5 Intra- und interpersonelle ASpekte psychischer und psychisch mitbedingter Stör (Fach) / Psychoanalytische/ tiefenpsychologische Therapie (Lektion)

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Spiegelprozesse, Gruppenprozesse

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  • Bedeutung des Settings, Rahmen Das Setting muss so gestaltet werden, dass analytische Beobachtung und Deutungen möglich werden. Der möglichst ungehemmte Fluss der Interaktionen wird unter anderem durch die abstinente Haltung der Leitung und die Grundregel (Teilnehmer sollen alles äußern, was ihnen durch den Kopf geht) erleichtert. Außerhalb der Sitzungen sollen die Teilnehmer keine Kontakte pflegen, damit die gewünschte Künstlichkeit der Situation erhalten bleibt. Außerdem werden von den Teilnehmern Regelmäßigkeit, Pünktlichkeit und Diskretion erwartet.
  • Spiegelprozesse Je nach psychosexueller Fixierung löst jedes Ereignis in der Gruppe beim einzelnen Teilnehmer eine bestimmte Resonanz aus. Der Spiegelprozess ist ein Sonderfall dieser Resonanz. Er entsteht durch Identifikation und Projektion. Das Wahrnehmen neurotischer Konflikte beim anderen erleichtert das Erkennen entsprechender Mechanismen bei sich selbst. Wenn viele Spiegelprozesse in der Gruppe beobachtet werden können, läuft der Gruppenprozess gut.
  • Entfaltung des Gruppenprozesses Der Gruppenprozess hat eine Eigendynamik.Foulkes, 1948, beschreibt 3 Phasen: - Initialphase: Die Teilnehmer haben die Illusion, dass der Leiter allwissend ist. - Intermediärphase: Aus der Enttäuschung über den Leiter kommt es zur gegenseitigen Aussprache bis hin zur "Gruppensucht". - Terminalphase: Das Erfahren von Wiederholung und Stillstand in der Gruppe führt zum Durcharbeiten der Einsichten und schließlich zur Ablösung.
  • Position in der Gruppe Schindler, 1973, unterscheidet in Gruppen eine Rangstruktur mit Alpha als "Anführer", Beta als "Fachmann", Gamma als "Mitläufer" und Omega als "Sündenbock"
  • Rollen in der Gruppe Schindler, 1973 neben der Rangstruktur kann man in Gruppen auch Rollen wie "Nörgler", "graue Eminenz", "Optimist" oder "Skeptiker" unterscheiden. Durch die Rollen wird ein unbewusster Gruppenkonflikt auf verschiedene Teilnehmer verteilt.
  • Gruppendynamik nach Bion 1971Nach Bion kommt es in Gruppen zu Zuständen tiefer Regression, in denen das Erleben der frühen Kindheit reaktiviert wird. Dieses Erleben als Kind spiegelt sich in den Grundannahmen der Gruppe wieder. Die Grundannahme der Abhängigkeit weist auf eine depressive Position, die Grundannahme von Kampf und Flucht auf eine paranoide Position und die Paarbildung auf eine ödipalte Position.
  • Netzwerk der Kommunikation Das Netzwerk der Kommunikation ist gleichbedeutend mit der unbewussten Gruppenmatrix von Foulkes und Anthony (1957). Innerhalb der Matrix entspricht jedes Individuum einem Knotenpunkt. Es ist durch Kommunikation und Beziehung mit den anderen Gruppenteilnehmern verbunden. Jede Veränderung eines Enzelnen verändert das gesamte Netzwerk.
  • Feldverständnis Foulkes geht in seinem Konzept der transpersonalen Gruppenmatrix davon aus, dass man den Pat. nur verstehen kann, wenn man seine Lebenssituation oder sein "Feld" kennt. Eine Trennung von Individuum und Umwelt ist nach dieser Auffassung nicht möglich.
  • Unbewusste Gruppenmatrix Foulkes unterscheidet verschiedene dynamische Matrizen in der Gruppe - individuelle Matrix des einzelnen Teilnehmers aus seinen individuellen Erfahrungen.- Grundlagenmatrix aus kollektiven Vereinbarungen (Kultur, Sprache usw.)- transpersonale Gruppenmatrix als "Gewebe" von Kommunikation und Beziehung in einer Gruppe An der unbewussten Gruppenmatrix beteiligt sich jeder Teilnehmer gemäß seiner Primärerfahrungen. Sie entwickelt sich langsam im Gruppenprozess. Jeder Gruppenprozess ist einzigartig, weil die Gruppenmatrix unverwechselbar ist.
  • Gemeinsames Unbewusstes Nach Foulkes teilen alle Individuen das Unbewusste bestimmter gesellschaftlicher und kultureller Zusammenhänge, aber es entsteht auch während des Gruppenprozesses ein für die Gruppe spezifisches gemeinsames Unbewusstes. Zum gemeinsamen Unbewussten gehören auch Gruppenmythen wie "Wir kennen untereinander keine Tabus", "Wir sind eine eingeschworene Gemeinschaft" usw.
  • Balance zwischen Bindung und Autonomie Zur Bearbeitung bestimmter biografischer Themen z.B. beim Prozess der Nachreifung sind regressive Prozesse (Reparenting) notwendig, die nur auf der Basis guter Bindungen in den Gruppen entstehen. In jeder Gruppe soll aber auch das Empowerment unterstützt werden. Damit ist die Förderung von Autonomie und Selbstbestimmtheit gemeint. Die Balance zwischen regredierendem Reparenting und progredierendem Empowerment lässt sich durch die methodisch richtige Handhabung des Gruppengeschehens realisieren.
  • Anforderungen an die therapeutische Haltung In der psychoanalytischen Gruppentherapie ist der Therapeut Gruppenmitglied. Allerdings gibt es eine Rollenasymmetrie zwischen Leitung und Pat., weil der Therapeut keine persönlichen Äußerungen macht (Neutralität, Abstinenz). Seine Aufgabe liegt darin, der Gruppe zu folgen und die Gruppenkommunikation zu fördern, ohne Themen vorzugeben.
  • Minimalstrukturierung Die Gruppe soll so wenig wie möglich strukturiert werden. Es werden lediglich Infos über Ort, Zeit und Grundregel mitgeteilt. Die Grundregel lautet, dass alle Gruppenmitglieder sich so frei wie möglich äußern sollen (Regel der freien Interaktion), wobei die Spannungsabfuhr nur über verbale Kommunikation und nicht über Berührungen erfolgen soll. Das Prinzip der Minimalstrukturierung führt zu Beginn der Sitzungen meist zu einem gemeinsamen Schweigen. Daraus entwicklet sich eine interpersonale Abwehr der Gruppe, indem z.B. zunächst Probleme außerhalb der Gruppe beschrieben werden, die dann aber auch in der Gruppe wahrnehmbar werden.
  • Dyade vs. Triangulierung Einzeltherapie steht für eine dyadische oder pseudodyadische Beziehung und führt leicht zu einer Idealisierung des Therapeuten. Gruppentherapie hat eine tradische Konstellation. Die Gruppe bekommt die Funktion eines "Dritten" und hilft, die Unvollkommenheit des dyadischen Partners zu akzeptieren. Damit wird die Überwindung von Teilobjektbeziehungen gefördert. Dieser heilende Gruppenprozess hat sich vor allem bei Pat. mit regressiven Objektbeziehungen bewährt.