Allgemeine Psychologie II (Subject) / Lernen (Lesson)
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Klassisches Konditionieren Theorien & Hypothesen: Was wird bei der klassischen Konditionierung gelernt? Instrumentelles und operantes Konditionieren Theoretische Modelle zur Erklärung des instrumentellen Lernens Beobachtungslernen
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- 1.1 Was ist Lernen? Lernen im Sinne der Lernpsychologie ist eine relativ überdauernde Veränderung im Verhaltenspotential eines Organismus als Folge von Erfahrung.
- 1.1. Was ist lernen? Verhalten und Verhaltenspotential - willkürliches Verhalten, instinktive Reaktionen, Reflexe und physiologische Reaktionen - Wie werden Veränderungen des Verhaltens (Wahrscheinlichkeit, Häufigkeit) bewirkt? - Unterscheidung von Kompetenz und Performanz
- 1.1 Was ist Lernen? Lernen betrifft relativ überdauernde Veränderungen - unmittelbare Veränderung des Verhaltens auf einen neuen Reiz ist kein Beispiel für Lernen - offenbart sich in relativ überdauernden Veränderungen
- 1.1 Was ist Lernen? Erfahrung - Veränderung muss eine Folge von vorausgegangener Erfahrung sein - Veränderung ist nicht durch organische Faktoren entstanden o.ä.
- 1.1 Was ist Lernen? Assoziatives und nicht-assoziatives Lernen assoziatives Lernen: - Bildung einer Verknüpfung (=Assoziation) zwischen zwei Elementen nicht-assoziatives Lernen: - der erfahrungsabhängigen Veränderung im Verhaltenspotential liegt keine Veränderung in einer Assoziation zugrunde - z.B. Habituation = Abnahme der Reaktionsstärke nach wiederholter Darbietung des die Reaktion auslösenden Stimulus (Schreckreflex)
- 1.2 Klassisches Konditionieren Pawlows Experiment - erste Wissenschaftler, in dessen Labor klassisches Konditonieren systematisch untersucht wurde - ursprünglich Experimente zur Physiologie der Verdauung - u.a. Messung der Speichelmenge, die ein Hund während des Fressens absonderte - Speichelfluss laborgewohnter Hunde begann schon während der Vorbereitungen der Futtergabe => Vorbereitungen kündigen die Fütterung an - neutraler Reiz = Geräusch einer Glocke - Hunde zeigen bei Läuten der Glocke zunächst eine Orientierungsreaktion - während der Akquisitionsphase erklang Geräusch der Glocke kurz vor der Darreichung des Futters - Abfolge wird einige Male wiederholt - nach dieser Phase wurde Glocke alleine dargeboten => Geräusch löst bereits den Speichelfluss aus - Auslösen einer reflexiven Reaktion durch wiederholte Paarung eines vormals neutralen Reizes mit dem Futter
- 1.2.1 Definition des Klassischen Konditionierens - zwei Reize (unkonditionierter Stimulus US und konditionierter Stimulus CS) werden zusammen dargeboten - der US löst automatisch und zuverlässig die unkonditionierte Reaktion (UR) hervor - CS löst zunächst keine Reaktion hervor - als Folge verändert sich die Reaktion auf den CS = Entstehung einer konditionierten Reaktion (CR)
- 1.2.2 Grundlegende Paradigmen des klassischen Konditionierens Lidschlusskonditionierung - US = Luftstoß, der auf die Hornhaut des Auges gerichtet ist - Lidschluss wird als Schutzreflex ausgelöst - Paarung von US mit einem CS (z.B. Ton) führt zur Auslösung einer CR (=ebenfalls ein Lidschluss) - viele Lerndurchgänge benötigt
- 1.2.2 Grundlegende Paradigmen des klassischen Konditionierens EDR - electrodermal response - leicht messbare Veränderung der elektrischen Hautleitfähigkeit - resultiert aus einer Veränderung der Aktivität der Schweißdrüsen - Veränderung der Hautleitfähigkeit ist eine Reaktion auf emotionale, insbesondere bedrohliche Reize - eine starke EDR (UR) als Reaktion auf einen Elektroschock oder ein lautes Geärusch (US) beobachtbar - als CS kommen nicht nur physische Reize in Frage, sondern auch komplexe Reize wie Gesichter
- 1.2.2 Grundlegende Paradigmen des klassischen Konditionierens Konditionierte emotionale Reaktion - CS = beliebiger Reiz (z.B. Ton) - US = Schmerzreiz (z.B. Elektroschock) - lange Repräsentation des CS - nach einigen Wiederholungen können während des CS Anzeichen von Furcht beobachtet werden, insbesondere die Abnahme natürlicher Aktivitäten
- 1.2.2 Grundlegende Paradigmen des klassischen Konditionierens Geschmacksaversionslernen - CS = Geschmacksreiz - US = Agens, das zu starker Übelkeit führt - Nach CS-US-Paarung wird Geschmacksreiz gemieden - untypische Eigenschaften für klassisches Konditionieren > kann bereits nach einem Lerndurchgang auftreten > es können Stunden zwischen CS uns US liegen - Beispiel für die Bedeutung von Erfahrung für das verhaltenswirksame Lernen
- 1.2.3 Grundlegende Prinzipien des klassischen Konditionierens Akquisition - gemeinsame Darbietung von CS und US - in vielen Experimenten wird die Stärke der CR in einer gesonderten Phase (Löschungsphase) gemessen, in der kein US mehr gegeben wird - Lernzuwachs ist negativ beschleunigt: zum Ende des Trainings sind die Lernzuwächse geringer als zu Beginn; zum Ende nimmt die Kurve einen asymptotischen Verlauf - Anzahl der Durchgänge bis zum Erreichen der Asymptote in Abhängigkeit von der konditionierten Reaktion sehr unterschiedlich
- 1.2.3 Grundlegende Prinzipien des klassischen Konditionierens Welche zeitlichen Verhältnisse zwischen CS und US während der Akquisition sind wichtig? - Simultankonditionierung, wenn CS und US gemeinsam dargeboten werden > nicht optimal > führt zu keiner oder einer schwach ausgeprägten CR - Erfolg wird erzielt, wenn CS vor dem US beginnt - verzögerte Konditionierung > CS zunächst alleine präsentiert > US später hinzugefügt > CS und US können sich kurzzeitig überlappen - Spurenkonditionierung > alleinige Präsentation des US folgt aus alleinige Präsentation des CS > Reize sind durch kurze Pause getrennt - verzögerte Konditionierung erfolgreicher als Spurenkonditionierung - Rückwärteskonditionierung ist völlig unwirksam und führt zu einer Hemmung der Konditionierung (inhibitorische Konditionierung) - wichtig, dass CS dem US vorangeht - optimale zeitliche Vorsprung des CS hängt von der Art des US ab - Wirksamkeit unterschiedlicher CS-US-Zeitabstände möglicherweise funktionale begründet
- 1.2.3 Grundlegende Prinzipien des klassischen Konditionierens Löschung der CR - eine einmal etablierte CR ist sehr stabil - zur Löschung muss CS wiederholt ohne US vorgegeben werden => CR nimmt mit zunehmender Wirkung des CS ohne US ab = Extinktion =Löschung - bezieht sich ausschließlich auf die beobachtbare CR, da der CR zugrundeliegende Assoziation nicht ausgelöscht - Spontanerholung > wird die Löschungsphase für einige Zeit unterbrochen, ist die CR nach der Pause stärker als vor der Pause - Disinhibition > Enthemmung > wird kurz vor dem CS ein weiterer neuer Reiz präsentiert, kann eine Erholung der CR beobachtet werden - Schneller Wiedererwerb > Wiedererwerb der CR erfolgt nach einer vollständigen Löschung beschleunigt - während der Löschung wird eine konditionierte Hemmung ausgebildet, die der Aktivierung der CR entgegenwirkt - wenn sich Hemmung und Aktivierung die Waage halten, wird die CR unterdrückt - Hemmung ist weniger stabil als die Aktivierung
- 1.2.4 Generalisierung - wahrgenommende Merkmale unterliegen bei gleichbleibendem CS natürlichen Schwankungen - Experiment Moore (1972) > verwendete Ton von 1200 Hz als CS für Lidschlagkonditionierung > Variation der Tonhöhe in 400 Hz Schritten > CR am stärksten bei Originalreiz > etwas abgeschwächter bei geringer Veränderung (800 und 1600 Hz), am schwächsten bei starker Veränderung (400 und 2000 Hz) > je mehr sich Testreiz vom Trainingsreiz unterscheidet, desto geringer wird CR ausfallen
- 1.3.1 Wird eine Assoziation zwischen CS und US oder zwischen CS und UR gebildet? - Signallernen = Ausbildung einer S-S-Assoziaiton zwischen CS und US - Stimulussubstitution = Ausbildung einer S-R-Assoziation zwischen CS und UR
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- 1.3.1 Wird eine Assoziation zwischen CS und US oder zwischen CS und UR gebildet? Gegen Stimulussubstitution: CR ist nicht gleich UR - wenn der CS den US als Auslöser ersetzt, dann sollten UR und CR identisch sein - häufig ist CR schwächer und langsamer als CR - in der CR fehlen Komponenten der UR - CR kann der UR entgegengesetzt werden
- 1.3.1 Wird eine Assoziation zwischen CS und US oder zwischen CS und UR gebildet? Gegen Stimulussubstitution: CR wird erworben, auch wenn die UR unterdrückt wird - periphere Unterdrückung der UR kann eine erfolgreiche Konditionierung nicht verhindern
- 1.3.1 Wird eine Assoziation zwischen CS und US oder zwischen CS und UR gebildet? gegen Stimulussubstitution: Sensorische Präkonditionierung zeigt CS-CS-Assoziation - zwei CS - sensorische Präkonditionierung erhält man, wenn wiederholt die Abfolge Ton-Licht vorgegeben wird - anschließend erfolgt übliche klassische Konditionierung durch Paarung des Lichts mit dem US - nach erfolgter Konditionierung wird der Ton vorgegeben, der ebenfalls eine CR hervorruft - S-S-Assoziation zwischen Ton und Licht wurde gebildet
- 1.3.1 Wird eine Assoziation zwischen CS und US oder zwischen CS und UR gebildet? Abschließende Betrachtung der Stimulussubstitutionstheorie - Argumente sprechen gegen S-R-Assoziation in einer starken Form, in der die CR ausschließlich vopn einer S-R-Verknüpfung abhängt - widerlegen nicht die Annahme, dass auch S-R-Verknüpfungen gebildet werden - Rizley und Rescorla (1972) fanden Belege für S-R-Assoziation bei der sekundären Konditionierung - möglicherweise werden S-R.Assoziationen nur unter bestimmten Bedingungen gebildet, inbesondere bei sehr aversiven Stimuli - neuere Studien der Amygdala zeigen multiple Assoziationen, die sich als S-S- und S-R-Assoziationen interpretieren lassen
- 1.3.1 Wird eine Assoziation zwischen CS und US oder zwischen CS und UR gebildet? Experiment von Rizley und Rescorla (1972) - Belege für S-R-Assoziationen aus der sekundären Konditionierung - ein CS2 wird mit einem US gepaart und eine CR etabliert - in einem weiteren Training wird der CS2 wie ein US verwendet - CS2 wird mit einem CS1 gepaart => auch auf den CS1 wird eine CR gezeigt - im Experiment wurde die CR auf den CS2 gelöscht - wenn nur S-S-Assoziationen gebildet werden, sollte keine CR mehr auf den CS1 gezeigt werden - dies war jedoch der Fall, was mit einer S-R-Assoziation konsistent ist
- 1.3.1 Wird eine Assoziation zwischen CS und US oder zwischen CS und UR gebildet? Wofür ist klassische Konditionierung gut? - Experiment Miller et al. (1983): Untersuchung, ob ein erwarteter Schmerzreiz angenehmer ist als ein unerwarteter > Ratten wurden trainiert, einen starken und schwachen Schock zu berichten, indem sie einen linken oder rechten Hebel drückten (Belohnung für richtige Reaktion) > anschließend erhielten sie einen mittleren Schock, der durch einen CS angekündigt wurde > Ratten berichteten den angekündigten Schock seltener als schwachen Schock als den unangekündigten Schock - konditionierte Furcht, die durch einen Hinweis auf eine Gefahr ausgelöst wird, ermöglicht proaktives Verhalten zur Verringerung der Gefahr = Überlebensvorteil
- 1.3.2 Kann auch das Ausbleiben des US gelernt werden? - inhibitorische (Korrelation -1.0) Konditionierung > US wird nicht präsentiert, wenn vorher der CS präsentiert wurde > CS wird zum Indikator der US-Abwesenheit - exzitatorische (Korrelation 1.0) Konditionierung >positive Korrelation zwischen dem CS und US - werden im gleichen Experiment beide Formen des CS verwendet, werden diese als CS+ und CS- bezeichnet - CS+ mit Anwesenheit eines Reizes assoziiert, CS- mit der Abwesenheit - wenn die CS-US-Korrelation zwischen 1.0 und -1.0 ist, erfolgt die Konditionierung langsamer und dir CR ist schwächer
- 1.3.2 Kann auch das Ausbleiben des US gelernt werden? Wie lässt sich eine inhibitorische Konditionierung nachweisen? - Retardationstest > Etablierung eines CS-, der zu einem CS+ trainiert wird > wenn der CS- inhibitorische Eigenschaften angenommen hat, sollte die Ausbildung der CR verzögert sein im Vergleich zu einer Kontrollgruppe, die von Beginn an mit einem CS+ trainiert - Summationstest > Phase 1: CS, CS+, CS- werden unabhängig voneinander etabliert > Test der inhibitorischen Wirkung erfolgt durch gemeinsame Darbietung beider CS in Phase 2 > war die inhibitorische Konditionierung erfolgreich, dann sollte die auf den CS+ konditionierte CR bei der Summation von CS+ und CS- verringert auftreten
- 1.3.2 Kann auch das Ausbleiben des US gelernt werden? Wie lässt sich eine inhibitorische Konditionierung erreichen? - CS-Präexposition > wird der CS wiederholt alleine präsentiert (CS-Präexposition), bevor er mit dem US gepaart dargeboten wird, wird die Ausbildung der CR verzögert (Retardationstest) > auch latente Inhibition genannt => wird oft nicht als Folge einer inhibitorischen Konditionierung gesehen; CS-Präexposition führt vermutlich zu einer Habituation der Orientierungsreaktion > CS-Präexposition führt zu einer Nichtbeachtung des CS, was dem Aufbau einer Konditionierung entgegensteht - Zusatzreizparadigma > wenn der Stimulus A verstärkt wird, der Verbundreiz AB jedoch nicht, dann wird B zu einem konditionierten Inhibitor - Differentielle Konditionierung > in zufälliger Abfolge kommen Stimulus A mit US (CS+) und Stimulus B ohne US (CS-) vor > B wird zu einem konditionierten Inhibitor
- 1.3.3 Blocking: CS-US Kontiguität vs. Informationswert des CS - Kontiguitätsannahme: CS und US werden aufgrund ihrer räumlichen oder zeitlichen Nähe miteinander assoziiert - wird durch ein klassisches Experiment von Kamin (1969) zum Blocking-Effekt in Frage gestellt - zeigt, dass Kontiguität nicht hinreichend ist, sondern dass der CS Informationswert bezüglich des US haben muss - Blocking-Effekt von Kamin > Nutzung des Paradigma der konditionierten emotionalen Reaktion mit Ratten > US = Schock; CS = Licht, Ton, Licht-Ton-Verbundreiz > Kontrollgruppe: Einschalten des LT als CS, dann unter Stromsetzen des Bodengitters als US; in Testphase wurde keine Schocks mehr verabreicht, sondern das L alleine repräsentiert => deutliche Anzeichen von Furcht > Experimentalgruppe: keine gleichzeitige Einführung von LT, sondern zunächst ausschließlich T mit Schock, dann LT mit Schock; in der Testphase wird Licht alleine repräsentiert => kaum Anzeichen von Furcht - ein CS, damit er konditioniert wird, muss einen Informationswert bezüglich des Auftretens des US haben - die bloße Kontiguität, also die räumliche und zeitliche Nähe zwischen US und CS, ist nicht hinreichend, damit eine Konditionierung entsteht
- 1.3.4 Equipotentialität und Preparedness - Equipotentialität: CS kann beliebig gewählt werden; muss vom Organismus wahrgenommen und unterschieden werden können - Annahme wurde durch Ergebnis von Garcia und Kölling (1966) erschüttert >Verbundreiz als CS = helles, lautes, leckeres Wasser > kritische Manipulation war die Wahl des US, für die Hälfte ein Schock und die andere Hälfte Übelkeit > Durchführung der CS-US-Paarungen bis Versuchstiere das Wasser meiden > Aufteilung der Gruppen: entweder wird lautes und helles Wasser oder leckeres Wasser verabreicht > in der Schockgruppe wird das laute und helle, aber nicht das leckere Wasser gemieden > in der Übelkeitgruppe wird das leckere, aber nicht das laute und helle Wasser gemieden > CS und US müssen zueinander passen - Preparedness: vorbereitet sein, angeborene Lernbereitschaften für bestimmte Assoziationen - Lernbereitschaft einer Spezies hängt von ihrer ökologischen Nische ab - z.B. Erworbene Geschmacksaversion gegen Alkohol durch Voegtlin (1940): US = Emetikum
- 1.3.5 Das Rescorla-Wagner-Modell der klassischen Konditionierung - Modell von 1972 - formales Modell des assoziativen Lernens - Lernen = Zunahme an Assoziationsstärke zwischen CS und US ΔV = α (λ - V) - λ (Lamda) ist die maximal mögliche Assoziationsstärke zwischen CS und US => max. 1.0 - V ist die aktuelle Assoziationsstärke zwischen einem spezifischen CS und dem US; vor dem ersten Lerndurchgang = 0 - α ist die Lernrate des CS; zwischen 0 und 1; abhängig von der Salienz (Auffälligkeit) des CS - ΔV (Delta V) ist die Veränderung der Assoziationsstärke zwischen CS und US nach einem Lerndurchgang - Formel beschreibt den Zuwachs an Assoziationsstärke pro Lerndurchgang als die mit der Lernrate gewichtete Differenz aus maximal möglicher Assoziationsstärke und aktueller Assoziationsstärke - da ΔV immer aus der Summe der vor dem jeweiligen Lerndurchgang vorliegenden Assoziationsstärke Vn-1 und ΔV Vn = Vn-1 + ΔV - die RW-Formel zeigt den idealtypischen Akquisitionsverlauf bei der klassischen Konditionierung > die Assoziationsstärke nimmt mit jedem Trainingsdurchgang zu und nähert sich der maximalen Assoziationsstärke λ > der Zuwachs ist anfangs groß und wird mit jedem neuen Trainingsdurchgang kleiner; Lernkurve ist negativ beschleunigt - Erläuterung des Blocking durch das RW-Modell > V hat nach einer Anzahl von Trainingsdurchgängen "Ton-allein" bereits einen relativ hohen Wert erreicht > die maximale Assoziationsstärke, die durch den US unterstützt wird, ist beschränkt > der aktuelle Lernzuwachs ist durch die Differenz λ-V beschränkt - Kritikpunkt: Erklärung von Löschung > Spontanerholung nicht erklärbar
- 1.3.6 Konditionierung drogeninduzierter physiologischer Reaktionen - Paradoxe und orthodoxe Wirkung > paradoxe Wirkung: bei der Gabe von Atropin (US), das die Speichelproduktion hemmt (UR), ist die CR keine Verringerung, sondern eine Steigerung der Speichelproduktion > hohe Dosen von Ethanol führen bei Ratten zu einer Hypothermie; konditionierte Reaktion ist eine Hyperthermie > orthodoxe Wirkung: z.B. bei Morphium; konditionierte und unkonditionierte Reaktion ist eine Hyperthermie - Erklärung > Eikelboom und Steward (1982): CR ähnelt immer einer UR; scheinbar paradoxe Wirkungen bestehen aus einer oberflächlichen Bestimmung von US und UR > orthodoxe Wirkung: unmittelbare Effekte des Pharmakons auf das Nervensystem > paradoxe Wirkung: Pharmakon beeinflusst periphere körperliche Vorgänge, die durch das Nervensystem über eine Feedbackschleife reguliert werden - Drogentoleranz > paradoxe Vorgänge vermutliche für Anteile der Drogentoleranz verantwortlich > die mit der Drogeneinnahme verbundenen Handlungen und Wahrnehmungen (CS) werden mit kompensatorischen Körperreaktionen (UR) auf die Droge (US) verknüpft > Siegel (1984): bei Überdosen war häufig die durch die übliche Situation (CS) hervorgerufene kompensatorische Reaktion (CR) nicht anwesend und daher wurde das Heroin ohne Abschwächung wirksam
- 1.3.7 Konditionierte Immunreaktion - als unerwarteter Nebeneffekt eines Experimentes zur erworbenen Geschmacksaversion entdeckt - Experiment mit Ratten: Mortalität hängt mit der Stärke des CS zusammen => Mortalität hat etwas mit der gerlernten Reaktion auf den CS zu tun - Ader und Cohen (1975) > drei Tage nach der Akquisituon wurde Versuchstieren ein Fremdeiweiß injiziert, das normalerweise eine Immunreaktion hervorruft > Aufteilung der konitionierten Tiere in drei Gruppen > Experimentalgruppe: bekommt CS (süßes Wasser) > Kontrollgruppe: bekommt US (Cyclophosphamid), was zu einer vollständigen Unterdrückung der Immunantwort führen sollte > weitere Kontrollgruppe: kein Reiz > Ergebnisse belegen konditionierte Immunsuppression: Immunantwort in der Gruppe mit CS war nicht so schwach wie in der Gruppe mit US, aber viel schwächer als in der Gruppe ohne CS oder US - Turkhan (1998) > Erkenntnisse bei der Chemotherapie berücksichtigen > viele eingesetzte Substanzen haben eine immunsuppressive Wirkung > wird die Therapie immer in der gleichen Umgebung durchgeführt, sollten sich konditionierte und unkonditionierte Immunsuppression addieren und die Heilungschancen verringern
- 1.3.8 Evaluative Konditionierung Experiment von Levey und Martin (1974) - Neigung zu automatischen evaluativen (wertenden) Urteilen ggü. Objekten, Personen und Situationen - Experiment von Levey und Martin (1974) > Versuchspersonen sortieren Stapel mit Postkarten in drei Kategorien (L/D/N) > Auswahl der zwei positivsten und zwei negativsten Karten > Versuchsleiter sucht dann zwei neutrale Postkarten heraus, die den beiden gewählten Karten hinsichtlich Form, Farbe und Inhalt möglichst ähnlich waren > zudem Auswahl zwei weiterer neutrale Bilder für die Kontrollbedingung > aus Postkarten wurden fünf Postkartenpaare kontruiert (NL, ND, NN, DN, LN) > Versuchspersonen mussen die Postkarten auf einer Skala von +100 und -100 bewerten > kam zu einer Valenzverschiebung: das zuvor neutral eingeschätzte Bild wurde signifikant positiver eingeschätzt, wenn es von einem positiven Bild gefolgt wurde und umgekehrt > auch in NN-Durchgängen wurde das Bild deutlich positiver beurteilt (mögl. durch Vertrautheitseffekt) > beim rückwärtsgerichteten Konditonieren keine Valenzverschiebung > Effekt der evaluativen Konditionierung stabil über die Zeit
- 1.3.8 Evaluative Konditionierung Mit welchen Stimuli funktioniert evaluatives Konditionieren? - Geschmacksreize > Teesorten mit neutralem Geschmack werden entweder mit Zuckerwasser oder normalem Wasser gemischt > in einem späteren Geschmackstest bevorzugen die Teilnehmer den vormals mit Zucjer gepaarten Tee - Crossmodale Effekte > für Musik als US konnten Valenzverschiebungen auf visuelle Reize beobachtet werden > Versuche, Gerüche als US für visuelle Reize zu nutzen, ergaben uneinheitliche Befunde > glaubhafte Passung von CS und US muss bestehen für eine Valenzverschiebung - Die abhängige Variable beim evaluativen Konditionieren > Kritik: Urteil unterliegt zu leicht der Verzerrung durch den Aufforderungscharakter der Untersuchungssituation > Anwendung des affektiven Primings als indirekte Methode, die Valenz eines Reizes zu erfassen
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- 1.3.8 Evaluative Konditionierung Paradigma des affektiven Primings von Fazio und Kollegen (1986) - Wort wird für 300ms gezeigt = Prime - dann wird Zielreiz = Wort präsentiert - Versuchsperson muss so schnell wie möglich entscheiden, ob Zielreiz positiv oder negativ ist - Zielreiz kann schneller evaluiert werden, wenn der Prime die gleiche affektive Valenz wie der Zielreiz hat
- 1.3.8 Evaluative Konditionierung Vergleich klassische und evaluative Konditionierung Lösungsresistenz - EK ist löschungsresistent - CR beim EK erfordert vermutlich wenig Kosten für den Organismus und daher gibt es quasi keinen Grund, die Reaktion aufzugeben - die CR besteht beim klassischen Konditionieren meistens in körperlichen Reaktionen, die für den Organismus aufwändig sind - Löschung scheint bei der EK auch nur aktiv durch Gegenkonditionierung mit einem Reiz gegenteiliger Valenz möglich zu sein Kontingenz - spielt beim klassischen Konditionieren eine entscheidende Rolle - beim EK ist Kontingenz vollkommen unerheblich - zeigt, dass wir uns evaluativen Konditionierungsprozessen kaum entziehen können