Rechtspsychologie (Fach) / Seminar WS10/11 (Lektion)
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Glaubhaftigkeitsgutachten
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- Merkmalsorientierte Inhaltsanalyse: 2 grundlegende Annahmen Primäre und sekundäre Täschung Annahme der kognitiven Überforderung Falschaussagen benötigen gespeichertes Allgemeinwissen über ähnliche Situationen hinweg Primäre Täuschung: verbale Vemittlung der Falschaussage "nicht-motivationale Merkmale" Annahme der strategischen Selbstpräsentation Falschaussagende sind bemüht einen glaubwürdigen und kompetenten Eindruck zu hinterlassen (Sekundäre Täuschung) Vermeidung von verräterischen Verhaltensweisen "motivationale-Merkmale"
- Konstanz der Aussage Ist eine inkonstante Aussage ein Indikator für eine wahre Aussage? Aussagen unterliegen natürlichen Vergessensprozessen und Copingstrategien (Verzerrungen, Verfälschungen, Ergänzungen) wahre Aussagen unterliegen nie der völligen Aussagekonstanz Inkonstanz ist Indikator für zuverlässige Aussage
- Inhaltliche Glaubhaftigkeismerkmale - nicht motivationale Merkmale - Aussageimament 1- Auf Gesamtaussage bezogen: Logische Konsistenz? Chronologische Konsistenz? Logische Konsistenz und ein Mindestmaß an geschilderten Details ist notwendige Bedingung Unchronologische Konsistenz, d.h. unstrukturierte Darstellung als aussagekräftiges Glaubhaftigkeitsmerkmal
- Nenne Nicht-motivationale Merkmale Kontextuelle Einbettung Beschreibung eigenspychische Vorgänge Beschreibung fremdpsychische Vorgänge (Befindlichkeit des Anderen) Gespräche/Interaktionen Unverstandenes/Nebensächliches Handlungskomplikationen/Ungewöhnliches Verschachtelungen und Schilderungen von Folgen bis in die Gegenwart Deliktspezifische Details
- Inhaltliche Glaubhaftigkeitsmerkmale Motivationsbezogene Merkmale Darstellung der eigenen Person als kompetent und moralisch makellos Abwertung des Beschuldigten, um seine Glaubwürdigkeit zu untergraben Unauffällige, neutrale Schilderung zum Handlungsteil der eigenen Person, um sich nicht ins ungünstige Licht zu rücken
- Wann werden häufig Glaubhaftigkeitsgutachten in Aufrag gegeben? Bei Aussage gegen Aussage Konstellation Aussagender als in Fragestehendes Opfer Beschuldigter streitet Tat ab Keine Sach-/Personenbeweise Häufig bei Kindern und Missbrauchserfahrungen, sowie bei Frauen (Vergewaltigung)
- Aus der Theorie der wissenschaftlich begründeten Glaubhaftigkeitsdiagnostik ergeben sich folgende 3 Erhebungsbereiche/Analysebereiche.... Wonach richten sich die Schwerpunktsetzungen ("Suchrichtungen" bei der Datenerhebung? Welche 2 Gegenhypoth Analyse der Aussagepersönlichkeit, Aussagegenese, Aussagequalität Nach der Frage-(Problem)-stellung des jeweiligen Einzelfalls, d.h. durch Anknüpfungstatsachen, welche die Gegenhypothesen zur Wahrheitsannahme begründen Intentionale Falschaussage (Lüge) Suggestionsbedingte Falschaussage (Irrtümlich)
- Wie kann man zwischen wahre vs. unwahrer Aussagen generell unterscheiden? 3 Kennzeichen Erfordert hohe kognitive Leistung, wenn man komplexe Handlungsabläufe schildert, die nicht auf einer Erlebnisgrundlage basieren Hohe kommunikative Kompetenzen, um Lüge überzeugend zu vermitteln "Undeutsch-Hypothese": Unwahre Aussagen haben höhere inhaltliche Qualität
- Was ermöglicht der "Qualitäts-Kompetenz-Vergleich"? Was wird miteinander verglichen? Nenne Erhebungsmethodik zur Kompetenzanalyse ermöglicht Schlussfolgerung, ob Person in der Lage ist, einen Handlungsablauf zu schildern, ohne Basis auf Erlebnisgrundlage inhaltliche Qualität vs. Kompetenz des Aussagenden Biographische Analyse, Verhaltensbeobachtung, psychometrische Tests
- Welche potentiellen Einflussgrößen müssen bei dem Qualitäts-Kompetenzvergleich berücksichtigt werden? Methodischer Zugang zu Fehlergrößen Falschaussagemotivation Suggestionseinflüsse durch Befragung Aussageentstehung Zeitpunkt Bedingungen bei Aussagesituation Aussageentwicklung "Konstanzanalyse" Konstanz vs. Inkonstanz über mehrere Befragunszeitpunkte hinweg Auslassungen, Ergänzungen, Widersprüche...
- Welche Arbeit fällt nicht in den Aufgabenbereich des Gutachters? Informatorische Befragung von Drittpersonen (außer bei Kindern und deren Bezugspersonen Bewertung inhaltlicher Differenzen bei verschiedenen Zeugenaussagen
- Wie entstehen suggestive Aussagen bei Kindern nach polizeilicher Aufdeckungsarbeit Einseitige Erwartungshaltung des Interviewers Suggestive Befragungsstrategien
- Sind aktuelle Labilisierungen der Aussageperson, sowie kognitive und emotionale Mangelzustände für die Analyse wichtig? Ja, können katalysierend auf Suggestivfragen wirken Erfassen von Dispositionen sowie Labilisierungen
- Was ist Aussagetüchtigkeit? Wie wird dies durch den Gutachter untersucht? ist der Aussagende dazu fähig, mithilfe seiner Aussage einen irgendwie gearteten Beitrag zu Wahrheitsfindung durch das Gericht zu leisten Untersuchung der spezifischen Fähigkeiten Fähigkeit, eine Schilderung an Dritte zu produzieren, die veständliche und nachvollziehbar ist Sprachlicher Ausdruck, kommunikative Kompetenz, Kontrolle gegenüber Suggestiveinflüsse Untersuchung möglicher Beinträchtigung der Aussage (entwicklungsbedingt, psychopathologisch)
- Grundvorraussetzung für Aussagetüchtigkeit? Was ist eine Mindestschwelle? Sachverhalte zuverlässig wahrnehmen abspeichern abrufen wiedergeben Quellenmonitoring Ab der Mindestschwelle liegt Aussagetüchtigkeit vor: d.h. die Fähigkeit eine Handlung zu schildern, die in ihren zentralen Aspekten mit dem Ursprungsereignis übereinstimmen Fehlerfreiheit und durchschnittliche Aussageleistung sind somit kein Mindestmaß
- Besonderheiten bei jüngeren Kindern? Ab wann geht man generell von Aussagetüchtigkeit aus? Ab wann sind Kinder dazu in der Lage kurze Narrationen zu produzieren Ab wann enspricht die Erzähl und Darstellungslogik der Kinder dem eines Erwachsenen? Ab 4 Jahren geht man von eine Aussagetüchtigkeit aus.Grundvorraussetzung: Wahrnehmen und Abspeichern gegebenNicht gegeben: Abrufen, Verbale Wiedergabe, zuverlässige Zuordnung der Gedächtnisinhalte zu den jeweiligen Quellen Ab 4JAb 5JAb Grundschulalter
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- Aussagetüchtigkeit bei Intelligenzminderung? Aussagetüchtigkeit bei psychopathologischen Störungen? spricht nicht dagegen, Schilderungen nur weniger detailiert Zeugen mit Intelligenzminderung sind anfälliger für situative und suggestive Einflüsse spricht nicht dagegen 1. Schritt: Liegt Störung vor? Intensität und Verlauf 2. Schritt: Beeinträchtigt die Störung die relevanten Dimensionen? Wann lag Störung vor? Welche Dimensionen wurden durch Störung beeinträchtigt?
- Welche 3 Komponenten werden bei der Begutachtung der Aussagetüchtigkeit begutachtet? Interaktion aus Fähigkeit Aufgabe (Komplexität des Ereignisses) Merkmale der Erhebungssituation (Spezifische Fähigkeiten)
- Worauf konzentrieren sich Glaubhaftigkeitsanalysen? Persönlichkeit vs. Motiv 4 Komponenten der Motivanalyse Auf die Schilderung des Sachverhaltes, der Aussage selbst Aussage wird untersucht unter Einbeziehung des Motivfeldes Motivsituation steht im engen Zusammenhang zur Aussageentstehung Schwierigkeiten der Motivanalyse: Motive müssen aus der Aussage indirekt erschlossen werden Verhalten und Motive müssen nicht zwingend miteinander in Verbindung stehen Aussageentstehungszeitpunkt(Sofortaussage vs. Verzögert; Mimischer Ausdruck; Adressaten und Aussagesituation) Milieueinflüsse(Gutbürgerlich vs. Unterschicht) Erstaussagesituation(Liefert wichtige Hinweise für Motive; Rechtfertigungszwang gegenüber Eltern oder Partner; Prestigeeinbußen; Angst vor Schwangerwerden bei freiwilligem Sex; Bekanntgabe des Sex durch Dritte; Objektivität der Aussagehaltung(Selbstvorwürfe und Selbstbelastende Äußerungen vs. unauffällige Schilderung eigener Handlungsanteile bishin zum Weglassen)
- Was ist der Unterschied zw Glaubwürdigkeit und Glaubhaftigkeit? Glaubwürdigkeit → Trait einer Person Glaubhaftigkeit → Erlebnisaspekt einer bestimmten Aussage
- Was ist der Unterschied zwischen der Glaubhaftigkeitsanalyse und der Analyse zur Merkmalsanalyse der Schuldfähigkeit? Glaubhaftigkeitsanalyse auf Basis empirischer Erkenntnisse Merkmalsanalyse zur Schuldfähigkeit auf heuristischen (nicht empirischen) Erkenntnissen, d.h. auf Basis vorrangegangener psychologischer Gutachten