Kinder- und Jugendliteratur (Subject) / Erzähltheorie (Lesson)
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realistisches vs. phantastisches Erzählen, Figuren, ...
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- Grenze grob die zwei verschiedenen Typen des Erzählens voneinander ab! * realistisches Erzählen- Geschichte bezieht sich auf etwas, was in der faktualen Welt wirklich passiert ist oder nicht passiert ist, aber schon möglich wäre- hier auch Fantasiegeschichten * phantastisches Erzählen- Geschichte bezieht sich auf etwas, was in der faktualen Wlt nicht passiert ist und auch nicht möglich wäre.- hier: phantastische Geschichten- hier auch: Science Fiction => Grenze nicht immer trennscharf zu unterscheiden
- Erkläre das Konzept des realistischen Erzählens von Gérard Genette. - unterscheidet 2 Dimensionen und erstellt daraus eine Matrix zur Einordnung von Texten * dichterisch + real (faktual): bspw. Die Blechtrommel von. G. Grass * dichterisch + fiktiv: Fabel, Märchen, ... * nichtdichterisch + real: Erzählen von einer Reise (im Alltag), faktuale Erzählung * nichtdichterisch + fiktiv: Lüge, Täuschung
- Nenne die Merkmale des phantastischen Erzählens. ! Zweidimensionalität der fiktional dargestellten Welt ! - Dualismus, Konfrontation, Konflikt zweier Weltordnungen A) wunderbare, über die rationalen Alltagserfahrungen hinausgehende Welt B) eine der außerliterarischen (faktualen) Welt nachgebildete Welt => diese (meist) zwei Welten treffen aufeinander
- Welchen Unterscheidung macht Klingenberg für die phantastische Literatur? Welche Kritik ergibt sich daraus? 1) surreal-komische Erzählungen - Handlung spielt in der realen, vertrauten Welt des Lesers- Figur, die mit den Erwartungen/der Logik der real-fiktiven Welt bricht und surreale Züge trägt- Bsp. P.L.Travers "Mary Poppins" 2) mythische Erzählung - geschlossene mythische Welt- keine Verbindung zur real-fiktiven Welt- folgt der Logik mythischen Welt- Bsp. J.R.R. Tolkien "Der kleine Hobbit und der große Zauberer" => Kritik- Bezug ausschließlich auf Werke des 19./20. Jh., daher ist die Diversifikation der phantastischen KJL nicht abbildbar- Idealisierung- auch Elemente des surreal-komischen in mythischen Erzählungen
- Welchen Ansatz in Bezug auf die phantastische Literatur verfolgte Tzvetan Todorov? Welche Kritik kann daran man üben? - Klassifikation auf Seiten des Lesers: Unschlüssigkeit, die empfunden wird, wenn man sich einem anscheinend übernatürlichen Ereignis gegenüber sieht - Unschlüssigkeit hält an -> phantastische Literatur - Unschlüssigkeit wird aufgelöst-> phantastisch unheimliche Geschichten (Horrorgeschichten)-> unvermischt wunderbare Geschichten (Märchen) Kritik- Bezug nur auf Texte der Romantik, 18./19. Jh.- sehr enge Definition- kaum Texte, in denen die Unschlüssigkeit nicht aufgelöst wird- subjektive Einschätzung Vorteil: nicht alle Texte, in denen die Naturgesetze verletzt werden, werden der phanatsischen Literatur zugeordnet
- Nennen Sie den Ansatz von Gerhard Haas zur Definition von phantastischer Literatur. - maximalistische Definition - Phantastisch als Form des "wilden Denkens"-> Darstellung der Ereignisse führt beim Leser zu einer Neuordnung entstehen dabei "Risse" oder "Brüche" -> literarische Phantastik
- Erkläre den Ansatz für phantastische Literatur nach Maria Nikolajeva! Modell A - geschlossene sekundäre Welt- Handlung ausschließlich in der phantastischen sekundären Welt- Bsp: J.R.R. Tolkien "Herr der Ringe" Modell B - offene sekundäre Welt- Aufeinandertreffem zweier Welten- Bsp.: L. Caroll "Alice im Wunderland", J.K. Rowling "Harry Potter" Modell C - implizite sekundäre Welt- Handlung spielt in der primären Welt, eine Figur aus der sekundären Welt tritt in diese hinein- Bsp.: A. Lindgren "Pippi Lngstrumpf", J. Krüss "Timm Thaler oder das verkaufte Lachen"
- Welche Motive nennt Nikolajeva in ihren Modellen? * phantastische Schwelle-> Übergänge zwischen den Welten, bspw. durch ein Buch (M. Ende "Die unendliche Geschichte")-> offene sekundäre Welten * Reise-> zwischen den Welten (P. Pullmann "Der goldene Kompass)-> innerhalb der Welten (J.R.R. Tolkien " Der kleine Hobbit") * außerdem-> Spiegel-> verlebendigte Gegenstände-> Hexen und Zauberer
- Was ist eine Figur? - Bewohner/ Handlungsträger erzählter Welten - Autoren fiktionaler Texte erfinden Figuren - Autoren faktualer Texte beschreiben Personen - Figuren müssen nicht menschlich sein (Tiere, eigtl. unbelebte Gegenstände, ...)
- Was ist bei der Figurenanalyse zu beachten? - innere und äußere Merkmale - inneres und äußeres Verhalten - Handlungen: statisch oder dynamisch - Komplexität: ein- oder mehrdimensional - Entwicklung: Typ (Rowdy, gute Oma, ...) oder Individuum - Innenleben: psychologisch motiviert oder "aus dem rahmen gefallen"
- Erläutere kurz die Theorie von Martinez und Scheffel 2010 bezüglich der Figur eines Textes. - jeder fiktive Text etwirft eine eigene Welt - um den narrativen Text zu verstehen, entwerfen Leser die Totalität einer erzählten Welt:- auf Grundlage der explizieten Aussagen des Erzählers und der Figuren- darüber hinaus: durch Sprach- und Weltwissen *Bsp.: Figur "der Rotschopf"-> analytische Implikation: rote Haare-> pragmatische Implikation: Arme, Beine, ... (nicht notwendig wahr) => jede Figur ist abgeschlossen und unvollständig
- Stelle kurz das Kommunikationsmodells eines Erzähltextes dar. 1. innerste Ebene:Ebene des Erzählten-> miteinander sprechende Figuren 2. mittlere Ebene: Ebene der erzählerischen Vermittlung (textintern)-> Erzähler-> fiktiver Adressat 3. äußere Ebene: Ebende der realen Kommuniktaion-> Realer Autor-> realer Leser
- Erkläre das Zweiebenenmodell der Erzähltheorie. Erzähltext gliedert sich in die zwei Ebenen: ⇓ A) Geschichte-> Handlung: Ereignis und Geschehnisse-> Figuren und Raum ⇓ B) Erzähldiskurs-> Struktur der Umsetzung: Reihenfolge, Dauer, Häufigkeit, Figurencharakterisierung, Erzählinstanz, Erzählmodus, Erzählsprache-> Medium der Umsetzung: Literarischer Text, Film und andere Medien
- Was ist das besondere an historischen Personen, die als Figuren auftauchen? - nur bedingt abgeschlossen, da man Informationen aus der faktualen Welt erhalten kann - Möglichkeit des Autors zu brüskieren, indem hist. Figuren in eine kontrafaktische Welt gesetzt werden
- Was ist das besondere des Autors von Kinderliteratur? Ein erwachseneer Autor spricht von Problemen / Themen usw., die nicht mehr seine sind.
- Nenne und beschreibe die drei Erzählinstanzen nach Karl Stanzel. beachte immer: der Erzähler ist nicht der reale Autor, nur eine von ihm geschaaffene Figur! * Auktoriale Erzählinstanz- Erzähler gibt Kommentare, moralische Werturteile über Handlung und Figuren- ggf. Leseranrede- Erzähler beschreibt Ort, Zeit und Figuren, Reflexion des Erzählvorangs * Ich-Erzählinstanz:- ein erlebendes Ich nimmt selbst an der fiktiven Handlung teil * Personale Erzählinstanz:- an die Stelle des Berichts rücken-> A) Darstellung von subjektiven Sinneseindrücken und Bewusstseinsprozessen-> B) Präsentation der Ereignisse und Handlungen aus Sicht einer bestimmten Figur
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- Handlung und Raum => erzählte Welten einige Grundgedanken - Raum konstruiert mittels Schauplätzen und "Orten" erzählte WeltenTypische Orte: Stadt (Mobilität), Land (Stillstand, Weite, Entgrenzung), ... - Frage der Realität des Raumes: Referenz auf faktuale, reale Schuaplätze kann mehr oder weniger ausgeprägt sein, mitunter nur implizit oder als Prototyp (der Marktplatz einer mitelgroßen Stadt)-> solche Schauplätze wirken als Trigger für ganze Verstehenskonzepte, quasi-reale Gesamtgeographie - Schauplätze als Vordergrund der Handlung -> Hintergrundraum bleibt oft namenlos => erzählte Welten verstehen -> Leser ist stets bemüht, erzählte Welten als stabil und konsistent zu konstruieren -> Aber: stilistisch komplexe Welten - Regeln müssen trotzdem nicht identisch mit faktualer Welt sein
- Beschreibe die Welten, die Martínez/Scheffel nennen. * homogene <-> heterogene WeltenIst das System von Möglichem, Wahrscheinlichem und Notwendigem jeweils einheitlich? -> ist es durchgängig phantastisch, realistisch oder beides? * stabile <-> instabile WeltenWird die Vermischung über den Text durchgehalten oder muss der Leder es sich immer wieder neu erschließen? * uniregionale <-> multiregionale WeltenWerden innerhalb eines erzählerischen Rahmens unterschiedliche regionale Welten mit unterschiedlichen Weltsystemen entworfen? * mögliche <-> unmögliche Welten-> physikalisch und logisch mögliche Welten: natürlich-> logisch mögliche Welten, physikalisch unmöglich: übernatürlich-> logisch und physikalisch unmögliche Welten: unmöglich
- "Semantisierung des Raums" Jurij M. Lotmann u.a., 1990 - anhand von topologischen Gegensatzpaaren (hoch-tief, rechts-links), die mit ursprünglich nicht-topologischen semantischen Gegensatzpaaren verbunden werden -> es entsteht eine Ordnung, die durch topografische Gegensätze der dargestellten Welt konkretisiert sind (Berg - Tal, Sadt - Land) -> Oppositionen als zentrale Analysekategorie
- Erzähltheorie nach Martínez und Sheffel -> Zweiebenenmodell Was wird erzählt? * Ereignis (Motiv): elementare Einheit eines Textes * Geschehen: Ereignisse werden zu einem Geschehen aneinandergereiht, indem sie chronologisch aufeinander folgen (erste Integrationsstufe) * Geschichte: Geschen wird zu einer Geschichte integriert, wenn es auch einen kausalen Zusammenhang zwischen den Ereignissen gibt * Handlungsschema: globales Schema der Geschichte, das für eine ganze Textgruppe (Gattung) charakteristisch sein kann -> Geschichte erhält eine abgschlossene und sinnhafte Struktur Wie wird erzählt? * Erzählung: erzählte Ereignisse in der Reihenfolge ihrer Darstellung -> Abgrenzung zur chronologisch gestalteten Handlung: Gestaltung und Umgruppierung (Tempo, Rückwendung, Vorausdeutung) * Erzählen: Präsentation und Art und Weise der Präsentation: Sprache, Medium, Darstellungsverfahren (visuell, auditiv, ...)
- Nenne "kleine Formen" des literarischen Erzählens! - Fabel: kurze moralische Lehrdichtung - Sage: an einen Ort gebundene, übersinnliche (sagenhafte) kurze Begebenheit - Legende: Begebenheit aus dem Leben eines Heiligen - Schwank: komische Begebenheit von sonderbaren Figuren - Anekdote: Pointierte, kurze, kuriose Szene aus dem Leben einer historischen Persönlichkeit - Kalendergeschichte: Kurze Geschichte, die in einem Kalender erschienen ist, kurios und bemerkenswert
- Allgemeine Merkmale von Märchen - kürzere, volkstümlich-unterhaltende Prosaerzählung von phantastisch-wunderbaren Begebenheiten und realitätsfernen Zuständen - Freie Erfindung, ohne zeiträumliche Festlegung (Es war einmal...) - Abgrenzung vom Mythos: keine Göttersphäre - Aufhebung der Natur- und Kausalgesetze - Eingreifen übernatürlicher Gewalten in das Alltagsleben - Anthromorphisierung: Redende und Menschengestalt annehmende Tiere, Tier- und Pflanzengestalt annehmende Menschen - Fantastisches Figureninventar: Drachen, Zwerge, Riesen, Hexen, Feen, ... - Gut-Böse-Dchotomisierung: typenhafte Figuren - Stereotype Schauplätze - mündlich überlieferte, einfache Form - einsträngig erzählt - Wiederholung (3 mal), Steigerung
- Nenne die Märchenmerkmale nach Max Lüthi! 1) Eindimensionalität: Märchen projiziert Erzähltes auf eine einfache Linie und vermeidet komplexe Erzählformen 2) Flächenhaftigkeit: keine räumliche und zeitliche Tiefe -> einfache Form 3) Isolation: losgelöst von Zusammenhängen der Wirklichkeit und dadurch abstrakt 4) Abstrakte Stilisierung: formal fester Umriss und klare, einfache Strukturen (kleare Grenze von Gut und Böse) 5) Unsichtbare Allverbundenheit: Märchenfiguren können beliebige Verbindungen miteinander und mit ihrer Umwelt eingehen 6) Sublimation und Welthaltigkeit: komplexe Prozesse der Wirklichkeit werden in einfache Handlungsbilder übertragen
- Unterschied Volksmärchen - Kunstmärchen Volksmärchen sind ursprünglich mündlich überliefert, in einer Gesellschaft, Region tradiert <-> Kunstmärchen sind von einem Autor erfundene Geschichten mit bestimmten Merkmalen.
- Merkmale der Grimm-Märchen, nach Röllke - Streben nach lakonischer Anordnung - Einfügung wörtlicher Rede - Wortwiederholungen und subtiler Humor - anschauliche und drastische Darstellung - Einbindung volkstümlicher Wendungen und Lautmalerein (es rumpelt und pumpelt) - begrenztes Figureninventar