Differentielle Psychologie (Subject) / 5. Persönlichkeitsentwicklung (Lesson)
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- Persönlichkeitsentwicklung Persönlichkeitsentwicklung = langfristige Veränderung der Persönlichkeit Messung von Stabilität einer Persönlichkeitseigenschaft ! Messung der Persönlichkeitseigenschaft ! zwischen zwei Messzeitpunkten ! im Rahmen einer Längsschnittstudie ! und der Korrelation der Eigenschaft zwischen den beiden Zeitpunkten Beispiel: Aggressivitätswerte 5-jähriger Jungen-> 4 von 5 Jungen: Anstieg der individuellen Aggressivitätswerte bis zur Pubertät, dann wieder Abfall – der 5. Junge veränderte sich nicht. -> Die Aggressivitätswerte des 5. Jungen sanken relativ zur Altersgruppe (z-Werte als Normwerte) bis zur Pubertät und stiegen dann wieder anEr veränderte seine Persönlichkeit aus der Sicht seiner Eltern – obwohl die Aggressivitätswerte gleich blieben.
- Persönlichkeitsentwicklung – zum Beispiel Big Five + Sequenzstudien Mittelwertveränderung zwischen vier Altersgruppen (McCrae et al., 2000) Probleme: ! Querschnittstudien bei unterschiedlichen Geburtsjahrgängen (Kohorten) ! Unterschiede können auch auf historischen Veränderungen beruhen (Unterschiede können auf 40 Jahre Altersunterschied zurückgeführt werden oder auf den Unterschied zwischen Personen, die 1940 und 1980 geboren wurden) Kohorteneffekte können nur in Längsschnittstudien unterschieden werden (gleiches Geburtsjahr in unterschiedlichem Alter) Problem: ! Umwelt verändert sich mit wachsendem Alter (Lebensphasen). Eine Lösung stellen Sequenz-Studien dar Sequenz-Studien! Sequenz-Studien sind Kombinationen aus Längs- und Querschnittverfahren! Der typische Fall ist ein sog. Kohortensequenzplan ! Zu Beginn werden Querschnittuntersuchungen mit verschiedenen Altersgruppen vorgenommen (Kohorten) ! Jede Altersgruppe wird in gleichen Abständen wiederholt getestet: Längsschnittuntersuchung ! Der Plan erlaubt den Vergleich von Gruppen gleichen Alters aus verschiedenen Kohorten, die zu unterschiedlichen Messzeitpunkten untersucht wurden Vergleicht man de Gruppen der Gleichaltrigen und... -> stellt Unterschiede fest, deutet das entweder auf einen - Kohorteneffekt (ein Problem in den Querschnittstudien) - oder einen Testeffekt (ein Problem in den Längsschnittsudien) ... aufgetreten sind oder auch beide zusammen -> unterscheiden sich die Kohorten nicht sehr stark ist das ein Zeichen für Validität und Unwahrscheinlich, dass es ein Problem in der Längs- oder Querschnittstudien gab ! Ganz sicher kann man sich mit den Daten dennoch nicht sein, da sich unerwünschte Effekte auch zu Null aufsummieren können.
- Sequenz-Studien Sequenz-Studien! Sequenz-Studien sind Kombinationen aus Längs- und Querschnittverfahren! Der typische Fall ist ein sog. Kohortensequenzplan ! Zu Beginn werden Querschnittuntersuchungen mit verschiedenen Altersgruppen vorgenommen (Kohorten) ! Jede Altersgruppe wird in gleichen Abständen wiederholt getestet: Längsschnittuntersuchung ! Der Plan erlaubt den Vergleich von Gruppen gleichen Alters aus verschiedenen Kohorten, die zu unterschiedlichen Messzeitpunkten untersucht wurden Vergleicht man de Gruppen der Gleichaltrigen und... -> stellt Unterschiede fest, deutet das entweder auf einen - Kohorteneffekt (ein Problem in den Querschnittstudien) - oder einen Testeffekt (ein Problem in den Längsschnittsudien) ... aufgetreten sind oder auch beide zusammen -> unterscheiden sich die Kohorten nicht sehr stark ist das ein Zeichen für Validität und Unwahrscheinlich, dass es ein Problem in der Längs- oder Querschnittstudien gab ! Ganz sicher kann man sich mit den Daten dennoch nicht sein, da sich unerwünschte Effekte auch zu Null aufsummieren können.
- Stabilität der Persönlichkeit Stabilität der Persönlichkeit nimmt langsam von der Kindheit bis Mitte 50 zu Ab dem Alter von drei Jahren haben Persönlichkeitsunterschiede langfristige Konsequenzen Beispielsweise! Gewissenhaftigkeit und Todeswahrscheinlichkeit! Intelligenz und Gesundheitsfaktoren (hoher Blutdruck, Fettwerte …).
- Stabilität der Persönlichkeit Stabilität der Persönlichkeit nimmt langsam von der Kindheit bis Mitte 50 zu Ab dem Alter von drei Jahren haben Persönlichkeitsunterschiede langfristige Konsequenzen Beispielsweise! Gewissenhaftigkeit und Todeswahrscheinlichkeit! Intelligenz und Gesundheitsfaktoren (hoher Blutdruck, Fettwerte …). Auch eine geringe Korrelation von .20 kann langfristig bedeutsame Auswirkungen haben: Der Zusammenhang zwischen positiver Emotionalität und Lebenserwartung entsprach in einer Studie einem Gewinn von zusätzlichen 7 Lebensjahren.
- Genetische Einflüsse auf Persönlichkeit ! Eine direkte Bestimmung des genetischen Einflusses auf Persönlichkeitseigenschaften ist derzeit trotz Entschlüsselung des Genoms (= genetische Information im Zellkern) nicht möglich ! Genetische Einflüsse auf die Persönlichkeitsunterschiede beruhen nicht auf Unterschieden in den Genen, sondern auf Unterschieden in den Allelen (Varianten desselben Gens bei unterschiedlichen Menschen) ! Dasselbe Gen kann also bei unterschiedlichen Menschen in unterschiedlichen Varianten auftreten (Allelen des Gens) und dadurch unterschiedliche Funktionen im Stoffwechsel ausüben. ! Denn: Gene wirken nicht direkt auf die Persönlichkeit (sie wirken auf Hormone, Nervensystem, Neurotransmitter und damit auf die Grundlagen des Verhaltens und Erlebens) ! Genaktivität ist zeitlich variabel, d.h. nicht über das gesamte Leben gleichmäßig verteilt und genetische Wirkungen sind altersabhängig (z.B. Chorea Huntington). Ein genetischer Einfluss auf eine bestimmte Persönlichkeitseigenschaft besagt nicht, dass es ein Gen gibt, das für diese Eigenschaft direkt verantwortlich ist Beispiel: ! Mann / Frau = genetisch bedingt ! Stricken: Meistens Frauen ! Also hohe Korrelation zwischen Geschlecht und Stricken ! Ist Stricken dadurch genetisch bedingt??? ! Nein, es gibt kein Strickgen. Persönlichkeit ist nicht im Genom vorprogrammiert, sondern Resultat einer kontinuierlichen Wechselwirkung zwischen der Genaktivität und anderen Prozessebenen Aber es ist möglich, den relativen Gesamteinfluss von Genom und Umwelt auf Persönlichkeitseigenschaften abzuschätzen: Varianz (Eigenschaft) = Varianz (Genom) + Varianz (Umwelt) + Varianz (Messfehler) Beruht zentral auf der Feststellung des genetischen Verwandtschaftsgrades r. ! Die indirekte genetische Einfluss-Schätzung beruht darauf, dass Verwandte mit höherem genetischen Verwandtschaftsgrad in einer untersuchten Eigenschaft ähnlicher sind als Personen mit niedrigerem Verwandtschaftsgrad ! Die Größe des genetischen Varianzanteils lässt sich durch die Ähnlichkeit von Personenpaaren mit verschiedenem genetischen Verwandtschaftsgrad schätzen, insbesondere durch die Zwillings- und die Adoptionsmethode.
- Genetische und umweltbedingte Einflüsse auf die Intelligenz ! Haben Menschen, die über dieselben Gene verfügen, auch vergleichbare geistige Fähigkeiten? ! Erblichkeit = Ausmaß, in dem die Varianz von Intelligenztestwerten auf genetische Unterschiede zurückgeführt werden kann ! Wenn die Umweltbedingungen sehr ähnlich sind, spielen die genetischen Anteile eine größere Rolle bei der Erklärung von interindividuellen Unterschieden. ! Intelligenz scheint polygenetisch zu sein, d.h. sie hängt von vielen Genen ab ! Wenn die Familienumgebungen sehr unterschiedlich sind, wie bei Kindern weniger gebildeter Eltern, sind Umweltunterschiede ein besserer Vorhersagewert für die Intelligenzwerte als die Gene (Rowe et al., 1999; Tucker-Drob et al., 2011) ! Eine Adoption steigert die Intelligenzwerte misshandelter oder vernachlässigter Kinder (van Ijzendoorn & Juffer, 2005, 2006) Je mehr Lebenseinflüsse wir sammeln, desto offensichtlicher werden die genetischen Einflüsse - nicht die Umwelteinflüsse -> Je höher das Lebensalter, desto stärker der Zusammenhang zwischen Intelligenz und Genen-> Erklärung: Mit zunehmendem Alter können Individuen ihre Umwelt entsprechend ihren genetischen Ausstattungen wählen und gestalten Einflüsse der Umwelt während des AufwachsensGemeinsames versus getrenntes Aufwachsen: Bei gleichem Verwandtschaftsgrad ähneln sich Menschen umso mehr, je mehr sich ihre Umwelten ähneln.-> Aber: Gemeinsames Aufwachsen heißt nicht automatisch “gleiche Umwelt” ! Im Erwachsenenalter geht der einstmal gefundene Einfluss der geteilten Umwelt vollkommen zurück. Zusammenfassung: ! Der genetische Einfluss der Intelligenz nimmt in den ersten beiden Lebensjahrzehnten dramatisch zu. ! Parallel nimmt der geteilte Umwelteinfluss drastisch ab, während der nichtgeteilte Umwelteinfluss relativ stabil bleibt (bei etwa 20 %). ! Persönlichkeitsunterschiede in den Big Five sind ab dem jungen Erwachsenenalter relativ konstant und gehen etwas stärker auf ungeteilte Umwelteinflüsse zurück.
- Einflüsse von Anlage versus Umwelt ! Ältere Generationen erreichen im Schnitt ein deutlich geringeres intellektuelles Niveau als jüngere Generationen (bei gleichem biologischem Alter). ! Grund: Ältere Generationen sind in der Regel unter weniger stimulierenden und fördernden Bedingungen aufgewachsen ! Der soziale Status hängt mit den intellektuellen Leistungen zusammen. ! Dabei spielt u.a. die Kinderanzahl und die Geschwisterposition eine Rolle. ! Erstgeborene und Einzelkinder erhalten beispielsweise häufig eine stärkere Zuwendung Familiäre Risikofaktoren mit negativen Effekten auf die Intelligenz: - geringe Schulbildung der Mutter- hohe Kinderzahl - Alleinerziehende Mutter Förderliche Faktoren des familiären Umfelds: - Häufige und erklärende Gespräche - Angebote zum Explorieren und Ausprobieren - Positive und angemessene Entwicklungserwartungen an das Kind
- Schätzung des genetischen Varianzanteil + Zwillingsmethode + Adoptionsmethode Zwillingsmethode: ! Annahme: Umweltvarianz von ein- und zweieiigen Zwillingen ist gleich groß ! Größere Ähnlichkeit von eineiigen Zwillingen beruht nur noch auf ihrer großen genetischen Ähnlichkeit Adoptionsmethode: ! Annahme: Umweltvarianz von Adoptivgeschwistern innerhalb einer Familie ist so groß wie die von leiblichen Geschwistern ! Größere Ähnlichkeit von leiblichen Geschwistern beruht nur noch auf ihrer größeren genetischen Ähnlichkeit.
- Vergleich von Zwillings- und Adoptionsstudien Bei Zwillingsstudien wird der genetische Varianzanteil bei Persönlichkeitseigenschaften, z.B. den Big Five oft überschätzt. Ursache hierfür ist, dass Wechselwirkungen zwischen den Allelen (sog. nichtadditive Effekte zwischen den Allelen) hier nicht ausreichend berücksichtigt werden. Eineiige Zwillinge teilen alle additiven und nichtadditiven Effekte, zweieiige Zwillinge und Geschwister teilen im Durchschnitt 50 % der additiven Effekte, aber nur deutlich unter 50 % der nichtadditiven Effekte Bei Adoptivstudien wird der genetische Varianzanteil bei Persönlichkeitseigenschaften, z.B. den Big Five oft unterschätzt. Leibliche Geschwister teilen im Durchschnitt 50 % der additiven Effekte, aber nur deutlich unter 50 % der nichtadditiven Effekte. Adoptivgeschwister teilen weder additive noch nichtadditive Effekte. D.h. die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen.Die Schätzung des genetischen Varianzanteils beim IQ ist dagegen zutreffend
- Umwelteinflüsse auf die Persönlichkeit ! IQ-Unterschiede beruhen stärker auf geteilten Umwelteinflüssen (zum Beispiel Einkommen der Eltern) als auf nicht geteilten Umwelteinflüssen (zum Beispiel Sexualpartner) ! Bei Extraversion sind die nicht geteilten Umwelteinflüsse (zum Beispiel individuelle Lebensereignisse) sehr viel stärker als die geteilten (Anregungsgehalt in der Familie) ! Kombinationsstudien bestätigen den Befund, dass nicht geteilte Umwelteinflüsse für fast alle Eigenschaften bedeutsamer sind als geteilte Umwelteinflüsse ! Bei Geschwistern sind die nicht geteilten Umwelteinflüsse bedeutsamer für die Persönlichkeitsentwicklung (operationalisiert durch Kennwerte in den Big Five) als die von ihnen geteilten Umwelteinflüsse ! Eine Ausnahme stellen der IQ und einige Werthaltungen der Eltern (Konservativismus, Religiosität) bis zum Verlasen des Elternhauses dar.
- Geteilte und nicht geteilte Umwelteinflüsse Der Einfluss einzelner Umwelten auf Persönlichkeitsunterschiede ist deshalb gering, weil: ! Viele unterschiedliche Umwelt-Bedingungen wirken ! Deren Wirkung bereits durch die Persönlichkeit mitbestimmt und modifiziert wird ! Der Zufall systematisch Wirkungen verrauscht (zufallsbedingte Veränderungen von genetischen und Umweltwirkungen).