Diagnostik (Fach) / Verhaltensbeobachtung (Lektion)
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Diese Lektion wurde von Laris erstellt.
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- Die Verhaltensbeobachtung kommt vor allem dann zum Einsatz, wenn... für Fragestellung kein standardisierter Test zur Verfügung steht eine Befragung des Kindes, Lehrers ,Eltern nicht möglich/ sinnvoll ist Infos über Verhalten des Kindes in seiner natürlichen Umwelt benötigt werden Infos über die Interaktion des Kindes mit anderen (Mitschülern, Lehrer, Eltern) benötigt werden
- Verhaltensbeobachtung > 2 Prozesse Inferenzprozesse Unterscheidung zwischen dem, was beobachtet wird und den Schlussfolgerungen, die aus dem Beobachteten gezogen werdenSelektionsprozesseBeobachtung= selektiv: Nicht alles prinzipiell Wahrnehmbare wird auch beobachtet
- Inferenzprozesse Der Beobachter kann nur das wahrnehmen, was der Beobachtete tut /sagt. Welche Absichten er verfolgt und welche Motive dahinterstehen, ist prinzipiell nicht beobachtbar, sondern muss aus dem beobachteten Verhalten erschlossen werden Unterscheidung zwischen Beobachteten & Schlussfolgerungen aus dem Beobachteten >>Aus beobachteten Verhalten wird auf zugrundeliegende Eigenschaften, Motive, Einstellungen etc. geschlossen.>>Inferenzprozesse laufen im Alltag im Allgemeinen automatisch ab
- Selektionsprozesse Nicht alles prinzipiell Wahrnehmbare wird auch beobachtet. Beobachtung ist immer eine Selektion aus dem potenziell Beobachtbaren Die Aufmerksamkeit eines Beobachters kann sich nur auf einen engen Ausschnitt des prinzipiell Beobachtbaren richten Selektionsprozesse laufen im Alltag im Allgemeinen automatisch ab
- Verhaltensbeobachtung Kennzeichen Verhaltensbeobachtung als aktiver Konstruktionsprozess Beobachtungsprozess führt nicht zu realitätsgetreuenAbbildung der Wirklichkeit Konstruktionsprozess beinhaltet vielfältige Selektions- und Inferenzprozesse Beobachter richtet Aufmerksamkeit auf einen Ausschnitt des prinzipiell Beobachtbaren >verleiht dem beobachteten Verhalten eine Bedeutung, indem er z. B. auf Absichten oder Motive der Person schließt/ ihr bestimmte Eigenschaften zuschreibt
- Formen der Verhaltensbeobachtung freie vs. systematische Verhaltensbeobachtung Freie (offene) Beobachtung die Bedingungen, unter denen diagnostische Infos aus dem Verhalten gewonnen werden, sind nicht festgelegt Systematische Verhaltensbeobachtung zielt darauf ab, die Inferenz- und Selektionsprozesse beider Beobachtung zu kontrollieren beinhaltet eine weitgehende Kontrolle der Bedingungen, unter denen diagnostische Infos aus dem Verhalten gewonnen werden
- Formen der Verhaltensbeobachtung Grad der Bedingungskontrolle Ausmaß, in dem der Beobachter die Bedingungen, unter denen das Verhalten beobachtet wird, kontrolliert bzw. selbst herstellt Verhaltensbeobachtung unter Laborbedingungen Bedingungen, unter denen Verhalten beobachtet wird, werden kontrolliert bzw. vom Beobachter hergestellt Vorteil: Bedingungen, die Verhalten beeinflussen, können untersucht werden Nachteil: Generalisierbarkeit der Beobachtung ist häufig unsicher Verhaltensbeobachtung im Feld Beobachtete wird in seiner natürlichen Umgebung beobachtet (Beobachtung eines Kindes auf Spielplatz) Vorteil: Beobachtetes Verhalten ist repräsentativ für Alltagsverhalten des Kindes Nachteil: Bedingungen, die das Verhalten beeinflusse, werden nicht einbezogen bzw. sind unbekannt
- Formen der Verhaltensbeobachtung Teilnahme des Beobachters in Beobachtungssituation Grad, in dem der Beobachter selbst in Beobachtungssituation miteinbezogen ist Aktive TeilnahmeBeobachter ist selbst ein Teilnehmer der sozialen Situation in der er das Verhalten beobachtet (Lehrer beobachtet den Schüler im Unterricht) Passive Teilnahme Beobachter ist zwar anwesend, nimmt jedoch nicht aktiv an Interaktion teil und ist nicht in die Handlungsabläufe einbezogen (Hospitation im Unterricht) Nicht-teilnehmende BeobachtungBeobachter registriert das Verhalten von außen (Beobachtung einer Spielsituation durch Einwegspiegel
- Verhaltensbeobachtung Teilnahme des Beobachters in der Beobachtungssituation Vor- und Nachteile der teilnehmenden Beobachtung Vorteil: Beobachter kann komplexe Zusammenhänge wahrnehmen Nachteil: >>Teilnahme des Beobachters beeinflusst das Verhalten, das er beobachtet >>Teilnahme schränkt die Wahrnehmungskapazität des Beobachters ein
- Formen der Verhaltensbeobachtung Offene versus verdeckte Verhaltensbeobachtung Unterscheidung danach, ob dem Beobachteten bewusst ist, dass er beobachtet wird Offene VerhaltensbeobachtungDem Beobachteten ist bewusst, dass er beobachtet wird.Problem: Das Wissen, beobachtet zu werden, kann das Verhalten beeinflussen. »Harthorne-Effekt»Tendenz zur sozialen ErwünschtheitVerdeckte VerhaltensbeobachtungDem Beobachteten ist nicht bewusst, dass er beobachtet wird
- Systematische Verhaltensbeobachtung Praktische Schritte Präzisierung der FragestellungWelche Frage soll durch Verhaltensbeobachtung beantwortet werden? Festlegung der BeobachtungsbedingungenIn welcher Situation& Bedingungen muss die Person beobachtet werden?Festlegung des zu beobachtenden VerhaltensausschnittsWelche Verhaltensaspekte sollen beobachtet werden?Festlegung der Methode der VerhaltensregistrierungWie soll das beobachtete Verhalten erfasst werden?
- Objektivierung der Beobachtungen Isomorphe Deskriptionbeinhaltet die vollständige Erfassung des beobachtbaren Verhaltens. Alles, was beobachtet wurde, wird auch registriert.>>Videoaufzeichnung der gesamten VerhaltenssequenzReduktive Deskription Verhalten werden gezielt die Infos entnommen, die zur Beantwortung der Frage beitragen. Methoden der Verhaltensregistrierung Zeichensysteme (Merkmalssysteme) Kategoriensysteme Schätzskalen (Ratingskalen)
- Objektivierung der Beobachtungen Methoden der Verhaltensregistrierung Zeichensystem (Indexsystem) besteht aus einer Liste von Verhaltensweisen, die für den Merkmalsbereich, der beobachtet werden soll, kennzeichnend sind. Der Beobachter signiert die Verhaltensweise, wenn sie auftritt. (während des Unterrichts aufstehen, in Klasse umherlaufen, mit dem Nachbarn sprechen)
- Objektivierung der Beobachtungen Methoden der Verhaltensregistrierung Kategoriensystem bestehtaus diskunkten Klassen von Verhaltensweisen, die den Merkmalsbereich, der beobachtet werden soll, vollständig repräsentieren. >> gesamte Verhaltensspektrum wird in Kategorien eingeteilt >>Beobachter hat Aufgabe, alle beobachteten Verhaltensweisen eines Verhaltensbereichs einer der Kategorien zuzuordnen
- Festlegung der Beobachtungseinheit Beobachtungseinheit Zur Sicherstellung, dass verschiedene Beobachter bei Verhaltensbeobachtung auch die gleiche Verhaltensstichprobe beobachten. Dazu wird der Verhaltensstrom segmentiert»Ereignisstichproben-Verfahren»Zeitstichproben-Verfahren
- Festlegung der Beobachtungseinheit Ereignisstichproben-Verfahren vorher festgelegte Verhaltensweisen/ Ereignisse die Beobachtungseinheiten registriert, wie häufig bestimmtes Verhalten im gesamten Beobachtungszeitraum auftritt Form der Stichprobenziehung eignet sich insbesondere zur Erfassung von selten auftretenden Verhaltensweisen (wie häufig sich Schüler während Stunde meldet / wie oft Lehrkraft Schüler lobt)
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- Festlegung der Beobachtungseinheit Zeitstichproben-Verfahren gesamte Beobachtungszeit wird in kurze Zeiteinheiten von wenigen Sekunden unterteilt In jeder Zeiteinheit hat Beobachter eine der Kategorien des Kategoriensystems anzukreuzen >>Dadurch wird gewährleistet, dass alle Beobachter die gleiche Verhaltensstichprobe erfassen (Münchener Aufmerksamkeitsinventar (MAI; Helmke & Renkl, 1992) Beobachtungssystem zur Analyse aggressiven Verhaltens in schulischen Settings (BASYS; Wettstein, 2008))
- Festlegung der Beobachtungseinheit Zeitstichproben-Verfahren Münchener Aufmerksamkeitsinventar Verfahren, das primär für die Unterrichtsforschung entwickelt wurde Passiv teilnehmende Beobachtung Zeitstichprobe (= Beobachter beobachtet jeweils fünf Sekunden lang einen Schüler, bevor er zum nächsten Schüler übergeht. In jedem Zeitintervall kodiert der Beobachter, ob das Verhalten des Schülers aufgabenorientiert oder nicht-aufgabenorientiert ist) On-Task (aufgabenorientiert)Verhalten des Schülers ist auf Nutzung der aktuellen Lerngelegenheit gerichtet Off-Task (nicht aufgabenorientiert)Verhalten des Schülers ist nicht auf Nutzung der akt Lerngelegenheit gerichtet (>> siehe Bsp im Moodle)
- Systematische Verhaltensbeobachtung Mögliche Fehler Zu feine Differenzierung der Verhaltenskategorien Unscharfe Def der Verhaltenskategorien Kategorien erfordern vom Beobachter weitgehende Schlussfolgerungen aus Verhalten Beeinflussung des Verhaltens durch Beobachter
- Ratingskalen es wird nicht das Auftreten von Verhaltensweisen registriert Beobachter stuft ein, in welchem Grad eine Eigenschaft vorhanden ist
- Hoch- vs. niedriginferente Urteile hochinferente Urteile Schüler ist faul Der Schüler ist in Mathematik begabt niedriginferente Urteile Schüler macht häufig Hausaufgaben nicht Schüler benötigt bei neuen Rechenaufgaben wenig Hilfe
- Halo-Effekt (Hof-Effekt) eindrucksmäßig vorherrschendes Merkmal einer Person beeinflusst die vom Beobachter wahrgenommene Ausprägung anderer Merkmale/ Eigenschaften dieser Person
- Implizite Persönlichkeitstheorien Alltagsvorstellungen darüber, welche Persönlichkeitsmerkmale und -eigenschaften zusammengehören dienen im Alltag dazu, das Verhalten und Erleben anderer Menschen zu verstehen beeinflussen die Beurteilung von Personen