Klinische Psychologie (Fach) / Satz 5 - Verhaltenssüchte (Lektion)

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Verhaltenssüchte, Ätiologie und Therapiethemen

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  • Welche Verhaltenssüchte werden unterschieden? Pahtologisches Glücksspiel Internetsucht/Computersucht Kaufsucht (pathologisches Kaufen) Sexsucht (exzessives Sexualverhalten - F 52.8) Esssucht
  • Verhaltenssüchte: Zuordnung und Spannungsfeld der Verhaltenssüchte: Welche Störungen sind hier in der Kontroverse? Impulskontrollstörungen Substanzabhängigkeiten Zwangsstörungen
  • Verhaltenssüchte: Erklärung Welche Hirnareale sind beteiligt und wie sind sie vernetzt? Im Zentrum: mesolimbische Belohnungssystem, dessen Bahnen vom ventralen Tegmentum des Mittelhirns ins ventrale Striatum und dann in den PFC projezieren. vielfältige Verbindungen zum Hippocampus Nucleus accumbens (Hauptteil ventrales Striatum): Randregionen bei primären Verstärkung involviert, Kernregionen bei klassischer Konditionierung basolaterale Amygdala Verschiebung zum dorsolateralen Striatum und unmittelbaren Reiz-Reaktions-Schemata ohne (mangelnde) Kontrolle durch PFC und Insula
  • Verhaltenssüchte: Erklärung Beschreibe die Incentiv Sensitization Theory von Robinson & Berridge. Durch Wiederholung eines spezifischen belohnungsassoziierten Verhalten kommt es zu einer durch neuroadaptive Prozesse vermittelte Sensitivierung des dopaminergen mesolimbischen Systems. Daraus resultiert eine erhöhte Aufmerksamkeitszuwendung für den suchtassoziierten Reiz (incensive salience). Dopamin im NAc ist weniger ein hedones Signal, sondern eher ein belohnungsankündigendes und aufmerksamkeitslenkendes Signal
  • Verhaltenssüchte: Erklärung Welche Suchteffekte haben Drogen? (gegenüber Verstärkern entscheidender Vorteil:) durch drogeninduzierten Anstieg der dopaminergen Transmission wird immer das SIgnal "besser als erwartet" vermittelt, was unabhängig vom subjektiven Erleben abläuft --> pathologisches Überlernen drogenassoziierter Hinweisreize Glutamat wirkt v.a. im PFC und der Projektion in den NAc, was der Konsolidierung von Lernvorgängen dient.
  • Impulskontrolle und Impulskontrollstörungen Welche charakteristischen Gemeinsamkeiten weisen sie auf? Verhaltensstörungen, die in der Unfähigkeit des Betroffenen liegt, einen Impuls, einem inneren Antrieb oder einer Versuchung zu widerstehen, wiederholt Handlungen durchzuführen, die zugleich die Möglichkeit einschließen, der handelnden Person selbst oder anderen Schaden zuzufügen. den Impulsen kann kein Widerstand entgegen gesetzt werden, entziehen sich Selbstkontrolle Anspannung und Erregung vor der Handlung, Erleichterung, Euphorie oder Lustempfinden währenddessen meist wiederholt und führen zu psychosozialen Komplikationen. --> insg. eher "Restkategorie" und auch Symptom bei anderen Störungen eigene Diagnose nur, wenn Symptome durch andere Störung nicht besser erklärt werden
  • Impulsstörungen Welche Störungen werden klassischerweise mit Impulssteuerung assoziiert? pathologisches Glücksspiel (ICD 10 F63.0) path. Brandstiftung (Pyromanie, ICD-10 F 63.1) path. Stehlen (Kleptomanie, ICD-10 F63.2) Trichotillomanie (Haare ausreißen ICD-10 F63.3) Störung mit intermittierend auftretender Reizbarkeit (F63.8) - intermittierend explosible Störung path. Kaufen (nnb)exzessive Internetnutzung --> path. Internetgebrauch
  • Impulskontrollstörung Bei welchen Störungen treten Impulskontrollstörungen noch auf? Alkohol/Substanzmissbrauch Paraphilien und Störungen der Sexualpräferenz Störungen des Essverhaltens div. Persönlichkeitsstörung (Diagnose P-Störungen muss bei Impulskontrollstörungen ausgeschlossen werden)
  • Path. Spielen Nenne Charakteristika und grenze zur Substanzabhängigkeit ab. path. Spielen vs. Substanzabhängigkeit: Drang zum Spielen, Eingenommensein vs. Verlangen, Substanz zu konsumieren Toleranzentwicklung (höhere Einsätze) vs. Toleranzentwicklung (Dosissteigerung) wiederholte, erfolglose Versuche, Spiel zu kontrollieren, einzuschränken oder aufzugeben vs. Kontrollverlust über Beginn, Ende, Menge und Abstinenzversuche Entzugssymptome (Unruhe, Gereiztheit) vs. körperliche Entzugssymptome Spielen als Flucht vor Problemen oder neg. Stimmung, Jagd nach Verlustausgleich vs. Vernächlässigung anderer Aktivitäten oder Interessen, Zunahme konsumassoziierter Zeiten Gefährdung soz. Beziehungen/Arbeitsplatz, Lügen, illegale Handlungen, Finanzierung durch andere, Fortführung nach Geldverlust und trotz negativer Folgen vs. forgesetzter Konsum wider besseren Wissens und trotz psy. und phys. Folgeschäden
  • path. Glücksspiel Welches sind die 5 progressiven Phasen (der Abwärtsspirale) Gewinnen (erster größerer Geldgewinn) Verlieren (erster größerer Geldverlust) Zurückgewinnen (zumindest Vorhaben) Verzweiflung (Geld leihen, Besitz veräußern, Kreditkarten ausreizen Hoffnungslosigkeit (Realisierung der auswegslosen finanziellen Situation)
  • Glücksspiel- Verhalten und Abhängigkeit Nenne die Prävalenzen für 14-64 jährige in D. Einjahresprävalenz: .2-.6% Lebenszeitprävalenz: 1% path. Glücksspiel, 1.4% problem. GS, 5.5% risikoreiches GS
  • Path. Glücksspiel Welcher Anteil hat PG als (einzige) Diagnose und welcher Anteil hat Nebendiagnosen? von 1249 im Jahr 2010 nur PG: 7% PG +1 ND: 13% PG + 2 ND 21% PG + 3 ND: 19% PG + 4 ND: 40%
  • Path. Glücksspiel Welches sind typische Merkmale des Spielens? situativ: hohe Verfügbarkeit, leichte Griffnähe, extensive Vermarktung, Anonymität, bargeldloser Zahlungsverkehr Struktur: Ereignisdichte, variabler Einsatz und Gewinnmöglichkeiten, "Fastgewinne" --> Risikoeinschätzung möglich Cluster: Cluster 1 = Glücksspielautomaten, hoch Cluster 5 = Fernsehlotterie
  • path. Glücksspiel Welche sind Folgen von PG? Verschuldung erhöhtes Suizidrisiko Beschaffungskriminalität soziale Isolierung teuerste psychische Störung
  • path. Glücksspiel Welches ist die Risikogruppe für PG? Wie lässt sich der Verlauf charakterisieren? Jugendliche Männer niedriger Bildungsstatus geringes Einkommen Migranten Arbeitslose Persönlichkeit (erhöhte Suchtaffinität, Sensation Seeking, Neurotizismus, Polymorphismus, Serotonint Rezeptor 2A) --> inhomogene Gruppe Verlauf Spiellust, Spielgewohnheit, Glücksspielsucht Gewinn, Verlust und Verzweiflungsphase --> kein progredienter Verlauf notwendig (binge gambling)
  • Path. Glücksspiel - Ätiologie Nenne verschiedene Ansätze zur Entstehung der PG psychodynamische Theorien: Freud, Bergeler: Spieler als Masochist Lerntheorien: Spielen als Verstärker kognitive Theorien: kognitive Verzerrungen Neurobiologie: Neurotransmitter: Serotonin, Noradrenalin, Dopamin, GABA
  • Path. Glücksspiel - Studie Was fanden Miedl et al 2012 in ihrer Studie zu PG? Ein hypoaktives Belohnungssystem bei PG und eine Verschlechterung des mesolimbischen Belohnungssystems für verzögerte Belohnung
  • Computersucht: Wie definiert sich diese Störung? Mediennutzungsverhalten mit Krankheitswert, bei dem Symptome einer psychischen Abhängigkeit erlebt weden, ein klinisch relevanter Leidensdruck aus dem Verhalten resultiert und das Verhalten trotz negativer Konsequenzen aufrechterhalten wird.
  • Computersucht: Erscheinungsformen Wie tritt die Computersucht auf? Gaming (Mehrpersonenspiele, Shooter-Spiele) Chatting Surfing (ausufernd, letztlich zielloses Sammeln von Infos) Internetpornografie Monetäre Angebote (Shopping, Auktionen)
  • Internetsucht Welche 5 Subtypen unterscheiden Young et al.? Abhängigkeit von  Internetpornografie online Beziehungen monetären Angeboten Surfen oder Absuchen von Datenbanken von Online Spielen
  • Computersucht Nenne die Kriterien nach DSM 5 gedankliche Vereinnahmung Entzugserscheinungen (Unruhe, Ärger, Trauer) Toleranzentwicklung (Zeitverlust) Kontrollverlust Fortsetzung trotz negativer Konsequenzen Verhaltensbezogene Vereinnahmung (Hobbies etc.) Dysfunktionale Stressbewältigung Dissimulaiton (Lügen) Gefährdung und Verluste (Beziehungen, Beruf) --> 5 müssen erfüllt sein
  • Internetsucht: Epidemiologie Welche Prävalenzraten werden geschätzt und welche weiteren Merkmale (zb soziale) gibt es? Bevölkerung ca.1%, 2.5% bei jungen Erwachsenen (Schätzungen z.T. bis 20%), realistisch: 800 000 kein passageres Phänomen, in Teilgruppe recht stabil: Remission über 2 Jahre 16-50%, d.h. weiterhin 50-84% süchtig starke Belastung der Betroffenen, Konzentrations- und resignative, amotivationale Probleme, erhöhte Stoffgebundene Abhängigkeiten, Depressionen, soziale Phobie wenig beachtet, keine Sensibilisierung in Kliniken, Praxen, Beratungsstellen und Ambulanzen Studie an KJ-Psychiatrie: 11% komorbid Internetsucht unter 2000 Patienten einer stationären Reha wegen Substanzabhängigkeit erfüllten 4.2% Kriterien v.a. sozial schwache Personen (ohne Bildung, Arbeit)
  • Internetsucht: Entstehung Welche Faktoren spielen bei der Entstehung der Internetsucht eine Rolle Personenfaktoren: Männer, Impulsivität, Akzeptanz von gewaltlegitimierender Normen, geringe Empathie, geringe soziale Kompetenz, vermindertes Selbstkonzept eingener Schulleistungsfähigkeiten Mediennutzungsbezogene Faktoren: hohe Spielzeiten, Coping, Online-Rollenspiele Umweltfaktoren: Jugendliche, wenig Erfolg, geringe familiäre Unterstützung, Einfamilienelternhaus, Eltern spielen selbst
  • Internetsucht: Mechanismen, Erklärung 1. Welche Befunde gibt es aus bildgebenden/EEG-Studien? 2. Welche sozialen und psychologischen Faktoren werden vermutet? Bildgebende/EEG-Studien: v.a. Areale des dorsolateralen PFC & NAcc involviert --> Hinweis, dass Internetsüchtige (wie andere Süchtige) suchtbezogene Reize rascher und emotional tiefer verarbeiten, eine Anreizhervorhebung stattfindet, Belohnungserwartung und Arbeitsgedächtnis aktiviert werden, zielgerichtete motorische Handlungen wahrscheinlich werden 2. soziale Faktoren(unklare Evidenz): Männlich, wenige Erfolgserlebnisse im realen Leben, schulbezogene und soziale Probleme, geringe familiäre Unterstützung (Einelternfamilien), viel PC-Nutzung in Familie psychologische(Längsschnittstudien): erhöhte Impulsivität, Akzeptanz gewaltlegitimierender Normen, geringe Empathiefähigkeit, gerine soziale Kompetenz, negatives/vermindertes Selbstkonzept bez. schulischer Leistungen
  • Internetsucht: Therapie Was wird bei einer Therapie bearbeitet, wie wird vorgegangen? Ziel der völligen Abstinenz unrealistsich Beginn jedoch Abstinenz notwendig, um andere Verhaltensweisen und Defizite zu bearbeiten/ zu überwinden Medienkompetenztraining sportliche und Erlebnis-aktivierende Interventionen Selbstkontrolle und Selbstorga Planungsfähigkeit, Strukturierung des Alltags Frustrationstoleranz, Emotions- und Stressregulation Einbezug der Familie
  • Internetsucht: Therapie Themen Welche Themen sind zu beachten Selbstbewusstsein Gefühle soziale Kontakte Umgang mit Stress alle Sinne nutzen Genuss erlernen Familienangehörige verzerrte Infoverarbeitung Motivation Funktionalität Erregungs-/Gefühlsregulation Beziehung zu anderen Kontakte Selbstwert