Klinische Psychologie Abschlussprüfung (Fach) / 10) Posttraumatische Belastungsstörung (Lektion)

Vorderseite Das Rahmenmodell der Ätiologie der PTBS und seine Komponenten
Rückseite

Das Rahmenmodell der Ätiologie von PTBS unterscheidet:

1. Risikofaktoren und Schutzfaktoren:

1) Vorherige Traumatisierungen in der Kindheit

2) geringe Intelligenz bzw. Bildung

3) weibliches Geschlecht

4) jüngeres Alter zum Zeitpunkt des Traumas (im hohen Alter nimmt das Risiko wieder zu, also ein U-förmiges Verlauf)

5) Persönlichkeitseigenschaften wie Reife der Bewältigungstrategien (mehr Neuinterpretations-, weniger externalisierendes

Coping) können als Schutzfaktor dienen

6) Ausmaß der früheren Depressivität wirkt prädiktiv auf PTBS

Risiko- und Schutzfaktoren sind aber weniger prädiktiv als Ereignis- und Aufrechterhaltungsfaktoren

2. Ereignisfaktoren,

1) Objektive Traumaschwere (Traumadauer, Schadensausmaß, Verletzungsgrad, Anzahl von Toten) stehen mit der PTBS in einem systematischen, aber geringen Zusammenhang Ú größere Rolle der psychologischen Faktoren wie Ereignisinterpretation

2) Dissoziationsreaktionen während des Traumas (peritraumatische

Dissoziation), bei der es zu Derealisations- und Depersonalisationsphänomenen kommt, ist ebenfalls ein Prädiktor für das spätere PTBS-Ausmaß.

3. Aufrechterhaltungsfaktoren

1) Vermeidender Bewältigungsstil

ð Gedankenunterdrückung und Gefühlsvermeidung,

ð Nicht-darüber-reden-Wollen,

ð dysfunktionales Sicherheitsverhalten,

ð ablenkendes Beschäftigen mit Teilaspekten (z. B. Kontrollgänge zum Unfallort bei gleichzeitiger Gefühlsvermeidung),

ð exzessiver Ärger und Wut

ð Selbstzufügen ablenkender Schmerzreize: z. B. Sich-Schneiden bei Borderlinepatienten.

2) Kognitive Veränderungen in Form der dysfunktionalen Erklärungsversuchen:

· Gegenüber der Welt, anderen Personen sowie der eigenen Person:

ð Man kann anderen Menschen nicht vertrauen.

ð Die Welt ist schlecht und ungerecht.

ð Ich bin anderen Menschen unterlegen.

· Zur Bedeutung des Traumas und der erlebten psychischen Veränderungen:

ð Es ist meine Schuld.

ð Vielleicht werde ich verrückt.

ð Mein Leben ist ruiniert.

ð Ich werde nie darüber hinweg kommen.

ð Ich werde nicht lange leben.

· Unangemessene Schuldgefühle

ð Versuch der Reattribuierung (im Dienste der Kontrollierbarkeit der Traumaverursachung)

· Belastendes Grübeln über das traumatische Erlebnis und seine Folgen

ð Die Fragen „Warum?“ „Was wäre wenn“

ð Innergleicher Grübelzwang

ð Aktivierung von intrusiven Gedächtnisinhalten

ð Führt zur Verstärkung der negativen Gefühle

4. gesundheitsfördernde Faktoren/Ressourcen

· Offelnlegen der Traumaerfahrung, persönliche Offenheit

· Soziale Wertschätzung als Opfer / Überlebender

5. posttraumatische Prozesse und Resultate.

· Intrusionen:

Sind durch die Art der Enkodierung, Organisation und des Abrufs der traumatischen Erinnerungen bedingt sind.

Während Intrusion werden bestimmte Aspekte des Traumas wieder erinnert. Meist werden die Momente vor dem schlimmsten Augenblick wieder erlebt. Für die Intrusionen sind typisch:

ð Erleben im Hier und Jetzt

ð Schwache Verbindung mit anderen Gedächtnisinhalten

ð Leichte Auslösung durch perzeptuell ähnliche Stimuli

Erklärung dafür: erhöhtes implizites Gedächtnis der Patienten für Trauma. Folge: Die Symptomatik wird aufrechterhalten

· Hypokortisolismus bei PTBS Patienten (niedriger Kortisolspiegel) = Abweichung in der Freisetzung der HHNA – Hormone Ú Numbing (eingeschränkte Affektivität) sowie Hyperarousal (z.B. Konzentrationsschwierigkeiten)

· Bei manchen Personen posttraumatische Reifung:

ð Beziehungen zu Anderen (z. B. tieferes Verbundenheitsgefühl),

ð Wertschätzung des Lebens (z. B. andere Prioritätensetzung),

ð neue Möglichkeiten (z. B. stärkerer Veränderungswillen),

ð persönliche Stärken (z. B. Entwicklung eigener Bewältigungsmöglichkeiten)

ð religiös-spirituelle Veränderungen (z. B. stärkeren Glauben)

Dies konnte u. a. bei Kriegstraumatisierten, Vergewaltigungsopfern (Typ-I-Trauma) und trauernden Müttern gezeigt werden.

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