Unternehmensgründung (Fach) / Einsendearbeiten (Lektion)
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Diese Lektion wurde von janfesser erstellt.
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- Die ökonomische Unternehmertypologie von Picot/Laub/Schneider bildet hauptsächlich ein theoretisches Konzept zur transaktionskosten- und innovationsbezogenen Analyse des Gründungsprozesses von Unternehmen. Charakterisieren Sie die verschiedenen Formen unternehmerischer Tätigkeit, zwischen denen diese Autoren unterscheiden! Geben Sie bei Ihrer Darstellung insbesondere auch den Zusammenhang zwischen den einzelnen Unternehmertypen und den jeweiligen Phasen des Innovationsprozesses an! Transaktionskostentheoretische Überlegungen sowie ein Bezug sowohl zu den verschiede-nen Phasen im Innovationsprozeß als auch zum neoösterreichischen Unternehmerkonzept Kirzners bilden die wissenschaftliche Grundlage dieser rein ökonomischen Unternehmerty-pologie. Im einzelnen unterscheiden die Autoren dabei zwischen folgenden Formen unter-nehmerischer Tätigkeit:Politischer Koordinator:Als sogenannter politischer Unternehmer, der keinen direkten materiellen Vermögens-zuwachs anstrebt, sondern vielmehr aus politischen Überlegungen (Stimmengewinn etc.)heraus handelt, läßt er sich nicht den Unternehmertypen im engeren Sinn zurechnen.Dennoch erfüllt er eine gesamtwirtschaftlich bedeutsame Aufgabe, indem er die ord-nungspolitische Infrastruktur für die wirtschaftlichen Aktivitäten maßgeblich mitgestaltetund dadurch erst die notwendigen Frei- und Entscheidungsräume für individuelles unter-nehmerisches Handeln zur Verfügung stellt.Informationskoordinator:Die Tätigkeiten dieses Unternehmertypus liegen vorwiegend auf der abstrakt-konzeptio-nellen Ebene. In diesem Zusammenhang entwickelt er durch Zusammenführung zahlrei-cher Wissensfragmente neue Produktideen und neue technische Standards bzw. Normen. Aber auch institutionelle Innovationen, die organisatorische Änderungen in der Unter-nehmensstruktur zur Folge haben, werden durch ihn geschaffen. Unternehmensgründun-gen selbst führt er jedoch nicht durch. Insgesamt nimmt er vorwiegend die Rolle eines „Erfinders“ oder „geistigen Vaters“ ein. Daher entspricht sein Aufgabenbereich vor allem der Inventionsphase im Innovationsprozeß, die sich ja durchaus vergleichbar als Suche nach alternativen Problemlösungspotentialen definieren läßt.Ressourcenkoordinator:Im Gegensatz zum vorherigen Unternehmertyp nutzt der Ressourcenkoordinator dagegenvor allem die konkrete unternehmensbezogene Ebene als Handlungsfeld. In seiner Funk-tion als Organisator der Ideenabwicklung strebt er hierbei hauptsächlich danach, eineoptimale transaktionskostensenkende Koordination der Ressourcen, welche für dieGründung und Entwicklung eines Unternehmens benötigt werden, zu erreichen. Seinunternehmerischer Schwerpunkt wird demgemäß eher als inputorientiert bezeichnet. InHinblick auf die verschiedenen Phasen des Innovationsprozesses kann seine Tätigkeit inetwa mit der Transformationsphase, in der es zur Vorbereitung und Erstellung tatsächli-cher innovativer Produkte kommt, gleichgesetzt werden.Marktkoordinator:Diese vierte Form unternehmerischen Handelns läßt sich insbesondere mit dem Arbitra-geur im Sinne Kirzners vergleichen. Folglich besteht das Ziel des Marktkoordinators vorallem darin, durch Ausnutzung eines Informationsvorsprungs Koordinationslücken zwi-schen Anbietern und Nachfragern am Markt zu beseitigen. Als Ergebnis davon sinkenzunächst die Transaktionskosten, und es entstehen zudem neue Arbitragemöglichkeiten,die seitens des Unternehmers wahrgenommen werden können. Alles in allem führt einederartige marktkoordinierende Funktion gerade im Zusammenhang mit Innovationen zurMarktöffnung und fördert auf diese Weise die Diffusion neuartiger Produkte. Demgemäßentspricht diese Tätigkeit der Diffusionsphase, also jener Phase im Innovationsprozeß, inder Markteinführung und Marktdurchdringung bis hin zur Marktsättigung stattfinden.Ergänzend muß noch darauf hingewiesen werden, daß Picot, Laub und Schneider ihre Unternehmertypologie vorwiegend als theoretisches ökonomisches Konzept zur transaktionskosten- und innovationsbezogenen Analyse des Gründungsprozesses von Unternehmen ansehen. Demgemäß stehen diese vier Unternehmertypen jeweils idealtypisch für eine spezifische, zum Teil phasenabhängige Funktion unternehmerischen Handelns. In der Realität ist es daher durchaus vorstellbar, daß eine tatsächliche Unternehmerperson mehrere dieser Unternehmerrollen gleichzeitig oder nacheinander repräsentiert.
- Ein wichtiger Sachverhalt, durch den sich die Finanzierung einer Unternehmensgründung von einer „normalen“ Unternehmensfinanzierung unterscheidet, betrifft die phasenabhängige Eignung verschiedener Finanzierungsquellen. Erläutern und begründen Sie, welche Finanzierungsinstrumente in den einzelnen Phasen des Gründungsprozesses jeweils verfügbar sind bzw. sich bevorzugt zur Nutzung anbieten! Es zeigt sich, daß gewisse Finanzierungsinstrumente in ganz bestimmten Phasen des Gründungsprozesses eines Unternehmens eine hervorgehobene Bedeutung besitzen, wäh-rend sie dagegen in anderen Perioden der Unternehmensentwicklung einen nur geringen Stellenwert aufweisen. In diesem Sinn lassen sich folgende tendenzielle Aussagen zum pha-senbezogenen Gebrauch einzelner Finanzierungsmittel abgeben:•Vorgründungsphase:Als Kapitalquelle eignet sich in dieser Phase allein die Außenfinanzierung, insbesonderemittels Eigenkapitalzufuhr durch persönliche Ersparnisse des Unternehmensgründers undFinanzmittel aus seinem privaten Umfeld.•Gründungsphase:Vergleichbar der Situation bei der Finanzierung in der vorausgegangen Entwicklungs-phase erscheint in diesem Zeitraum in der Regel noch keine Innenfinanzierung möglich.Da die persönlichen Ressourcen des Unternehmensgründers während dieser Periode all-mählich zur Neige gehen, kommt der öffentlichen Gründungsförderung eine besondereRolle zu. Gegebenenfalls können auch schon Instrumente der Beteiligungsfinanzierung,hauptsächlich in Form direkten Risikokapitals, eingesetzt werden.•Frühentwicklungsphase:Aufgrund der Markteinführung des Produktes wird es erstmals möglich, daß zumindest ein Teil der benötigten Finanzmittel durch Kapitalquellen im Rahmen der Selbst- und Innenfinanzierung zur Verfügung steht, wenn auch zusätzliche Maßnahmen der Außen-finanzierung nach wie vor erforderlich sind. In diesem Zusammenhang bietet sich neben staatlichen Fördermitteln vor allem der Gebrauch direkten, von Privatinvestoren zur Ver-fügung gestellten Beteiligungskapitals an. Die persönlichen finanziellen Ressourcen des Unternehmensgründers und seines Umfeldes dürften jedoch während dieser Phase nicht selten bereits aufgezehrt sein; ebenso sollten klassische Kreditinstrumente wegen der bekannten Charakteristika von Unternehmensgründungen nur in sehr eingeschränktem Ausmaß nutzbar sein.•Amortisationsphase:Erst ab diesem Zeitpunkt in der Unternehmensentwicklung kann die Selbstfinanzierung als ein zentraler Finanzierungsfaktor für das Unternehmen angesehen werden. Gleich-zeitig verschwinden allmählich die strukturellen Hemmnisse, die in den früheren Phasen des Gründungsprozesses einer Finanzierung mit Bankdarlehen entgegengestanden haben, so daß sich dieses Mittel zur Kapitalbeschaffung ebenfalls verstärkt einsetzen läßt. Wäh-rend auf der einen Seite die Relevanz der direkten Beteiligungsfinanzierung eher rück-läufig ist, gewinnt auf der anderen Seite die indirekte Beteiligung über Risikokapitalge-sellschaften als Finanzintermediäre an Bedeutung. Die staatliche Gründungsförderung besitzt nur noch geringen Stellenwert.Expansionsphase:Von der vorhergehenden Periode unterscheidet sich dieser Zeitraum strukturell im wesentlichen durch einen zusätzlichen, wachstumsbedingten Kapitalbedarf, der häufig weder durch das Selbstfinanzierungspotential des Unternehmens noch durch eine tradi-tionelle Kreditaufnahme hinreichend gedeckt werden kann. Deshalb tritt in dieser Phase des Gründungsprozesses neben diese beiden Instrumente der Kapitalbeschaffung oftmals noch die Beteiligungsfinanzierung mit formellem Risikokapital als drittes wichtiges Finanzierungsmittel. In manchen Fällen kann man bereits zu diesem Zeitpunkt auch einen Börsengang, der dem jungen Unternehmen einen direkten Zugang zum organisier-ten Kapitalmarkt gestattet, als zusätzliche Finanzierungsalternative in Erwägung ziehen.Wenn man insgesamt ein kurzes Resümee zu diesem Aspekt der Gründungsfinanzierung ziehen möchte, zeichnet sich dieses Fazit wohl am besten durch zwei Feststellungen aus: Sowohl Innen- als auch Fremdfinanzierung weisen über weite Strecken des Gründungspro-zesses wirklich nur eine sehr untergeordnete Relevanz auf. Im Gegensatz dazu kommt der Außen- und Eigenfinanzierung durch Einlagen des Unternehmensgründers sowie im Rah-men einer Risikokapitalfinanzierung eine bei weitem größere Bedeutung zu.