Psychosomatische Medizin (Fach) / Bewegungsstörungen Study Guide (Lektion)
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Diese Lektion wurde von jillian erstellt.
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- Welche Krankheitsbilder fallen unter die Bewegungsstörung? Dissoziative Störungen (Konversionsstörungen) - Amnesie - Fugue - Stupor - Bewegungsstörungen - Krampfanfälle - Sensibilitäts- und Empindungsstörungen
- Was sind Beschwerden und Funktionsstörungen die auf eine dissoziative Bewegungsstörung deuten? psychoreaktive Störung der Wahrnehmungsorganisation und des Identitätserlebens verbunden mit Störungen der sensiblen/ sensorischen Empfindung und/oder Kontrolle von Körperbewegungen im Zusammenhang mit subjektiv als unlösbar erlebten Konflikten oder interpersonalen Schwierigkeiten
- Wie wurden dissoziative Bewegungsstörungen früher bezeichnet? Hysterie, hysterische Neurose, Konversionsneurose
- Womit haben dissoziative Bewegungsstörungen eine enge zeitliche Verbindung? mit auslösenden psychisch traumatisierenden oder ängstigenden Ereignissen unlösbaren oder unerträglichen Konflikten gestörten Beziehungen
- Was ist häufiger Hintergrund einer dissoziativen Störung? im Hier und Jetzt reaktualisierte Konflikte im triebregulierten Bereich und/ oder kindheitstraumatische Belastungen
- Was verkörpern die Symptome? das phantasmatische Konzept des Patienten, wie sich eine Krankheit manifestieren müsste
- Was ergeben körperliche Untersuchungen und Befragungen? keinen Hinweis auf eine somatogene oder neurologische Krankheit
- Wofür steht der Funktionsverlust offensichtlicher Ausdruck emotionaler Konflikte oder Bedürfnisse
- Was kann über den Funktionsverlust gemacht werden? symptomsprachlich können darüber konflikthaft ängstigende (weil unerwünschte) Handlungsintentionen vom Patienten abgewerht werden
- die abgewehrten unerwünschten Handlungsintentionen können vom Diagnostiker empathisch erschlossen werden
- Was kommt im Symptom zum Ausdruck das dem Patienten unmögliche kommt als unbewusster Mitteilungsversuch zum Ausdruck
- Welche Störungen der körperlichen Funktionen sind bei der Bewegungsstörung eingeschlossen? nur solche die normalerweise unter willentlicher Kontrolle stehen oder Verlust der sinnlichen (bewussten) Wahrnehmung
- Hysterie - Erklärung - vorwiegend beschränkt auf - modernes Verständnis der Hysterie nach Freud seelische Krankheit vor 4000 Jahren beschrieben magische Erklräungskonzepte das weibliche Geschlecht psychoneurotische Erkrankung
- Was wurde anhand der Hysterie entwickelt? wichtige Konstrukte zum Verständnis der zugrunde liegenden unbewussten Vorgänge: - Bedeutung der infantilen Sexualität - Bedeutung kindlicher Entwicklungskonflikte und Belastungen - das Unbewusste - Instanzenmodell - Konfliktbegriff - Abwehrmechanismen - Symptom als Reminiszenz eines Traumas - Kompromiss aus ängstigendem Triebimpuls und Abwehr - Regression - primärer und sekundärer Krankheitsgewinn
- Womit geht eine Dissoziation einher? Verlust der willentlichen Ausübung einer psychischen oder körperlichen Funktion (sensorisch oder motorisch) im Sinne eines "partiellen Totstell-Reflexes" => ermöglicht dem Patienten ein Ausweichen vor einer inneren oder äußeren Bedrohung, gegenüber welcher er sich hiflos erlebt => unbewusster Vorgang
- Was ermöglicht die Dissoziation im Sinne eines partiellen Totstell-Reflexes? Ausweichen vor inneren und äußeren Bedrohungen gegenüber welcher sich der Patient hilflos erlebt
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- Der Vorgang der Dissoziation ist ___, es handelt sich nicht um unbewusst bewusste Simulation oder eine bewusstseinsnahe Aggravation bestehender somatogener Beschwerden
- Auf welchen 3 Ebenen können dissoziative Symptome betrachtet werden? 1. phänomenologisch 2. kommunikativ 3. psychodynamisch
- phänomenologische Ebene Symptome Beeinträchtigung nach ICD
- kommunikative Ebene körpersprachliche symbolische Mitteilung
- psychodynamische Ebene Lösung eines unbewussten (Trieb-)Konflikts oder Abwehr eines Traumas
- Welche Ziele können dissoziative Symptome haben - ein unannehmbarer Wunsch (sexuell, aggressiv, narzisstisch) wird als Handlungsbruchstück ausgelebt (z.B. Lähmung der unteren Körperhälfte aus Angst vor Sexualität) - Symptom neutralisiert innere Stresssituation (primärer Krankheitsgewinn) - Patient wird für seinen verpönten Wunsch durch das Symptom bestraft - Symptom enhält aber auch Reste des verpönten Wunsches - Symptom erföffnet regressive Gratifikationen und Fürsorge durch die Umgebung unter Umgehung des ängstigenden Wunsches (Pflege oder Rente statt verunsichernder Sexualität; sekundärer Krankheitsgewinn)
- Typische Kernsymptome einer Dissoziation vollständiger oder teilweiser Verlust der Bewegungsfähigkeit oder der motorischen Kontrolle über eine oder mehrere Extremitäten oder Körperregionen betroffen sind Bewegungsfunktionen; nicht einzelne Muskeln oder zentral, radikuöär oder peripher innervierte muskuläre Gruppen Ähnlichkeit mit Ataxie, Apraxie, Akinesie, Dyskinesie, Astasie, Abasie, Anfälle oder Lähmung
- Was ist von der Dissoziation betroffen und was nicht? Bewegungsfunktionen sind betroffen nicht einzelne Muskeln oder zentral, radikulär oder peripher innervierte muskuläre Gruppen
- Was sind häufige Begleitsymptome einer dissoziativen Bewegungsstörung? wechselhafte Ausprägung bei chronischem Verlauf Kontrakturen ohne trophische Störungen auffällig geringer Leidensdruck trotz gravierender Ausfälle (la belle indifference) Affektivität, Suggestibilität
- Wie kann der Allgemeinarzt schon durch einfache neurologische Untersuchungstechniken Hinweise auf eine psychogene Ursache einer Lähmung gewinnen? - körperliche Untersuchungen bei Verdacht auf dissoziative Störungen immer in Gegenwart eines Dritten - Funktionen, nicht Muskeln sind betroffen - keine Zeichen einer Spastik, keine Pyramidenbahnzeichen - normale Fremd- und Muskeleigenreflexe - neurologisch inkonsistente Syndrome - synergistsiche Mitinnervation angeblich gelähmter Musekln (z.B. Dorsalextension bei Faustschluss) - simultane Innervation von Antagonsiten/ Agonisten bei Kraftprügung - demonstrative Kraftentwicklung in nicht betroffenen Muskeln - Widerstand gegenunerwartete, passive Bewegungsprüfung - Hoover-Test (Abstützreaktion des angeblich gelähmten Beines beim Anheben des gesunden beim liegenden Patienten) - simultane Adduktorenkontraktion (auch des gelähmten Beines) bei Seitführung der Beine - bizarre Gangstörungen mit gezielten Abstützmanövern - Armfalltest (hochgehobener angeblich gelähmter Arm fällt dem liegenden Patienten nie ins Gesicht)
- Was ist Voraussetzung um Informationen über die psychogene Verursachung der Bewegungsstörung zu finden? vertrauliche, geschützte, persönliche Gesprächssituation, Ruhe, Zeit, seperater Raum betrachtung szenischer Elemente Betrachtung des Übertragungsgeschehens inklusive der eigenen Affekte des Diagnostikers
- Wie können Hinweise auf eine psychogene Verursachung der Bewegungsstörung aus einem ärztlichen Gespräch gewonnen werden? - Beachtung der szenischen Elemente - Beachtung des Übertragungsgeschehens inklusive der eigenen Affekte des Diagnostikers - genaue und detaillierte Exploration der Auslösesituation - Familiengeschichte, kindheitliche Belastungen, konflikthafte oder beeinträchtigte Sexualität, aktuelle oder frühere aggressive Konflikte, unbewusstes Material erfragen - Hypothesen zur interaktionsregulativen Bedeutung des Symptoms (Was muss der Patient nicht mehr tun? Was bleibt ihm erspart?) - fehlender oder nur geringer Leidensdruck - Fehlen eines ängstlichen Erschreckens über schwere Funktionsverluste - demonstrative, übertrieben wirkende Affekte - Symptomatik ahmt eine körperliche Krankheit nach - kein Hinweis auf bekannte somatische oder neurologsiche Krankheiten - Funktionsverlaust als Ausdruck emotionaler Konlikte oder Bedürfnisse - Unglauben, Belustigung oder Verärgerung in der Gegenübertragung - Symptome in enger Beziehung zu psychischer Belastung - nur Störungen körperlicher Funktionen unter willentlicher Kontrolle
- Was sind begünstigende Faktoren? Neigung zur Identifikation regrediertes Selbstbild (schwach, hilflos) Fixierung auf ödipale Konfliktebene traumatische Erfahrungen unrealistisches Körperbild verstärktes expressives Bedürfnis impressionistsicher, affektgetönter kognitiver Stil typische Abwehrmechanismen: Verdrängung/ Verschiebung gestörtes Erleben und behinderte soziale Integration der eigenen Sexualität hysterische Persönlichkeitsstruktur
- Fragen zur Betrachtung der situativen Angemessenheit und des Taktgefühls des Patienten? Gehen Sie bei Kinoflimen emotional sehr intensiv mit? Verstrickenn sie sich manchmal mit großen Hoffnungen sehr schnell in nahe Beziehungen, die dann unglücklich verlaufen? Kommt es dabei zu heftigen Gefühlsausbrüchen? Betrifft das vielleicht auch ihr Geschlechtserleben? Gibt es in ihrer Kindheit Ereignisse, die so schwerwiegend und verletzend waren, dass Sie heute noch manchmal daran denken müssen?
- Welche weiteren diagnostischen Schritte werden im Zweifel bei einer dissoziativen Störung empfohlen? fachneurologisch Abklärung EMG, Nervenleitegeschwindikgeit, transkranielle Magnetstimulation Röntgenuntersuchug ggf. bildgebende Verfharen (CCT, NMR) Laborwerte
- Worauf sollte man aufpassen, wenn man weitere somatische Abklärungen macht um sicher zu gehen, dass es sich um eine dissoziative Störung handelt? dass konversionsneurotische/ dissoziative Erkrankte auch zusätzlich eine organisch bedingte Erkrankung haben können
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- Psychodynamische Erklärungsansätze Person will jemand anders sein, weil das Erleben von traumatischen (Kindheits-)Erinnerungen oder eigener (sexueller/ aggressiver/ passiver) Impulse und Wünsche zu ängstigend ist dies erfolgt durch: - Verdrängung, Indentifikation, Emotionalsiierung - rollenhaft unecht wirkenden Inszenierungen - Veränderung des Selbsterlebens - Regression auf kindliche Wahrnehmungs- und Verhaltensweisen => Flucht vor dem Gewissen und latente Befriedigung des abgewehrten Wunsches im Symptom
- Worum geht es grundsätzlich bei dissoziativen Störungen Perosn will jemand anders sein, weil das Erleben von traumatischen Kindheitserinnerungen oder eigener sexueller, aggressiver oder passiver Impulse und Wünsche zu beängstigend ist
- Was wird möglichst durch die Störung Flucht vor dem Gewissen latente Befriedigung des abgewehrten Wunsches im Sympotom
- Bsp.: dissoziative Lähmung einer Extremität dient Unterdrückung eines ängstingenden aggressiven oder sexuellen Wunschen und gleichzeitig Befriedigung kindlich regressiver Wünsche nach Versorung durch andere Personen
- Was sind häufige, zugrunde liegende unbewusste Trieb-Abwehr-Konflikte? 1. sexuelle Konflikte (ständige Wiederholung sexueller triadischer Konstellationen) 2. Aggresssionskonflikt (ängstlich unterdrückter Wut- oder Zerstörungsimpuls) 3. Versorgungskonlikte (Suche nach passiver Geborgenheit) 4. Selbstwertkonflikte (Neigung zu Identifikation und (sexualisierte) Suche nach idealisierten Bezugspersonen oder gravierende kindliche Belastungen und Missbrauchserfahrungen --> hysterischer Typ der Borderline-PS mit Wiederholungstendnez zur Herstellung schwer gestörter Beziehungsmuster)
- Worauf beziehen sich moderne Entstehungstheorien? auf Entwicklungstraumata und ein Zusammenspiel früher (dyadischer) und ödipaler (triadischer) Beziehungserfahrungen
- Was sind die frühen (dyadischen) und ödipalen (triadischen) Beziehungserfahrungen nach modernen Entstehungstheorien? pathologische Dyade (narzisstisches Defizit, primäre Ablehnung, fehlende Empathie) Hinwendung der Entwicklungsbedürfnisse zum Vater dieser versagt in der triangulierenden Funktion Sexualisierung der Vater-Kind-Beziehung, Missbrauch Verleugnung der Enttäuschung am Vater, Idealisierung Pathogene Illusion: Trennung von (traumatischem) Mutterbild gelungen unbewusste Realität: infantile Abhängigkit von einem gefährlichen Mutterbild persistiert Wiederholung: sexualisierte Suche nachh sichernder und idealisierter Bezugsperson mittels des Symptoms
- Was ermöglicht das Symptom der Bewegungsstörung? auf Aufmerksamkeit und Zuwendung abzielenden symbolischen Ausdruck Abwehr einer unerträglichen Realität/ Vorstellung appellative Inszenierung eines eigenltichh erwünschten aber gleichzeitig gefürchteten sexuellen/ aggressiven/ oralen Triebwunsches
- Worum geht es immer bei der dissoziativen Störung? um ein Beziehungsdrama
- Worunter erfolgt die Symptomwahl unter dem Einfluss von zeittypischen sozio-kulturellen Normierungsprozessen (Triebverzicht, Rollenwandel) und verinnerlichten Schuldgefühlen (Wiedergutmachen)
- Womit steht die symptomauslösende Detailsituation häufig in Zusammenhang? unverarbeiteten kindlichen Konflikten und Belastungen und den daraus resultierenden Wahrnehmungsverboten eigener Wünsche
- Besonderheiten und Risiken in der Arzt-Patient-Beziehung Erntsnehmen des Patieten unbewusste Symbolsprache des Symptoms als eigenliche Botschaft => kann noch nicht sprachsymbolisch mitgeteilt werden Das Beziehungsdrama seiner Kindheit wird im kindlich-regressiven Darstellungsmodus auf die Arzt-Patient-Beziehung übertragen Arzt muss daher seine eigene heftige emotionale Gegenübertragungsreaktion genau wahrnehmen und kontrollieren Lachimpulse, Verwirrtheit, Belsutigung nicht zeigen nicht auf verführerisch oder erotisierende Inszenierungen eingehen Ärger, Enttäuschung und Entwertungsgefühle auf Seiten des Arztes unterdrücken aggressives Eskalieren oder abwertende Etikettierungen nicht zeigen => Professionell: Respekt und Wertschätzung für das Kind im Patienten deutlich machen => Verständnis signalisieren => Motivierung zur Psychotherapie => Unterstützung auf dem Weg in eine ambulante oder stationäre Behandlung
- Welche Behandlungsverfahren bieten sich an? 1. psychosomatische Grundversorgung 2. tiefenpsychologisch orientierte Vefahren 3. verhaltenstherapeutische Angebote zur Krankheitsbewältigung und Symptomreduktion bei fehlender Zugänglichkeit und starkem Abwehrbedürfnis 4. weitere Optionen: Hypnose und Entspannungsverfahren
- psychosomatische Grundversorgung stabile Arzt-Patienten-Bezihung affektzentrierte empathische Begleitung keine offensive Deutung oder invasive Diagnostik supportive Techniken Respekt vor dem Symptom als notgeborene Abwehrleistung ohne das Leid des Patienten zu ignorieren Ziel: Zusammen mit den Patienten über längeren Zeitraum innerhalb einer sicher erlebten Beziehung langsam an eig. Gefühle und Konflikte herantasten
- tiefenpsychologisch orientierte Verfahren konfliktorientierte, aufdeckende Therapieangeborte ambulant oder Stationär
- Wann werden VT Angebote eingesetzt bei fehlender Zugänglichkeit oder starkem Abwehrbedürfnis zur Krankheitsbewältigung und Symptomreduktion
- Was sind weitere Behandlungsverfahren? Hypnose Entspannungsverfahren
- Welche Phasen werden durchlaufen? 1. supportive Phase 2. psychodynamische Phase 3. kognitiv-behaviorale Phase
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