Psychologie (Fach) / Sozialpsychologie (Lektion)

Vorderseite Problematische Arten der Konsensbildung (ohne Nachdenken, ohne Unabhängigkeit, ohne privates Akzeptieren) diskutieren; den Begriff "groupthink" anhand von Beispielen und möglichen Gegenmaßnahmen erläutern.
Rückseite

Konsens ohne Nachdenken:

  • wenn Personen sich gedankenlos einem Konsens anschließen (diesen als Heuristik nutzen), dann fehlt ihnen die Sicherheit, die sich aus der Abwägung unterschiedlicher Standpunkte ergibt
  • z.B. wird die Qualität der Argumente ignoriert, stattdessen wird die Einstellung aufgrund von Reaktionen der anderen (Beifall oder Buhrufe) gebildet

Konsens ohne Unabhängigkeit:

  • Konsens ist dann aussagekrüftig, wenn vielfältige unabhängige Sichtweisen konvergieren
  • wenn aber viele Gruppenmitglieder derselben Urteilsverzerrung unterliegen, wird Konsens bedeutungslos
  • paradoxerweise erwarten wir, mit anderen übereinzustimmen, die uns ähnlich sind, aber Konsens ist dann am aussagekräftigsten, wenn verschiedene Personen übereinstimmen (Lösung: wir nehmen Eigengruppenmitglieder als uns selbst ähnlich war, aber auch eher als unterschiedliche Individuen)

Konsens ohne privates Akzeptieren:

  • wenn Konsens nur aus öffentlicher Konformität besteht, dann repräsentiert er nicht die Konvergenz unabhängiger Sichtweisen
  • öffentliche Konformität kommt häufig vor, weil Gruppen Abweichler schlecht behandeln (z.B. ausschließen)
  • kollektiver Fehlschluss: alle stimmen öffentlich mit einer Position überein, die keiner privat akzeptiert, aber alle glauben, nur sie selbst würden abweichen, da sie die Konformität der anderen mit privater Akzeptanz gleichsetzen

Groupthink:

  • der Wunsch, um jeden Preis Konsens zu erreichen, führt oft zu katastrophalen Fehlentscheidungen
  • geschieht in hoch kohäsiven (zusammenhaltenden) Gruppen, die unter Entscheidungsdruck stehen
  • Beispiel: Challenger-Explosion
  • Konsens wird erzielt, ohne alle relevanten Fakten zu berücksichtigen (z.B. Zweifel von Technikern)
  • Konsens ist "kontaminiert" durch den gemeinsamen Hintergrund der Gruppenmitglieder
  • Konsens wird erzielt durch öffentliche Konformität anstatt durch private Akzeptanz
  • kann verhindert werden durch heterogene Gruppenzusammensetzung, Minimierung des öffentlichen Konformitätsdrucks (z.B. durch geheime Abstimmungen) oder Abschwächung von Führungspositionen

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