Eignungsdiagnostik und Personalentwicklung (Fach) / Psychologische Tests (Lektion)

Vorderseite Aufmerksamkeit - Definition Aufmerksamkeit und Konzentration (3) - Aufmerksamkeit und Intelligenz - 5 Formen von Aufmerksamkeit - 3 Aufmerksamkeitstests (Basics, Dauer, Jahre, Ziel, Theorie, Konstruktion, Bewertung) - Test Nr. 3 Vorteile = 5, Nachteile = 2
Rückseite

Aufmerksamkeit & Konzentration keine wirklich gute Definition..

- häufig synonym verwendet- theoretisch nicht gleichgesetzt!

Aufmerksamkeit: nur Wahrnehmung (selektives Beachten relevanter Reize)Konzentration: alle Stufen der Informationsverarbeitung Wahrnehmung, Speicherung, Handlungsplanung

=> Aufmerksamkeit ist also theoretisch ein Teil der Konzentration

Aufmerksamkeit und Intelligenz

- "Konzentration: Fähigkeit unter erschwerenden Bedingungen schnell und genau zu arbeiten" - jede Testsituation Aufmerksamkeit & Konzentration = Voraussetzung - Kommen daher auch in Intelligenztests vor zB Thurstone: Wahrnehmungsgeschwindigkeit - Intelligenz != Konzentration: - Intelligenzstrukturtest (I-S-T 70) und Aufmerksamkeit (d2) nur r = .14 - Aber Vorsicht, abhängig von Operationalisierung der Konstrukte..

Aufmerksamkeit steuert was unserem Bewusstsein zugeführt wird:

5 Formen von Aufmerksamkeit:

(1) Alertness = basale Wachheit - Voraussetzung für alle anderen Formen von Aufmerksamkeit- Gemessen mit einfachen Reaktionsgeschwindigkeitstests zB Testbatterie zur Aufmerksamkeitsprüfung (TAP): Bei Kreuz auf Bildschirm so schnell wie möglich reagieren.

(2) Fokussierte/selektive Aufmerksamkeit:- Beachtung eines/weniger Reize innerhalb einer Reizklasse- Unter Zeitdruck angemessen auf Zielreiz reagieren, inadäquaten Verhaltensimpuls kontrollieren - Go/Nogo-Test: randomisiert Kreuze und Additionszeichen, nur auf Kreuze reagieren

(3) geteilte Aufmerksamkeit- mehr als eine Reizklasse (Aufmerksamkeit z.B. auf mehrere Informationskanäle aufgeteilt) = dual oder Multiple Task - TAP enthält ein Modul: visuelle und auditive Aufgabe zeitgleich zu bearbeiten

(4) Daueraufmerksamkeit = selektive oder geteilte Aufmerksamkeit über einen längeren Zeitraum- Tests: hoher Anteil relevanter Stimuli, auf die reagiert werden muss

(5) Vigilanz = selektive oder geteilte Aufmerksamkeit über einen längeren Zeitraum- Tests: langandauernde monotonen Signalentdeckungs-Aufgaben, niedrigen Anteil relevanter Stimuli

Daueraufmerksamkeitstest = Typ 4

- ab 15 Jahren- 20 bis 35 Minuten (inkl. Instruktions- und Übungsphase)- Neuropsychologie, Klinische- und Gesundheitspsychologie, Personalpsychologie - drei Testformen unterschiedlicher Anzahl an Dreiecken und Regelmäßigkeit der Zeilensprünge Zwei Formen nur bei beeinträchtigten Probanden sinnvoll- Bestandteil des Wiener Testsystems von Schuhfried (WTS) = modular aufgebauten System zur computergestützten Vorgabe von Tests weltweiter Marktführer in der computergestützten psychologischen Diagnostik

Auswertung/Interpretation- Anzahl richtig bearbeiteter Zeilen- mittlere Zeit für die richtig bearbeiteten Zeilen- Anzahl falsch bearbeiteter Zeilen- mittlere Zeit falsch bearbeiteter Zeilen.

Aufgabenkonstruktion:- Dreiecke in Reihe auf Bildschirm „Normalform“ = 7 pro Zeile Spitze Dreiecke zeigt nach oben/unten- wenn bestimmte Anzahl nach unten zeigt: reagieren!- Reihe wechselt je nach Testform in regelmäßigen/unregelmäßigen Sprüngen in unterschiedlichen Zeilen des Bildschirms

Gütekriterien

- Objektivität: Durchführungsobjektivität: durch Standardinstruktion und -vorgabe gegeben Auswertungsobjektivität: durch Automatisierung vollständig gewährleistet

- Reliabilität: Koeffizienten für Cronbachs α bzw. Split-half-Reliabilität zwischen r = .64 und r = .99

-Validität: im Sinne der Konstruktvalidität gegeben: Daueraufmerksamkeit: von der Intelligenz relativ unabhängig, über längere Zeit ausgeschlossen, dass „höhere kognitive Funktionen“ gefordert Schlüsse auf Stabilität längerfristiger Aufmerksamkeitsleistungen = Basisvoraussetzung für kognitive Fähigkeiten unter Speed-Vorgabe zu.

Normen- Normen von „Normalpersonen“ (N = 297 bis N = 568) zum Teil auch alters- und bildungsgradspezifisch - Form S1 noch eine Normstichprobe von N = 369 neurologischen Patienten.

=> effiziente Möglichkeit, Daueraufmerksamkeit zu bestimmen.

2.2.2 Vigilanztest (VIGIL, G. Schuhfried)

= Erfassung der Aufrechterhaltung der Aufmerksamkeit in einer monotonen Reizsituation- Hauptanwendungsbereiche: Neuropsychologie, Flugpsychologie, Klinische- und Gesundheitspsychologie, Personalpsychologie, Sportpsychologie, Pädagogische Psychologie- 6 Jahren - Testdauer zwischen 30 und 70 Min

Testkonstruktion:- ununterbrochene Wachsamkeit bei längerer Versuchsdauer- geringer Intensität der Reizdarbietung - niedriger Frequenz der kritischen Ereignisse- unregelmäßig maximal 60 kritische Reize pro Stunde Theorie:Leistungsabfall durch Abnahme des Aktivierungsniveaus & Zunahme der Reaktionslatenz

Subtests, Skalen und Itembeispiele: - hell aufleuchtender Punkt bewegt sich entlang einer Kreisbahn in kleinen Sprüngen weiter - Manchmal Doppelsprung, dann reagieren!!

verschiedene Testformen- S1: einzelnen Punkte als kleine Kreise angezeigt differenziert nur im deutlich unterdurchschnittlichen Leistungsbereich deutlich häufigere Reize - S2: keine Kreisbahn angezeigt. Proband muss schätzen- S4: Entspricht S2 mit Testdauer von 66 Min

Auswertung/Interpretation:- Anzahl Richtige (Drücken bei Doppelsprung)- Anzahl Falsche (Drücken bei Einfachsprung)- Mittelwert der Reaktionszeit Richtige (sec.)- Anstieg Richtige- Anstieg der Reaktionszeiten Richtige

Gütekriterien

Objektivität: - Durchführungsobjektivität gegeben (Standardinstruktion und -vorgabe)- Auswertungsobjektivität vollständig gewährleistet (Automatisierung)

Reliabilität: - Split-half-Reliabilität (je Testversion) Anzahl Richtige: r = 0.65 bis r = 0.95 Anzahl Falsche: r = 0.69 bis r = 0.93 Mittelwert der Reaktionszeit Richtige: r = 0.87 bis r = 0.99.

Validität: - Alle von wesentlichsten Theorien geforderten Kriterien erfüllt- Untersuchungen Extremgruppenvalidität: rechtshemisphärisch geschädigten Patienten signifikant schlechtere Ergebnisse

Fülle von Normen, hier nur einige exemplarisch: - S1: Stichprobe Erwachsene N = 292 Stichprobe Kinder/Jugendliche (6 bis 17) N = 619 verkehrspsychologisches Klientel N = 143 neurologische Patienten N = 51. - S2: Österreichische Normstichprobe N = 271 Stichprobe Psychiatrische Patienten N = 111- S4: u.a. Vergleichswerte von Patienten mit Schlafapnoe N = 114 vor.

=> effiziente Möglichkeit, Vigilanz (klinischen und nicht klinisch) zu bestimmen

Test d2-Aufmerksamkeits-Belastungs-Test

- am häufigsten verwendet Leistungstest hohe Ökonomie!! - Paper-Pencil-Test- 15 Minuten Test: exakt 4 min 40 sec. - Gruppentestung geeignet - in viele Sprachen übersetzt

Diagnostische Zielsetzung- standardisierte Weiterentwicklung der "Durchstreichtests" kontinuierliche Reizselektionsleistung- misst Geschwindigkeit, Sorgfalt => Beurteilung individueller Aufmerksamkeitsleistung- Pädagogischen Psychologie (Erziehungsberatung) Schulpsychologie Arbeits- und Betriebspsychologie (Berufsberatung, Eignungsdiagnostik) Verkehrspsychologie Klinische Psychologie

Konstruktionsgrundlagen/Theorie/Testentwicklung

- seit erster Version inhaltlich nicht verändert- Entwickelt zur Feststellung der Kraftfahreignung ursprünglichen Durchstreichtests nicht geeignet (schien zu einfach)

Test- und Itemmaterial- 658 visuellen Reizen (14 Zeilen á 47 Reize)- Randomisiert wechseln die Buchstaben d und p jeder Buchstabe mit kurzen Strichen, beide oben, beide unten oder aufgeteilt - Zielreize: alle ds mit zwei Strichen- möglichst schnell identifiziert und durchgestrichen

Durchfuehrung:- Instruktion: Vorlesen Standardtextes- eine Übungszeile ohne Zeitdruck- 20 sec Zeit zur Bearbeitung einer Zeile Kommando „Halt! Nächste Zeile“: mit der nächsten Zeile beginnen

Auswertung/Interpretation- Summe aller bearbeiteten Zeichen (GZ) - Gesamtzahl der markierten Zielreize (KL = Konzentrationsleistung) - absolute Fehlerzahl (F)- fehlerkorrigierte Tempoleistung (GZ-F): GZ - F - Fehlerprozente (F%) ermittelt (F/GZ)- Standardwerte und Prozentränge - zweidimensionaler Graph (Geschwindigkeit (GZ) und Sorgfalt (F%)) => Verhältnis von Geschwindigkeit und Sorgfalt: zB.: schnell und sorgfältig oder schnell und ungenau?

Gütekriterien

Objektivität: - Durchführungsobjektivität = gegeben (Vorlesen Standardtextes) - Auswertungsobjektivitaet = okay(Schablone, Summation, aber vorsicht Fehler)Reliabilität: - Cronbachs Alpha, Split-Half (Eichstichprobe, N = 3.236) = .95 bis.98. - Retest-Koeffizienten Gesamtmenge (GZ) je nach Intervall = .71 und .94.Validität: - inhaltliche & Augenscheinvalidität gegeben (Aufgabenformates & Vorgabebedingungen) = Konzentrationsleistungen unter Geschwindigkeits- und Qualitätsaspekt- Konstruktvalidität gegeben a) Korrelationen mit anderen Konzentrationstests .40 bis .60. mit Intelligenztests etwa .20 b) empirischen Validität d2 korreliert .54 mit der Eignung zum Führen von Kraftfahrzeugen diskriminiert gut zwischen Gesunden und psychiatrisch auffälligen Gruppen

Normen

- relativ neue deutsche Normen (Jahr 2000)- Altersgruppen 9–10 Jahre bis 40–60 Jahre (N = 3.236)

Vorteile:

1. einfach durchzuführen und weit verbreitet2. gewisse Unabhängigkeit von verbalen oder numerischen Fertigkeiten 3. In kurzer Zeit (ca. 5 min. konzentrierte Arbeit und insgesamt 15 min

4. reliable und valide Information 5. für ganz viele Lern- oder Arbeitssituationen von Bedeutung

Nachteile:

1. hohe Fehlerprozentwerte (F%) - mangelnde Aufmerksamkeit oder - instruktionswidriges Bearbeiten => unterschiedliche Bearbeitung wird nur in Extremfällen deutlich sichtbar

2. einige Testpersonen empfinden es als langweilig und anstrengend

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