Persönlichkeitsppsychologie WiSe17/18 (Subject) / 1. Vorlesung (Einführung) (Lesson)
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1. Vorlesung (Einführung)
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- Persönlichkeitspsychologie (Definition) Persönlicheitspsychologie = empirische Wissenschaft der (mittelfristig) stabilen Unterschiede zwischen Menschen im Erleben, Denken und Verhalten Mittelfristig = mehrere Wochen/Monate, durch wiederholte Messungen messbar Praxis: Klinik / Therapeutische Praxis, Beratung, Personalabteilung, Forschung
- Alltagspsychologie Laucken (1974): Naive Prozesstheorie, Naive Dispositionstheorie von den meisten Mitgliedern einer Kultur geteilte Annahmen über das Erleben und Verhalten von Menschen und dessen Ursachen Laucken (1974): Umfangreiche Untersuchung alltagspsychologischer Erklärungen Naive Prozesstheorie Ablaufender Prozess der Informationsverarbeitung (Warum Prüfung nicht bestanden >> weil man eine Blockade hatte) Was Menschen denken, wie psychologische Prozesse ablaufen Naive Dispositionstheorie Vorstellung über Dispositionen von überdauernden Merkmalen einer Person (warum Prüfung nicht bestanden >> weil man prüfungsängstlich ist) Annahme, dass Menschen (relativ) stabile Eigenschaften haben Auch Beispiele für naive Dispositionstheorie: "Gleich und gleich gesellt sich gern", "Gegensätze ziehen sich an" Dispositionen: Verhaltensregelmäßigkeiten, nicht direkt beobachtbar
- Kriterien für wissenschaftliche Theorien (6 Stück + 2 für empirische Wissenschaften) Explizitheit: Die Begriffe und Aussagen der Theorie sollen explizit dargelegt sein Widerspruchsfreiheit: Die aus der Theorie abgeleiteten Aussagen sollen sich nicht widersprechen Vollständigkeit: Die Aussagen der Theorie sollen alle bekannten Phänomene des Gegenstandsbereiches der Theorie erklären Sparsamkeit: Die Theorie soll mit möglichst wenigen Grundbegriffen auskommen Produktivität: Die Theorie soll neue Fragestellungen erzeugen und damit die Forschung voranbringen Anwendbarkeit: Die Theorie soll praktisch anwendbar sein Zusatzkriterien für empirische Wissenschaften Empirische Verankerung: Die Begriffe der Theorie sollen sich direkt oder indirekt messen lassen. Operationalisierung: Messen + Bedeutungsüberschuss (Bsp. Prüfungsängstlichkeit; Bedeutungsüberschuss = Verallgemeinerung bestimmter, expliziter Messung) Empirische Prüfbarkeit: Die Aussagen der Theorie sollen sich anhand von Beobachtungsdaten überprüfen lassen
- (Naive Dispositionstheorie: Eine Theorie im Sinne deiner (empirischen) Wissenschaft?) Explizitheit: ? Wiederspruchsfreiheit: NEIN Vollständigkeit: JA Sparsamkeit: (Eher) NEIN Produktivität: (Eher) NEIN Anwendbarkeit: JA
- Empirische Persönlichkeitspsychologie: _________ vs. __________ Perspektive des Erlebens und Verhaltens von Menschen Allgemeine (Universelle Gesetzmäßigkeiten) vs. differentielle (individuelle Besonderheiten) Perspektive des Erlebens und verhaltens von Menschen
- Persönlichkeitsmerkmale (Persönlichkeitseigenschaften, Dispositionen, Traits) Definition / Persönlichkeitsmerkmale: Kennzeichen (7 Stück) Mittel- oder langfristig stabile interne Faktoren, die das Erleben und/oder Verhalten eines Menschen konsistent (bestehend) und von dem anderer Menschen unterscheidbar machen Überdauernde, nichtpathologische, verhaltensrelevante individuelle Besonderheiten von Menschen innerhalb einer bestimmten Population (Asendorpf, 2007, S. 10) Persönlichkeitsmerkmale: Kennzeichen Interne latente Faktoren Interindivduelle Unterschiede Konsistenz Zeitliche Stabilität Verhaltensrelevant Nichtpathologisch Populationsabhängig
- Persönlichkeitsmerkmale: Arten Leistungs- und Fähigkeitsmerkmale (Wie gut?) Konzentrationsvermögen, Intelligenz Motivationale, emotionale Merkmale (Wie?) Temperament (z.B. Ängstlichkeit) Handlungseigenschaften (z.B. Machtmotivation) Bewertungsdispositionen (z.B:politische Präferenz) Selbstkonzept (z.B. Selbstwertgefühl) Körperliche Merkmale (sofern sie Erleben/Verhalten beeinflussen oder hiervon beeinflusst werden) Psycholphysiologische Merkmale Gestalteigenschaften
- Drei zentrale Fragestellungen 1. Beschreibung (=Deskription): Wie lässt sich Persönlichkeit beobachten, erfassen, definieren und systematisieren? Was sind die grundlegenden Eigenschaften hinsichtlich derer Personen sich unterscheiden? Was ist Intelligenz? Wie zeigt sich Ängstlichkeit (Gedanken, Gefühle, Verhalten)? Gibt es "bewusste" und "unbewusste" Persönlichkeitseigenschaften? 2. Erklärung (=Explikation): Wie kommen Persönlichkeitseigenschaften zustande? Ist Intelligenz erblich? Können andere Menschen unseren Selbstwert verändern? Verändert sich die Gewissenhaftigkeit mit dem Alter? 3. Vorhersage (=Prädiktion): Wie beeinflusst Persönlichkeit unser zukünftiges Erleben und Verhalten Wie kommt es zu aggressivem Verhalten? Welche Eigenschaften beeinflussen beruflichen Erfolg? Ist Selbstüberschätzung gut oder schlecht? Beeinflusst Persönlichkeit die Partnerzufriedenheit?
- Zusammenfassung Persönlichkeitspsychologie: Empirische Wissenschaft von den individuellen Unterschieden im Erleben und Verhalten von Menschen Persönlichkeitsmerkmale: Stabile, interne Faktoren, die Menschen konsistent voneinander unterscheidbar machen Aufgaben der PP: Beschreibung von Persönlichkeit, Erklärung ihrer Determinanten und Vorhersage ihrer Konsequenzen