Qualitative forschungsmethoden (Subject) / Altfragen Egger (Lesson)

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Qualitative Forschungsmethoden

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  • Was ist Wissenschaft? Was kennzeichnet Sie? Wissenschaft ist methodisch gewonnenes, systematisches, durch Sprache vermitteltesWissen über zugängliche Teile der Wirklichkeit.Andere Systeme der Welterkennung: Religion (Glaube), Mythos (Schicksal), Kunst (subjektive Erfahrung), Alltag (Routine)Alltag:• subjektiv• nichtsystematisch• routinisiert• Alternativen• pragmatische Motivation• erfahrungsnahe Sprache• zweifelsvermeidendWissenschaft:• objektiv (Distanz zum Alltag)• systematisch• Reduktion von Komplexität (Stadt Plan nur 2 Dimensionen)• Paradigmatisch geordnetes Wissen• Fachsprache• ständiger Zweifel
  • Beschreiben Sie den Beitrag Galileo für den Fortschritt der Wissenschaften Galileo gilt als wesentlicher Begründer der modernen Naturwissenschaften.Vor ca. 2500 Jahren wurden sich die Menschen der eigenen Widersprüchlichkeit bewusst, mitGalileo haben die Menschen die Möglichkeit erhalten, sich die Gesetze der Natur bewusst zumachen. Er erkannte das Experiment als wesentliches Mittel zur Erkenntnis von“Naturgesetzen”, bestehend aus Beobachtung und quantitativer Messung.Naturwissenschaften = Vereinigung von Theorie (liefert die Erklärung) und Experiment(richtig/falsch).Eine Hypothese wird mithilfe eines Experimentes überprüft und erweist sich dementsprechendals richtig oder falsch und liefert somit eine widerspruchsfreie Beschreibung der Natur.Der „Trick“ von Galilei war, dass er sagte: Ich habe ein Kriterium zum Ausschluss falscherHypothesen (Experiment). Er kann zwar nicht sagen, ob seine Hypothesen wahr sind, aber er kann falsche ausschließen. => Falsifizierung. Begriffsunterscheidung zwischen Wahrheit und Kenntnis.Sein empirisches Instrument war sein Fernrohr (Beobachtung der Venus, Er erkannte diePhasengestalt der Venus. Der Forscher sah darin eine Bestätigung dafür, dass der Planet um die Sonne kreist und nicht um die Erde.) „Messen, was messbar ist, messbar machen, was nicht messbar ist!” – Galilei Galileo
  • Wie ist Erkenntnis für Kant möglich? A priori Erkenntnis (Verstandeserkenntniss) - A posteriori Erkenntnis (Sinneserfahrungen):1) Der Mensch schreibt der Natur apriorisch (a priori = ohne Basis der Erfahrung) Gesetzevor. Damit ist der menschliche Verstand der Gesetzgeber der Natur.2) Die Regelmäßigkeit und Ordnung der Erscheinungen die wir Natur nennen, istanthropogen (= durch den Menschen entstanden).3) Der Mensch kann die Außenwelt nur symbolisch erfassen. „Das Ding an sich ist unerkennbar, es gibt nur die, von unserem Wahrnehmungs- undDenkapparat, also vom Bewusstsein geformten Erscheinungen.Diese Erscheinungen nennen wir Realität.“Erkenntnis entspringt nach Kant also aus zwei Grundquellen:1) Der Vorstellung (Rezeptivität = Aufnahmefähigkeit der Sinneseindrücke)2) Der Anschauung (Sinnlichkeit) = Vereinigung aus Verstand und Sinnen. (Theorie und Empirie)Der Gegenstand der Vorstellung wird gedacht:„Gedanken ohne Inhalt sind leer, Anschauungen ohne Begriffe sind blind.“Theorie ohne Empirie ist leer - Empirie ohne Theorie ist blind.„Der Verstand vermag nichts anzuschauen, und die Sinne nichts zu denken. Nur daraus, dass sie sich vereinigen, kann Erkenntnis entspringen.“Erst der Verstand bringt die Welt hervor, indem er sie konstruiert und aus der Vielfalt derErfahrungen (Sinneswahrnehmungen) eine Einheit bildet.Der Verstand ist nach Kant also nicht als Teil der Welt zu sehen, sondern als ihr Ursprung.Denken ist somit Erkenntnis durch Begriffe.Somit ist die Erkennbarkeit der Welt begrenzt, da sie an die Bedingungen des Verstandesgekoppelt ist. Wie wir sie konstruieren hängt von unserer Erkenntnismatrix ab,die transzendental (als Gegenbegriff zu empirisch) ist, also vor jeder Erkenntnis liegtBeispiel:Ein Pferd ist wahrnehmbar (empirisch), die Klasse der Pferde ist jedoch selbst kein Pferd und als solche auch nicht sinnlich wahrnehmbar (da transzendental).Das Pferd und die Klasse der Pferde gehören verschiedenen logischen Ebenen an. Also ist die Erkenntnis des menschlichen Verstandes eine Erkenntnis durch Begriffe, nicht intuitiv (=gefühlsmäßig), sondern diskursiv (= schlussfolgernd).
  • Beschreiben Sie die Verbindung zwischen Subjektivität und Struktur Soziale Strukturen sind rekursiv (sich selbst aufrufend) und werden nicht durch soziale Akteurehervorgebracht. Die Akteure beziehen sich in ihren Handlungen somit auf eine gegebeneStruktur (beispielsweise formalisierte Regeln in Organisationen) und produzieren bzw.reproduzieren diese dadurch. Struktur wird immer subjektiv aktualisiert. Für diese Aktualisierung gibt es unterschiedlicheErklärungsmodelle:Systemtheorie: Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile (Mann, Frau, Kind --> Familie)Gestalttheorie: Figur (biografisch) und Hintergrund (erfahrungsbasierend),Thema und Feld, Gestalt und Kontext.Husserl: Phänomenologie. Die Welt muss stets sinnhaft ausgelegt werden = Akt der Deutungund Auslegung.K. Marx: Gesellschaftlichkeit des Lebens. Das Sein bestimmt das Bewusstsein. DieKlassenzugehörigkeit bestimmt die tatsächlich zugänglichen Möglichkeiten des Lebens.S. Freud: Psychoanalyse: Die Produziertheit des Lebens aus Trieben; Selbstaktualisierungen,Erinnerungen; Auflösung muss im Einzelfall erforscht werden. Eisbergmodell 1/7.
  • Was meint „Die Unterscheidung macht den Unterschied“? Die Unterscheidung (Fokus der Beobachtung: z. B. Geschlecht, Mann vs. Frau)eines Unterschieds (Ergebnis der Beobachtung: Beobachtete Geschlecht Frau)macht den Unterschied (was ich mit dieser „Brille“ wahrnehmen kann, z. B. Unterdrückung). Unterschied ist immer abhängig von dem, was ich zu unterscheiden gedenke.
  • Begründungselemte für qualitative Sozialforschung • Nichthintergehbarkeit des Subjektiven• Soziale Strukturen werden von Individuen aktualisiert• Verbindung zwischen Subjektivität und Struktur• Es gibt keine Erfahrung an sich - die konkrete Biographie begrenzt uns räumlich undzeitlich• Biografie = sozialweltliches Orientierungsmedium. Nicht das Individuum ist Themasoziologischer Biographieforschung, sondern das soziale Konstrukt „Biographie“• Ereignisse sind nur in ihrem Verlauf wahrnehmbar• Das „Ganze“ ist dabei ein instabiles (herzustellendes) Beziehungsgefüge Was leistet qualitative Sozialforschung• Untersuchung von Unbekanntem und Neuem• Die subjektiven Deutungen der Situation der Alltagshandelnden erfassen oder sichtbarmachen, Rekonstruktion latenten Sinnes• Rekonstruktion der Komplexität von Handlungsstrukturen am Einzelfall• Deskription sozialen Handelns und sozialer Milieus• empirisch begründete Hypothesen- und Theoriebildung• Hypothesen- und Theorieüberprüfung innerhalb von Fallstrukturen
  • Beschreiben Sie das interpretative Paradigma Der Begriff des interpretativen Paradigmas gilt als die umfassendste und verbreitetsteKennzeichnung des theoretischen Hintergrunds qualitativer Sozialforschung und sowohl alsBezeichnung für soziologische Ansätze, welche die Deutungsleistungen der handelnden undinteragierenden Akteure betonen.Paradigma = eine bestimmte Art der WeltanschauungInterpretativ = auslegend, deutendAlle Interaktionen sind ein interpretativer Prozess, in dem die Handelnden sich aufeinanderbeziehen durch sinngebende Deutungen dessen, was der Andere tut oder tun könnte.Beim normativen Paradigma gibt es einen kulturell etablierten kognitiven Konsens.Beim interpretativen Paradigma gibt es dagegen keinen kognitiven KonsensAuf Grundlage der Rolle, die dem Individuum von Anderen zugeschrieben wird, entwirft undverwirklicht es sein eigenes soziales Handeln. Die soziale Wirklichkeit wird durch geistigeInterpretationsleistungen hergestellt.Definitionen und Handlungen werden als Interpretationen angesehen, die von den an derInteraktion Beteiligten an den einzelnen „Ereignisstellen“ der Interaktion getroffen werden, undin der Abfolge dieser „Ereignisstellen“ der Überarbeitung und Neuformulierung unterworfensind.
  • Erläutern Sie die Prämissen des Symbolischen Interaktionismus. Geben Sie in Beispiel. Jegliches soziale Handeln ist symbolisch (Handschlag) vermittelt.Für den SI ist zentral, welche Bedeutung den Ereignissen, Dingen und Situationenzugeschrieben wird.Für alle Individuen ist ein Interaktionsprozess daher immer ein Interpretationsprozess.3 Prämissen:• Menschen handeln Ereignissen, Dingen und Situationen gegenüber aufgrund derBedeutungen, welche sie diesen Ereignissen, Dingen und Situationen zuschreiben.• Die Bedeutung dieser Ereignisse, Dinge und Situationen wird konstruiert und entsteht insozialer Interaktion.• Die Bedeutungen werden in interpretativen Prozessen hergestellt und fortlaufendmodifiziert.Beispiel:Betrachten wir diese Prämissen an dem Beispiel von Frau Maier. Wenn Frau Maier alsoMagenbeschwerden hat und beschließt zu einem Arzt zu gehen, dann muss sie zunächst ersteinmal wissen, was ein Arzt ist.Sie muss also ein Verständnis dafür entwickeln, dass ein Arzt eine Person ist, die ihr in ihrerSituation helfen kann. Ihr muss weiterhin klar sein, welche Erwartungen und sozialen Normenan ein Gespräch mit einem Arzt geknüpft sind (1. Prämisse).Wenn der Arzt Frau Maier die Hand reicht, ist dies eine symbolische Geste mit der Bedeutungeiner Begrüßung. Frau Maier kennt die Bedeutung dieser Geste. Sie hat gelernt, dass es in ihrerGesellschaft üblich ist, einen anderen Menschen mit Handschlag zu begrüßen (2. Prämisse).Schließlich steht es Frau Maier jedoch frei dem Arzt auch die Hand zu reichen oder aber einfachnur „Hallo“ zu sagen. Das Wissen um die Bedeutung eines Handschlages verpflichtet sie nichtzur Ausführung der Handlung, denn die in Interaktionen hergestellten Bedeutungen werden inweiteren Interaktionen fortlaufend modifiziert und reinterpretiert. (3. Prämisse)
  • Beschreiben Sie die non-reaktiven Forschungsmethoden der Marienthal-Studie Auswertung amtlicher Statistiken und Dokumente (Metaanalysen)• Wahlstatistiken• Bevölkerungsstatistiken• Beschwerden bei der Industriellen Bezirkskommision• KatasterblätterDokumentenanalyse• Geschäftsbücher (Entwicklung (Umsatz))• Bücherausleihe (Entwicklung)• Zeitungsabonnenten (Entwicklung)• Mitgliederzahlen in Vereinen und Parteien (Entwicklung)• Tagebuch• Analyse: Wer kann sich was leisten?Verdeckte Beobachtungen• Messung der Gehgeschwindigkeit• Gesprächsthemen und Beschäftigungen in Gaststätten und imArbeiterheim• Informelle Gespräche (Gespräch mit Wirt, Alkoholismus zugenommen?)• Pausenbrot (Was wird gegessen)
  • Beschreiben Sie die reaktiven Forschungsmethoden der Marienthal-Studie ForscherInnen geben sich als solche erkennbar.Teilnehmende Beobachtung (ForscherInnen im Ort mitgelebt)• Haushaltsinventare• Lebensbeschreibungen• Geldeinteilung• Marienthal vor der ArbeitslosigkeitAktionsforschungZ.B. Kleideraktion („Winterhilfe“) nicht nur um ins Feld hineinzukommen, sondern auch umsehen zu können, was die Menschen am dringendsten brauchen, die Datensammlung passiertim Hintergrund• Ärztliche Sprechstunden• Schnittzeichenkurse für Frauen• Turnkurs für Mädchen• PreisausschreibenMündliche Befragungen• Expertenbefragung• Biographische Interviews / LebensgeschichtenSchriftliche Befragungen• Schulaufsätze• Mahlzeiteninventare• Zeitbudget – Tagebuch
  • Was sind Rahmen und Rahmung nach Erving Goffmann? Geben Sie ein Beispiel Unter Rahmen versteht Goffman durch Sozialisation erlernte Erfahrungsschemata, derenBenutzung unbewusst ist und die uns helfen Situationen sinnhaft wahrzunehmen.• Primärer Rahmen: (meist unbewusst) z.B. Begrüßung, Vorstellungsgespräch• Sekundärer Rahmen: wenn ein Schüler in einer Klasse „Begrüßung“ spielt und so tut alswäre das Klassenzimmer ein Privatraum• Rahmenirrtum: eine Professorin wird für die Sekretärin gehalten• Rahmenstreitigkeit: ein Gericht muss klären, ob es sich bei Sachbeschädigung zwischenNachbarn um einen Unglücksfall oder um mutwillige Zerstörung handelt• Rahmenbruch: wenn die Teilnehmer bei einer Beerdigung lachenRahmen leiten Handlungen, aber Handlungen können Rahmen brechen. (SieheBeerdigung)Wer die Rahmung der Straßenverkehrsordnung missachtet, riskiert sein Leben.
  • Text Egger: Erläutern Sie die Frage nach dem WAHRHEITSGEHALT der getätigten Aussagen von biografischen Interviews. Dieses System unterscheidet verschiedene Textebenen und stellt die Frage nach der„Wahrheit“ in den Lebensgeschichten von Menschen.• Auf der Ebene des WAS, wenn es also um die Ereignisse an sich geht, lässt sich dieseFrage recht pragmatisch beantworten. Hier handelt es sich um das tatsächlichstattgefundene Ereignis im Lebensverlauf und dieses kann meist anhand der Geschichteselbst oder unter Zuhilfenahme von historischen Quellen „überprüft“ werden.• Auf der WIE-Ebene ist dies natürlich nicht der Fall, denn die Herstellung der eigenen„Inneren Landkarte“ ist nicht nur von den Außenereignissen, sondern von denBedeutungen, die diesen Ereignissen, Handlungen und Situationen zugeschriebenwerden, abhängig. Hier gilt es in der Rekonstruktion, diesen Mechanismen „auf dieSpur“ zu kommen bzw. die zu bearbeitende Landkarte zu erschließen.• Auf der kontextbezogenen WARUM-Ebene, die nach den traditionsgebundenen,kulturellen Beziehungen fragt, geht es um die strukturelle Verstrickung der Person mitden Normen, Werten und Zielen der jeweiligen Gesellschaftsform.
  • Text Egger: Beschreiben Sie die verschiedenen TEXTEBENEN bei narrativen Interviews. In narrativen Interviews müssen sich die Interviewten den Horizont der möglichen Erzählungen,der thematischen Felder, selbst (selektiv) erschließen. Diesen Prozessen ist in der Analyse derTexte nachzugehen.Die Texte werden in der Analyse auf 3 Bedeutungsebenen hin untersucht:• Die Ebene der dargestellten Ereignisse und Erlebnisse stellt den Rahmen dererinnerbaren Geschehnisse dar. Hier werden Erlebnisse und Geschichten alsgrundlegende Teile der Lebenserzählung im Interview wiedergegeben.• Auf der Ebene der individuellen Deutungspraxis werden die Geschichten durch diejeweiligen alltagsweltlichen, sprachlichen und individuellen Deutungssysteme alsspezifische Hervorbringungen gekennzeichnet.• Alle diese Geschichten sind auch noch von einer Ebene der institutionalisiertenDeutungspraxis überformt, die sich aus kulturellen, traditionellen und normativenOrientierungen zusammensetzt.
  • Was bedeutet die Kraft der Narration? Die „Kraft der Narration“ bezeichnet ein wichtiges Element in der Biographieforschung.Durch die Erzählung bindet sich das Individuum selbst in den historischen Erfahrungsraum undErwartungshorizont mit ein. Der Sinn der Erinnerung ist eine Interpretation der Welt, umkulturwürdig zu bleiben. Die subjektive Aktivität des Erinnerns ist stets eine Re-Interpretation.Es gibt kein Wiederfinden oder Wiedererkennen von Objekten, stattdessen findet erneutesVerstehen statt. Erinnerung ist immer sozial überformt (= neugestaltet, verändert), denn es gibtkeine herrschaftsfreie oder geschlechtsfreie Erinnerung.
  • Skizzieren Sie die Arten des Interviews • Geschlossen – Fragebogenn > 100für gezielte Datenerhebungen, gut kodierbar, für faktenorientierte Fragen (keineFragen, bei denen es darum geht Sinn und Bedeutung abzuschöpfen)Hohe Vergleichbarkeit• Halbstrukturiert – Leitfadeninterviewn < 100Sicherstellung, dass bestimmte Bereiche angesprochen werden, Fragestellung zielt aufErfassung von Spezial-, Hintergrund- und Insider- Wissen ab (welches sonst derBeobachtung verschlossen bleibt)Minimale Vergleichbarkeit• Offen – Narratives Interviewn < 20Für bedeutungs- und sinnorientierte Fragestellungen.Hauptmethode: Stehgreiferzählung, keine Warum-, sondern Wie- FragenGeringe Vergleichbarkeit
  • Was beschreibt das sogenannte Thomas-Theorem? Das Thomas-Theorem besagt, dass jedes menschliche Handeln reale Konsequenzen zur Folgehat. Es geht also um die Differenz zwischen subjektiver Wirklichkeit und objektiver Realität.WIDS Thomas.Beispiel:Das bekannteste Beispiel ist wahrscheinlich das falsche Gerücht über eine Bank, welcheirrtümlich als bankrott angesehen wurde. Die Menschen aus dem Ort heben ihr gespartes Geldab und als Folge geht die eigentlich „gesunde“ Bank tatsächlich pleite.„Wenn eine Situation von Menschen als wirklich definiert wird, so ist sie in ihren Konsequenzenwirklich“.Die Definition der Situation ist nicht beliebig, sondern abhängig von Ressourcen wie Bildung,Geld, anderen Handelnden, Macht, Erwartungen und Normen.erworben: Einkommen, Bildung, Sprachezugewiesen: Geschlecht, reiche Eltern, Religion
  • Beschreiben Sie das Konzept der „Urban Ecology“ (Stadtforschung) Die Stadt als Labor.Eine früher einflussreiche Forschungsrichtung innerhalb der Soziologie (siehe „ChicagoerSchule“), die ökologische Forschungsmethoden direkt auf die Erforschung soziologischerPhänomene in Städten angewendet hat („Sozialökologie“).
  • Was sind Konstruktionen ersten und zweiten Grades? • Konstruktionen ersten Grades: Menschen haben die Welt im Voraus gegliedert undinterpretiert. Diese bereits vorherrschende Struktur ist uns nur teilweise bewusst (wirdunbewusst erlernt und übernommen). Ausgangspunkt für:• Konstruktionen zweiten Grades: sind Konstruktionen jener Konstruktionen, die imSozialfeld von den Handelnden gebildet werden. Sie rekonstruieren die soziale Ordnungeines Feldes. Wir haben es immer mit Konstruktionen zweiten Grades zu tun und wirbehandeln sie so, als seien sie die Realität. (Konstruktionen zweiten Grades sind gültig,wenn sie den Konstruktionen ersten Grades entsprechen.)
  • Beschreiben Sie anhand des Beispiels des Tragens von Kopftüchern bei Muslimas die 5 Ebenen einer möglichen Auseinandersetzung Kopftücher von Muslimas als Projektionsfläche für unterschiedliche Haltungen.• Individuelle Ebene1. Ungleichheit der Geschlechter und kulturelle Abgrenzung2. Traditionalität der Lebensform3. Symbol der Unterscheidung vom Traditionalismus der Eltern4. Modeaccessoire, das „ethnischen“ Stolz symbolisiert5. aber auch sexuelle Nichtverfügbarkeit, um damit gleichzeitig öffentliche Räumeund familiär akzeptierte Aufstiege zu eröffnen• GesellschaftZwangsverschleierung - Zwangsentschleierung• Paradigmatische „Signalwirkung“1. Unabhängig von den Absichten der Trägerin „objektive“ Wirkung? (Hakenkreuz)2. Tilgung der Symbole oder Erweiterung des pluralen Spektrums?• Kultur1. Religion im Hinblick auf die einzelne Person als Privatsache?2. „Würde als Frau“ durch Kopftuch? Umkehrschluss: Eine unverhüllte Frau istwürdelos? Festschreibung einer traditionalistischen Form des Islam?• PsychoanalyseThese der Kulturwissenschaftlerin Christina von Braun. Kritik des Westens an derVerschleierung der islamischen Frau verschleiere eine offenkundige Wirklichkeit imeigenen Kulturraum: die zunehmende Entblößung der Frau. Statt die verleugnetewestliche Scham angesichts dieser sexuellen Zuschaustellung projektiv zu bewältigen,indem wir den Schleier als Symbol der Frauenunterdrückung anprangern, sollten wir ihnals Schutzmaßnahme der Frau gegen den schamlosen Blick des Mannes verteidigen. DieBurka als Festung der weiblichen Unschuld?
  • Beschreiben Sie die 6 erwähnten Wahrheitstheorien  • Konsenstheorie: Wahrheit ist, was alle dafürhalten: Es wird über die Wahrheit diskutiertund verhandelt. Phrenologie (geistige Eigenschaften und Zustände werden klarabgegrenzten Hirnarealen zugeordnet) war lange Zeit ein gültiges Paradigma. Ist keineArt der Wahrheit, woran wir uns halten sollten.• Korrespondenztheorie: Übereinstimmung mit der Realität. (Dieses Haus hat 4 Fenster)• Glaube (Wertesystem) exegetisch (= erklärend und auslegend)Muss mit einem Wahrheitsanspruch auftreten. Die großen Religionen haben diesdurchgesetzt und müssen diese auch nicht begründen.• Konsistenz (im System) formal: (Mathematik, Physik) sicher, empirisch bewiesen,probabilistisch (Wahrscheinlichkeitsaussage)• Konsens (Habermas) diskursiv• Handlung (Dewey) pragmatisch: Theorien sind Gebilde, die als Instrumente zu benutzensind. Es gibt keine Wahrheit über die Welt, da sie nicht fertig ist. 
  • Erläutern Sie den Unterschied zwischen Lebenslauf und Lebensgeschichte 
 • Lebenslauf (life course):Struktur.Makroperspektive vorgegebener Muster.Leben in Übergängen.Sequentielle Ordnungen gesellschaftlich (Jugend, Erwachsenenalter, Beruf, Familie, ...).Statuspassagen.• Lebensgeschichte (life story):Subjektivität.Mikroperspektive.Beziehungsformen zwischen Subjekt und Gesellschaft, Individuum und Struktur.
  • Prinzip der Offenheit • Die Bedeutung einer sprachlichen Handlung ist indexikal; an den Kontext der Äußerunggebunden.• emisch („Mit den Augen eines Insiders“ - bedeutungsunterscheidend – Wie vielePersonen entnehmen den Aussagen des Vortragenden überhaupt Sinn? – Ist in derinterpr. Forschung im Vordergrund!) vs. etisch (Raum, Zeit – Wie viele Personen sindheute im Raum und machen was?)• Prinzipielle Fremdheit zwischen Forschenden und Erforschten.• Verzicht auf Hypothesenbildung ex ante (aus früherer Sicht) (siehe Grounded Theory) –Theorie als Prozess; keine Operationalisierung, uns interessiert wie Menschen inbestimmten Situationen reagieren – somit keine großen Theorien, sondern eher fürGruppen geltend, Prinzip kumulativer Theoriebildung• Theoretische Stichprobe – Entwicklung während des Forschungsprozess
  • Drei Beschreibungen, Eigenschaften des situativen Handelns • (scheinbare) Objektivität der Sozialstruktur: Soziale Kategorien, Sitten, Normen undbeständige Ereignisstrukturen, die aus der Sicht der Individuen und derer Handlungenetwas scheinbar Objektives sind (Lebenswirklichkeit) (Lehrer fühlen sich nichtwertgeschätzt. Sie fühlen sich von Schülern, Eltern und vom System unter Druckgesetzt.)• Verständlichkeit des Gezeigten: Vertrautheit mit konkreten situativen Handlungen(Siehe Doku „Fest des Huhnes“)• Kontextabhängigkeit des Sinns