Persönlichkeitsppsychologie WiSe17/18 (Subject) / 11. Vorlesung (dynamisch-interaktionistisches Paradigma) (Lesson)

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11. Vorlesung (dynamisch-interaktionistisches Paradigma)

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  • Dynamisches-interaktionistisches Paradigma: Kurzform >> Person-Umwelt-Wechselwirkungen Auch (indirekt) im Eigenschafts-, molekulargenetischen und evolutionspsychologischem Paradigma gibt es Person Umwelt Interaktionen Dynamisch-Interaktionistisches Paradigma: Fokus auf längerfristige Veränderungen von Persönlichkeit
  • Genom-Umwelt-Interaktion Weder rein genetischer (Verhaltensgenetik) noch Umwelt-Determinismus (Lerntheorien) plausibel Aber: genetische und Umwelteinflüsse sind nicht immer unabhängig >> "Erblichkeit" von Lebensereignissen Gen-Umwelt-Korrelation: Aktiv: Umwelt wird durch erbliche Eigenschaften erzeugt Reaktiv: Umwelt reagiert auf erbliche Eigenschaften Passiv: Umwelt reagiert auf Eigenschaften von Verwandten oder wird durch diese erzeugt
  • 3 Grundannahmen 1. Organisation des Verhaltens einer Person und die Organsiation der Umwelt sind mittelfristig konstant Bronfenbrenner: Besonders stabil: Exosystem (Familie usw.), Makrosystem (Kultur usw.) 2. Die Person und Umwelt können sich langfristig ändern 3. Diese Änderungen beruhen auf: Veränderungsprozessen in der Person (bspw. Altern) Veränderungsprozessen in der Umwelt (bspw. ohne Handy aufwachsen) Einflüssen der Umwelt auf die Person Einflüssen der Person auf die Umwelt
  • Exkurs: Interaktion Soziale Interaktion: Austausch zwischen Personen Statistische Interaktion: Effekt von X auf Z hängt von Y ab Dynamische Interaktion (auch Transaktion): X und Y beeinflussen sich wechselseitig im Zeitverlauf, z.B. bei sozialer Interaktion (andere Person ist Umwelt)
  • Umweltdetermination Entfaltung Umweltdetermination Entspricht behavioristischer Auffassung, dass Menschen "Opfer" ihrer Umwelt sind Individuelle Reaktion auf aktuelle Umwelt, erklärbar durch die Lerngeschichte, die durch die Umwelt festgelegt ist >> keine Entwicklungsprozesse unabhängig von der Umwelt Entfaltung Steuerung der Entwicklung durch das Genom Umwelt hat nur zeitlich begrenzte Wirkungen, langfristig setzt sich das "Programm" des Genoms durch Geeignet zur Beschreibung mancher körperlicher Merkmale (z.B. Körpergröße)
  • Kodetermination Dynamische Interaktion Kodetermination Langfristige Veränderungen durch Umweltwirkungen Umweltwirkungen können genetisch gesteuerte Reifeprozesse verändern (Modell enthält Umwweltdetermination und Entfaltung als Grenzfälle; alle auch im molekulargenetischem Paradigma enthalten; Kodetermination >> Epigenetik) Dynamische Interaktion Zusätzlich Wirkungen von der Person auf die Umwelt möglich: >> Auswahl: etwas passendes aktiv finden >> Herstellung: wenn man nichts findet selbst machen >> Veränderungen: wenn es einem nicht gefällt >> ändern Kontinuierliche Wechselwirkungen zwischen Person und Umwelt
  • Persönlichkeitskonzept Differentielle Sichtweise Individuelle Entwicklungsveränderunegn relativ zur Altersgruppe (z-Werte) Mittelfritige Stabilität und langfristige Instabilität von Eigenschaften
  • Methodik Interventionsstudien (individuell, differentiell): An einzelner Person wird Beratung/Intervention durchgeführt >> individuelle Intervention >> schauen, wie sich die Umwelt auf die Person auswirkt "Natürliche Experimente", z.B. Eingehen einer ersten stabilen Partnerschaft, Beenden einer stabilen Partnerschaft Korrelationsstudien, z.B. Korrelation zwischen Erziehungsstil der Mutter und Aggressivität des Kindes Vorsicht vor einseitigen kausalen Interpretationen und verborgenen Drittvariablen
  • Empirische Bewährung Wenig Studien mit einem längsschnittlichen Design Ergebnisreplikation z.T. schwierig: Große Stichproben für Nachweis von Interaktionen notwendig, Person-Umwelt-Korrelation Quasi-Experimente und korrelative Studien lassen keine Kausalschlüsse zu Prozesse meist nicht erfasst
  • Bewertung Umfassendes Modell möglicher langfristiger Wechselwirkungen zwischen Persönlichkeit und Umwelt Ist offen für alle Einflussmöglichkeiten (Person, Umwelt) Vergleichsweise wenig Untersuchungen - selten realisiertes Ideal der Forschung zur Persönlichkeitsentwicklung Gute Längsschnittstudien sind sehr aufwändig
  • Zusammenfassung Person und Umwelt sind mittelfristig stabil, aber können sich langfristig ändern, durch Änderung der Person und/oder Umwelt und gegenseitige Beeinflussung >> Erklärung für Persönlichkeitsunterschiede Persönlichkeitseinfluss auf Umwelt: a) aktiv: Auswahl, Herstellung, Veränderung; b) reaktiv; c) passiv Methodik: Interventionsstudien, natürliche Experimente, Korrelationsstudien