Prüfungsfragen Bef.prüfg. HM (Fach) / 2) Pathologie (Lektion)

Vorderseite B 35) Was wissen Sie über Morbus Scheuermann?
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= juvenile Verknöcherungsstörung der Wirbelsäule, v.a. der mittleren und unteren Brustwirbelsäule (knorpelige Randleistenapophysen), manchmal auch der oberen Lendenwirbelsäule.

Häufigste Wirbelsäulenerkrankung im Jugendalter. Das typische Alter für das Auftreten des Morbus Scheuermann ist zwischen 8 und 14 Jahren. Jungen sind häufiger betroffen als Mädchen (2:1).

Pathogenese:

Die Wirbel zwischen dem 5. und 11. Brustwirbel wachsen in ihren vorderen Anteilen langsamer als in den hinteren. Seltener ist obere lumbale Abschnitt (L1-L3) betroffen.

Entstehen typisch geformte Keilwirbel. Die Deckplatten der Wirbelkörper weisen zudem Inkonsistenzen auf, durch die Anteile der Zwischenwirbelscheiben in den Wirbelkörper eintreten können. Die beim ungleichmäßigen Wachstum entstehenden Verformungen der Wirbel sind asymmetrisch ðübermäßige Kyphose.

Ab ca. 18 Jahren sistiert mit dem Abschluss des Wachstums auch das pathologische Wachstum, keine weitere Progression.

Ursachen:

Weitgehend unklar. Hochwuchs und Haltungsschwäche sind oft mitverantwortlich.

Klinik:

Bei der überwiegenden Zahl der Betroffenen asymptomatisch. Nur ein kleiner Teil leidet unter Rückenschmerzen.

Beschwerden erst m Erwachsenenalter, wenn durch die Fehlstellung der Wirbelsäule bedingt Verspannungen und Überdehnungen der Rückenmuskulatur entstehen.

Gehäuft unter Bewegungseinschränkungen, Rückenschmerzen und degenerativen Veränderungen der Bandscheiben. Insbesondere durch die im Rahmen der vermehrten Brustkyphose entstehende übermäßige Lendenlordose führt zu einem gesteigerten Risiko für Lumbalsyndrome. Evtl. entsteht eine fixierte langgebogene Hyperkyphose, ein so genannter Rundrücken.

Diagnostik:

klinische Untersuchung und v.a. durch das Röntgenbild in der seitlichen Aufnahme erkannt werden. In frühen Stadien meist Normalbefund oder geringe Verformung von einzelnen Wirbelkörpern (1. Stadium), im weiteren Verlauf sind Kyphose, Schmorl-Knorpelknötchen und unregelmäßige Wirbeldeckplatten (2. Stadium) bis hin zu keilförmigen Verformungen der Wirbelkörper (3. Stadium) zu beobachten. Ergänzend kann eine Verkürzung des Abstands zwischen den betroffenen Wirbeln festgestellt werden.

Als Scheuermann-Trias bezeichnet man die Kombination aus:

o Keilwirbel

o Schmorl-Knorpelknötchen (in die Wirbelkörper eingetretene Anteile der Bandscheiben)

o Übermäßige Kyphose der BWS

Der klinische Zustand des Patienten muss nicht unbedingt mit dem Röntgenbefund korrelieren.

Therapie:

Während des Fehlwachstums können bei rechtzeitiger Erkennung druckentlastende Übungen im Rahmen einer Physiotherapie ein weiteres Fortschreiten verhindern. Stärkere Kyphosen können kurzzeitig mit einem entlastenden Korsett therapiert werden. Operative Verfahren kommen nur bei selten auftretenden schwersten Deformierungen durch eine Kyphose in Frage.

Bei den meisten Patienten bleibt Scheuermann unerkannt ð Therapieoptionen fallen aus. Solchen Patienten ist zur dauerhaften Linderung ihrer Beschwerden und Vermeidung sekundärer Fehlbildungen ein gutes Training der Rückenmuskulatur anzuraten.

Dieses Training kann z.B. aus gezielten Kräftigungsübungen, Gymnastik und vor allem Schwimmen bestehen. Unter diesen Voraussetzungen treten auch kaum Rückenschmerzen auf. Bei sachgemäßer Lebensweise keinen Verlust an Lebensqualität und Leistungsfähigkeit.

Diese Karteikarte wurde von Bisslvaruckt erstellt.