erfolgt nacheinander (über Tage): 1. Bewegung im Raum; 2. Umkehrung der Wahrnehmungsrichtung (oben/unten); Absetzen der Brille: Negative Nachwirkungen wenige Sekunden bis Normalsicht o Youtube: „Erisman and Kohler – inversion goggles“ •  es braucht motorische (=taktil – kinästhetische) Rückmeldung und Erfahrung, damit der Umsprung funktioniert! o es funktioniert z.B. nicht wenn man nur im Bett liegt o die Wahrnehmung kehrt sich wieder um/ Bewegungen werden gleichmäßiger unter der Bedingung „Motorik/ Bewegung“ o negative Nachwirkungen: ohne Brille wird die Wahrnehmung kurz nach dem Tragen wieder umgekehrt („falschherum“) 4. Allgemeine Mechanismen?  • 1.unser Organismus kann bei Wahrnehmungsanpassungen eine Wahrnehmungsdimension gegenüber einer Reizdimension verschieben o aber es bestehen bleibende Differenzen auf der Reiz – und Wahrnehmungsdimension • 2. unser Organismus kann sein Eindruckskontinuum gegenüber einem Reizkontinuum verschieben, sodass dauernde (länger wahrgenommene) Reize zur Normalqualität der Wahrnehmung werden o z.B. Anwohner hören Fluglärm nicht mehr; Müller hört Klappern der Mühle nicht mehr • 3. die gegenläufige Wahrnehmung länger vorausgehender Reize ist eine notwendige Konsequenz der Verschiebung des Eindruckskontinuums o „verschiedene Reize bewirken verschiedene Wahrnehmungen“ -> bleibt erhalten, aber jeder einzelne Reiz kann zeitweise eine andere Wahrnehmung hervorrufen; Bsp: Drei - Schalen - Versuch (Weber): von heiß zu lau -> lau wirkt kalt und umgekehrt  • 4. Reizmuster, die überdurchschnittlich häufig in bestimmten Situationen auftreten, haben für den Organismus ein hohes Maß an Redundanz (=Informationsüberfluss) o nur noch ganze Reizkomplexe werden wahrgenommen/ verarbeitet, aber nicht mehr jeder einzelne Reiz entlastet unseren Organismus o Unterschiede treten deutlicher hervor/ Unterscheidungsempfindlichkeit nimmt zu o feinere Reaktion auf Unterschiede bei Gewohnheiten (kleine Abweichung = große Information)  
  • Was sind Bezugssysteme zur Wahrnehmung als Klassifizierungsvorgang? • Beispiel: wenn ein Flugzeug die Schallmauer durchbricht, wird dies als extrem laut wahrgenommen -> wird als absolute Eigenschaft wahrgenommen, ohne unmittelbaren Vergleich • Bezugssysteme sind in der Regel erlernt • Bezugssysteme sind erscheinungsmäßig absolute Eindrücke, aber sind in Wahrheit immer unbewusst bezogen auf frühere Erfahrung/ Gedächtnis (im jeweiligen Reizbereich) Definition:  "... da eine absolute Eigenschaft nur aus der funktionellen Abhängigkeit vom gesamten System einschlägiger Eindrücke verständlich wird - und da dieses System sich nur durch die aus dem Bezug vorhergesagten absoluten Eigenschaften bestätigen läßt, nennen wir ein solches System Bezugssystem“ (Witte). Bezugssysteme sind Geflechte aus Wechselbeziehungen zwischen absolut (unbezogen) erscheinenden Einwirkungen, die das Wesen des Eindrucks mitbestimmen, indem sie • funktionelle (unbemerkte) und • phänomenale (bemerkte) Gliederungen bewirken und damit kategoriale Zuordnungen von Einzeleindrücken festlegen. Funktionelle Wirkungen sind stärker als phänomenale. Bezugssysteme sind: • 1. Repräsentationen der Umwelt in unserem Kopf -> keine autochthone Ordnungsmöglichkeit, sondern basieren auf sinnlichen und praktischen Erfahrungen • 2. Aufbau von Bezugssystemen führt oft zu unbewussten sensorischen Vergleichsoperationen -> Ermitteln von Beziehungen zwischen Reizen Verarbeitung: Reiz wird bezogen auf...  • a)… den Mittelwert der früheren/ bereits erfahrener Reize • b)… die Häufigkeit des Auftretens dieser Reize • c)… die Spannweite der bisher erlebten Eindrücke • d)… ganz besonders herausgehobene Eindrücke ->  werden als „Anker“ bezeichnet; sie beeinflussen/ verändern das Bezugssystem; werden bei sehr intensiven Reizeinwirkungen gebildet Wo sind Bezugssysteme bemerkbar?  • Bezugssysteme sind nicht erlernbar und nicht (leicht) hinterfragbar -> aber wir können sie an ihren Wirkungen erkennen • auch wenn sich Bezugssysteme verändern, werden sie nicht von uns selbst erlebt, sondern auch nur durch ihre Wirkungen erkennbar • Bsp.: Lärm in einer Firma (z.B. ohne Gehörschutz) o Ausweitung/ Verschiebung des Erfahrungsbereichs hin zu den lauteren Eindrücken o zuerst Verschiebung der Bezugssysteme, dann Verschlechterung der Ohren => physikalisch gleiche Eindrücke sind mit Ausweitung des Bezugssystems in gegensinniger Richtung verschoben (Ausweitung des Bezugssystems für Lautheiten) 
  • Wie unterscheiden sich die Wirkungen von Aktual-Bezugssystemen und von mnestisch stabilisierten Bezugssystemen? -> Vielzahl von Eindrücken wird erst durch unbewusste Vergleiche verständlich -> sie ermöglichen dann kategoriale Wahrnehmung (nicht nur Einzeleindrücke)  1. Systembedingte Eigenschaften als Ausdruck von Bezugssystemen:  • a) Bereichsbildung absoluter Eigenschaften o Kategorisieren/ Ordnen von Sachverhalten; z.B. „etwas ist extrem langsam (Schnecke)/ schnell/ hoch/ tief“ • b) Wahrnehmung absolut erscheinender Zustände o machen nur Sinn in Bezug auf etwas anderes o unbewusster Bezug absolut erscheinender Zustände z.B. „etwas ist extrem schräg/ schief in der Landschaft“ (schiefer Turm von Pisa) • c) Wahrnehmung von Teilfunktionen o macht nur Sinn mit Bezug auf etwas Darüberstehendes ; z.B. „etwas ist Grund-/ Zeitton/ Basis für Melodie“ • d) Identifizierung von Einzelsachverhalten als Klassenobjekt o macht nur Sinn bei Einordnung/ Zuordnung des Einzelfalls/ Individuums in eine Reihe/ Klasse o z.B. „das ist ein typischer BWL-Student, Säufer, …“ 2. Wahrnehmungsveränderung (-akzentuierung) als Ausdruck von Bezugssystemen: • a) Größe und Lage von kategorialen Bereichen o z.B. Lärm in Firma -> messbare, tatsächliche Verschiebung/ Veränderung • b) veränderte Wahrnehmung von Einzelsachverhalten o z.B. „Flimmerverschmelzungs-Frequenz“: Frequenz, bei der eine Folge von einzelnen Lichtblitzen (unter 50Hz) von uns als kontinuierliches Licht wahrgenommen wird • c) Aktivierungsveränderungen o einwirkende Reize verlieren schnell ihre ursprüngliche Wirkung, wenn sie bereits bekannt sind -> zuerst nur kurzfristige Orientierungsreaktion, dann Habituierung (Gewöhnung) o Aktivierung wird über längere Zeit aufrechterhalten, wenn kein Bezugssystem vorhanden ist/ nicht zu einem Bezugssystem zuordenbare Reize o Aktivierung ist umso stärker/ länger, je größer der Abstand des Reizes von vorhandenen Bezugssystemen ist
  • Wie ist die Struktur von Bezugssystemen aufgebaut? (WITTEs Bezugssystem-Theorie) Wo kommen Bezugssysteme her? 1. Gliederung eines Bezugssystems:  a) nach Anzahl der Bezugspunkte:  -> einfachste Bezugssysteme haben nur einen Bezugspunkt (Indifferenzpunkt) • von diesem aus wird die Wahrnehmung geleitet, z.B. Hauttemperatur • Bezugspunkt liegt beim „Mitteneindruck“ (und nicht bei den Enden des Eindruckskontinuums) • Bezugssysteme werden nach Ähnlichkeit ausgebildet und unbewusst miteinander verglichen • Bezugsysteme werden von Extremen aus gebildet • Sukzessive Mitteilungsstrategie (Witte): o Kontinuum wird in gleich große Klassen unterteilt o in Unsicherheitsbereichen können neue Kategorien entstehen -> wenn sich der menschliche Organismus nicht entscheiden kann: Bildung einer neuen Klasse o Wittes Gesetz: 1/n; n= Anzahl der Klassen -> gilt bei einfachen Bezugssystemen (mit nur 1 Bezugspunkt)! -> Bsp für Bezugssysteme mit mehreren Bezugspunkten:  • z.B. Dezimalsystem (10, 100, …), Oktaven (zum Beziehen der Tonhöhe) • im Alltag können in der Regel mehrere Bezugssysteme gleichzeitig auf uns einwirken • Kein klarer Mitteneindruck → komplizierte Bezugssysteme • die Mittenlage bei zweistrahligen Bezugssystemen nennt sich Interferenzlage o Wahrnehmung bezieht sich auf geometrisches Mittel (adaption level/AL) o jeder Einzelreiz wird von Organismus auf ein geometrisches Mittel bezogen o AL bezieht Serienreize (Reize, die innerhalb eines Zeitabschnittes nacheinander einwirken), Ankerreize und Restreize (frühere Reize, die tlw. im Gedächtnis enthalten sind/ Erfahrungshintergrund) mit unterschiedlichem Gewicht ein b) nach Anzahl der kategorialen Bereiche z.B 2 Bereiche: "kalt" und "warm"  c) nach der Breite des erfassten kategorialen Bereichs (Spannweite) -> resultiert aus den gemachten Erfahrungen  2) Anzahl von nebeneinander existierenden Bezugssystemen (Haupt- und Neben-Bezugssysteme)  a) Systemhierarchie: -> das übergeordnete Bezugssystem bestimmt das untergeordnete (feinere) Bezugssystem •  hierbei gilt: Systemähnlichkeit bestimmt Elementarähnlichkeit! • Kategorienteilung wird nicht auf Untersysteme übertragen • Beispiel: o 1. Schritt) einzelne Töne werden geboten und diese sollen klassifiziert werden o 2. Schritt) Tonpaare werden geboten und nach ihrer Ähnlichkeit beurteilt  Tonpaare haben gleichen physikalischen Abstand o a + b wird als kleinerer Abstand wahrgenommen, als b+c, da a+b in derselben Kategorie liegen b) Wirken von Hauptsystemen  • Sachverhalte der gleichen Art können verschiedenen (2 oder mehr) Bezugssystemen zugeordnet werden, die nicht deckungsgleich sind • Bsp.: wenn Auto Schritttempo fährt = langsam; wenn Kinderwagen in gleichem Tempo fährt = sehr schnell 3) Anzahl der variablen Eigenschaften  a) eindimensionale Bezugssysteme b) mehrdimensionale Bezugssysteme  -> Entstehung/Bildung von mehrdimensionalen Bezugssystemen:  • 1. Herausfiltern einschlägiger klassenbildender Merkmale o es werden nicht alle Einzelmerkmale, sondern ganze Informationsklassen (als Ganzheit) betrachtet -> nur Berücksichtigung der komplexen Merkmale, nicht der Einzelmerkmale • 2. gedächtnismäßige Speicherung typischer Klassenvertreter (Prototypen) o Prototypen = klassentypische Vertreter -> sind Repräsentanten einer Klasse, zu denen alle anderen Klassenvertreter (zumindest minimal) verbunden sind; repräsentiert Mitte einer Klasse o + Häufigkeit des Auftretens eines Merkmals spielt eine Rolle o auch „Randtypen“ sind interessant/ wichtig; Randvertreter sind „auffällige Einzelvertreter“ • 3. Klassifizieren neuer Sachverhalte durch Ähnlichkeitsvergleich o durchgeführt aufgrund von Erfahrungen, Prototypen und gedächtnismäßig Fixiertem o Bsp.: neues Röntgenbild wird mit gespeicherten Bildern (= Klassenrepräsentanten) auf seine Ähnlichkeit hin verglichen Herkunft von Bezugssystemen:  • nur sehr wenige angeborene Bezugssysteme, die später ausdifferenziert werden (im Laufe der Entwicklung); z.B. Körpertemperatur/ Temperaturempfinden • Großteil der Bezugssysteme wurde erlernt (während Ontogenese = gesamte psychische Entwicklung eines Individuums) • durch neue (sich verändernde Umgebungserfahrungen/) Erfahrungen können diese Bezugssysteme labisiert werden - >Bezugssysteme sind veränderbar/ werden verfeinert: o a) gegenstandsspezifische (-bezogene) Bezugssysteme ->Umgebungserfahrung; z.B. Auto – 150km/h = schnell; Kinderwagen – 8km/h = schnell o b) situationsspezifische Bezugssysteme  z.B. Auto - 40km/h auf Autobahn langsam/ auf holpriger Straße/ Feldweg schnell  situationsabhängig o c) aufgabenspezifische Bezugssysteme -> von Aufgaben abhängige Bezugssysteme; z.B. Musik machen = abhängig vom Instrument
  • Was sind Wahrnehmungseinstellungen und was sind Merkmale einer Wahrnehmungseinstellung? • = Erwartungen und Einstellungen beeinflussen/ verändern unser Wahrnehmen  das kann auch umfassend erfolgen -> Veränderung von Lebensqualität/ Handeln • Wahrnehmungseinstellung beschreibt die Veränderung der aktuellen Wahrnehmung aufgrund vorangegangener Wahrnehmungen • Bereitschaft sinnliche Eindrücke wahrzunehmen und dementsprechend zu handeln Usnadse -Paradigma/ -Effekt: gleichgroße Kugeln werden als ungleich wahrgenommen -> aufgrund vorheriger Wahrnehmung und Erwartung dahingehend (1. Durchgang linke und rechte Kugel ungleich -> Wahrnehmungseinstellung stellt sich ein -> 2- Durchgang Kugeln gleichgroß, dennoch als ungleich wahrgenommen)   anderes Bsp: Tachistoskop -> Gläser -> Verkehrsschild derselben Form wird dargeboten -> Erwartung: weiteres Glas  Einstellungsbruch:  • Fehlwahrnehmung eines klassenfremden Objektes (im Sinne der erwarteten Klasse) nennt man Einstellungsbruch • Merkmale: o Erkennungszeiten werden erhöht o Wahrnehmungsschwelle(in der Einstellungsphase gesenkte Aufmerksamkeit) wird erhöht o (kurze) afferente Verunsicherung (Pulsfrequenz steigt) -> ähnlich der Orientierungsreaktion -> reicht nicht aus, um Missdeutung/ Fehlwahrnehmung zu verändern • Herausbildung von Erwartungen/ Hypothesen -> Organismus reagiert mit Reduktion (Reduzierung von Energie und Aufwand) • Kombination eines reizbedingten (aufsteigenden) Prozesses (Botton-Up-Prozess) mit einem erwartungsbedingten (absteigendem) Prozess (Top-Down-Prozess) -> führt zu ökonomischer Entlastung [Bemerkung: relevante Merkmale wahrnehmen und nicht mehr = eigentliche Entlastung] o Fehlerquelle durch Erwartungsfehler Merkmale der Wahrnehmungseinstellung:  • 1. es ist ein Klassifizierungsresultat o es werden Klassifikationen vorgenommen, die nur noch klassentypische Merkmale wahrnehmen • 2. gekennzeichnet durch Redundanzausnutzung o ökonomisch/ entlastend • 3. Entlastung der Informationsverarbeitung o Kapazitäten sind frei für gründliches Erfassen unerwarteter Ereignisse • Nachteil: gefährliche Quelle für gesetzmäßig auftretende Fehler (Erwartungsfehler) • Wahrnehmungseinstellungen können auch als Persönlichkeitsmerkmale erfasst werden -> große individuelle Unterschiede (Schnelligkeit, Leichtigkeit, Festigkeit des Herausbildens solcher Wahrnehmungseinstellungen = mögl. Unterschiede)
  • Inwiefern ist Wahrnehmung gerichtet? Beispiele dazu? • beim Wahrnehmen immer auch Herstellung einer unmittelbaren Beziehung zu bekannten Personen/ Sachverhalten/ Objekten • Wahrnehmung reguliert auch immer das Verhalten o ist stark beeinflusst durch Wünsche, Gefühle, soziale/ gesellschaftliche Wertvorstellungen, Überzeugungen, Interessen, Neigungen, … • Beziehung zum Sachverhalt bestimmt Prozess wie/ was wir wahrnehmen und das Perzept Beziehung zu Sachverhalten/ Beeinflussen der Wahrnehmung durch: • a) Prozesskomponente/ Prozess des Wahrnehmens o abhängig von der Beziehung variiert die Zuwendung der Wahrnehmung o Wahrnehmung kann reflektorisch (angeboren) oder systematisch (zielgerichtet, bewusst wahrnehmen) sein • b) Perzept (Wahrnehmungsabbild) o Perzept ist stark von der Beziehung, aber auch stark von der Valenz (Wert, Lebensbedeutsamkeit) abhängig o Veränderung der Wahrnehmung durch Valenz, z.B. Alltagslärm wird „überhört“, aber Mutter wacht auf, wenn Baby schreit Bsp: Experiment von Bruner&Goodman: Münzen werden größer eingeschätzt als Papier, weil der Wert höher ist -> arme Kinder unterliegen eher diesem Effekt  
  • Was bedeutet Valenz beim Wahrnehmen? Beispiele? • Wahrnehmen ist immer Verbindung zwischen physikalischer Reizdimension (Signal) und bedürfnisbedingter Valenz (Wertzuordnung, Wert einer Sache) • unmittelbare Veränderung der Wahrnehmung durch Valenz (Wahrnehmungsakzentuierung) o Selektion bestimmter Abläufe • (Re-)Organisation (Umordnung) von Wahrnehmung -> Voreilige Schlüsse ziehen, auf etwas fixieren • Größenveränderung (valenzabhängig) -> 2 kooperierende Teileffekte wirksam: o 1. intraserieller Effekt:  Valenz (Wert einer Sache) vergrößert die Abstände innerhalb einer Reizserie zwischen den benachbarten Sachverhalten - Spreizung (Vergrößerung der objektiven Unterschiede) -> weil Eindruckskontinuum größer erscheint als Reizkontinuum o 2. interserieller Effekt: Kombination des intraseriellen Effekts mit Überschätzung der Größe des Wertvollen (Differenzvergrößerung) -> Abstandsveränderung wird asymmetrisch • Valenz hat tiefen Eingriff auf alltägliches Wahrnehmen • Gerichtetheit des Wahrnehmens sind nicht nur kurze Effekte, sondern können sich bis zu einem habituierten Persönlichkeitsmerkmal (fester/verfestigter Wahrnehmungsstil) ausweiten/ führen Beispiel: Rorschach-Test: projektiver Test -> Interpretieren von Bildern hängt mit Wahrnehmungsbesetzungen zusammen; Stroop-Test: Man will an der Wahrnehmung der Farbe haften bleiben 
  • Welche sozialen Einflüsse spielen bei der Wahrnehmung mit ein? • Wahrnehmung ist immer auch sozial geprägt/ determiniert; es gibt keine nicht-soziale Wahrnehmung • Personen, die alleine agieren, können gleichen Sachverhalt anders wahrnehmen als in Gruppen o Veränderung der individuellen Wahrnehmung durch soziale Gruppen möglich • Soziale Wahrnehmung ist durch Begriffe bestimmt o z.B. Stühle zum Sitzen; Scheren zum Schneiden 1.Übernahme der Wahrnehmungsanker von anderen Personen:  •  ohne in Interaktion mit ihnen getreten zu sein • Wahrnehmung ist in unsicheren Situationen besonders stark vom Urteil der Wahrnehmung anderer abhängig • Beispiel „Geruchsexperiment“ (Gniza-Versuch): Professor lässt an Glaskolben riechen mit angeblich leichtem Geruch (in Wahrheit nur destilliertes Wasser)  in Gruppe: jeder 5. riecht etwas; in Einzelsitzung: jeder 9. riecht etwas   2. Wahrnehmungsveränderung:  • Veränderung der Wahrnehmung aufgrund der Einflussnahme (= Druck) anderer Personen • Beispiel: Solomon – Asch – Experiment/ Asch – Paradigma o Strecken/ Länge von Linien schätzen; in der Gruppe gab es instruierte Helfe, welche absichtlich falsche Antworten geben  Konformität: Tendenz Verhalten und Meinungen anderer Gruppenmitglieder zu übernehmen (32% unterwarfen sich dem wissenschaftlich falschen Urteil der Gruppe) Erklärung der Wahrnehmungsveränderung: • 1. tatsächliche Wahrnehmungsveränderung/ Urteilsübernahme auch ohne Druck durch Übernahme der Wahrnehmungsanker anderer Personen (vgl. A) • 2. eigentlich hat sich die Wahrnehmung nicht verändert, sondern man modifiziert sie wider besseren Wissens in Richtung Konformität o es folgt eine Veränderung der Sensibilisierung unserer Sinne (Veränderung der Schwellen) o bewusst falsche Urteile (vgl. B) Konformitätseffekt:  • nach Crutchfield: o Effekt ist bei unterschiedlichen Menschen unterschiedlich stark ausgeprägt (individuelle Unterschiede) o Konformitätseffekte treten auch/ sogar bei persönlich bedeutsamen Sachverhalten ->aber: Effekte können abgebaut werden, wenn der soziale Druck entfällt • nach Upmeyer: o Druck in einer sozialen Umgebung ändert Wahrnehmung tatsächlich o durch Experimente messbare Veränderung der Sensibilisierung unserer Sinne (Veränderung der Schwellen, vgl. oben) • Quellen der Konformität: o a) Prozesse der Normeneinflüsse (Akzeptanz, Wertschätzung, ...) o b) Informationseinfluss -> sich richtig verhalten wollen („wie machen es andere?“)
  • Wie gestaltet sich der ergänzende (apperzeptive) und ausgewählte (selektive) Charakter des Wahrnehmens? • apperzeptiver (ergänzender) Charakter hat 2 Wurzeln: o 1) Ergänzung aus anderen Sinnesgebieten -> aktiv nicht beteiligte Dinge werden von uns ergänzt; z.B. Zitrone sieht (=visuell) sauer (=schmecken) aus o 2) begriffsgestützte Ergänzung (bei abstrakten Singen) durch „Brille der Begriffe“ • selektiver (auswählender) Charakter: o viele einwirkende Eindrücke führen nicht zur Wahrnehmungsqualität, sondern sind nur organismische Einwirkungen auf Reize o bewusste Wahrnehmung ist nur Bruchteil vom Ganzen -> nur was übrig bleibt, wirkt auf unsere Wahrnehmung Was wird (nicht) bewusst? • bewusst: o Reize/ Einwirkungen, die eine Orientierungs-/Suchreaktion auslösen, sind durch bestimmte Intensität geprägt (Internsität, Kontrast, Veränderlichkeit beeinflussen die Orientierungsreaktion) o Reize, die Handlungsbedeutung/ Verhaltensnotwendigkeit implizieren (durch solche Reize kommt es zur zielgerichteten Handlung) • unbewusst: o Reize, die keine bewusstseinsfähigen Verarbeitungsinstanzen haben  z.B. Infrarotlicht -> kann der Mensch nicht verarbeiten, also wird es nicht bewusst o Reize, die keine Verhaltensnotwendigkeit signalisieren  z.B. Mutter schläft bei Lärm (Reiz verliert mit der Zeit an Bewusstheit); aber wacht auf, wenn ihr Baby schreit (->Verhaltensnotwendigkeit)
  • Was spricht für Wahrnehmung als perzeptuelle Tätigkeit? • Wahrnehmen = immer aktiv, nicht passiv -> tätigkeitsbezogen • Wahrnehmen ist eine aktive, erkenntnisschaffende Tätigkeit Aspekte • 1. Wahrnehmen ist ein Vorgang der allmählichen Abbildentstehung • 2. Wahrnehmen ist ein aktiver Prozess o es sind immer motorische Prozesse beteiligt o + permanente Informationssuche o + wir selektieren (Auswahlprozess) o + Hypothesenbildung (Erwartungen) o + Gliedern/ Strukturieren der Wahrnehmung • 3. Wahrnehmen kann als eigenständige Handlung auftreten ( Beobachtungshandlung) • 4. Ontogenetische Verkürzung äußerer Bewegungsoperationen zu interiorisierten perzeptiven Operationen (inneren Handlungen) o Verbesserung der Wahrnehmung ohne die Gegenstände berühren zu müssen o Tätigkeit -> Handlung -> Operationen
  • Was sind perzeptive Operationen? Makrobewegungen vs. Mikrobewegungen? • perzeptive Operationen = kleinste Bausteine des bewussten Verhaltens (/Wahrnehmens) • Entstehung perzeptiver Operationen: ursprünglich äußere praktische Bewegungsoperationen verkürzen sich zu inneren geistigen Operationen o praktische Bewegungsoperation -> wird zum Probehandeln ohne das Objekt zu berühren -> wird zu geistiger Operation o Kind: nicht mehr be – greifen, sondern nur noch anschauen 3 Arten von Operationen • 1) ausführende Operationen • 2) perzeptive/ erkennende Operationen • 3) kognitive/ informationsverarbeitende Operationen --> • perzeptive Operationen = Basis für perzeptives Wahrnehmen • ermöglicht frühzeitige Reduktion von Informationen -> mehr Wahrnehmung für anderes • nur noch (wesentliche) Merkmale mit höchstem/ neuem Informationsgehalt • unterstützen Entdecken und Nutzen von Beziehungen • Auswerten ganzer Beziehungsgeflechte/ Cluster; z.B. nicht nur einzelne Striche, sondern Wörter • einerseits Verkürzung perzeptiver Prozesse -> andererseits bessere Ausfilterung wichtiger Kleininformation
  • Was ist der Unterschied zwischen Mikro- und Makrobewegungen? Was sind postexpositionelle Augenbewegungen? Makrobewegungen:  • gnostische Bewegungen: liefern die eigentlichen Informationen • kontinuierliche Folgebewegungen: unbewusstes Verfolgen einer stetigen Bewegung eines Objekts; z.B. Zug mit den Augen verfolgen • sakkadische Bewegungen: ganz schnelle (in ms), ruckartige Bewegungen -> Auge von 1. Fixationspunkt zu 2. bewegen o fällt oft zeitlich mit Lidschlag zusammen o im Moment der Sakkade kein Informationsfluss • Leistungen Makrobewegungen: o Erfassung räumlicher Koordinaten, Lokalisierung von Sachverhalten, … o Durchsuchungsprozesse o Einstellung des Auges auf Dinge/ Gegenstände o wichtige Rolle für das Sehen überhaupt o wenn wir etwas erkannt haben, nehmen die Augenbewegungen ab o nur noch informationshaltige Punkte interessant • Ablauf der Makrobewegungen: o 1. Fokus richten o 2. Räumliche Informationen sammeln o 3. Danach gnostische Informationen: Objekt erkennen o 4. Anzahl der Sakkaden sagt etwas über die Einschätzung des Objektes aus (Anzahl der abgeschätzten Dinge) o Beispiel „Buch lesen“: 1.+2. Buchstaben an Merkmalen unterscheiden (informationshaltige Punkte) → 3.Dann Silben erkennen (Verdichtung) → Dann keine Betrachtung der Buchstaben, sondern nur ganzer Wörter Mikrobewegungen:  • = feinste Zitterbewegungen • Grundlagenfunktion: Zitterbewegung, um Sehen überhaupt zu erhalten (Erhalten der Empfindungen auf der Netzhaut) o erhöht die Empfindlichkeit und vermeidet Erschöpfung der Fotozellen • spezialisierte gnostische Funktion: Steigerung der Sehschärfe durch solche Mikrobewegungen o erhöhen die Sehschärfe über die Mindestabstände der Rezeptoren hinaus • Leistungen Mikrobewegungen: o verfeinern die Sehschärfe; machen Sehen schärfer, als eigentlich durch Abstand der Fotorezeptoren möglich o durch hochfrequente Zitterbewegungen wird grobes Raster zu feinerem Raster - vikariierendes System: auch bei Erwachsenen bleiben feinste Reste der Motorik nicht sichtbar nach außen/ nicht auffällig erhalten -> ersetzt richtige/ komplexe Augenbewegung (vikariierende Operationen) 
  • Wie nehmen wir Gebrauchseigenschaften wahr? • Dinge werden mit ihrer (nicht sichtbaren) Funktion/ Bedeutung (Funktionalität eines Objekts) wahrgenommen o Zweck einer Sache wird automatisch immer gleich mitwahrgenommen (obwohl nicht erkennbar!) • tatsächlich wahrnehmbare Eigenschaften (Primäreigenschaften; z.B. Farbe, Gewicht, …) können durch Lernprozesse mit den Funktionen des Gegenstands verbunden/ wahrgenommen werden • Wahrnehmung wird durch die zugeschriebenen Eigenschaften eines Objekts beeinflusst
  • Was ist eine Wahrnehmungskonstanz? Was sind spezielle Konstanzen? Wahrnehmungskonstanz bezeichnet das Phänomen, dass wir Objekte als stabil, invariant und konstant (mit gleicher Helligkeit, Farbe, Größe, Form) wahrnehmen, auch wenn sich die Proximalen Reize des Netzhautbildes bei jeder Bewegung oder unterschiedlicher Beleuchtung ändern. o  Invarianz wirkt in Richtung der tatsächlichen Wirklichkeit (z.B. Größe wirklich wahrgenommen, trotz unterschiedlicher Entfernung) o man nimmt besser wahr als die Reize es erlauben Spezielle Konstanzen • Dinge werden relativ unverändert wahrgenommen, obgleich Reize, die auf unsere Sinnesorgane stoßen, stark variieren o Verbesserung dessen, was in den Sinnen angekommen ist o Invarianz führt zur Anpassung auf die tatsächliche Beschaffenheit der Dinge/ Vorgänge • einerseits: relative Unveränderlichkeit trotz sich ändernder Reize o z.B. Veränderung von Licht und Lage eines Gegenstandes • andererseits: variable Gegenstandsmerkmale, die durch die Reizbeschaffenheit verzerrt worden sind, werden trotzdem richtig wahrgenommen o z.B. unterschiedlich beschaffene Objekte werden korrekt erkannt/ klassifiziert
  • Welche Arten von Wahrnehmungskonstanz gibt es? 1. Ortskonstanz: • = Unabhängigkeit der gesehenen Objektbewegungen von unserer Eigenbewegung • Eigenbewegung ist von Gegenstandsbewegung unterscheidbar • Scheinbewegung ist von tatsächlicher Bewegung unterscheidbar •  Ausnahmen (hier funktioniert Ortskonstanz nicht): o welcher Zug fährt? (der eigene, oder der auf der anderen Seite) o Hexenschaukel: Raum schaukelt von X bis Y; Beobachter/ Person meint er selbst schaukelt zwischen X und Y 2. Geschwindigkeitskonstanz:  • = relative Unabhängigkeit unserer Geschwindigkeitswahrnehmung vom Tempo der Netzhautverschiebung des Reizes • Miteinkalkulieren der Entfernung • Mensch empfindet auch so, dass sich diese (wie tatsächlich) unterschiedlich schnell bewegen 3. Größenkonstanz • = die relative Unveränderlichkeit der Größenwahrnehmung mit der Entfernung (gilt nur im Nahraum) • unbewusste, reflektorische Vorgänge beim Wahrnehmen • Größenkonstanz hat Gültigkeitseingrenzungen: o gilt nur für Lebewesen/ Tiere/ …, nicht bei künstlichen Abbildungen/ Abbildungen von Gegenständen (Fotos, Gemälde, …) • auf große Distanzen nicht mehr so stark oder gar nicht mehr wirksam • gilt nur in der Horizontalen, fast nie in der Vertikalen! • unser Organismus setzt auch Entzerrungsmechanismen ein in Situationen, in denen sie nicht angebracht sind  Beispiele: o Zöllnersche Täuschung o Müller – Lyer – Täuschung o Ponzo – Täuschung o Sander’sches Parallelogramm (A und B sind gleich lang) • Größenkonstanz bildet sich erst im 2. Lebensjahr o + wird in der frühen Jugend voll entwickelt o beginnt mit dem „Be-greifen“ o Menschen, die blind waren (später Augenlicht zurück erlangen) = fehlende Erfahrung haben keine Größenkonstanz; Gegenstände, die sich auf sie zubewegen, wirken größer  aber: Wiederherstellung der Größenkonstanz durch Lernprozesse möglich • Größenkonstanz gilt sogar bei Nachbildern, die entstehen o z.B. + auf weißer Folie  auf schwarzer Folie „sieht“ man Kreis noch • Emmert`sches Gesetz: o Größe des Nachbildes hängt von der Entfernung der Fläche ab, vor der das Objekt gesehen wird o  je größer die Entfernung, desto größer ist das Nachbild o Nachbild ist entfernungsabhängig, obwohl Größe der Netzhaut-Reize unverändert bleiben (Prozesse im Gehirn verändern die Wahrnehmung) Erklärungsversuche:  • 1. Primäre Tiefenkriterien: o Akkomodation: Formveränderungen der Linse  auch einäugig leistbar; je näher das Objekt, desto größer die Linsenkrümmung -> Information über die Beobachtungsentfernung o Konvergenz: Augen drehen sich bei der Wahrnehmung naher Objekte einwärts a) Die Augen konvergieren, wenn man etwas sehr Nahes anschaut -> Augen drehen sich bei nahen Objekten einwärts (nur bimonokular) -> räumliche Tiefe b) Die Augen schauen geradeaus, wenn man etwas weit Entferntes beobachtet o Querdisparation: dreidimensionale Objekte mit ihrer räumlichen Erstreckung erzeugen auf den Netzhäuten der beiden Augen etwas erzeugen auf den Netzhäuten der beiden Augen etwas differente Abbildungen (dreidim. Bilder erzeugen leicht untersch. Abbildungen au den beiden Netzhäuten; nur bimonokular) • 2. Sekundäre Tiefenkriterien: o Verdecken/ Überlappen: nähere Objekte verdecken fernere Objekte o Größe und Perspektive: je weiter entfernt ein Objekt ist, desto kleiner erscheint es z.B. etwas perspektivisch sehen  -> Gleise in Entfernung o Texturgradient: das Muster, das bei regelmäßig texturierten Flächen bei einer zweidimensionalen Abbildung erzeugt wird  wird immer kleiner, je weiter er vom Beobachter entfernt ist o Schatten: Verteilung von Licht und Schatten übermittelt Tiefeninformation o usw. • Kritik daran: o weder primäre, noch sekundäre Tiefenkriterien reichen aus, um Größenkonstanz vollständig zu erklären o auch ohne sekundäre Tiefenkriterien ist Größenkonstanz noch möglich o Größenkonstanz ist nicht bewusst einkalkuliert -> informiert unbewusst über die Entfernung 4. Form-/ Gestaltkonstanz • = relative Unabhängigkeit unserer Wahrnehmung von Objektform und Blickwinkel (mit der sie auf die Netzhaut treffen) • Beispiel: Schreibtisch wird als Abbild auch rechteckig wahrgenommen, egal aus welchem Blickwinkel (auf Netzhaut eigentlich verzerrt) • ein als Kreis wahrgenommenes Objekt, wird auf der Netzhaut (eigtl.) als Ellipse abgebildet Erklärungen: • Gestaltpsychologie: o Gestaltgesetze: Tendenz zur guten Gestalt -> deshalb Entzerrungsprozesse • empirische Erklärung: o gesammelt Erfahrung bewirkt die Entzerrung • aktuelle/ heutige Erklärung: bei der Gestaltkonstanz ähnliche Mechanismen wie bei der Größenkonstanz -> nur statt wahrgenommener Entfernung, ist der wahrgenommene Blickwinkel ausschlaggebend 5. Helligkeits- und Farbkonstanz • wenn Licht auf ein Objekt fällt: ein Teil wird reflektiert, ein Teil wird absorbiert o die Albedo (Weißheit) = Prozentteil des Lichts, der reflektiert wird (Reflexionsgrad) • hat Albedo 100%, dann wird alle Strahlung reflektiert und wir sprechen von „weiß“ o + hat Albedo 0%, sprechen wir von „schwarz“ -> 0% und 100% sind künstlich erzeugbar •  trotzdem bleibt Helligkeitseindruck relativ unverändert o z.B. Kohle ist auch bei Sonnenlicht schwarz • Die wahrgenommene Helligkeit eines Objektes bleibt unverändert, wenn das Verhältnis des von Ihm ausgehenden Lichts verglichen mit dem Licht, das seine Umgebung ausstrahlt, ebenfalls konstant bleibt • Farbkonstanz = relativ unabhängig von der Beleuchtung o gilt für chromatische Farben (grün, gelb, rot, blau) und achromatische Farben (schwarz, weiß, Graustufen) Erklärung heute: • unser Organismus besitzt eine Vielfalt von Vorgängen/ Mechanismen, die uns auf die Farb-/ Helligkeitskonstanz vorbereitet o einerseits Anpassungs-/ Adaptionsleistung (Pupille verkleinern/ vergrößern) o andererseits Verhältnisleistung  Kohle (Sonne) und Papier (Sonne) = Verhältnis 100:900  Kohle (Dämmerung) und Papier (Dämmerung) = Verhältnis 1:9   Organismus verarbeitet gleichbleibende Verhältnisse  alle Erklärungsversuche reichen noch nicht aus, um das Phänomen der Invarianz zu erklären (sind nur Ansätze)
  • Welche neueren Erklärungen von Invarianzerscheinungen gibt es? Neuformulierung des Problems • zwischen Sinnesreizen (auf Sinne einwirkende Einzelreize) und Wahrnehmung (entsprechender Wahrnehmungseindruck) entstehen keine eindeutigen Entsprechungen o  es gibt also keine 1: 1 Beziehung! • es werden immer Reizcluster und nicht nur Einzelreize wahrgenommen • Verbesserung der Eindrücke an wirkliche Form, Helligkeit, …. (besser wahrgenommen als durch Reize eigtl. möglich) • Gestaltpsychologie & Empirismus = alt (alte) ökologische Wahrnehmungstheorie/ -psychologie (Gibson) • = Neuformulierung; neue Denkweise • ökologisch = in der Umwelt und nicht im Labor betrachtet • Wahrnehmungseindrücke bauen auf geordneten Reizströmen auf, die schon notwendige Information für Wahrnehmung/ Korrekturen enthalten • Variablen höherer Ordnung: ganze Reizverhältnisse werden wahrgenommen • es entsteht immer eine ausnutzbare Reizstruktur mit Ordnung und kein gestörtes Reizmosaik (Reizcluster) • Organismus braucht keine Hilfe von außen sondern verarbeitet alles selbst aus Reizmustern durch die Beziehungsstiftung  es gab Vorarbeiten vor Gibson, die aber von der Community nicht/ zu wenig beachtet wurden (a und b): a) 2 unterschiedliche Arten von Störungen (Kardos):  • 1 Störung, die Rolle spielt: einfache Einstellungen o z.B. Prismenbrille lange genug getragen, man lernt mit dieser Störung umzugehen o Wahrnehmungsapparat wird mit solchen Umkodierungen schnell fertig (da Reize lediglich verändert werden und keine Infos verloren gehen) • 2 Störung: Echte Verderbung des Informations-Zustroms o Äquivokation („Doppelsinniges“) : 2 verschiedene Sachverhalte werden gleichartig dargestellt/ abgebildet  -> dabei geht Info verloren, weil z.B. Farbe des Objektes und Helligkeitsfarbe gemixt werden b) Informationstheorie:  • Wahrnehmungsapparat müsste mit Äquivokation gut klarkommen, wenn es einen zweiten Informationskanal gäbe (der uns über die Beschaffenheit der „Störung“ informiert) • Metzger et al.: es gibt tatsächlich 2. Informationskanal o = Wirkungsgabelung (= Bifurkation) o wir haben mindestens 2 Informationskanäle • ein solches Konzept (wie Gibson) muss auch mitbedenken, dass z.B. Zeiten verarbeitet werden (= höhere Reizordnung laut Gibson) o wir gewinnen immer zusätzliche Information durch die Störung