Entwicklungstheoretiker des 20. und 21. Jhdts
Anna Freud Sigmund Freud Daniel Stern Robert Kegan Carl Rogers Charlotte Bühler Abraham Maslow Margaret Mahler Erik Erikson Kurt Fischer Robbie Case Elizabeth Spelke Lew Wygotsky Urie Bronfenbrenner Jean Piaget Albert Bandura John Watson Renée Baillargeon
Zentrale Aspekte der Freud‘schen Theorie
Struktur
Topographie
Dynamik
Struktur Es (produziert Triebenergie) Ich (reguliert Triebabfuhr) Über-Ich (repräsentiert soziale Normen) Topographie Bewusstsein, Unbewusstes, Vorbewusstes Dynamik Entstehung und Befriedigung von Trieben (Libido = psychische Energie / Triebenergie) Die Dynamik der der psychosexuellen Entwicklung der ersten Lebensjahre bestimmt weitestgehend die spätere Persönlichkeit (incl. Pathologie)
ENTWICKLUNGSASPEKT der freudschen Theorie
• Betonung der ersten fünf Lebensjahre für diePersönlichkeitsentwicklungWas entwickelt sich?Ausbildung und Anpassung der Strukturen Es Ich undÜber-Ich.
Phasen der psychosexuellen Entwicklung
1. Orale Phase (bis Ende 1. Lebensjahr) Bedeutende Erfahrung: Mutter-Kind Bindung Entwicklung des Selbstkonzepts aus einem anfänglichenAdualismus von Mutter und Kind2. Anale Phase (bis Ende 3. Lebensjahr) Allg. Thema dieser Phase: Machterleben/Kontrolle über motorische undverbale Manipulation der Umwelt (Kind kann Geben oder Verweigern3. Phallische Phase (bis Ende 5. Lebensjahr) Entwicklung des ÜBERICHs im Zusammenhang mit der Lösung desÖdipuskomplexes. Identifikation mit der eigenen Rolle als Mann/Frau4. Latenzperiode (bis Beginn der Pubertät)Verdrängung (Sublimierung) sexueller Triebimpulse Verschiebung derTriebziele und Objekte in den sozialen Bereich sozial akzeptierte Aktivitäten5. Genitale Phase (mit Beginn der Pubertät) Triebregungen richten sich i.d.R. auf gegengeschlechtliche Partner außerhalbder Familie.
Freuds Erkenntnismethode
Freud hat nie Kinder untersucht.Seine Erkenntnisse basieren ausschließlichauf den Berichten von Erwachsenen (Patienten),die ihre Kindheitserinnerungen beschreiben.Aus seinen Fallberichten abstrahierte er allgemeineGesetzmäßigkeiten der „normalen“ Persönlichkeitsbildung.
Die Psychoanalytische Sichtweise
Der Mensch
Mechanistisches Menschenbild: Der Mensch ist prinzipiell alseine reaktive Einheit konzipiert und reagiert vorwiegend aufinnere Auslösebedingungen- Er ist insofern passiv, als Triebe ihn zum Handeln zwingen:die Einflussmöglichkeiten des Individuums auf die eigeneEntwicklung sind stark begrenzt- (ICH-Arbeit: Mensch ist insofern aktiv, als er sich bemüht, mitden Trieben und den Anforderungen aus der Umweltumzugehen „Reagieren auf“).
Ich-Psychologie, Neoanalytiker, Identitätsansätze
Rolle der Umwelt wird stärker einbezogen,v.a. interpersonale BeziehungenDem ICH wird mehr Selbständigkeit zugesprochen, es wirdeigenständiger Akteur (nicht mehr hilflos zwischen Trieben undGewissen hin und hergerissen)“Ich-psychologie“: Anna Freud, Heinz Hartmann´“Identitätspsychologie“: Adler, Horney, Sullivan, Fromm,Erikson, Kegan, Stern…
Identitätstheorie Erik Eriksons
Erik Homberger Erikson (1902-1994)• Erikson schlägt eine 8-Phasen Theorie derIdentitätsfindung vor.• Jede Phase wird auf insgesamt 10 Dimensionenbeschrieben.• Jede Phase hat eine spezielle psychosozialeEntwicklungsaufgabe: eine Krise, die bewältigt werden muss.• Gelingt es nicht, eine bestimmte Krise zu bewältigen,wird das damit zusammenhängende Problem in dienächste Phase mitgenommen.
Acht Phasen der Identitätsentwicklung nach Erikson
1. Urvertrauen vs. Urmisstrauen (1. Lebensjahr)2. Autonomie vs. Scham und Zweifel (2.-3. Lebensjahr)3. Initiative vs. Schuldgefühl (4.-5. Lebensjahr)4. Werksinn vs. Minderwertigkeitsgefühl (Grundschulzeit)5. Identität vs. Identitätsdiffusion (Adoleszenz)6. Intimität und Solidarität vs. Isolierung (junge Erwachsene)7. Generativität vs. Selbstabsorption (mittlere Erwachsene)8. Integrität vs. Verzweiflung (ältere Erwachsene)
Erikson - Identitätstheoretiker
Erikson sieht zentrale Impulse für Entwicklung nicht nur inVerschiebungen der erogenen Zonen, sondern auch inVeränderungen der sozialen Bezüge und Erwartungen.Dabei nimmt er eine systemische Sichtweise ein: Körperliche Veränderung Psychische Veränderung Sozialer Kontext
Lerntheorien
Lerntheorien allgemein:
Betonung der Rolle äußerer Faktoren für die Entwicklung des menschlichen Verhaltens
- In der Tradition des klassischen Behaviorismus: Forderung nach - Beschränkung auf rein beobachtbares Verhalten- naturwissenschaftlich objektive experimentellen Methode Fokus auf spezifische Reiz-Reaktions-Verbindungen als verhaltensteuerndes Element
Lerntheorien allgemein:
Untersuchungsgegenstand:
Identifikation von Lernmechanismen wie- Lernen durch Verstärkung- Lernen durch Beobachtung
Lerntheorien allgemein:
Klassischer Behaviorismus
(Watson, 1878-1958; Skinner 1904-1990) Menschliches Verhalten als rein durch Umweltfaktoren gesteuert
Lerntheorien allgemein:
Ab den 60er Jahren (Aufkommen der Kognitionswissenschaften)
„Rehabilitation des Geistes“ Auch innerhalb lerntheoretischer Ansätze werden zunehmend innerpsychische,kognitive Prozesse berücksichtigt
Entwicklungsbezug der Lerntheorien
Entwicklung als Ergebnis von kontinuierlichenLernerfahrungen Keine StadienabfolgeSkinners Ausführungen zum Operanten Konditionierenwurden von Psychologen und Pädagogen genutzt, umdas Verhalten von Kindern zu optimieren:Grundidee: Erwünschtes Verhalten verstärken,Unerwünschtes Verhalten ignorieren.Erfahrung: Aufmerksamkeit, Lächeln und Lobsind als Verstärker besonders effizient.Entwicklung von Programmen zur Verhaltensmodifikationdurch soziale Verstärkung
Bandura und Walters, 1963:
Einsicht:
Neue Verhaltensweisen können durch Beobachten eines Modells erworben werden.Der Betrachter muss dabei weder eine Reaktion zeigen noch ist direkte Verstärkungfür das Lernen zwingend notwendig. Prinzip der stellvertretenden Verstärkung Einsicht Es geht nicht ohne Kognition.Fokussierung auf beobachtbares Verhalten wird ergänztdurch kognitive Komponenten, die das (Beobachtungs)lernenbeeinflussen:- Aufmerksamkeit beim Beobachten- Encodierungsfähigkeit (Gedächtnis)- Fehlende Motivation- Selbstwirksamkeits-Einschätzung
Humanistische Theorien
Entstehung einer „dritten Kraft“neben Behaviorismus und Psychoanalyse:Die Humanistische Psychologie1962 Gründung der Association of Humanistic Psychologyu.a. durch:
Humanistische Theoretiker
Charlotte Bühler1893-1974Abraham Maslow1908-1970Carl Rogers1902-1987
Zentrale Aspekte Humanistischer Entwicklungstheorien
1. Autonomie des Individuums in sozialen Bezügen2. Streben nach Selbstverwirklichung3. Sinn- und ZielorientierungEntwicklung gerichtet auf mehr Freiheit, Gerechtigkeit undMenschenwürde.4. GanzheitStreben nach Integration verschiedener Selbstanteile,Ganzheitliches Selbstverständnis5. Bedeutung der Subjektivität
Kontextualistische Ansätze
Ökologische Entwicklungstheorievon Urie Bronfenbrenner (1917-2005) Entwicklung als dauerhafte Veränderung der Art und Weise,wie eine Person die Umwelt wahrnimmt und sich mit ihr auseinandersetzt.Entwicklung ist umwelt-, kultur-, schicht- und regionsspezifischUmwelt zu Erlebte Umwelt zu Entwicklung
Kontexttheorien und Entwicklungskontexte
BronfenbrennerDifferenzierung verschiedenerEntwicklungskontexte Macrosystem Kultureller Rahmen, Ideologien Exosystem Beziehungen zwischen Mikrosystemen, an denen das Individuum nicht beteiligt ist z.B. Beruf der Eltern, Lokale Regierung Mesosystem Beziehungen zwischen Mikrosystemen, an denen das Individuum direkt beteiligt ist z.B. Beziehungen zwischen Elternhaus und Nachbarschaft Mikrosystem Unmittelbare Beziehungen des Individuums Ort, an dem Menschen leicht direkte Interaktion mit anderen aufnehmen können z.B: Familie, Klassenzimmer Chronosystem Biographische Wendepunkte
Kognitive Theorien -
Piaget 1896 - 1980 Genetische Erkenntnistheorie/Genetische EpistemologieWie lernt der Mensch die Welt zu begreifen? Untersuchung derkindlichen DenkentwicklungSuche nach Antworten auf grundlegendeerkenntnistheoretische Fragen- Ist objektives Wissen überhaupt möglich?- Gibt es angeborene Ideen?
Kognitive Theorien - Piaget
Mechanismen der Entwicklung
Denken entwickelt sich in (alltäglichen) Auseinandersetzungen zwischenOrganismus und Umwelt ( Konstruktivismus)Funktionale Invarianten (geistige Funktionen, die über die gesamteEntwicklung konstant bleiben): Adaptation: Strukturierung:
Kognitive Theorien - Piaget
Mechanismen der Entwicklung
Adaptation
: Tendenz, das eigene Denken und Verhalten mit derUmwelt in Einklang zu bringen. Assimilation, Akkomodation und Äquilibration („Intelligentes Verhalten ist ein Verhalten, das den Erfordernissen der Umwelt gerecht wird“).
Kognitive Theorien - Piaget
Mechanismen der Entwicklung
Strukturierung:
Tendenz, einzelne Beobachtungen inkohärente Wissensstrukturen zu integrieren.
Kognitive Theorien - Piaget
Mechanismen der Entwicklung
Adaptationsprozesse
Assimilation Die Realität wird in die vorhandene kognitive Organisation eingepasst. Beispiel: Kind sieht Mann mit Glatze und weißen Haaren an der Seite und ruft „Clown“! Das Aussehen ist dem Aussehen eines Clowns hinreichend ähnlich, so dass er an das kindliche Clown-Konzept assimiliert werden kann. Akkomodation Vorhandene Wissensstrukturen werden als Reaktion auf neue Erfahrungen angepasst. Neuordnung des Denken. Beispiel: Erklärung, dass der Mann zwar aussieht wie ein Clown, dass er aber keine Späße macht. Mit diesen neuen Informationen kann das kindliche Clown-Konzept an ein differenzierteres realistischeres Clown-Konzept angepasst werden. Akkomodation ist nur bis zu einem gewissen Gran an Diskrepanz zwische vorhandenen Schemata und der neuen Erfahrung möglich. Entwicklung vollzieht sich in kleinen Schritten. Adaptationsprozesse Ziel Kognitive Äquilibration als Entwicklungsmotor Der Mensch strebt einen Zustand des Gleichgewichts zwischen seiner kognitiven Organisation und der Umwelt an
Piaget
Entwicklung erfolgt in Stufen der DenkentwicklungStufen =Zeitabschnitte, in denen das Denken und Verhaltendes Kindes in vielfältigen Situationen einespezifische geistige Grundstruktur widerspiegelt.Jede Stufe baut auf dem vorherigen auf undbereitet das nachfolgende vor.Die Stufen bilden eine invariante Sequenz.
Stufen der Denkentwicklung
nach Jean Piaget
Sensumotorisch(0-2 Jahre) Übung und Koordination von Reflex-und Wahrnehmungsschemata fehlendes symbol. Denken Präoperational(2-6 Jahre) Beginn geistigerOperationen fehlende Flexibilität im Denken Konkretoperational(6-12 Jahre) Mentale Kombination & Transformation von Objekten / Schemata fehlende Abstraktion von Wahrnehmung Formaloperational(ab 12 Jahre Abstraktes Systematisches Denken
Piaget
ExkuDrass: DParäso Ppreäroaptieornaatiloen Satlaed Siutamd i(u2m-6 (J2a-h6 rJea)hre)
Das Kind beginnt, sprachlich und symbolisch zu denken,kann aber noch nicht flexibel mit seinen mentalenRepräsentationen umgehen.Typische Phänome präoperativen Denkens sind u.a.:- Fehlende Perspektivübernahme (räumlich und psychologisch)- Präkausales Denken / Prälogisches Schlussfolgern- Defizitäres Kategorienwissen Übergeneralisierungen- Zentrierung, Irreversibilität im DenkenFehlende Invarianz / defizitärer Zahlbegriff- Wahrnehmungsverhaftung- EndzustandsorientierungExkuDrass: DParäso Ppreäroaptieornaatiloen Satlaed Siutamd i(u2m-6 (J2a-h6 rJea)hre)
Kognitive Theorien – Neo-Piagetianer
Kurt Fischer (*1943) Robbie Case (1944-2000) 1) Wie bei Piaget werden aufeinander folgende Stufen und strukturelle Veränderungen angenommen. 2) Zusätzliche Aspekte wie Gedächtniskapazität undAutomatisierungsprozesse (Case), sowie Lerngrenzen (Fischer) werden berücksichtigt Überleitung zu Ansätzen der Informationsverarbeitung 3) Beachtung von Kontexteinflüssen 5) Hauptaugenmerk auf den Stufenübergängen Kognitive Theorien – Neo-Piagetianer
Informationsverarbeitungstheorien
Untersucht wird der Fluss der Information durch das „System Kind“ z.B. Aufbau einer RepräsentationErinnerung an Spiele mitähnlichen ObjektenAbruf von Funktionswissen Es wird stets die Verarbeitung am Beispiel eines konkreten Problems / einer konkretenAufgabe beschrieben (Flussdiagramm). z.B. Entwicklung qualitativer Informationsverarbeitungsschritte Entwicklung verschiedener Problemlösestrategien (Siegler) z.B. Entwicklung quantitativer Informationsverrechungen Additive versus multiplikative Verknüpfungen relevanter Faktoren (Anderson)
Domänenspezifische Ansätze
Zentrale Annahme domänenspezifischer Ansätze:Wissenserwerb erfolgt nicht nach universellen Prinzipien,sondern die Lernmechanismen, die wichtigsten Meilensteineder Entwicklung und wichtige Einflussfaktoren aufEntwicklung lassen sich nur bereichsspezifisch definieren. Kognitive Entwicklung physikalisches sprachliches mathematisches Denken soziales Denken sprachliches mathematisches Denken biologisches Denken mathematisches Denken
Domänenspezifische Ansätze müssen eine Erklärung bieten für die Fragen:
Was kanalisiert den Wissenserwerb in die spezifischen Bereiche?- Wie findet Veränderung/Entwicklung statt?
Domänenspezifische Ansätze
Ansatz 1:
Kernwissenshypothese (Spelke)Kinder werden mit Kernwissen in einem spezifischen Bereichgeboren. Dieses Wissen wird im Laufe der Zeit angereichert.
Domänenspezifische Ansätze müssen eine Erklärung bieten für die Fragen
Ansatz 2:
Conceptual Change / Theory Theory (z.B. Carey, Theory of Mind Forschung)Annahme dass kindliches Wissen schon früh theorie-ähnlich organisiert ist(= Zusammenhängende Erklärungssysteme für unterschiedliche Inhaltsbereiche).Neue Information wird im Rahmen der jeweiligen Theorien interpretiert.Hier Veränderung nicht graduell und stetig, sondern als Prozess der Umstrukturierungtheoretischer Systeme („Conceptual Change“, Paradigmenwechsel).
Humanistische Theorien
Carl RogersCharlotte BühlerAbraham Maslow
Neo-
Analytiker /
Identitätstheorien
Daniel SternRobert Kegan Erik Erikson
Analytiker
Sigmund Freud Anna Freud Margaret Mahler
Lerntheorien
Burrhus F. Skinne John Watson Albert Bandura